Herbert Prohaska

österreichischer Fußballspieler und -trainer

Herbert Prohaska (* 8. August 1955 in Wien), genannt „Schneckerl“ (wienerisch für seine in der Jugendzeit üppige Lockenpracht), ist ein ehemaliger auch international erfolgreicher österreichischer Fußballspieler. Nach seiner aktiven Karriere war er 10 Jahre lang als Trainer aktiv. Zurzeit analysiert er Fußballspiele im ORF und schreibt Kolumnen für die Kronen Zeitung. Er wurde 2004 zu Österreichs bestem Fußballer der letzten 50 Jahre gewählt, ist Teil der Österreichischen Nationalelf des 20. Jahrhunderts und Teil der Austria-Elf des Jahrhunderts. Von 1993 bis 1999 war er Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft, die er zur Teilnahme an der Endrunde der Weltmeisterschaft 1998 führte.

Herbert Prohaska
Herbert Prohaska (2014)
Personalia
Geburtstag 8. August 1955
Geburtsort WienÖsterreich
Größe 182 cm
Position Mittelfeldspieler
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1970–1972 Ostbahn XI ? 0(?)
1972–1980 FK Austria Wien 259 (62)
1980–1982 Inter Mailand 56 0(8)
1982–1983 AS Rom 26 0(3)
1983–1989 FK Austria Wien 194 (35)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1974–1989 Österreich 84 (12)
Stationen als Trainer
Jahre Station
1990–1992 FK Austria Wien
1992–1993 Österreich U-21
1993–1999 Österreich
1999–2000 FK Austria Wien
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.
Prohaska als TV-Experte beim Länderspiel Österreich – Griechenland (2013)

Karriere

Bearbeiten

Spielerkarriere

Bearbeiten

Im Alter von neun Jahren begann Prohaska mit dem Fußballspielen im Verein bei Vorwärts XI, wo sein Vater, ein Hilfsarbeiter, Nachwuchstrainer war. Schon vorher spielte er in der Nachbarschaft mit älteren Kindern. Prohaska startete seine aktive Karriere als Fußballspieler im Herrenfußball im Jahr 1970 beim unterklassigen SC Ostbahn XI, mit dem er in seiner nur bis 1972 andauernden Vereinszugehörigkeit auch einen Meistertitel verzeichnen konnte. Nach der Aufnahme in den Profikader des FK Austria Wien (Premierenmatch in der obersten Spielklasse schon in der 1. Runde beim 2:2 auf dem Sportklub-Platz in Dornbach ausgetragenen Heimspiel gegen SSW Innsbruck am 11. August 1972, als er in der 29. Minute für Klaus Kelmer eingewechselt wurde[1]) wurde er mit der Mannschaft bis 1980 vierfacher Österreichischer Meister und dreifacher Österreichischer Cupsieger. 1980 wechselte er zu Inter Mailand, gewann im zweiten Jahr mit den „Nerazzuri“ (dt. schwarz-blau) den italienischen Cup und transferierte anschließend zur AS Rom. Dort gelang gleich in der ersten Saison der Gewinn der italienischen Meisterschaft und Prohaska kehrte danach zu Austria Wien zurück. In den folgenden drei Jahren erspielten die Wiener jeweils den Meistertitel und 1986 den Cup. 1989 erklärte Prohaska seinen Rücktritt als Spieler.

Auch mit der Nationalmannschaft feierte Prohaska Erfolge. Am 30. Oktober 1977 schoss er, mit seinem „Spitz von İzmir“ zum 1:0-Sieg, Österreich zur WM-Endrunde 1978 in Argentinien. Dort folgte das legendäre Wunder von Córdoba mit dem 3:2-Sieg über Deutschland. Auch an der WM 1982 in Spanien nahm er mit Österreich teil und spielte u. a. beim Nichtangriffspakt von Gijón. Außerdem wurde der routinierte Spieler in der jungen Mannschaft, die die WM-Qualifikation 1990 bestritt, eingesetzt.

Trainer- und Fernsehkarriere

Bearbeiten

Kurz nach seinem Rücktritt als Spieler arbeitete Prohaska bereits als Trainer bei Austria Wien. Bis 1992 gelangen ihm mit der Austria zwei Meistertitel und zwei Cupsiege. 1993 wurde er Trainer der österreichischen Fußballnationalmannschaft und qualifizierte sich 1997 als Gruppensieger direkt für die WM 1998 in Frankreich. Am 27. März 1999 erlitt Österreich in Valencia in der Europameisterschafts-Qualifikation ein 0:9-Debakel gegen Spanien und Prohaska trat von seinem Amt zurück (sein Nachfolger wurde Otto Barić). Trotz des 0:9 erreichte die österreichische Nationalmannschaft allerdings im Mai 1999 mit Platz 17 die bis dahin beste Platzierung in der FIFA-Weltrangliste. Von 1999 bis 2000 war er wiederum Trainer der Wiener Austria.

Seit einigen Jahren analysiert Herbert Prohaska Fußballmatches im österreichischen Rundfunk. Seine Verabschiedung nach jedem Hauptabend-Spiel („Gute Nacht!“) ist eines seiner Charakteristika. Nach dem Sieg seines Favoriten Italien im Finale der WM 2006 ließ Prohaska sich vor laufenden Kameras seinen Schnurrbart, der bis dahin eines seiner persönlichen Merkmale war, abrasieren.

Privatleben

Bearbeiten

Prohaska stammt aus „einfachen“ Verhältnissen, sein Vater arbeitete als Hilfsarbeiter, seine Mutter war Bedienerin. Er wuchs in Wien-Simmering auf und hat darüber in der ORF-Dokumentation „Mein Simmering“ berichtet.[2] Prohaska ist ausgelernter Automechaniker. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und lebt in Klosterneuburg bei Wien.

Persönliche Ehrungen

Bearbeiten

Bei der Krone-Fußballerwahl wurde Prohaska in den Jahren 1975 und 1985 zum Fußballer des Jahres gewählt, 1997 zum Trainer des Jahres. Die APA-Fußballerwahl entschied er dreimal für sich (1984, 1985 und 1988).

1997 erhielt Prohaska vom österreichischen Bundespräsidenten das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und 2005 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Außerdem wurde ihm von den Landeshauptmännern Erwin Pröll und Michael Häupl 2005 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich und 2008 das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien verliehen. Im Jahr 2015 erhielt er das Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich.[3]

Das 314. Wiener Derby galt als „Geburtstagsspiel“ Prohaskas zu dessen 60. Geburtstag.

Als Spieler:

Als Trainer:

  • 2× Österreichischer Meister mit FK Austria Wien: 1991, 1992
  • 2× Österreichischer Cupsieger mit FK Austria Wien: 1990, 1992
  • WM-Teilnahme: 1998 (Gruppenphase)

ÖFB-Länderspiele unter Teamchef Herbert Prohaska

Bearbeiten

Legende

  • H = Heimspiel
  • A = Auswärtsspiel
  • * = Spiel auf neutralem Platz
  • grüne Hintergrundfarbe = Sieg Österreichs
  • gelbe Hintergrundfarbe = Unentschieden
  • rote Hintergrundfarbe = Niederlage
Spiele Siege Remis Niederlagen Tore TD
51 25 9 17 96:73 +23
Nr. Datum Ergebnis Gegner Austragungsort Anlass Bemerkung
543 10.03.1993 2:1 Griechenland  Griechenland H Wien Erstes Länderspiel unter Herbert Prohaska
544 27.03.1993 0:1 Frankreich  Frankreich H Wien WM 1994-Qualifikation
545 14.04.1993 3:1 Bulgarien  Bulgarien H Wien WM 1994-Qualifikation
546 13.05.1993 1:3 Finnland  Finnland A Turku (FIN) WM 1994-Qualifikation
547 19.05.1993 0:1 Schweden  Schweden A Stockholm (SWE) WM 1994-Qualifikation
548 25.08.1993 3:0 Finnland  Finnland H Wien WM 1994-Qualifikation
549 13.10.1993 1:4 Bulgarien  Bulgarien A Sofia (BUL) WM 1994-Qualifikation
550 27.10.1993 1:1 Israel  Israel A Tel Aviv (ISR) WM 1994-Qualifikation
551 10.11.1993 1:1 Schweden  Schweden H Wien WM 1994-Qualifikation Österreich qualifiziert sich als Gruppenvierter nicht für die Endrunde
552 23.03.1994 1:1 Ungarn  Ungarn H Linz
553 20.04.1994 1:2 Schottland  Schottland H Wien
554 17.05.1994 4:3 Polen  Polen A Kattowitz (POL)
555 02.06.1994 1:5 Deutschland  Deutschland H Wien
556 17.08.1994 0:3 Russland  Russland H Klagenfurt Erstes Länderspiel gegen Russland, erstes Spiel in Klagenfurt, einziges Spiel im alten Wörtherseestadion
557 07.09.1994 4:0 Liechtenstein  Liechtenstein A Eschen (LIE) EM 1996-Qualifikation Erstes offizielles Länderspiel gegen Liechtenstein
558 12.10.1994 1:2 Nordirland  Nordirland H Wien EM 1996-Qualifikation
559 13.11.1994 0:1 Portugal  Portugal A Lissabon (POR) EM 1996-Qualifikation
560 29.03.1995 5:0 Lettland  Lettland H Salzburg EM 1996-Qualifikation
561 26.04.1995 7:0 Liechtenstein  Liechtenstein H Salzburg EM 1996-Qualifikation
562 11.06.1995 3:1 Irland  Irland A Dublin (IRL) EM 1996-Qualifikation
563 16.08.1995 2:3 Lettland  Lettland A Riga (LAT) EM 1996-Qualifikation
564 06.09.1995 3:1 Irland  Irland H Wien EM 1996-Qualifikation
565 11.10.1995 1:1 Portugal  Portugal H Wien EM 1996-Qualifikation
566 15.11.1995 3:5 Nordirland  Nordirland A Belfast (NIR) EM 1996-Qualifikation Österreich verpasst wiederum den Sprung zum EM-Turnier
567 27.03.1996 1:0 Schweiz  Schweiz H Wien
568 24.04.1996 2:0 Ungarn  Ungarn A Budapest (HUN)
569 29.05.1996 1:0 Tschechien  Tschechien H Salzburg Erstes Länderspiel gegen die Tschechische Republik, letztes Länderspiel im Lehener Stadion
570 31.08.1996 0:0 Schottland  Schottland H Wien WM 1998-Qualifikation
571 09.10.1996 1:0 Schweden  Schweden A Stockholm (SWE) WM 1998-Qualifikation
572 09.11.1996 2:1 Lettland  Lettland H Wien WM 1998-Qualifikation
573 18.03.1997 0:2 Slowenien  Slowenien H Linz Erstes Länderspiel gegen Slowenien
574 02.04.1997 0:2 Schottland  Schottland A Glasgow (SCO) WM 1998-Qualifikation
575 30.04.1997 2:0 Estland  Estland H Wien WM 1998-Qualifikation Erstes Länderspiel gegen Estland
576 08.06.1997 3:1 Lettland  Lettland A Riga (LAT) WM 1998-Qualifikation
577 20.08.1997 3:0 Estland  Estland A Tallinn (EST) WM 1998-Qualifikation
578 06.09.1997 1:0 Schweden  Schweden H Wien WM 1998-Qualifikation
579 10.09.1997 1:0 Belarus 1995  Belarus A Minsk (BLR) WM 1998-Qualifikation Erstes Länderspiel gegen Belarus
580 11.10.1997 4:0 Belarus 1995  Belarus H Wien WM 1998-Qualifikation Österreich qualifiziert sich als Gruppensieger zum achten Mal für eine WM
581 25.03.1998 2:3 Ungarn  Ungarn H Wien
582 22.04.1998 0:3 Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten H Wien
583 27.05.1998 2:1 Tunesien 1859  Tunesien H Wien Erstes offizielles Länderspiel gegen Tunesien
250. Länderspiel-Sieg
584 02.06.1998 6:0 Liechtenstein  Liechtenstein H Wien
585 11.06.1998 1:1 Kamerun  Kamerun * Toulouse (FRA) WM 1998-Vorrunde Erstes Länderspiel gegen Kamerun
586 17.06.1998 1:1 Chile  Chile * Saint-Étienne (FRA) WM 1998-Vorrunde
587 23.06.1998 1:2 Italien  Italien * Saint-Denis (FRA) WM 1998-Vorrunde Österreich scheidet als Gruppendritter aus
588 19.08.1998 2:2 Frankreich  Frankreich H Wien
589 05.09.1998 1:1 Israel  Israel H Wien EM 2000-Qualifikation
590 10.10.1998 3:0 Zypern 1960  Zypern A Larnaka (CYP) EM 2000-Qualifikation
591 14.10.1998 4:1 San Marino  San Marino A Serravalle (SMR) EM 2000-Qualifikation Erstes Länderspiel gegen San Marino
592 10.03.1999 4:2 Schweiz  Schweiz A St. Gallen (SUI) 50. Länderspiel unter Herbert Prohaska
593 27.03.1999 0:9 Spanien  Spanien A Valencia (ESP) EM 2000-Qualifikation Letztes Länderspiel unter Herbert Prohaska
Höchste Auswärtsniederlage

Publikationen

Bearbeiten

Auszeichnungen

Bearbeiten

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Herbert Prohaska – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. «Prohaska: 200 BL-Spiele». In: Arbeiter-Zeitung. Wien 29. August 1978, S. 10.
  2. „Mein Simmering“ abgerufen am 15. Februar 2016.
  3. „Großes Ehrenzeichen des Landes NÖ“ für Herbert Prohaska Niederösterreichischer Pressedienst vom 19. November 2015, abgerufen am 21. November 2015.
  4. 70 Jahre „Kurier“: Platin-Romy für Kerkeling, Krankl und Prohaska. In: Die Presse. 18. Oktober 2024, abgerufen am 18. Oktober 2024.
  5. Georg Leyrer: 70 Jahre KURIER: Zwei ROMYs für die Gänsehaut an Prohaska und Krankl. In: Kurier.at. 17. Oktober 2024, abgerufen am 18. Oktober 2024.