Hans Bernhard Graf von Schweinitz

deutscher Ministerialbeamter, Politiker und Schriftsteller

Hans Bernhard Rudolf Graf von Schweinitz und Krain, Freiherr von Kauder (* 3. Juli 1926 in Liegnitz, Provinz Niederschlesien; † 16. Juli 2008 in Bad Neuenahr-Ahrweiler[1]) war ein deutscher Ministerialbeamter, Politiker und Schriftsteller.[2]

 
Das ehemalige Krayner Schloss der Grafen von Schweinitz, 2012

Graf Schweinitz entstammte dem schlesischen Adelsgeschlecht von Schweinitz. Er war der Sohn von Hans Karl Graf von Schweinitz (* 4. November 1878; † 4. September 1926) und dessen Ehefrau Hortense Oettner (7. Januar 1888; † 14. Juli 1926), verlor also kurz nach der Geburt seine Eltern und wuchs in Liegnitz auf.

Nach einer Grundausbildung durch Hauslehrer besuchte er ab 1936 die Ritterakademie zu Liegnitz und ab 1938 die Realgymnasien Liegnitz und Wohlau. Die Einberufung zum Kriegsnotdienst erfolgte 1943, im folgenden Jahr der Einsatz bei der Wehrmacht und damit die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg. Nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1946 konnte er das Abitur in Korntal ablegen. Im Jahr 1947 begann er das Studium der Neuen Geschichte, des Staatsrechts und der Politischen Wissenschaften in Tübingen und konnte dies 1953 mit der Promotion bei Hans Rothfels abschließen.

Im Jahr 1982 heiratete er Hedwig Hörsch aus Ahrweiler.[3]

Graf von Schweinitz starb am 16. Juli 2008 und wurde auf dem Ahrtor-Friedhof in Bad Neuenahr-Ahrweiler beerdigt.[1]

Unterlagen zu seinen Tätigkeiten liegen im Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sankt Augustin.[4]

Berufliche Tätigkeiten

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Graf Schweinitz begann seine berufliche Tätigkeit 1953 bei der damaligen Bundesstelle für Außenhandelsinformation in Köln. Dort wurde er 1957 Leiter des EWG-Referates. Von 1959 bis 1978 war er beim Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in Bonn tätig. Er war persönlicher Referent und Redenschreiber der Bundeskanzler Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und Kurt Georg Kiesinger.[5] Im Jahr 1963 war er für die Organisation der Presse beim Besuch von US-Präsident John F. Kennedy in Deutschland verantwortlich.[6][7] Graf von Schweinitz war Begründer der regelmäßigen Abgeordneten-Besuchsfahrten von Bürgern aus den jeweiligen Wahlkreisen (damals „Bonn-Fahrten“).[8] Er entwarf u. a. die Abschiedsrede von Ludwig Erhard vor dem Bundestag oder die Weihnachtsansprache des Bundeskanzlers 1968.[9]

Von 1978 bis 1991 war er im Bundesverteidigungsministerium tätig und dort im Informations- und Pressestab Leiter des Referates Nachwuchswerbung der Bundeswehr. Unter seiner Leitung wurde u. a. der Slogan „Eine starke Truppe“ entwickelt.[10] Darüber hinaus war er für die BigBand der Bundeswehr verantwortlich.

Nach seiner Pensionierung arbeitete er ab 1993 mehrere Jahre in einer Werbeagentur in Wesseling.

Graf von Schweinitz war auch umfangreich als Autor tätig. Veröffentlichungen finden sich beim WDR und bei der Heilbronner Stimme. In den 1960er Jahren schrieb er eine Wochenkolumne für den Materndienst von Inter Nationes.[11]

Graf Schweinitz war seit 1972 Mitglied der CDU.[12] Zur Bundestagswahl 1976 bewarb er sich als Direktkandidat im Bundestagswahlkreis Rheinisch-Bergischer Kreis. Nach der Nominierung durch seinen Ortsverband in Köln-Porz[13] unterlag er allerdings dem späteren Bundestagsabgeordneten Franz Heinrich Krey.[14] Der als „liberal eingestellte Christ“ bezeichnete Graf Schweinitz sah bei der CDU ein Defizit gegenüber dem liberalen Element.[13]

1975 wurde Schweinitz als stellvertretender Vorsitzender in den Vorstand der CDU Porz gewählt.[15]

Literatur

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  • Hans Bernhard Graf von Schweinitz: Der Kiefernkranich. Ein Roman aus Schlesiens letzten Jahren. Knesebeck u. Schuler, München 1988, ISBN 3-926901-05-5, S. 439.[16]
  • Hans Bernhard Graf von Schweinitz: Highlights of German history. Press and Information Office of the Federal Government, Bonn 1975, S. 80.
  • Hans Bernhard Graf von Schweinitz, Günther Schulz: Massnahmen zur Erleichterung der Ausfuhr in den Benelux-Ländern. Frankreich und Italien. Erich Schmidt Verlag, Berlin 1961, S. 78.
  • Hans Bernhard Graf von Schweinitz: Hohenlohe und die „Mediatisierung“ in Franken und Schwaben. Tübingen 1952, S. 212.[17][18]
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser, Justus Perthes, Teil A, 115. Jahrgang, 1942 [1], S. 502
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Einzelnachweise

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  1. a b General-Anzeiger, Bonn (Hrsg.): Todesanzeige Dr. Hans Bernhard Graf von Schweinitz und Krain, Freiherr von Kauder. Bonn 9. August 2008.
  2. Archiv :: Publikationen. In: Archiv. Konrad Adenauer Stiftung, abgerufen am 15. August 2019.
  3. Eifel Verlag Autoren. Abgerufen am 17. August 2019.
  4. Findbuch 01-860 Hans Bernhard Graf von Schweinitz. Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, 2014, abgerufen am 15. August 2019.
  5. Artikel in General-Anzeiger, Bonn, vom 5. August 2008: „Er war die ‚Feder‘ dreier Bundeskanzler“ Autor: Günther Schmitt Im: Archiv für Christlich-Demokratische Politik; Signatur: 01–860; Pressedokumentation
  6. Artikel in Frankfurter Abendpost vom 15./16. Juni 1963; Seite 2: „Man bereitet sich langsam auf das Kennedy-Chaos vor … und Graf Schweinitz bot die ‚Transportfazilität‘ an“ Im: Archiv für Christlich-Demokratische Politik; Signatur: 01–860; Akte: 01-860-006/4; Bezeichnung: „Deutschland-Besuch von John F. Kennedy 1963“
  7. Stenografische Mitschrift: Pressekonferenz im Bundeshaus, Bonn, am 14. Juni 1963 mit Regierungssprecher Karl-Günther von Hase und Graf Schweinitz. Im: Archiv für Christlich-Demokratische Politik; Signatur: 01–860; Akte: 01-860-006/4; Bezeichnung: „Deutschland-Besuch von John F. Kennedy 1963“
  8. Hinweis des Bundestages zu Abgeordnetenfahrten: https://www.bundestag.de/besuche/fuehrung/besuchaufeinladungeinesabgeordneten
  9. Archiv für Christlich-Demokratische Politik; Signatur: 01–860; Akte: 01-860-001/2; Bezeichnung: „Texte Bundeskanzler II 1965–1968“
  10. TV- und Print-Kampagne – Bundeswehr | Harald Bloch – Kreativ- und Marketing-Macher. Abgerufen am 16. August 2019 (deutsch).
  11. Archiv für Christlich-Demokratische Politik; Signatur: 01–860; Akte: 01-860-002/2; Bezeichnung: „Inter Nationes I (1962)“
  12. Schreiben von Graf Schweinitz an die CDU Kreisgeschäftsstelle in Bergisch Gladbach vom 3. Mai 1972. Im: Archiv für Christlich-Demokratische Politik; Signatur: 01–860; Akte: 01-860-006/5; Bezeichnung: „Presse-Meldungen und -Berichte über Engagement in der CDU (1972–1978)“
  13. a b Artikel in Kölnische Rundschau vom 30. Oktober 1975: „Kandidat der Porzer CDU ist Schweinitz“. Im: Archiv für Christlich-Demokratische Politik; Signatur: 01–860; Akte: 01-860-006/5; Bezeichnung: „Presse-Meldungen und -Berichte über Engagement in der CDU (1972–1978)“
  14. Artikel in Kölnische Rundschau vom 15. Dezember 1975: „Überlegener Sieg nach spannendem Rennen“. Im: Archiv für Christlich-Demokratische Politik; Signatur: 01–860; Akte: 01-860-006/5; Bezeichnung: „Presse-Meldungen und -Berichte über Engagement in der CDU (1972–1978)“
  15. Artikel in Kölnische Rundschau vom 16. Januar 1975: „Webers klarer Wahlsieg erstaunte“. Im: Archiv für Christlich-Demokratische Politik; Signatur: 01–860; Akte: 01-860-006/5; Bezeichnung: „Presse-Meldungen und -Berichte über Engagement in der CDU (1972–1978)“
  16. Marie Frisé: Aus Schlesien letzten Tagen. (PDF) In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 26. Mai 1988, abgerufen am 17. August 2019.
  17. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein. Landesarchiv Baden-Württemberg, abgerufen am 17. August 2019.
  18. Schweinitz, Hans-Bernhard Graf von: Hohenlohe und die "Mediatisierung" in Franken und Schwaben; Diss., Typoskript, XI, 212 Seiten, 1952. - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 12. Juli 2020.