Emil Hartwich (Sportpädagoge)

deutscher Jurist und Pädagoge

Emil Ferdinand Hartwich (* 9. Mai 1843 in Danzig; † 1. Dezember 1886 in Berlin) war ein deutscher Jurist und Sportpädagoge.

Emil Hartwich

Geboren als Sohn des Danziger Baurats und Eisenbahningenieurs Emil Hermann Hartwich, besuchte Hartwich die Schule in Danzig, ab 1853 das humanistische Gymnasium in Berlin, ab 1856 das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Köln. 1862 nahm er das Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Heidelberg auf,[1] wo er Mitglied des Corps Rhenania wurde.[2] Nach Beendigung seines Studiums an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin trat er 1868 als Landgerichts-Referendar in Köln in den preußischen Justizdienst. Nach Ableistung des Militärdienstes heiratete er 1870 Hero Jung (1845–1906). Sie war eine Tochter des Politikers Georg Jung, eine Enkelin auf Mutterseite des Bankiers Johann Heinrich Stein und eine Schwester der Salonnière Anna vom Rath.[3] Das Paar bekam eine Tochter, die nach zwei Jahren verstarb, und drei Söhne.[4] 1874 wurde er Hilfsrichter am Landgericht Düsseldorf, 1879 Amtsrichter am dortigen Amtsgericht. In seiner Freizeit betätigte er sich im Düsseldorfer Ruderverein 1880.

Hartwich setzte sich für körperliche Ertüchtigung von Jugendlichen ein, verfasste mehrere Schriften dazu und initiierte am 6. März 1882 in der Düsseldorfer Tonhalle die Gründung des Zentralvereins für Körperpflege in Volk und Schule, nachdem er 1881 bereits den Düsseldorfer Wanderbund gegründet hatte, der bis dato existiert und 1984 mit der Eichendorff-Plakette ausgezeichnet wurde.[5] Er gilt daher als ein wichtiger Vertreter der frühen Spielbewegung,[6] dessen Intentionen dann jedoch für deren Repräsentanten wie dem Preußischen Abgeordneten Emil von Schenckendorff vormilitärisch genutzt wurde.[7] Hartwich beteiligte sich ebenso aktiv am kulturellen Leben, beispielsweise spielte er mehrfach die Hauptrolle in Theaterstücken des Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten und nahm Malunterricht bei Johann Peter Theodor Janssen.

Wegen der Liebesbeziehung zu Elisabeth von Ardenne, die Hartwich im Januar 1879 bei einem Fest des Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten kennengelernt und in der Folgezeit immer wieder getroffen hatte, forderte deren Gatte Armand von Ardenne Hartwich zum Pistolenduell. Es wurde am 27. November 1886 in der Berliner Hasenheide ausgetragen und endete für den Reserveoffizier Hartwich tödlich.[8] Der Angelegenheit wohnte die Tragik einer Dreiecksgeschichte inne, weil Baron von Ardenne gleichzeitig Hartwichs Freund und Sportkamerad war, und bildete den historischen Hintergrund für Theodor Fontanes Roman Effi Briest sowie Friedrich Spielhagens Roman Zum Zeitvertreib.

In Düsseldorf-Oberkassel wurde die Hartwichstraße nach ihm benannt.

  • Woran wir leiden. Freie Betrachtung und praktische Vorschläge über unsere moderne Geistes- und Körperpflege in Volk und Schule. Düsseldorf 1881, 2. Aufl. Düsseldorf 1882 (Digitalisat).
  • Reden über die vernachlässigte Ausbildung unserer Jugend. Düsseldorf 1884.

Literatur

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  • Nadja Brzezina: „Unendliches Leid – unendliches Glück“ Die Düsseldorfer Jahre der Elisabeth von Ardenne. In: Stefan Schweizer und Björn Mismahl (Hrsg.): FrauenGeschichten. Weiblicher Adel auf Schloss Benrath vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Stiftung Schloss und Park Benrath, Düsseldorf 2019, ISBN 978-3-947932-01-6, S. 194–216.
  • Horst Budjuhn: Fontane nannte sie „Effi Briest“. Das Leben der Elisabeth von Ardenne. Berlin 1985.
  • Manfred Franke: Leben und Roman der Elisabeth von Ardenne, Fontanes „Effi Briest“. Düsseldorf 1994.
  • Wilhelm Kettner: Emil F. Hartwich (1843–1886). Leben und Wirken des Düsseldorfer Amtsrichters als Sportpionier. In: Düsseldorfer Jahrbuch. Band 64, 1993, S. 163–169.
  • Franz Schellens: Emil Hartwichs Schriften für die körperliche Ertüchtigung der Jugend und für die Schulreform. Düsseldorf 1927.
  • Hugo Weidenhaupt und Peter Hüttenberger: Düsseldorf. Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert. Band 3: Die Industrie- und Verwaltungsstadt (20. Jahrhundert). Düsseldorf 1989.

Einzelnachweise

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  1. Gustav Toepke [Hrsg.] Die Matrikel der Universität Heidelberg (6. Teil): Von 1846 - 1870, Seite 444 — https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/matrikel1846/0452
  2. Kösener Corpslisten 1930, 70, 130
  3. H. Weidenhaupt und P. Hüttenberger, P. 92
  4. Die wirkliche Effi lebt noch. Elisabeth von Ardenne. In: Robert Rauh: Fontanes Frauen. Fünf Orte – fünf Schicksale – fünf Geschichten. Bebra Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-86124-716-6 (Google Books)
  5. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 3. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wanderbund.de
  6. Eerke U. Hamer: Die Anfänge der "Spielbewegung" in Deutschland. (= Beiträge und Quellen zu Sport und Gesellschaft. Band 3). Arena Publ., London 1989, ISBN 0-902175-48-3.
  7. Arnd Krüger: Sport und Politik. Vom Turnvater Jahn zum Staatsamateur. Fackelträger, Hannover 1975, ISBN 3-7716-2087-2.
  8. WDR Zeitzeichen: 27. November 1886: Duell zwischen Armand von Ardenne und Emil Hartwich@1@2Vorlage:Toter Link/www.podcast.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven), abgefragt am 26. November 2010