Fanlac (okzitanisch: gleichlautend) ist ein Ort und eine südwestfranzösische Gemeinde mit 140 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) in der alten Kulturlandschaft des Périgord im Département Dordogne in der Region Nouvelle-Aquitaine.

Fanlac
Fanlac (Frankreich)
Fanlac (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Dordogne (24)
Arrondissement Sarlat-la-Canéda
Kanton Vallée de l’Homme
Gemeindeverband Vallée de l’Homme
Koordinaten 45° 4′ N, 1° 6′ OKoordinaten: 45° 4′ N, 1° 6′ O
Höhe 97–267 m
Fläche 14,37 km²
Einwohner 140 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 10 Einw./km²
Postleitzahl 24290
INSEE-Code
Website http://fanlac.jimdo.com/

Ortsmitte mit Pfarrkirche und Steinkreuz

Der kleine Ort Fanlac liegt ca. einen Kilometer westlich des Flüsschens Thonac in einer Höhe von ca. 220 m ü. d. M. und etwa 38 Kilometer (Fahrtstrecke) nordwestlich von Sarlat-la-Canéda bzw. etwa 42 Kilometer südöstlich von Périgueux. Die Kantonshauptstadt Montignac-Lascaux ist etwa acht Kilometer in östlicher Richtung entfernt. Zur Gemeinde gehören auch mehrere Weiler und Einzelgehöfte.

Geschichte

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Die erste urkundliche Erwähnung des zur Kastellanei von Montignac gehörenden Ortes unter dem Namen Fallacum stammt aus dem 13. Jahrhundert; die Kirche wird jedoch schon ins 12. Jahrhundert datiert. Im Jahr 1625 wurde ein Benediktinerinnen-Konvent gegründet.

Internierungslager Camp du Sablou

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Dass das im 18. Jahrhundert auf einer felsigen Terrasse gegenüber dem Dorf Fanlac erbaute Château du Sablou im Januar 1940 für die Einrichtung eines Internierungslagers beschlagnahmt wurde, dürfte mit der relativ isolierten Lage des 130 Hektar großen Grundstücks zusammengehangen haben. Die Abgeschiedenheit ermöglichte die Unterbringung von Häftlingen, ohne Neugier oder Misstrauen unter der Bevölkerung zu erregen.[1]

Durch ein Dekret vom 18. November 1939 schuf die Regierung Daladier ein Instrument, das den Militärbehörden freie Hand verschaffte, zu internieren wen sie wollten.[2]

Betroffen von dem Dekret waren nicht nur die zu unerwünschten Ausländern erklärten Emigranten, sondern „alle für die nationale Verteidigung und die nationale Sicherheit gefährlichen Personen“.[2] Auf der Basis dieses juristischen Konstrukts wurde am 17. Januar 1940 im Château du Sablou ein Lager für „unerwünschte Franzosen“ eingerichtet.[3] Bis zum 30. Dezember 1940 waren dort Kommunisten, Gewerkschafter, Pazifisten, elsässische Autonomisten und Zigeuner[4] interniert.[5][1]

Das nach dem Ende der Regierung Daladier vom Vichy-Regime bis zum 30. Dezember 1940 weitergeführte Internierungslager befand sich in dem von Stacheldraht umgebenen und von bewaffneten Militärs bewachten Schloss, das bis zu 250 Personen aufnehmen konnte. Für die Insassen, insbesondere aber für die Elsässer, interessierte sich nach dem Waffenstillstand von Compiègne (1940) auch die Kundt-Kommission, die das Lager am 25. August 1940 inspizierte. In einem Bericht des Lagerkommandanten hieß es dazu in einem Bericht vom 14. Oktober 1940, dass sich derzeit keine Elsässer und Lothringer mehr im Lager aufhielten. Als Gründe dafür benannte er:

„- 4 sind geflohen, zwischen dem 5. und dem 22. August, also vor dem Besuch der Kundt-Kommission;
- 1 wurde von der Kommission freigelassen und durfte mit seiner Familie nach Lothringen zurückkehren;
- 8 verließen Le Sablou am 7. September, um den deutschen Behörden übergeben zu werden;
- 17 kehrten nach Ablauf ihres in Absprache mit der Kundt-Kommission gewährten Urlaubs nicht ins Lager zurück;
- 1 entkam aus dem Krankenhaus in Périgueux, wo er sich in Behandlung befand;
- 20 wurden am 14. Oktober den deutschen Behörden übergeben, einer davon kam aus dem Krankenhaus in Lanmary (in der Nähe von Périgueux).[6]

Lagerkommandant Daguet: zitiert nach Jacky Tronel: Séjour surveillé pour « indésirables français »

Anfang November 1940 ging die Verantwortung für das Lager vom Kriegsministerium auf das Innenministerium über.[7] Am 6. November 1940 teilte der neue Lagerkommandant dem Innenministerium das Ergebnis des tags zuvor stattgefundenen Appells mit.

„Beim Appell um diese Uhrzeit waren 243 Überwachte von insgesamt 273 Internierten anwesend, von denen zwölf derzeit in Périgueux oder anderen Einrichtungen hospitalisiert sind und einer regulären Urlaub hat. Es fehlen 18 Überwachte, deren Flucht sich zwischen dem 20. Oktober und gestern ereignet haben soll...[8]

Lagerkommandant Antz: zitiert nach Jacky Tronel: Séjour surveillé pour « indésirables français »

Am 30. Dezember 1940 erfolgte die Überstellung von 228 Internierten des Camp du Sablou in das Camp de Saint-Paul-d'Eyjeaux. Einige entgingen diesem Transport, weil sie sich im Krankenhaus befanden, sechs konnten sich durch Flucht entziehen. 155 der nach Saint-Paul überstellten Männer wurden zusammen mit weiteren Gefangenen von Saint-Paul aus nach Nordafrika verbracht, wo sie im Fort Cafarelli (El Djelfa)[9] interniert wurden.[1]

Nach der Befreiung Frankreichs gab es Bestrebungen, das Schloss erneut als Internierungslager für Kollaborateure und anderweitig belastete Personen zu verwenden. Diese Bestrebungen wurden jedoch nie verwirklicht. Später wurde das Château du Sablou zu einem Ferienzentrum der Gemeinde Alfortville, die es 25 Jahre lang bis Anfang der 90er Jahre betrieb. Heute ist das Schloss in Privatbesitz und dient als Unterkunft für Touristen.[7]

Kontroverses Gedenken an das Camp du Sablou

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Am 22. April 1990 wurde am Fuße des Château du Sablou der nachfolgend abgebildete Gedenkstein eingeweiht. (Lage) Die Inschrift entbrannte eine Kontroverse, auf die auf der Webseite der Gemeinde Fanlac auch heute noch hingewiesen wird.[10]

  • Die Begriffe Deportation/deportiert sind nach franzöäsischem Verständnis Willkürakten vorbehalten, durch die Franzosen vom Feind in Gefängnisse oder Konzentrationslager außerhalb Frankreichs verbracht wurden. Das trifft auf das Château du Sablou, das in der sogenannten „freien Zone“ lag, nicht zu, und zudem erfolgte der Transport der Gefangenen nach Nordafrika auf Veranlassung des Vichy-Regimes.[7]
  • Es gibt auf der Gedenktafel keine Hinweise auf nicht-kommunistische Internierte: Elsässer, Lothringer und generell auf Menschen aus dem Nordosten Frankreichs und aus Luxemburg. Tronel schätzt deren Anteil auf etwa 20 % und erwähnt als weitere nicht erwähnte Gruppe die Sinti und Roma („tsiganes“).[7]
  • Ein weiterer Streitpunkt drehte sich darum, ob man bei den Internierten, in erster Linie bei den kommunistischen Internierten, überhaupt zum damaligen Zeitpunkt – 1940 – von Widerstand oder Widerständlern sprechen kann. Zum Beginn der Internierung gab es noch keine Besatzung, gegen die Widerstand geleistet werden musste, und die Kommunisten befanden sich auch nach dem Waffenstillstand noch nicht im Widerstand.
    „Zwar kann den Kommunisten die Eigenschaft als "Widerstandskämpfer" nicht abgesprochen werden, doch gilt dies nicht für 1940, sondern für den weiteren Verlauf der Ereignisse, in deren Verlauf die Kommunisten einen entscheidenden Anteil am Engagement gegen die Nazi-Besatzer hatten. Von Ausnahmen und Vorzeichen im Frühjahr 1941 abgesehen, kann man nicht von einem "Widerstand" der KPF gegen die Nazi-Besatzer sprechen, der erst nach dem 22. Juni 1941, dem Tag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion, explizit gefordert wurde.“[11][7]

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2012
Einwohner 170 144 147 158 142 142 130

Im 19. Jahrhundert lag die Einwohnerzahl der Gemeinde stets zwischen 500 und 650. Die Reblauskrise im Weinbau und der Verlust von Arbeitsplätzen durch die Mechanisierung der Landwirtschaft führten zu einem kontinuierlichen Bevölkerungsrückgang, dessen Tiefpunkt immer noch nicht erreicht zu sein scheint.

Wirtschaft

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Bis in die heutige Zeit spielt die Landwirtschaft die größte Rolle im Wirtschaftsleben der Gemeinde. Der hier betriebene Weinbau ist jedoch nach der Reblauskrise gegen Ende des 19. Jahrhunderts gänzlich aufgegeben worden. Tabak und Mais sind ebenfalls auf dem Rückzug – stattdessen dominieren Felder und Weiden, aber auch Walnuss-, Esskastanien- und Obstbäume die Region. Auch Gänseleberpastete und Trüffel zählen zu den regionalen Spezialitäten. Einige leerstehende Häuser werden als Ferienwohnungen (gîtes) vermietet.

Sehenswürdigkeiten

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Kreuz (Vorderseite)
 
Gasse in Fanlac
 
Kreuz (Rückseite) und Glockengiebel der Kirche
  • Die Gassen der Ortsmitte (bourg) von Fanlac laden zu kleineren Spaziergängen ein.
  • Die hochaufragende einschiffige Pfarrkirche (Église de la Décollation-de-Saint-Jean-Baptiste) wird ins 12. Jahrhundert datiert und war ursprünglich der Geburt der Gottesmutter Maria (Notre-Dame-de-la-Nativité) geweiht. Der als Wehrkirche konzipierte romanische Bau wurde im 16. und 18. Jahrhundert jedoch wiederholt modernisiert; so stammt die die gesamte Gestaltung der Westfassade mit dem abgerundeten Glockengiebel aus dem Jahr 1704. In der Nordwand der Kirche befindet sich ein kleines Figurenrelief, welches – gemäß einer örtlichen Überlieferung – Jean de La Jalage, einen Verteidiger der Kirche in der Zeit des Hundertjährigen Krieges (1337–1453) darstellen soll. Der Kirchenbau wurde im Jahr 1970 als Monument historique[12] eingestuft.
  • Die Vorderseite des teilweise freiplastisch gearbeiteten spätgotischen steinernen Kreuzes vor der Kirche zeigt eine Kreuzigungsgruppe mit zwei Engeln, die das Blut Christi in Kelchen auffangen. Zu beiden Seiten des Hauptes Christi erscheinen die Bildzeichen von Sonne und Mond; links und rechts der Beine Christi knien zwei weitere Figuren. Im Feld darunter befindet sich ein kniender Ritter (möglicherweise der Stifter des Kreuzes) mit erhobenem Schwert. Auf der Rückseite ist noch andeutungsweise die von Engeln begleitete Szenerie der Himmelfahrt Mariens zu erkennen; darunter befindet sich eine kniende Frauengestalt (möglicherweise die Gemahlin des Ritters). Das Kreuz wurde bereits im Jahr 1948 als Monument historique[13] anerkannt.
 
Château d’Auberoche
  • Die in Privatbesitz befindliche Hofanlage des aus Bruchsteinen gemauerten Château d’Auberoche (45° 3′ 33″ N, 1° 5′ 31″ O)entstammt dem 14. Jahrhundert; sie wurde jedoch im 17. Jahrhundert teilweise umgebaut. Markant sind die runden Ecktürme. Die Gesamtanlage wurde im Jahr 1962 als Monument historique[14] eingestuft.
  • Das Château du Sablou befindet sich etwa vier Kilometer nordöstlich von Fanlac. Es ist ein imposanter, aber architektonisch eher zurückhaltender Bau mit einer freistehenden Kapelle aus dem frühen 18. Jahrhundert, der in Teilen zu einer Ferienanlage umgebaut wurde.

Sonstiges

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Fanlac erlangte eine gewisse Berühmtheit Ende der 1960er Jahre durch die hier gedrehte fünfteilige Fernsehserie Jacquou le Croquant nach dem gleichnamigen Roman von Eugène Le Roy aus dem Jahre 1899.

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Commons: Fanlac – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Jacky Tronel: Le Sablou
  2. a b Christian Eggers: Unerwünschte Ausländer. Juden aus Deutschland und Mitteleuropa in französischen Internierungslagern 1940–1942. Metropol Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-932482-62-X, S. 53 f.
  3. Siehe hierzu auch den Artikel in der französischsprachigen Wikipedia: fr:Château du Sablou.
  4. Im Original: Tsiganes. Nomades, Tsiganes und Manouches sind im Französischen auch aktuell benutzte Begriffe für Menschen, die im Deutschen zumeist als Sinti und Roma bezeichnet werden.
  5. AJPN: Château du Sablou
  6. Le 14 octobre 1940, le capitaine Daguet annonce qu’« il n’existe plus actuellement aucun Alsacien-Lorrain dans le Centre de séjour surveillé du Château du Sablou » et précise://-/ 4 se sont évadés, entre le 5 et le 22 août, soit avant le passage de la commission Kundt;//- 1 a été libéré par la commission et autorisé à rentrer en Lorraine avec sa famille;//- 8 ont quitté Le Sablou le 7 septembre pour être remis aux autorités allemandes;//- 17 ne sont pas rentrés au camp à l’expiration de leur permission accordée en accord avec la commission Kundt;//- 1 s’est évadé de l’hôpital de Périgueux où il était en traitement;//- 20 ont été remis aux autorités allemandes le 14 octobre, dont un venait de l’hôpital de Lanmary (proche de Périgueux).
  7. a b c d e Jacky Tronel: Séjour surveillé pour « indésirables français »
  8. „À l’appel effectué à la dite heure, 243 surveillés étaient présents sur un effectif de 273 internés, dont douze sont actuellement hospitalisés à Périgueux ou dans d’autres établissements et un en permission régulière. Il manque 18 surveillés dont l’évasion se serait produite entre le 20 octobre et hier…“
  9. Zu diesem Internierungslager siehe: Cristina Bejan: Fort Caffarelli. In: The United States Holocaust Memorial Museum Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933–1945: Volume III: Camps and Ghettos under European Regimes Aligned with Nazi Germany, Chapter 221 (Online)
  10. Commune de Fanlc: Le monument commémoratif au camp du Sablou
  11. „Si la qualité de « résistants » ne peut être contestée aux communistes, elle ne vaut pas pour 1940 mais pour la suite des événements au cours desquels les communistes ont eu une part décisive dans l’engagement contre l’occupant nazi. Reste que, sauf exceptions et signes annonciateurs au printemps 1941, on ne peut pas parler d’entrée en « résistance » du PCF contre l’occupant nazi, entrée en résistance qui fut explicitement revendiquée après le 22 juin 1941, date de l’agression allemande contre l’Union soviétique.“
  12. Église, Fanlac in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  13. Croix, Fanlac in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  14. Château d’Auberoche, Fanlac in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  15. Die beiden Artikel enthalten reichhaltiges Bildmaterial.