Großheubach

Markt im Landkreis Miltenberg in Deutschland

Großheubach ist ein Markt im unterfränkischen Landkreis Miltenberg.

Wappen Deutschlandkarte
Großheubach
Deutschlandkarte, Position des Marktes Großheubach hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 44′ N, 9° 14′ OKoordinaten: 49° 44′ N, 9° 14′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreis: Miltenberg
Höhe: 132 m ü. NHN
Fläche: 18,9 km2
Einwohner: 5120 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 271 Einwohner je km2
Postleitzahl: 63920
Vorwahl: 09371
Kfz-Kennzeichen: MIL, OBB
Gemeindeschlüssel: 09 6 76 125
Marktgliederung: 4 Gemeindeteile
Adresse der
Marktverwaltung:
Rathausstraße 9
63920 Großheubach
Website: www.grossheubach.de
Erster Bürgermeister: Gernot Winter (CSU)
Lage des Marktes Großheubach im Landkreis Miltenberg
KarteAschaffenburgLandkreis AschaffenburgLandkreis Main-SpessartHohe Wart (gemeindefreies Gebiet)Gemeindefreies Gebiet ForstwaldGemeindefreies Gebiet Hohe BergCollenbergDorfprozeltenAltenbuchWörth am MainWeilbach (Bayern)Sulzbach am MainStadtprozeltenSchneeberg (Unterfranken)RüdenauRöllbachObernburg am MainNiedernbergNeunkirchen (Unterfranken)MönchbergMömlingenMiltenbergLeidersbachLaudenbach (Unterfranken)Klingenberg am MainKleinwallstadtKleinheubachKirchzellHausen (bei Aschaffenburg)GroßwallstadtGroßheubachFaulbachEschau (Unterfranken)Erlenbach am MainElsenfeldEichenbühlBürgstadtAmorbachAmorbachHessenBaden-Württemberg
Karte
Blick auf Großheubach
Wappen Großheubach

Geografie

Bearbeiten

Geografische Lage

Bearbeiten

Die Gemeinde liegt im Maintal und wird von den Ausläufern des Spessarts und Odenwaldes umrahmt. Großheubach liegt am Fränkischen Rotwein-Wanderweg. Weiter nördlich am Main liegt als nächster Ort Klingenberg am Main mit dem Ortsteil Röllfeld. Zwischen Röllfeld und Großheubach befand sich bis 1778 die Kirche St. Michaelis.[2] Vermutlich wurde die zugehörige Siedlung spätestens in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges Anfang des 17. Jahrhunderts etwa 1630 wegen einer Pest-Epidemie aufgegeben.[3] Gegenüber auf der anderen Mainseite liegt Kleinheubach. Der topographisch höchste Punkt der Gemeindegemarkung befindet sich mit 439 m ü. NHN auf dem Gipfel des Ospis nordöstlich des Ortes, der niedrigste liegt im Main auf 120,5 m ü. NHN.

Gemeindegliederung

Bearbeiten

Es gibt vier Gemeindeteile (in Klammern der Siedlungstyp):[4][5]

Nachbargemeinden

Bearbeiten
Gemeinde
Laudenbach
Stadt
Klingenberg am Main
Gemeinde
Röllbach
  Gemeinde
Collenberg
Markt
Kleinheubach
Stadt
Miltenberg
Markt
Bürgstadt

Etymologie

Bearbeiten

Der Ortsname Großheubach stammt vom Heubach[6], der dem Main im Gemeindegebiet zufließt. Der Zusatz Groß sollte den Ort vom gleichnamigen Ort auf der gegenüberliegenden Mainseite unterscheiden.

Frühere Schreibweisen

Bearbeiten

Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[6]

  • 828 „Hedabahc“[7] (nur Gewässername)
  • 878 „Heidebah“ (nur Gewässername)
  • 1037 „Heidebach“
  • 1294 „Heidbach“
  • 1327 „Heydebach“
  • 1335 „Grozzen Heydebach“
  • 1365 „großen Heidebach“
  • 1390 „Groß Heidebach“
  • 1594 „Gros Heupach“
  • 1867 „Großheubach“

Geschichte

Bearbeiten
 
Großheubach in der Spessartkarte von Paul Pfinzing von 1594 (Norden ist rechts)

Großheubach wurde in einer Urkunde, die zwischen 1012 und 1121 ausgefertigt wurde, erstmals erwähnt.[8] Etwa 1200 war es Besitz der Herren von Klingenberg, der Herrn von Bickenbach und des Deutschen Ritterordens. Die erste Kapelle wurde um 1300 auf dem Rulesberg, heute Engelberg erbaut.

Während der Zeit der Stammesherzogtümer gehörte der Ort zum Herzogtum Franken.

Im Jahre 1483 gehörte Großheubach zum Erzstift Mainz. Das historische Rathaus wurde 1612 errichtet. Auf dem Engelberg gründeten die Kapuziner 1630 das Kloster Engelberg. 1814 kam Großheubach an das Königreich Bayern. 1828 übernahmen die Franziskaner das Kloster Engelberg. Aus der 1896–1899 vorgenommenen Erweiterung der alten Kirche entstand die heutige Pfarrkirche.

Im Jahr 1862 wurde das Bezirksamt Obernburg gebildet, auf dessen Verwaltungsgebiet Großheubach lag. Am 1. Januar 1880 kam Großheubach jedoch anlässlich der Reform des Zuschnitts der bayerischen Bezirksämter zum Bezirksamt Miltenberg. Wie überall im Deutschen Reich wurde 1939 die Bezeichnung Landkreis eingeführt. Großheubach war nun eine der 31 Gemeinden im Altkreis Miltenberg. Dieser schloss sich am 1. Juli 1972 mit dem Landkreis Obernburg am Main zum neuen Landkreis Miltenberg zusammen.

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten

Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 4583 auf 5046 um 463 Einwohner bzw. um 10,1 %. 1999 hatte der Markt 5180 Einwohner. Quelle: BayLfStat

Gemeinderat

Bearbeiten
Kommunalwahl 2020
Wahlbeteiligung: 68,8 %
 %
40
30
20
10
0
36,45 %
27,55 %
23,39 %
12,62 %
PWG/FWb
HmZc
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  −5
−10
−15
−20
−1,31 %p
−4,24 %p
+23,39 %p
−17,82 %p
PWG/FW
HmZ
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
b Parteilose Wählergemeinschaft / Freie Wähler
c Heimat mit Zukunft

Der Gemeinderat besteht aus 20 Mitgliedern. Die Gemeinderatswahl am 15. März 2020 führte zum rechts dargestellten Ergebnis und damit zu folgender Sitzverteilung im Gemeinderat:[9]

Sitzverteilung im Gemeinderat Großheubach seit 2020
    
Insgesamt 20 Sitze
  • SPD: 3
  • HmZ: 5
  • PWG/FW: 5
  • CSU: 7

Bürgermeister

Bearbeiten

Seit 1. Mai 2020 ist Gernot Winter (CSU) Erster Bürgermeister.[10] Dieser wurde in der Stichwahl am 29. März 2020 mit 54,4 Prozent der Stimmen gewählt. Sein Vorgänger Günther Oettinger (* 1950) war von Mai 1990 bis April 2020 als Bürgermeister im Amt.

  • 1869–1871 Benedikt Oettinger (1860–1870 Gemeindevorsteher, ab 1. Juli 1869 Bürgermeister)[11]
  • 1871–1875 Speth
  • 1876–1881 Jakob Oettinger
  • 1882–1887 Simon Dosch
  • 1888–1893 Jakob Oettinger
  • 1894–1899 Simon Dosch
  • 1900–1911 Lebold
  • 1912–1924 Anton Zipf I
  • 1925–1933 Ludwig Oettinger
  • 1933–1940 Josef Zipf
  • 1940–1942 Felix Straub
  • 1942–1945 Anton Blatz
  • 1945–1946 Otto Kempf
  • 1946–1948 Josef Heinrich Wolf
  • 1948–1967 Richard Galmbacher
  • 1967–1990 Franz Hegmann[12]
  • 1990–2020 Günther Oettinger
  • 2020–0000 Gernot Winter

Seit 1900 existiert der Verein TSV Großheubach, der in die Abteilungen Basketball, Fußball, Turnen, Tischtennis und Volleyball gegliedert ist.[13]

 
Wappen von Großheubach
Blasonierung:Gespalten von Silber und Rot; vorne ein schwebendes schwarzes Andreaskreuz mit Tatzenbalken, hinten ein sechsspeichiges silbernes Rad.“[14]
Wappenbegründung: Das Tatzenkreuz ist einem Dorfgerichtssiegel von 1654 entnommen und weist auf die Herrschaft des Deutschherrenordens hin, der seit 1229 in Großheubach belegt ist. Durch Tausch kam der Ort 1484 an den Kurstaat Mainz und blieb dort bis zum Ende des Alten Reichs 1803. Daran erinnern das sechsspeichige silberne Rad sowie die Farben Silber und Rot aus dem Wappen des Kurstaates.

Dieses Wappen wird seit 1956 geführt.

Bauwerke

Bearbeiten
  • Pfarrkirche St. Peter
    Die Pfarrkirche (Patrozinium Cathedra Petri, Petri Stuhlfeier) ist schon alt: 1249 wurde erstmals ein Pfarrer erwähnt, die damalige Kirche war aus Holz.[15] 1519 wird eine Glocke erwähnt, die aber nicht mehr vorhanden ist. Im Jahr 1609 wird der Holzbau durch eine massive Wehrkirche mit Wehrmauer, Wehrgang und Zinnen (im romanischen Stil) ersetzt. 1896–1899 wurden umfangreiche Um- und Ausbauten vorgenommen, die zu ihrem heutigen neogotisch geprägten Aussehen führten.[16] 1949 wurden vier neue Glocken angeschafft. Am 1. August 1958 zerstörte ein schweres Unwetter den Kirchturm. 1987/88 wurde die Kirche renoviert und der Zustand nach den Umbauten Ende des 19. Jahrhunderts wieder hergestellt.[17]
  • Historisches Rathaus
    Das Historische Rathaus wurde 1611/1612 durch den Baumeister Otto Oswald Heppele in altfränkischer Fachwerk-Bauweise errichtet. Das Haus diente als Sitz eines Unteramtmannes für das Amt Prozelten. Das Erdgeschoss wurde als Gefängnis genutzt. Als Bauherren fungierten Johann Schweikhard, Erzbischof von Mainz und Kurfürst sowie Caspar Herr zu Eltz, Kurfürstlicher mainzischer Großhofmeister, Rat- und Amtmann zu Prozelten.
 
Historisches Rathaus in Großheubach
  • Abendanz’sches Haus
    Das Abendanz’sche Haus ist ein um 1600 gebautes Fachwerkhaus im Ortskern von Großheubach. Während der Jahrhunderte wurden am Gebäude einige Umbauten vorgenommen. Nach der Restaurierung in der Zeit von 1987 bis 1990 wurde das Fachwerk freigelegt und die Originalfassade wiederhergestellt. Das Haus diente unter anderem dem Weinhändler Johann Simon Abendanz und dem letzten Abt des Klosters Amorbach als Wohnort.
  • Kloster Engelberg
    Das Kloster Engelberg über dem Main mit seiner Wallfahrtskirche wurde um 1630 gegründet. Eine erste Kapelle hatte es dort schon eine Kapelle gegeben, wo der Erzengel Michael und die heilige Maria verehrt wurden. Die für den Orden der Kapuziner errichteten Gebäude wurden 1828 auf Anordnung König Ludwigs I. an die Franziskaner (OFM) übergeben, die bis zum 31. Juli 2024 dort lebten.[18] Ihre Nachfolger sind Oblaten des heiligen Joseph. Der auf 250 m über NN gelegene Engelberg ist über die 612 sogenannten Engelsstaffeln aus Buntsandstein zu erreichen.
  • Die historische heidnische Kultstätte Hunnenstein oder auch Heunenschüssel befindet sich auf einer Berganhöhe nahe dem heutigen Kloster Engelberg. In den mehrere Meter hohen Sandstein-Felsblock sind kreisrunde Vertiefungen grob eingehauen.
  • Auf dem Weg zum Klotzenhof steht ein Denkmal für ein Fabelwesen, hier Elfetritschle genannt, sonst eher in der Pfalz verbreitet.
  • Der Ort ist Endstation des mittelalterlichen 111 km langen Eselsweges über die Höhen des Spessart.
  • Zu dem Ort gehört eine sehr steile Weinlage, der Großheubacher Bischofsberg

Söhne und Töchter der Gemeinde

Bearbeiten
  • August Steuer (1902–1969), amerikanischer Verleger, Sportfunktionär und Wohltäter der Gemeinde
  • Friedrich Speth (* 1937), Politiker (CSU)
  • Guido Kratschmer (* 1953), Leichtathlet (Zehnkämpfer) und Olympiamedaillengewinner

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Großheubach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Großheubach – Reiseführer

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Dieter Michael Feineis: Grubingen. (pdf; 912 kB) In: Würzburger Diözesan Geschichtsblätter, Sonderdruck. Band 55. Band, Bistum Würzburg, Würzburg, 1993, S. 53–87, hier S. 53, archiviert vom Original am 22. Juli 2011; abgerufen am 5. Februar 2024.
  3. Franz Schaub: Spessart-Wanderungen. Süddeutscher Verlag, München 1982, ISBN 3-7991-6165-1, S. 49.
  4. Gemeinde Großheubach in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 1. April 2021.
  5. Gemeinde Großheubach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 6. Dezember 2021.
  6. a b Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 89 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Monumenta Germaniae Historica Epistolae S. 133
  8. Norbert Allmann: 1000 Jahre Vielbrunn 1012–2012. Stadt Michelstadt, Michelstadt 2012, ISBN 3-924583-50-1, S. 26–30.
  9. Gemeinderatswahl Markt Großheubach 2020, Gesamtergebnis, abgerufen am 15. Juni 2020
  10. Grußwort des Bürgermeisters. Gemeinde Großheubach, abgerufen am 6. August 2020.
  11. Matthias Klotz: Schultheißen, Gemeindevorsteher und Bürgermeister in Großheubach. In: Gemeinde Großheubach (Hrsg.): Die Schrift zum Fest. 400 Jahre Rathaus Großheubach. Selbstverlag, Großheubach 2012, S. 9–11.
  12. Historie, auf grossheubach.de
  13. Großheubach 1900 e. V. Sportverein mit Tradition@1@2Vorlage:Toter Link/www.tsvgrossheubach.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., auf tsvgrossheubach.de
  14. Eintrag zum Wappen von Großheubach in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  15. Karl-Josef Kraus: 90 Jahre Kirchenerweiterung St. Peter in cathedra Großheubach. Hrsg.: Pfarrgemeinde Großheubach. 1989, S. [20].
  16. Karl-Josef Kraus: 90 Jahre Kirchenerweiterung St. Peter in cathedra. Hrsg.: Pfarrei Großheubach. Großheubach 1989.
  17. Website Großheubach – Sehenswertes: Katholische Pfarrkirche St. Peter, abgerufen am 16. Juni 2018
  18. Nach fast 200 Jahren: Franziskaner verlassen Kloster in Unterfranken. In: katholisch.de. 4. Februar 2024, abgerufen am 5. Februar 2024.