Garbenteich

Ortsteil von Pohlheim

Garbenteich ist der nach Einwohnerzahl zweitgrößte Ortsteil der Stadt Pohlheim im mittelhessischen Landkreis Gießen. Die Ortsbebauung geht am Nordrand in die von Hausen über. Garbenteich liegt am Obergermanischen Limes am Rande der Wetterau in Mittelhessen am Lückebach.

Garbenteich
Stadt Pohlheim
Wappen von Garbenteich
Koordinaten: 50° 32′ N, 8° 45′ OKoordinaten: 50° 32′ 14″ N, 8° 44′ 57″ O
Höhe: 218 (218–239) m ü. NHN
Fläche: 6,55 km²[1]
Einwohner: 3198 (31. Dez. 2018)[2]
Bevölkerungsdichte: 488 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 35415
Vorwahl: 06404

Geschichte

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Evangelische Kirche in Garbenteich

Überblick

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Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1141 als Gariwardiseich.[1] Das Datum ist aber nicht bestätigt. Es könnte sich um eine im 13. Jahrhundert gefälschte Urkunde handeln.[3] In erhaltenen Urkunden späterer Jahre wurde der Ort unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Garwartseyc (1258), Garwarteich (1288), Garwerteych (1359) und Garweteich (1382).

1258 wurde eine Kapelle im Dorf erwähnt.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Garbenteich:

„Garbenteich (L. Bez. Giessen) evangel. Filialdorf; liegt 112 St. von Giessen, hat 93 Häuser und 476 Einw., die außer 13 Kath. und 12 Juden evangelisch sind; auch findet sich hier eine Mühle. – Dieses Dorf wurde im 12. Jahrhundert mit 5 andern auf neue Anrodungen im Wiesecker Wald angelegt und dann nach Schiffenberg eingepfaret und solches 1145 durch den Erzbischof Albero bestätiget. Zu damaliger Zeit kam der Ort unter dem Namen Gariwarthseich vor. Von diesen 6 existiren, außer Garbenteich, noch Steinbach und Watzenborn.“[4]

Die Schule wurde 1817 erbaut und 1970 abgebrochen. Die Sport- und Kulturhalle wurde 1968 errichtet und 1998 renoviert. 1969 wurde ein Kindergarten im Ort eingerichtet.

Am 31. Dezember 1970 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch freiwilligen Zusammenschluss der Gemeinden Dorf-Güll, Garbenteich, Grüningen, Hausen, Holzheim und Watzenborn-Steinberg die Gemeinde Pohlheim gegründet.[5][6] Für Garbenteich wurde, wie für die übrigen ehemaligen Gemeinden von Pohlheim, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Garbenteich angehört(e):[1][8][9]

Gerichte seit 1803

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In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Garbenteich das „Landamt Gießen“ zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. „Landgericht Gießen“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Garbenteich zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 wurden die bisherigen Land- und Stadtgerichte im Großherzogtum Hessen aufgehoben und durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt, ebenso verfuhr man mit den als Obergerichten fungierenden Hofgerichten, deren Funktion nun die neu errichteten Landgerichte übernahmen. Die Bezirke des Stadt- und des Landgerichts Gießen wurden zusammengelegt und bildeten nun zusammen mit den vorher zum Landgericht Grünberg gehörigen Orten Allertshausen und Climbach den Bezirk des neu geschaffenen Amtsgerichts Gießen, welches seitdem zum Bezirk des als Obergericht neu errichteten Landgerichts Gießen gehört.[15] Zwischen dem 1. Januar 1977 und 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“ der mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde.

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Garbenteich 2943 Einwohner. Darunter waren 201 (6,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 570 Einwohner unter 18 Jahren, 1238 zwischen 18 und 49, 582 zwischen 50 und 64 und 549 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 1221 Haushalten. Davon waren 381 Singlehaushalte, 363 Paare ohne Kinder und 354 Paare mit Kindern, sowie 96 Alleinerziehende und 24 Wohngemeinschaften. In 267 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 822 Haushaltungen lebten keine Senioren.[16]

Einwohnerentwicklung

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• 1502: 0006 Männer[1]
• 1577: 040 Hausgesesse[1]
• 1630: 0001 dreispännige, 7 zweispännige, 19 einspännige Ackerleute, 8 Einläuftige, 1 Witwe, 7 Vormundschaften[1]
• 1669: 0183 Seelen[1]
• 1742: 0001 Geistliche/Beamte, 75 Untertanen, 19 Junge Mannschaften, 1 Beisasse/Jude.[1]
• 1806: 401 Einwohner, 89 Häuser[12]
• 1829: 476 Einwohner, 93 Häuser[4]
• 1867: 576 Einwohner, 103 Häuser[17]
Garbenteich: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2015
Jahr  Einwohner
1791
  
359
1800
  
382
1806
  
401
1829
  
476
1834
  
502
1840
  
543
1846
  
611
1852
  
627
1858
  
620
1864
  
588
1871
  
606
1875
  
650
1885
  
687
1895
  
706
1905
  
812
1910
  
875
1925
  
1.007
1939
  
1.060
1946
  
1.376
1950
  
1.489
1956
  
1.533
1961
  
1.574
1967
  
1.822
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
2.843
2015
  
3.117
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; 1791[18]; 1800[19]; Zensus 2011[16]; Stadt Pohlheim

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1830: 0451 evangelische, 13 katholische, 12 jüdische Einwohner[1]
• 1961: 1309 evangelische, 240 römisch-katholische Einwohner.[1]

Historische Erwerbstätigkeit

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• 1961: Erwerbspersonen: 137 Land- und Forstwirtschaft, 333 Produzierendes Gewerbe, 148 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 135 Dienstleistungen und Sonstiges.[1]

Am 9. September 1970 wurde der Gemeinde Garbenteich ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Rot ein silberner, von je drei Blättern und Eicheln besteckter Eichenzweig, belegt von zwei goldenen gekreuzten Speeren.[20]

Literatur

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Commons: Garbenteich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Gießen) und Verwaltung.
  4. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m Garbenteich, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Januar 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen und Daten. Einwohner-Struktur. In: Webauftritt. Stadt Pohlheim, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2019; abgerufen im April 2019.
  3. Wyss: Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Nr. 1331
  4. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 80 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Pohlheim“, Landkreis Gießen vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 140, Punkt 165 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  6. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 307.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 97 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Pohlheim, abgerufen im August 2020.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Die Zugehörigkeit des Amtes Gießen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  11. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 220 (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 413 (online bei Google Books).
  14. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  15. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  16. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 8 und 48, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  17. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 30 (Digisat bei google books).
  18. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 172 (Online in der HathiTrust digital library).
  19. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 181 (Online in der HathiTrust digital library).
  20. Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Gemeinde Garbenteich, Landkreis Gießen vom 9. September 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 39, S. 1864, Punkt 1717 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).