Grest (Adelsgeschlecht)
Grest (auch Greste, Gresten, Greste genannt Ellebracht o. ä.) ist der Name eines erloschenen westfälischen Adelsgeschlechts.
Ob eine Stammesverwandtschaft zu den im 15. Jahrhundert im Baltikum in Reval auftretenden, wappenähnlichen von Grest[1] besteht, ist nicht bekannt.
Geschichte
BearbeitenDas Geschlecht war in der Bielefelder Gegend bzw. der Grafschaft Ravensberg angesessen und hatte seinen Namen vermutlich von dem Dorf Greste.[2] Die Familie besaß einen Burgmannshof in Bielefeld (urkundl. 1439) sowie Güter zu Brönninghausen (urkundl. 1676), Lübrassen (urkundl. 1652–1739) und Tedenhausen (urkundl. 1497).[3]
Die Brüder Joachim und Goswin von Grest erhielten am 29. Juli 1624 eine kaiserliche Adelsbestätigung inkl. Rotwachsfreiheit und anderen Privilegien. Joachim von Grest war 1652 Gograf des Amtes Sparrenberg. In jenem Jahr erwarb er das Gut Lübrassen von der Äbtissin des Stifts Herford. Seitdem hatte die Familie in der Heeper Peter-und-Pauls-Kirche den Lübrasser Priechen, d. h. einen erhöhten Sondersitz mit separatem Aufgang von außen. 1701 stiftete die Familie ein Orgelprospekt und eine neue Orgel in der Peter-und-Pauls-Kirche.
Laut Ledebur erlosch die Familie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.[3] 1703 verkaufte Gottfried Adrian von Grest (* 1678, † 1712 zu Lübrassen) einen Garten auf dem St. Johannisberg vor Bielefeld.[4] 1704 heiratete er Anna Elisabeth Sophia Bock von Wülfingen (urkundl. bis 1743). Die Eheleute hatten zwei Söhne: Levin (* ca. 1705, 1712†) und Adam Wilhelm Philipp von Grest (* ca. 1706). Nach dem Tod des Vaters verkaufte Adam Wilhelm Philipp von Grest 1712 sein Hofgut Grestenhof an die Stadt Bielefeld. 1750 ging dann die Geschichte der Grest zu Lübrassen mit Konkurs zu Ende.[5][6]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Ludeke von Grest (1480†), zwischen 1438 und 1465 vielfacher Bürgermeister von Bielefeld[7]
- Wilhelm von Grest, zwischen 1483 und 1531 vielfacher Bürgermeister von Bielefeld,[8] Sohn des Ludeke von Grest
- Joachim von Grest, 1540 Kämmerer[9] sowie 1553 und 1559 Bürgermeister von Bielefeld[10][11]
- Hieronymus Grestius (Hieronymus von Grest) († 1559), lutherischer Theologe
- Caspar von Grest, 1569 Kämmerer[12] und 1582 Bürgermeister von Bielefeld[13]
- Wetzel von Grest, 1591 und 1596 Bürgermeister von Bielefeld[14]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: In Silber ein rotes Kleeblatt. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Helmdecken ein offener silberner Flug, jeder Flügel mit dem Kleeblatt belegt.[2]
Literatur
Bearbeiten- Joachim Klenner: Das Allianzwappen aus der evangelischen Kirche zu Heepen. Oder: Die von Grest auf Lübrassen – Gewinner und Verlierer brandenburgisch-preußischer Fiskalpolitik. In: Ravensberger Blätter, Zweites Heft 2009, S. 9–22 (PDF, 36,8 MB, abgerufen am 18. November 2023).
- Joachim Klenner: Das Allianzwappen aus der evangelischen Kirche zu Heepen – Endgültige Klärung noch offener Fragen. In: Ravensberger Blätter, Zweites Heft 2010, S. 54–56 (PDF, 49,1 MB, abgerufen am 18. November 2023).
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 4 (Graffen–Kaleu v. Kalkheim), Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1863, S. 33 (Google Bücher).
- Leopold von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie. Band 1: A–K, Berlin 1855, S. 285 (digitale-sammlungen.de).
- Wolfgang Schindler: Zur Geschichte des Bielefelder Geschlechts von Grest vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, unveröffentlichtes Manuskript, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld, 200,130/Familienarchiv Bertelsmann, Nr. 109.
- Johann Siebmacher: Johann Siebmachers allgemeines großes und vollständiges Wappenbuch, 4. Teil, 9. Ausgabe, Nürnberg 1772, Tfl. 70 (digitale-sammlungen.de).
- Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Wappengrafiken von Adolf Matthias Hildebrandt, Band 1, Görlitz 1901–1903, S. 60 (uni-duesseldorf.de); Band 2, Görlitz 1903, Tafel 144 (uni-duesseldorf.de).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gustav Adelbert Seyler: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 5 (Bürgerliche Geschlechter Deutschlands und der Schweiz), 3. Abt.: Zweitausend bürgerliche Wappen, Nürnberg 1888, S. 79 (uni-goettingen.de) und Tfl. 86 (uni-goettingen.de).
- ↑ a b Spießen (1901–1903), S. 60.
- ↑ a b Ledebur (1855), S. 285.
- ↑ Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld, 100,001/Urkunden / 100,1/Urkunden, Nr. 0449, abgerufen am 18. November 2023.
- ↑ Luisenturm und "Bismarckhütte". Ravensberger Blätter beschäftigen sich mit den Preußen, auf nw.de, abgerufen am 18. November 2023.
- ↑ Allianzwappen Grest-Bock von Wülfingen auf hgv-heepen.de, abgerufen am 18. November 2023.
- ↑ Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Westfalen, B 214u / Kloster Marienfeld / Urkunden, Nr. 959, Nr. 1004 und Nr. 1086 sowie C 151u / Stift auf dem Berge, Herford / Urkunden, Nr. 117, C 101u / Fürstabtei Herford, Landesarchiv / Urkunden, Nr. 899, abgerufen am 18. November 2023.
- ↑ Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Westfalen, B 214u / Kloster Marienfeld / Urkunden, Nr. 1179 und Nr. 1208 sowie W 151u / Sammlung Westfälische Familien (z.T. Dep.) / Urkunden, Nr. 860, C 101u / Fürstabtei Herford, Landesarchiv / Urkunden, Nr. 1178; ferner Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld, 100,001/Urkunden / 100,1/Urkunden, Nr. 0066, Nr. 0106a, Nr. 0115, Nr. 0169 und Nr. 0176, abgerufen am 18. November 2023.
- ↑ Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld, 100,001/Urkunden / 100,1/Urkunden, Nr. 0195, abgerufen am 18. November 2023.
- ↑ Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Ostwestfalen-Lippe, L 83 G / Lippische Justizkanzlei, Schulden und Depositen, Nr. 180, abgerufen am 18. November 2023.
- ↑ Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, 4.100 / Kirchengemeinde Bielefeld - Neustadt - Marien, Nr. 1068(Standort: 10, 336), abgerufen am 18. November 2023.
- ↑ Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld, 100,001/Urkunden / 100,1/Urkunden, Nr. 0279, abgerufen am 18. November 2023.
- ↑ Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld, 100,001/Urkunden / 100,1/Urkunden, Nr. 0293, abgerufen am 18. November 2023.
- ↑ Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld, 100,001/Urkunden / 100,1/Urkunden, Nr. 0307 und Nr. 0309, abgerufen am 18. November 2023.