Dachreiter

hölzernes Glockentürmchen auf dem Dachfirst eines Gebäudes

Ein Dachreiter (gelegentlich Firstreiter;[1] früher auch Aufreiter[2]) ist ein dem Dachfirst eines Gebäudes aufsitzendes (‚reitendes‘) Türmchen.

Dachreiter

Weitere Begriffe, Unterscheidungen

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Ein Dachreiter, der als Glockenstuhl dient, wird auch Glockenreiter genannt; Glockenreiter haben seitliche Schallöffnungen. Ein Dachreiter über einem Giebel ist ein Giebelreiter (Dachturm),[3] über dem Chor einer Kirche ist er ein Chorreiter.

Vom Dachreiter kann der Dachturm unterschieden werden, der meist auf einer Kirchenwand getragen wird. Oft werden aufgrund ihrer äußeren Form auch solche Türmchen als Dachreiter bezeichnet,[4] die konstruktiv beispielsweise Mauerreiter, Bogenreiter[5] oder Giebelreiter sind.

Offene Dachreiter auf Dächern von Kuppeln, Hauben, Zwiebeln usw. werden als Laterne bezeichnet.

Geschichte und Verwendung

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Dachreiter gewannen beim Kirchenbau der Zisterzienser und Bettelorden seit dem 12. Jahrhundert an Bedeutung, deren Ordensregeln prächtige Turmbauten verboten.[6] Dachreiter sind oft auf Kapellen und kleinen bzw. schmalen Kirchen zu finden. Die ältesten Dachreiter befinden sich auf gotländischen Landkirchen. Bei gotischen Kathedralen mit Westturmanlagen wird der Vierungsturm an der Stelle, wo sich Längsschiff und Querschiff kreuzen, häufig in Form eines Dachreiters ausgeführt (z. B. Altenberger Dom, Kölner Dom, Kathedrale von Amiens, Kathedrale Notre-Dame de Paris).

Seit dem späten Mittelalter befinden sich Dachreiter auch auf Profanbauten oder über einem Giebel.

Dachreiter mit kleiner Glocke oder Uhren-Zifferblatt gibt es oft auf Herrenhäusern, deren Torhäusern, auf großen Bauernhäusern, Gebäuden der Feuerwehr, Rathäusern sowie bergbaulichen Huthäusern. Bekannt sind sogenannte Essglocken[7] als kleine Glockenreiter auf Bauernhäusern im Salzburger Land.[8]

Konstruktion

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Konstruktion des Dachreiters der Klosterkirche Orbais (Bauaufnahme von Friedrich Ostendorf)

Noch höher als bei gewöhnlichen Dachwerken sind die baukonstruktiven und baustatischen Anforderungen an Dachreiter, da Gewicht und anlastender Winddruck auch das benachbarte Dach beschädigen können. Nur die wenigsten Dachreiter sitzen (‚reiten‘) konstruktiv wirklich auf einem Satteldach. Zumeist ist es ein längeres hölzernes Turmbauwerk, dessen Schaft unten verstrebt auf der Dachbalkenlage ruht, sodass nur sein oberer Teil – vergleichbar einem Schornsteinkopf – gestaltungswirksam über die Dachhaut hinausragt.[9]

Hölzerne Dachreiter sind zum Witterungsschutz oft bretterverkleidet, verschiefert oder mit einer Blechverkleidung versehen.

Dachreiter als Lüftungshaube

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Auf Wirtschaftsgebäuden, vor allem bei landwirtschaftlichen von Ställen oder Lagerböden, können Dachreiter der besseren Lüftung des Innern und von Dachböden dienen. Eine schlichte Konstruktionsform eines solchen Dachreiters besteht aus der Fortsetzung der oberen Sparrenköpfe mit zusätzlichem Satteldächlein.[10]

Dachreiter-Gaube

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Verschiedentlich wir auch eine besondere Art von Dachgauben als Dachreiter bzw. Dachreiter-Gaube bezeichnet: Dachgauben, die auf einer Dachfläche so weit oben sitzen, dass sie am oder auf dem Dachfirst sitzen, bzw. reiten.[11]

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Dachreiter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Dachreiter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Beispielsweise hier: Gemeinde Leutenbach, Ortsteil Mittelehrenbach, Haus Nr. 10, auf fachwerk.walberla.de, abgerufen am 29. September 2024.
  2. Oscar Mothes: Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 2: C bis G. Leipzig 1882, S. 116: Dachreiter. (Digitalisat). – Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2. Stuttgart / Leipzig 1905, S. 508: Dachreiter (Aufreiter). (Digitalisat)
  3. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 30. Dezember 2023), S. 123.
  4. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 30. Dezember 2023), S. 122 f.
  5. Philip S. C. Caston: Spätmittelalterliche Vierungstürme im deutschsprachigen Raum – Konstruktion und Baugeschichte. Imhof, Petersberg 1997, ISBN 978-3-932526-05-3, S. 10.
  6. Hans Vogts: Dachreiter. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Bd. III (1953), Sp. 968–976 (online), abgerufen am 23. April 2019.
  7. Essglocke. In: Salzburg Wiki der Salzburger Nachrichten (sn.at). 27. Februar 2023, abgerufen am 30. Juli 2024.
  8. Glockenturm. In: freilichtmuseum.com. Salzburger Freilichtmuseum, abgerufen am 30. Juli 2024.
  9. Friedrich Ostendorf: Die Geschichte des Dachwerks erläutert an einer großen Anzahl mustergültiger alter Konstruktionen. B. G. Teubner, Leipzig / Berlin 1908, S. 244–269 (Digitalisat UB Heidelberg, abgerufen am 28. Juli 2024)
  10. Erwähnt und illustriert von Oscar Mothes: Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 2: C bis G. Leipzig 1882, S. 116: Dachreiter. (Digitalisat)
  11. Dachreiter Gaube. In: pinterest.de. Abgerufen am 29. September 2024 (mit Bildbeispielen).