Diskussion:Castiglione (Adelsgeschlecht)

Letzter Kommentar: vor 6 Jahren von Hannes 24 in Abschnitt registrieren?

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Also für meinen Geschmack ist der Artikel eigentlich schon zu lang. Das noch weiter auszuformulieren? ich weiß nicht ;-). Ich würde die Wiederholungen (Text hier im Artikel UND in einem eigenen Artikel zur Person überdenken. War viel Arbeit, dieser Artikel. --Hannes 24 (Diskussion) 19:14, 25. Sep. 2013 (CEST)Beantworten

Die vielen Rotlinks (noch nicht erstellte Artikel) sind auch nicht sehr schön. Ich hoffe die Angaben stimmen (im Großen und Ganzen). Das nachzuprüfen wäre sehr aufwendig, zumindest für jemand, der sich beim italienischen Adel nicht auskennt. --Hannes 24 (Diskussion) 16:38, 13. Apr. 2014 (CEST)Beantworten

-- Als Autor, wissenschaftlicher Genealoge und promovierter Historiker kann ich versichern, dass die Fakten alle stimmen. Der einzige Grund, warum ich die Belege nicht direkt zitiert habe, ist in der Tat der Aufwand. Unten die Literaturliste gibt die Quellen aber an. - Dr. Ralf G. Jahn.

-- Auf der italienischen Wikipedia gibt es auch einen Artikel über dieses Adelsgeschlecht, wenn auch nicht so ausführlich: http://it.wikipedia.org/wiki/Castiglione_%28famiglia%29 (nicht signierter Beitrag von 2003:6E:4B22:6B66:F4C5:FCE:87E8:7354 (Diskussion | Beiträge) 23:18, 13. Apr. 2014 (CEST))Beantworten

Ich wollte ihre Qualifikation nicht anzweifeln. In diesem Fall kommt man um (Mittel)italienisch? oder Lateinkenntnisse nicht herum. Prinzipiell skeptisch machen mich Stammbäume bis ins 10. Jahrhundert ;-) Aber Sie haben ja von (Familien)tradition und mit "?" geschrieben. Wobei die Quellen in Italien besser sein können?, bei meinen Vorfahren ist wohl 1683 Schluss, da haben die Osmanen alle Aufzeichnungen niedergebrannt. lg --Hannes 24 (Diskussion) 17:44, 14. Apr. 2014 (CEST)Beantworten

Selbstverständlich sind Latein- und Italienisch-Kenntnisse in weit mehr als ausreichendem Maße vorhanden. Die Stammbäume des italienischen Adels reichen aufgrund der weit besseren Quellenlage weiter zurück als beim deutschen Adel. Deutschland war um 1000 noch kulturelles Entwicklungsgebiet, Italien war da schon viel weiter. Die Familienlegende zu Corrado und Berengar ist dem Aufsatz im Standardwerk "Gaetano Moroni: Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica da San Pietro sino ai nostri giorni", Bd. 10, Venedig 1841, S. 213-220, zu entnehmen. Den gemeinsamen Ursprung mit Chatillon behauptet - nicht nur - D. Fabricio Castiglione Morelli: De Patricia Consentina Nobilitate Monimentorum epitome. Venetjis 1713. Wenn der Name Chatillon ins Italienische übersetzt wurde, lautete er Castiglione - und umgekehrt.

Gerade im Mittelalter wurden Vor- und Nachnamen bei Bedarf übersetzt, erst mit der Einführung der Standesämter wurde die Schreibweise der Familiennamen eingefroren. Spaltete sich ein Adelsgeschlecht schon vor dem Ersten Kreuuzzug, brauchten weder Wappen, noch Familienname identisch zu sein. Familienlegenden beim Adel enthalten fast immer einen wahren Kern, sie wurden publiziert und mit ihnen machte man Politik. Man muß sie daher erwähnen, natürlich mit der notwendigen Einschränkung, daß es sich um eine Familienlegenmde handelt.

Es gibt natürlich sehr unterschiedliche Familienlegenden, auch was die Glaubwürdigkeit betrifft. Wenn die Esterhazy z.B. behaupten, von Attila dem Hunnenkönig abzustammen oder eine spätmittelalterliche Familie möchte von einem trojanischen Helden oder römischen Senator der Antike abstammen, ist das wenig glaubhaft. Wenn aber ein sehr altes Geschlecht, das bereits 1241 einen Papst gestellt hat (und schon 1067 einen Erzbischof von Mailand), glaubt mit einer anderen Adelsfamilie verwandt zu sein, die nicht viel älter oder ranghöher ist, ist das etwas anderes, zumal diese zum Zeitpunkt der Behauptung noch existiert und dieser Annahme nicht widersprochen hat.

Die Abstammung von Berengar und Corrado ist nicht im Hinblick auf das Wissen einer Verwandtschaftsgruppe Burgund-Ivrea behauptet worden. Erst mir ist in diesem Zusammenhang aufgefallen, daß diese Markgrafen von Ivrea eines Mannesstammes mit den späteren Königen von Kastilien sind. Einen gemeinsamen Nachnamen haben diese Familien nicht gehabt. Der Name "Haus Burgund-Ivrea" ist erst viel später von den Historikern eingeführt worden. Über die Ehe des Marchese Castiglion Morelli di Vallelonga mit der Herzogstochter Tuttavilla stammen deren gemeinsame Nachkommen direkt - wenn auch nicht in reiner männlichen Linie - von Kaiser Karl V. (und damit folglich von allen seinen Vorfahren) ab.

Es sind viel weniger Adelsfamilien aus dem Früh- und Hochmittelalter ausgestorben als bisher angenommen, berücksichtigt man die unehelichen Nachkommen oder diejenigen, die den priviligierten Status nicht aufrechterhalten konnten, da die Teilnahmepflicht der Ritter an den Kriegszügen ihrer Lehnsherren manchmal ruinöse Folgen nach sich ziehen konnte, weil man sich nicht mehr genügend um seine Besitzungen kümmern konnte. Es gab auch Nebenlinien, die Reichtum und Ansehen der Hauptlinie nicht erwerben oder behaupten konnten. Nach den Quellen lassen sich für die Zeit um 1000 nicht immer die konkreten Verwandtschaftsverhältnisse ermitteln, wohl aber die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Verwandtschaftsgruppe. Die lückenlose Stammfolge bei den Castiglione beginnt erst im 13. Jahrhundert, aber schon zuvor sind Angehörige dieses Adelsgeschlechtes urkundlich erwähnt worden, d.h., man weiß zwar, daß sie diesem Adelsgeschlecht angehörten, aber ob es sich um einen direkten Vorfahren handelt oder dessen Bruder oder gar Cousin, bleibt offen.

Kognatisch ist die behauptete Abstammung sogar ohne jeden Zweifel bewiesen, sowohl von Berengar, als auch von den Chatillon, was meine Forschungen ergaben. Je höher der Adel, desto besser ist die Quellenlage. Dabei spielt die regionale Herkunft des Adelsgeschlechtes eine nicht unwichtige Rolle, ebenso der Rechtsstatus. Die Castiglione waren Burggrafen der Herzöge von Mantua in Castiglione und Patrizier von Mailand, wo die Überlieferung besonders gut ist. Name, Wappen und Rechtsstatus lassen keinen Zweifel zur Zugehörigkeit zu diesem Adelsgeschlecht. Pompeo Litta (1781-1852), der ein genealogisch-historisches Stammeltafelwerk über die 155 bedeutendsten Familien Italiens verfaßte(Famiglie celebri italiane, mit 1106 Stammtafeln und 839 Illustrationen), brachte auch den Stammbaum zu den Castiglione di Milano auf 5 großen Doppelseiten (Mailand 1822). Ich habe dazu verlinkt. Er beginnt schon im 11. Jahrhundert mit der Stammtafel.

Nach der englischen Wikipedia stammt auch die bedeutende mexikanische Familie Martinez del Rio von den Mailänder Castiglione ab. Vielleicht hatte man den Namen Martinez del Rio angenommen, weil damit ein großes Erbe verknüpft war. Dies ist im spanischen Raum möglich und wird dort auch praktiziert. Das Salische Recht wie beim deutschen Adel gibt es dort so nicht.- Dr. Ralf G. Jahn.

PS: 1683, da tippe ich auf Burgendland oder die angrenzenden Teile Niederösterreichs. (nicht signierter Beitrag von 2003:6E:4B22:6B36:F4C5:FCE:87E8:7354 (Diskussion | Beiträge) 23:54, 14. Apr. 2014 (CEST))Beantworten

Beeindruckend. Da werden Sie ja eine nette kleine private Bibliothek mit einigen tausend Büchern haben. Ja, meine jüngere väterlichen Vorfahren lebten im südlichen Wr. Becken (Raum Laxenburg), der letze bekannte Vorfahre war beschäftigt beim Herren von Seibersdorf (NÖ). Die älteren Vorfahren kamen aus Oberösterreich und dann in den Wr. Neustädter Raum. Aber genaueres weiß ich nicht (hab mich noch nicht wirklich damit beschäftigt, weil ich mich da zuwenig auskenne). Die mütterlichen Vorfahren waren Steinmetze in Loretto (Bgld). lG --Hannes 24 (Diskussion) 09:08, 15. Apr. 2014 (CEST)Beantworten
Danke für das Lob! In der Tat besitze ich eine sehr große Bibliothek. Meine eigene Vorfahren waren ganz normale Menschen, aus allen sozialen Schichten, aus fast allen deutschen Regionen, Protestanten (Lutheraner und Calvinisten) und Katholiken. Bei meiner Frau sieht es anders aus. Sie stammt von mindestens 5 Päpsten direkt ab und bei weiteren 8 Päpsten stammt sie von dessen Bruder oder Schwester ab, was sie übrigens ursprünglich gar nicht wußte, nicht einmal ahnte. Das hatte erst ich bei meinen Forschungen herausgefunden. Aber die Fakten stimmen. Jede Familie hat Geschichte und sie ist immer konkret. Es gibt keinen Bettler, der nicht von Königen und keinen König, der nicht auch von Bettlern abstammt. Interessant ist auch, daß wir Mitteleuropäer von jedem 4. Germanen abstammen, der zur Zeit der Varusschlacht im heutigen Deutschland lebte. Aber wir haben nicht nur germanische Vorfahren, sondern haben auch Angehörige vieler anderer Ethnien unter unseren Ahnen. Die gesamte Menschheit stammt von der "Ur-Eva" ab, die vor etwa 160.000 Jahren gelebt hat. Also kein Platz für Standesdünkel oder Rassismus! (nicht signierter Beitrag von 2003:6E:4B22:6B69:C4F3:E05C:4438:9BAA (Diskussion | Beiträge) 00:44, 16. Apr. 2014 (CEST))Beantworten
Hallo, Dr. Jahn, ich beschäftige mich seit ca. 2 Jahren hobbymäßig hier in wp mit dem Adel aus Österreich, weil es dazu im Netz leicht erreichbare alte (und seltener neue) Literatur gibt. Dabei lerne ich natürlich viel dazu, wobei eine seriöse Beschäftigung mit dem Thema ein großes Wissen und viel Quellenstudien bedingt. Aber da erzähle ich Ihnen ja nichts neues;-). Spannend ist, wie sich die Geschlechter "entwickelt" haben, gerade mit der Reformation gab es ja einen Umbruch im Habsburgerreich. Im Endeffekt kam es auf die Tüchtigkeit der Stammherren (in früheren Zeiten natürlich auf die körperliche Kampfkraft) oder auch auf die Rücksichtslosigkeit (wenn man es negativ sehen will), später darauf sich an die Zeiten anzupassen und den Besitz zu erhalten. Der "Normalfall" ist eigentlich, dass Geschlechter im Mannesstamm irgendwann aussterben. Von den alten Apostelgeschlechtern gibt es in Ö nur mehr drei. Später hat man dann einen Verwandten adoptiert um die Linie fortzusetzen. Ich nehme an, dass ihre Frau Castiglioni-Vorfahren hat. --Hannes 24 (Diskussion) 11:46, 16. Apr. 2014 (CEST)Beantworten

Richtig, meine Frau ist eine geborene Castiglion Morelli. Daher beschäftige ich mich auch mit ihrer Familiengeschichte. Das meiste allerdings sind Ergebnisse meiner Forschungen. Die Fakten stimmen. Ein reichsgräfliches Uradelsgeschlecht, das zwei Päpste und einen der bedeutendsten Schriftsteller der Renaissance, Baldassare Castiglione, hervorgebracht hat, hat es nicht nötig, sich mit fremden Federn zu schmücken.

Donna Maria Artemisia Tuttavilla aus dem Hause der Herzöge von Calabritto (1774-1821), Ehefrau von Lelio Castiglione Morelli Marchese di Vallelonga, Patrizio di Cosenza, stammt nach meinen Forschungen ab von:

  • In 16. Generation: Skanderbeg (1405-1468), albanischer Fürst und Nationalheld.
  • In 14. Generation: Galeazzo Maria Sforza, Herzog von Mailand (1466-1476).
  • In 14. Generation: Papst Innozenz VIII. Cibo (1484-1492).
  • In 13. Generation: Papst Alexander VI. Borgia (1492-1503).
  • In 13. Generation: Lorenzo I. „il Magnifico“ de Medici (1449-1492) [Vater von Papst Leo X. (1513-1521) und Onkel von Papst Clemens VII. (1523-1534)].
  • In 13. Generation: Papst Julius II. della Rovere (1503-1513).
  • In 13. Generation: Papst Paul III. Farnese (1534-1549).
  • In 13. Generation: Gian Francesco II. Gonzaga, Markgraf von Mantua (1466-1519).
  • In 13. Generation: Kaiser Maximilian I.
  • In 12. Generation: Lucrezia Borgia (1480-1519).
  • In 12. Generation: Camilla Peretti, Marchesa di Venafro (1519-1605), Schwester von Papst Sixtus V. Peretti (1585-1590).
  • In 11. Generation: Cosimo I. de Medici, Großherzog von Toskana (1519-1574).
  • In 11. Generation: Kaiser Karl V.
  • In 10. Generation: Pietro Aldobrandini (1525-1587), Bruder von Papst Clemens VIII. (1592-1605).
  • In 10. Generation: Papst Gregor XIII. (1572-1585) Boncompagni.
  • In 9. Generation: Giovan Battista Borghese (1554-1609), Bruder von Papst Paul V. Borghese (1605-1621).
  • In 9. Generation: Conte Orazio Ludovisi, Duca di Fiano (1561-1640), Bruder von Papst Gregor XV. (1621-1623).
  • In 7. Generation: Andrea Spinola, Doge von Genua.


Die Frage des Aussterbens bzw. Absinkens alter Adelsgeschlechter ist ein sehr interessantes Phänomen, das mich seit langem fasziniert.

Von den um 1200 im Gebiete des nachmaligen Großherzogtums Baden rund 1.400 eingesessenen edelfreien Familien blühen heute nur noch zwei Geschlechter (diejenigen der Großherzöge von BADEN und der Fürsten zu FÜRSTENBERG). Die anderen haben teils die Kriege und Fehden, teils der Zölibat der Bischöfe, Äbte und Kanoniker zum Aussterben gebracht, zum kleineren Teil sind sie auch in der Ministerialität der großen Grafen aufgegangen, blühen also in einigen Fällen noch im Niederen Adel, wohl auch unter anderem, von einem jüngeren Lehen oder einer erheirateten Herrschaft herkommenden Namen. Daher ist es oft schwer bei einem nichttitulierten Uradelsgeschlecht, das früh erloschen ist und später in Urkunden nicht mehr auftaucht, festzustellen, ob es dem Höheren oder Niederen Adel angehört.

Die edelfreien Kleingrundbesitzer waren durch Erbteilung und Geldentwertung meist so arm geworden, daß sie die Ritterrüstung nicht mehr erwirtschaften konnten; sie gingen im Großbauerntum auf. Gelegentlich kam es auch noch im Spätmittelalter zum Absinken eines edelfreien Adeligen in die Ritterschaft, die sich in der Ablegung des Standestitels "Graf" oder "Herr" (dominus) äußerte.

Ein Beispiel aus meiner Vorfahrenschaft: Das angesehene Edelherrengeschlecht de Mattelare (Matlar) war ein Zweig der Adelsfamilie STECKE. Die Geschichte dieser Familie läßt sich im Mannesstamm bis zum Jahre 866 verfolgen. Sie beginnt mit den Pfalzgrafen von Aachen und Niederlothringen (EZZONEN), die mit dem Kaiserhaus der OTTONEN verwandt waren. Stammvater ist Graf Ehrenfried I., dessen Nachkommen die Grafen von Berg waren. Aus diesen ging Arnold von Hövel, Graf von Deutz, hervor, von dem wiederum das Edelherrengeschlecht Stecke abstammt. Die Mitglieder dieser Familie haben als Richter, Drosten und Erbmarschälle die Politik der Grafschaft Kleve entscheidend beeinflußt. Zwischen den Jahren 1150 und 1200 waren die Nachkommen der Stecke auf der Burg Holten schon so zahlreich, daß sich einzelne Familienzweige herausbildeten. Die Matlar nannten sich nach dem gleichnamigen Holtener Burgmannenhof. Die verwandtschaftliche Beziehung mit Götterswick und Stecke wird u.a. in einer Urkunde aus dem Jahre 1256 sichtbar. In dieser urkundet der Ritter Burchard, genannt Mathalare, im pluralis maiestatis als Edelherr und Burgmann von Holten, wobei seine Mitburgmänner der Edelherr (nobilis) Burchard, genannt Stecke, und Henricus Stecke seine Zeugen sind. Burchard von Matlar wird 1269 als „nobilis vir“ bezeichnet. Der Mattlerhof, ein von der Burg Holten abhängiges Burglehen (heute „Revierpark Mattlerbusch“ inmitten des Städtedreiecks Duisburg, Dinslaken und Oberhausen), wird erstmals 1319 urkundlich erwähnt. Das Wappen des Henric von Matlar mit dem blau-silbernen Fehbalken auf goldenem Feld ist im Wappenbuch Gelre abgebildet (um 1375). Dort ist er als Lehnsmann des Herzogs von Berg erwähnt. 1440 ist letztmalig ein Friedrich von Matlar mit adliger Eigenschaft bezeugt. Sein Vater war noch Ritter und Herr zu Tüschenbroich im Herzogtum Jülich. Dann herrscht in der Überlieferung eine Lücke. Später waren die Besitzer des Mattlerhofes nur noch Schulzen („Schulte-Mattler“). Elisabeth zu Marteler (†1662) aus dem Geschlecht der Schulte-Mattler wurde 1627 mit ihrem Ehemann Wilhelm Talsfeld vom Kloster Sterkrade mit dem Schwelgerngut (heute Standort der modernsten Kokerei Europas) behandigt. Es ist zu vermuten, daß die nicht übermäßig reiche Adelsfamilie ihre standesgemäße Beteiligung an den zahlreichen Kriegen jener Zeit sich nicht mehr leisten konnte und daher freiwillig ihren Rang etwas minderte.

Gerade in Kriegszeiten verarmten viele Adelsfamilien. Sofern sie nicht vom Landesherrn aus standespolitischen Rücksichten über Wasser gehalten werden konnten, sahen sie sich vielfach gezwungen, auf ihrem adeligen Status und ihre adeligen Namen bzw. Titel zu verzichten und einer bäuerlichen oder handwerklichen Tätigkeit nachzugehen. Dieser Prozeß des Absinkens von Adelsfamilien, der das soziale, jedoch vielfach nicht das biologische Aussterben von Familien bzw. -zweigen zur Folge gehabt hat, ist nur wenig bekannt und erforscht. Ein Ast der schwäbischen reichsritterschaftlichen Familie OW ist z.B. bereits im 15. Jh. in den Bauernstand "abgesunken".

Solch ein Absinken brauchte keineswegs nur durch außergewöhnliche Schicksalsschläge oder persönliche Unfähigkeit verursacht werden. Vielfach wurde es durch eine starke Vermehrung hervorgerufen, die es bei gleichbleibendem Besitz nicht erlaubte, daß die zahlreiche Nachkommenschaft ein standesgemäßes Leben zu führen vermochte. Insbesondere in der Mark Brandenburg und in Pommern ist in der frühen Neuzeit der Kleinadel gleich demjenigen mancher Provinzen Polens gebietsweise ungemein kopfstark gewesen und hat nicht selten in ausgesprochen bäuerlichen, ja ärmlichen Verhältnissen leben müssen. In einem pommerschen Dorf - so wird berichtet - sei der einzige Nichtadelige ein Nachtwächter gewesen. Dort waren sogar Kuhhirten mit adeligen Mädchen verheiratet.

Für die Grafschaft Oldenburg hat man berechnet, daß von rund 200 Adelsfamilien des Spätmittelalters dort um 1600 herum noch 30 erhalten waren. Die Schrumpfung war hier zum größten Teil durch das Absinken in den Bauernstand eingetreten. Andere Ursachen der Schrumpfung des Adels waren die kurzen Lebenserwartungen und das häufig – z.T. aus Versorgungsgründen – gewählte Zölibat. Das Verhältnis von Verheirateten zu Zölibatären betrug bei männlichen Adeligen im Durchschnitt 61:39. Je niedriger das Adelsgeschlecht stand, um so höher war der Anteil an Zölibatäre. Aber wegen der geringen Lebenserwartung konnten auch Familien, die sich der Kirche ferner hielten, rasch zusammenbrechen. Bei den LUXEMBURGERN zählt man ab 1300 9 Vermählte und einen Zölibatär. Kaiser Karl IV. hatte zwar 10 Kinder, aber nur 2 Enkeltöchter. Auf die kirchlichen Konvente wirkte sich die Entwicklung folgendermaßen aus: Das adelige Reichsfrauenstift Essen hatte im 13. Jh. durchschnittlich 27 Nonnen; in der Mitte des 15. Jh. zählt man nur noch 7–8.

Der Familienbestand des Adels wechselte stark. Im Mittelrheingebiet gab es 1430 wohl noch rund 500 Familien des hochmittelalterlichen Niederadels, 1555 nur noch 230–250. Die 1.400-1.500 Adelsgeschlechter in „Niedersachsen“ im 13. Jh. reduzierten sich auf nur 350 Geschlechter um 1550. In der Kurmark waren um 1540 genau 259 Geschlechter ansässig gewesen, von denen um 1800 nur noch 83 bestanden. 176 Geschlechter waren ausgestorben,fortgezogen oder verarmt. 142 neue Geschlechter haben ihre Nachfolge angetreten. Von den 140 Familien höheren Adels in Bayern existierten 1503 noch 75, 1550 noch 57, 1652 noch 31 Familien und 1806 nur noch 18. Während im Hochstift Paderborn um 1445 noch 47 adlige Familien ansässig waren, lebten dort um 1600 nur noch 30 adlige Familien, davon 19, die bereits 1445 dort gelebt hatten. 1661 aber war die Zahl auf 16 Familien gesunken. Der Austausch von absterbenden Familien durch nachrückende Familien hat sich gleichsam systemneutral vollzogen.

Bei strenger Ahnenprobe war im späten 18. Jh. die Zahl der Angehörigen der Ritterschaft so geschrumpft, daß z.B. 1763 nur 9 Ritterbürtige auf dem Landtag der Grafschaft Mark erschienen; von 1780 bis 1791 kam es dann zu 8 Neuaufnahmen. 1806 erschienen 11 märkische Ritter auf dem Landtag, dagegen nur noch 2 klevische.

Der soziale Abstieg erfolgte in der Regel nicht ins Bodenlose, sondern jeweils in eine rangniedrigere Position als ein reputierliches Auffangbecken.

Auf zahlreichen Wagen gelangte kaiserliches und königliches Blut bis in bürgerliche Familien. Den niedersächsischen Bauerngeschlechtern des Namens RAUTENKRANTZ bestätigte nach erbrachtem urkundlichem Abstammungsbeweis das zuständige Gericht die Herkunft von den angeblich ausgestorbenen HERZOGEN VON SACHSEN-LAUENBURG aus dem Geschlecht der ASKANIER. Durch die in Norddeutschland weitverbreiteten Rautenkrantz müssen Zehntausende einfacher Leute fürstliches und königliches Blut in den Adern haben.

Den Genealogen sind gewisse "klassische" Wege bekannt, auf denen sich der Zugang zu Hohenstaufen, fränkischen, sächsischen Kaisern, Karolingern findet. Adelige haben viele uneheliche Kinder hinterlassen. Von dem Herzog Johann II. von Kleve wird berichtet, er habe vor seiner Heirat im 31. Lebensjahre 63 Kinder gezeugt. Die außerehelichen Nachkommenschaften der Fürstenhäuser wurden ebenso Neuadel wie bürgerliche Juristen; auch die unehelichen Kinder kleinerer Grafen und Herren wurden gelegentlich legitimiert, während die „Ehen“ von adligen Bischöfen und Domkapitularen mit ihren Haushälterinnen häufig zur Abspaltung bürgerlicher Familien gleichen Namens führten. Das Blut der Edelfreien erhielt sich so besser, als es nach dem Schicksal ihrer Geschichte anfangs den Schein hat. Es lassen sich zwar engere Ahnengemeinschaften aussondern, die in ihrer Erbmasse sich voneinander unterscheiden, allein es fehlt nie an Brücken, an Übergängen, die von der einen zu anderen Schicht hinüberführen. Zugespitzt ausgedrückt: kein König, der nicht nachweisbar Bettler zu Ahnen hätte, kein Bettler, der nicht von Königen abstammte.

Um auf unser Beispiel zurückzukommen: Die von Matlar und Stecke sind eines Mannesstammes wie die Herzöge von Kleve-Jülich- Berg (ausgestorben 1609), die Herzöge von Bouillon (ausgestorben 1588), die Grafen von Limburg-Styrum (noch blühend) oder auch die bürgerliche Familie Pies. Goswin Stecke von Beeck ist der leibliche Vater von Goswin I. (von) PIES (*um 1290). Eine zweite Verwandtschaft von Stecke zu Pies läßt sich über Hadewich Stecke verfolgen, die in das Rittergeschlecht von Loë einheiratete. Eine Tochter von Loë heiratete den Klever Bürgermeister Heinrich Scheyffart (von Merode), dessen Tochter wiederum die Frau des Klever Bürgermeisters Heinrich V. Pies (†1565) wurde. Goswin I. PIES ist der erste Namensträger der Familie. Er ist ein um 1290 geborener illegitimer Sohn des Ritters Goswin Stecke von Beeck, Burgmann von Holten, und einer Tochter des Ritters Lambert von Holthausen auf Schloß Aspel bei Rees. Goswin I. Pies, der eine Tochter aus dem Rittergeschlecht von Heiden (genannt Rynsch) heiratete, kommt urkundlich mit dem Prädikat "van" ("von") vor und wird als "dominus" bezeichnet. Er übernahm das Wappen seiner Mutter von Holthausen mit den drei 2:1 sechsstrahligen silbernen Sternen im blauen Schild. Die Piese erbten von den Edelherren Stecke später zahlreiche Güter und übernahmen von ihnen auch zahlreiche Ämter. Sie waren vor allem als Richter, Rentmeister und Burggrafen unter den Grafen und Herzögen von Kleve tätig. Ihre Ritterbürtigkeit ist mehrmalig belegt. Der Stamm Holten der klevischen Ritter Pies teilte sich bald in zwei Äste: in den Ast Beeck und in den Ast Uedem. Aus letzterem entsproß der kalvinistische Zweig zu Leiden und Amsterdam. Dieser starb im Mannesstamm aus mit Dr. med. Willem Pies (1611-1678), der als Begründer der Tropenmedizin gilt. Ein Onkel von Willem Pies war der Kaiserliche Regimentsfeldscher und Chirurgus Diederich Pies (um 1590-nach 1666). Dieser wurde der Stammvater der sogenannten Hunsrücker Knochenflicker. Von ihm stammen alle heute lebenden Piese ab. Nachdem die Piese vom 14.-17. Jh. in 10 Generationen ausschließlich Richter gestellt hatten, brachten sie von da ab in weiteren 12 Generationen bis heute nahezu 80 Ärzte und Heilkundige hervor. Von dem Nachnamen "Pies" ist das deutsche Wort "piesacken" abgeleitet. Eines Mannesstammes mit der bürgerlichen Familie Pies ist das Adelsgeschlecht der GRAFEN VON LIMBURG-STIRUM, das seinen Ursprung wie die HERZÖGE VON KLEVE-JÜLICH-BERG (ausgestorben 1609) von den EZZONEN herleitet.

Das Aussterben adliger Familien führte zu einer Besitz- und Machtkonzentration in den Händen der übriggebliebenen Geschlechter und war mit einem steigenden Selbstbewußtsein verbunden. Auch dieses Selbstbewußtsein trug wesentlich zur Ausprägung adliger Kultur bei.

Zu Österreich: Von den 55 Familien, die schon vor 1350 als Ministerialen im Gebiet des heutigen Österreichs unter Einschluß Südtirols und der Südsteiermark nachzuweisen sind und deren Nachkommenschaft in direkter männlicher Linie sich bis 1930 erhalten hat, führten damals 4 den Rittertitel, haben also seit dem Hochmittelalter keine Standeserhöhung erhalten; 12 den Freiherren- und 31 den Grafentitel, diese große Gruppe dürfte demnach in den Landständen führend gewesen sein; 8 schließlich den Fürstentitel, darunter die Familie Liechtenstein, die noch heute regiert. Dynastischer Herkunft ist nur eine einzige Uradelsfamilie, nämlich die der Grafen von Ortenburg als Zweig der Spanheimer, die bis 1269 Herzöge von Kärnten waren. Es gab folglich im Jahre 1930 nur 56 Uradelsgeschlechter österreichischer Herkunft.

Die Katastrophe in der Schlacht am Weißen Berg (08.11.1620) beendete schlagartig die ständisch-protestantische Opposition des Adels und brachte den Sieg des fürstlichen Absolutismus. Mit aller Härte wurden die ständischen Vorrechte und Freiheiten des böhmischen Adels beseitigt. Auch in den österreichischen Erblanden verlor der evangelische Adel seine konfessionelle Autonomie. Bald wurde auch hier der Adel vor die Alternative Konversion oder Auswanderung gestellt. Seit 1629 durfte kein Evangelischer mehr Mitglied des niederösterreichischen Landtages werden. Durch die „Adels-Austreibung“ war das österreichische Adelscorps stark dezimiert. Allein in Kärnten sind 600 Adlige aus Glaubensgründen vertrieben worden, insgesamt sollen es 1.100 gewesen sein, die das Land verlassen haben. 1701 verließ der letzte evangelische Adelige Niederösterreich. Entscheidend für die weitere Entwicklung des österreichischen Adels ist das Eindringen des kaiser- und glaubenstreuen Neu-Adels in die von den alten protestantischen Familien verlassenen Gebieten von Böhmen und Österreich. Die Nobilitierten schoben sich als eine neue Schicht zwischen Ritteradel und Bürger. Um wichtige Posten bei Hofe und im Heer zu besetzen, wurden dabei auch Adlige aus den Nachbarländern, aus Italien, Frankreich, von Preußen und Sachsen, aus Polen und Spanien „importiert“. Während in den Erblanden der Herrenstand, der überwiegend kaisertreu verblieben war, in den Grafenstand aufstieg, sanken die Ritter ab, auch zahlenmäßig. Viele Rittersitze wurden von Herren oder auch von Klöstern aufgekauft. Der Kleinadel konnte sich in den österreichischen und böhmischen Erblanden, im Gegensatz zu Brandenburg-Preußen, nur bedingt halten. Trotzdem konnten erst die Reformen Maria Theresias und Josephs II. den erbländischen Adel in eine vollkommene politische Abhängigkeit vom monarchischen Herrschaftsstaat bringen. Unter Maria Theresia sind viele neue Adelsgeschlechter entstanden, alte Geschlechter in den Grafenstand erhoben worden.

In der Monarchia Austriaca wurden in der Frühen Neuzeit 5 Adelsstufen deutlich unterschieden:

  • 1. der Fürstenstand,
  • 2. der Grafenstand,
  • 3. der Herrenstand,
  • 4. der Ritterstand,
  • 5. der einfache Adelsstand.

Die ersten 3 Stände umfaßten den Hochadel, während die beiden letzten den Niederadel bildeten. Auffallend war die sehr hohe Mobilität im Adel der österreichisch-böhmischen Erblande.

Von entscheidender Bedeutung ist der Umstand gewesen, daß die österreichische Monarchie sich nicht auf einen Adel gleichartiger Nationalität stützen konnte. Neben den Familien niederländischer (belgischer), ungarischer, italienischer, böhmischer, polnischer, italienischer und spanischer Abstammung konnten die deutschen Adelsgeschlechter keinen breiten Raum beanspruchen. Die Mannigfaltigkeit der Abstammung und Sprache hat die Bildung eines geschlossenen Standes mit gleichen Anschauungen und gleichen politischen Interessen gehindert, eines Standes, der dem Heere immer von neuem denselben Stamm durch gemeinsame Tradition fest verbundener Anführer liefern konnte.

Jedem Ausländer war gestattet, sich des aus der Heimat mitgebrachten Adels als eines ausländischen zu bedienen, wenn er sich über sein Recht ausgewiesen hatte. Die von ausländischen Regierungen verliehenen Titel, namentlich die Titel PRINCIPE, DUCA, MARCHESE, CONTE (insbesondere venezianischer Verleihung, oder CONTE PALATINO) durften in der Regel nicht ins Deutsche übersetzt werden, da sie der gleichlautenden Adelsstufe in den österreichischen Ländern nicht entsprechen. Nur die lombardischen CONTI (Herzoglich Mailändischer Verleihung), ebenso die ragusaischen, sind wirkliche Grafen.

Aus diesem Grunde wurden die Angehörigen des Adelsgeschlechtes Castiglione in Österreich auch dem Grafenstand zugerechnet.

In den einzelnen Kronländern der Donaumonarchie existierten unterschiedliche adelsrechtliche Traditionen. Diese beziehen sich einerseits auf die Angleichungen, im Sinne einer Vereinheitlichung der Titel und Prädikate, und andererseits auf eine Erfassung des untitulierten Adels, dessen Anerkennung und Eingliederung. Das „österreichisch-böhmische“ Adelsrecht sollte die Grundlage für die ständische Angleichung anderer Nationen darstellen.

Über die Anerkennungspraxis in den einzelnen Kronländern kann zusammenfassend gesagt werden, daß sie zwar nicht ausschließlich die Vermögensverhältnisse als Ausgangsplattform machte, aber dennoch diesen Punkt wesentlich beachteten.

Die Hofkanzlei machte grundsätzlich einen Unterschied zwischen dem Adel einer Republik und dem Adel, der von souveränen Fürsten verliehen wurde. Da die Herzöge von Mailand und Mantua dem ehemaligen Reichsfürstenstand angehörten, wurden die von ihnen verliehenen Contetitel als österreichische Grafen anerkannt, für den venezianischen Bereich blieb der Contetitel aber unübersetzt, da Venedig dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nicht angehört hatte. Der Marchesetitel wurde dem einfachen österreichischen Adel zugerechnet. Die ehemaligen italienischen „duci“ (Fürsten) wurden nicht als Fürsten anerkannt. Es wurde ihnen bestenfalls der österreichische Grafenstand beigegeben. Auch die Anrede „altezza“ durfte nicht mit „Hoheit“ übersetzt werden. Somit erfuhren die italienischen Fürsten eine deutliche Benachteiligung gegenüber anderen Ländern, wo die „Großen des Landes“ den Fürstenstand erwarben bzw. behielten.

Bei der Anerkennung des oberitalienischen und dalmatischen Stadtadels war entscheidend, ob der dort verliehene Adelsgrad auch von Venedig anerkannt war, weiters wurde regelmäßig ein Gutachten des Malteser Ritterordens eingeholt, der eine Stellungnahme zur Ritterfähigkeit dieser Geschlechter abgeben sollte.

Kaiserlich heraldische Kommissionen, die nach 1818 durch das Königreich Lombardo-Venetien reisten, hatten einer ganzen Reihe von Adligen das Recht auf ihren Titel abgesprochen. Darüber hinaus hatten sie viele Titel, auch solche, die sie bestätigten, im Rang herabgestuft, als sie sie den österreichischen anpaßten. Daher konnten manche Damen vom Adel, die in Italien als Fürstin galten, diesen Titel in Österreich nicht beanspruchen; italienische Herzöge wurden, wenn sie Wien besuchten, zu Grafen. Am unangenehmsten aber wirkte sich wohl die strenge Hofetikette von Mailand und Venedig aus, denn sie führte dazu, daß die meisten Italiener vom Hofe ausgeschlossen waren. Zugelassen war man nur mit "16 Vierteln" im Wappen. "Man nahm es übel auf", heißt es in einem zeitgenössischen Bericht, "daß Damen, die bei Hofe schon zugelassen worden waren, wieder weggejagt wurden."

Die Reihenfolge beginnt beim italienischen Adel mit dem „SIGNOR DE“ und der „SIGNORA DI“, was jedoch nicht immer ein Adel zu sein braucht. Dafür steht der italienische „BARONE“ höher im Adelskurs als der deutsche Freiherr. Es folgt der „CONTE“ (Graf), der „MARCHESE“, der „DUCA“ (Herzog), der „GRANDUCA“ (Großherzog) und der „PRINCIPE“, darüber rangieren die Prinzen der ehemals königlichen Häuser von Savoyen und Bourbon-Sizilien (Königreich Neapel). Auch in Italien sind die Prinzen und Herzöge dem Rang nach unterschiedlich eingestuft, je nachdem, ob sie bis zur Vereinigung Italiens (1859-70) noch ihre Länder regiert haben oder lediglich Titel trugen. Danach richtet sich dann ihre Anrede von „ALTEZZA“ über „ALTEZZA SERENISSIMA“ bis zur „ALTEZZA REALE“.

Kennzeichnend für die Entwicklung des gesamten italienischen Adels ist es, daß die Grafschaften und Baronien des mittelalterlichen Lehnsstaates zumeist recht klein waren; daher die große Zahl der MARCHESI und CONTI, die in Rom und Neapel noch häufig zu DUCHE und PRINCIPI (mit bedeutenderem Grundbesitz) erhoben wurden. Jüngere Söhne nahmen den Titel eines der übrigen der Familie gehörenden Güter an. Erworben wurde der Adel auch durch Kauf eines Gutes, mit dem ein bestimmter Titel verbunden war.

Die zwei höchsten Titel des Herzogs und Fürsten, die mit den gleichlautenden deutschen Adelstiteln kaum zu vergleichen sind, waren nur nach dem Recht der Erstgeburt zusammen mit dem Majorat vererbbar, die jüngeren Söhne nahmen die Titel von anderen Gütern der Familie. Als Beispiel nehmen wir die noch heute blühende Familie Borghese. Der Chef der Familie von 1927 bis 1939, Don Livio (1874-1939), führte folgende Titel: 11° Principe di Sulmona, 11° Principe di Montecompatri, 11° Principe di Vivaro, 12° Principe di Rossano, 11° Duca di Palombara, 11° Duca di Poggio Nativo, 5° Duca di Canemorto e Castelchiodato, 11° Marchese di Mentana, Norma, Civitella di Pratica, Moricone e Percile, 11° Conte di Vallinfreda, 11° Barone di Cropalati, Principe Romano, Nobile Romano Coscritto, Signore di Scarpa, Castelvecchio, Collepiccolo, Licenza, Monteporzio, Montorio in Valle, Cretone, Morlupo, Olevano, Poggio Moriano, Pretescia, Pozzaglia, Stabia e Stazzano, Nobile di Corneto, Patrizio Genovese e Napoletano, Patrizio Veneto, Grande di Spagna di prima classe. Dessen ältester Sohn Don Flavio (1902-1980) hieß zu Lebzeiten des Vaters nur „12° Principe di Sulmona“. Don Livios Bruder Don Rodolfo (1880-1963) durfte sich nur „3° Principe di Nettuno” nennen.

In Italien ist es üblich, daß große Familien mit mehreren Titeln diese „verteilen“ oder sich in verschiedene Zweige auflösen. Dann wird der Graf seine fürstliche Herkunft etwa in folgender Weise zum Ausdruck bringen: „Cesare Conte Gallarati-Scotti die Principi di Molfetto“, also „Cäsar Graf von Callarati-Scotti (aus dem Hause) der Fürsten von Molfetto“.

Während sich in der Toskana und in Rom 1870 nur 12% des gesamten Adels, im Norden insgesamt immerhin ein Drittel zum Hochadel zählte, rechneten sich die Herren Neapels und Siziliens allesamt zum "hohen Adel". Hier gab es ausschließlich Principi, Duchi, Marchesi, Conti – und das immer noch mehrfach in einer Familie, zusammengefaßt in der Titulatur des Familienchefs. Doch jeder Titel hatte seinen Preis, denn die Vizekönige Siziliens haben diesen gesellschaftlichen Ehrgeiz der Latifundieneigner, zum Hochadel zu gehören, systematisch zur Sanierung ihrer Finanzen ausgenutzt. Während es im 16. Jh. auf Sizilien nur einen Fürsten, zwei Herzöge, einen Marchese und 21 Grafen gab, zählte man dort am Ende des 18. Jh. 142 Fürsten, 1.500 Herzöge und Grafen sowie 788 Marchesi. So viele Fürsten und Herzöge hatte selbst das hundertmal so große Reich der Habsburger im 17. Jh. nicht gehabt. Jeder mittlere Gutsbesitzer Siziliens war ein Conte oder Marchese, fast jeder Großgrundbesitzer ein Duca. Im restlichen Europa erkennt man daher die italienischen Titel auch nicht als gleichrangig an. Ein sizilianischer Duca entspricht in Frankreich nur einem Baron, in Deutschland einem Freiherrn (handelt es sich um einen älteren Titel, bestenfalls einem Grafen), die beide zum niederen Adel gerechnet werden.

Da der italienische Adel im 19. Jh. weder in den sich entwickelnden Fürstentümern, noch in Rom und Neapel eine politische Rolle spielen konnte und er andererseits der natürliche Rivale der außer ihm allein noch Ländereien besitzende Kirche war, trat er auf die Seite der nationalen Revolution und wurde ein wesentlicher Faktor bei der durch das feudal-militärisch organisierte Savoyen bewirkten Einigung Italiens. - Dr. Ralf G. Jahn

© Dr. Ralf G. Jahn (nicht signierter Beitrag von 2003:6E:4B22:6B52:C4F3:E05C:4438:9BAA (Diskussion | Beiträge) 00:22, 17. Apr. 2014 (CEST))Beantworten

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Hallo Dr. Jahn, es wäre aus wp-Sicht "besser", Beiträge angemeldet zu schreiben. Da würden sich die Sichter leichter tun;-) p.s. ich mache es sehr selten auch nicht, aber "wichtige" Dinge mache ich registriert. --Hannes 24 (Diskussion) 10:47, 19. Apr. 2014 (CEST)Beantworten

Gut, ich habe es mit einer Registrierung versucht. --Jan van Gelre (Diskussion) (20:47, 20. Apr. 2014 (CEST), Datum/Uhrzeit nachträglich eingefügt, siehe Hilfe:Signatur)Beantworten

Für meinen Geschmack ist der Artikel viel zu lang. Wer soll das lesen? Es macht auch m.M.n. wenig Sinn, Inhalte zu verdoppeln: wenn eigene Artikel bestehen (bei Persönlichkeiten), kann ja im Hauptartikel gekürzt werden. Enzyklopädisch ist das Ganze nicht mehr;-) Ich werde nicht sichten. Letzte Bearbeitung wieder anonym. --Hannes 24 (Diskussion) 21:30, 13. Mai 2014 (CEST)Beantworten

Ich habe den Artikel vor dem Sichten in toto durchgesehen (nicht nur die jüngsten Änderungen) und ihn entsprechend den Empfehlungen aus der Diskussion gestrafft. Nicht alle Angaben genealogischer Handbücher müssen in die Wikipedia übernommen werden. --M Huhn (Diskussion) 22:58, 19. Aug. 2015 (CEST)Beantworten
ich würde die rein genealogischen Daten in einen Artikel: Stammliste der Castiglione ausgliedern. Damit kann der Hauptartikel schlank gehalten werden, und die Info geht nicht verloren. siehe Kuefstein / Stammliste der Kuefstein oder Gienger von Grienpichel / Stammliste der Gienger. Das ist aber viel Arbeit und Ansprechpartner dürfte es hier keinen geben. lg --Hannes 24 (Diskussion) 09:47, 20. Aug. 2015 (CEST)Beantworten
Hab Jan van Gelre angesprochen. --Hannes 24 (Diskussion) 09:51, 20. Aug. 2015 (CEST)Beantworten
Für eine Stammliste ist das Adelsgeschlecht zu zahlreich. Es gibt auch keine Hauptlinie, auf die man sie begrenzen könnte. Ich habe allerdings einige Genealogien verlinkt. Jan van Gelre 15.10.2015 (nicht signierter Beitrag von 2003:4D:2A5F:CB90:A0E0:2010:D33:309D (Diskussion | Beiträge) 07:18, 16. Okt. 2015 (CEST))Beantworten
Ich erlaube mir einen Kommentar, da ich zahlreiche Artikel über italienische Adelsgeschlechter angelegt bzw. überarbeitet habe. Dieser Artikel erscheint, auch im Vergleich mit ähnlich bedeutenden oder noch bedeutenderen Geschlechtern (z.B. den Borghese, Caetani, Caracciolo, Ventimiglia, Ruspoli, Salviati etc.) reichlich überfrachtet. Schon der erste Abschnitt Ursprung beginnt - anstatt mit Fakten - mit Spekulationen. Dann folgen breite Ausführungen über die Grafschaft Seprio, die mit der Information enden: "Die Castiglione erklärten sich zu den Nachkommen der Grafen von Seprio" (was doch an den Anfang gehört, damit man erstmal erfährt, weshalb dieses Thema überhaupt relevant ist). Wer erklärte sich wann zum Nachkommen und wie ist dies nach objektiver Quellenlage zu bewerten? Die Ausführungen über den Stammort sollten nur kurze, gestraffte Informationen mit Familienbezug enthalten, keine allgemeinen Ausführen über Lage, Ortsgeschichte zur Römer- und Frankenzeit etc. Die Ausführungen über die "Abstammung vom Hause Burgund-Ivrea" sind interessant, die über die Chatillon, ihren diversen Besitz und ihre Persönlichkeiten hingegen fast zur Gänze überflüssig und nicht hierher gehörig, es reicht eine Hinweis auf eine nicht bewiesene Abstammung (aber bitte mehr über die Gründe für diese Spekulation!) sowie die Verlinkung zum dortigen Artikel völlig aus. Der Abschnitt "Ersterwähnung und Verbreitung" enthält endlich Fakten und gehört daher ganz an den Anfang. "Politische Einstellung" benötigt keinen eigenen Abschnitt, sondern gehört in den Kontext. Die Abschnitte über die Linien sind sehr breit geraten, allerdings nicht uninteressant. Man würde sich nur wünschen, zu erfahren, welche dieser Linien noch wo existieren und welche wann ausgestorben sind. Bei den "Bekannten Familienmitgliedern" (inbesondere bei Baldassare) genügen verlinkter Name, Lebensdaten und ein paar knappe Stichworte, den Rest erfährt man aus dem verlinkten Artikel, zB: Baldassare Castiglione (1478–1529), Graf von Novilara (bei Pesaro), Höfling, Diplomat und Schriftsteller und Mäzen, nach dem Tod seiner Frau Geistlicher. Sein Hauptwerk Il Libro del Cortegiano, eine in Gesprächsform abgefasste Darstellung des Ideals eines Hofmannes, erstmals 1528 in Venedig gedruckt, gehört mit zu den bedeutendsten Leistungen der italienischen Literatur der Renaissance. Hier sind es auch der Bilder zuviele (oder vielleicht sollte man sie in Galerien zusammenfassen). Der Abschnitt über die Sängerin Josephine ist interessant, kann aber auch nach ihr benannt werden, denn andere "Frauen" (so die Überschrift) werden dort nicht erwähnt. Weshalb im Abschnitt "Sonstiges" ein unvollendetes Theaterstück von E.A. Poe diskutiert wird, das offenbar außer einem Protagonisten-Namen gar keinen Bezug zur Familie hat, erschließt sich nicht. - Dies ist als Anregung für eine (dringend erwünschte) Straffung und Konzentration auf das Wesentliche gedacht. Ich nehme die angeregten Änderungen jedoch hier selbst nicht vor, da ja offenbar ein kompetenter Autor am Werke ist und ich es auch nicht schätze, wenn man in "meinen" Artikeln ohne Diskussion (und oft genug ohne jegliche Kompetenz) einfach herumfuhrwerkt. --Equord 16:56, 02. Mai 2017 (CEST)Beantworten
Spuckst du, Equord, in die Hände und überarbeitest den Artikel (ich hab dazu nicht das Fachwissen). Bekommst von mir eine Standeserhöhung dafür ;-) Ritter von Equord oder Chevailier de Equord klingt doch gut, loool. Nein im Ernst, wenn du dir diese Herkulesaufgabe antust, hast du meine volle Unterstützung! lG --Hannes 24 (Diskussion) 20:47, 2. Mai 2017 (CEST)Beantworten
Das sollte eigentlich dieser Dr. Jahn machen (siehe seine breiten Kommentare oben), denn anscheinend hat er ja die ganzen Quellen. Aber leider zieht er hier den Kopf ein...--Equord 17:45, 03. Jan 2018 (CEST)
ich hab den Artikel aufgegeben (lost article ;-) Bei manchen Artikeln steht zu wenig drinnen, bei manchen zu viel. Das ist halt so, hoffen wir nur, dass es wenigstens RICHTIG ist. lG --Hannes 24 (Diskussion) 11:06, 4. Jan. 2018 (CET)Beantworten