In der Mathematik sind Higgs-Bündel ein Hilfsmittel in der Darstellungstheorie von Flächengruppen und Fundamentalgruppen komplexer Mannigfaltigkeiten. Sie wurden von Nigel Hitchin eingeführt und wegen der Analogie zu Higgs-Bosonen nach Peter Higgs benannt.

Definition

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Ein Higgs-Bündel ist ein Paar   bestehend aus einem holomorphen Vektorbündel   über einer Riemannschen Fläche   und einem Higgs-Feld, d. h. einer  -wertigen holomorphen 1-Form  .

Stabilität, Polystabilität

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Ein Higgs-Bündel   heißt stabil, wenn für alle  -invarianten holomorphen Unterbündel   die Ungleichung

 

gilt. Hierbei bezeichnet   den Grad eines Vektorbündels und   seinen Rang, also die Dimension seiner Fasern. (Man beachte, dass die Ungleichung nur für  -invariante Unterbündel gelten soll, ein stabiles Higgs-Bündel also nicht notwendig ein stabiles Vektorbündel sein muss.)

Ein Higgs-Bündel   heißt polystabil, wenn es eine direkte Summe

 

stabiler Higgs-Bündel mit

 

für   ist.

Darstellungstheorie

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Aufbauend auf Resultaten von Corlette und Donaldson bewiesen Hitchin und Simpson die folgenden Äquivalenzen für Riemannsche Flächen  :

 
 

Höherdimensionale Verallgemeinerung

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Über höherdimensionalen komplexen Mannigfaltigkeiten   definiert man ein Higgs-Bündel als ein Paar   aus einem holomorphen Vektorbündel   über   und einer  -wertigen holomorphen 1-Form  , die die Gleichung   erfüllt.

(Im Falle Riemannscher Flächen ist diese Gleichung trivialerweise erfüllt.)

Prinzipalbündel

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Sei   eine kompakte Riemannsche Fläche mit kanonischem Linienbündel  , und sei   eine reelle reduktive Lie-Gruppe mit einer maximal kompakten Untergruppe  . Sei   die Komplexifizierung und   die Komplexifizierung einer Cartan-Zerlegung. Die von der adjungierten Darstellung induzierte Isotropie-Darstellung   ist holomorph und hängt nicht von der gewählten Cartan-Zerlegung ab.

Ein  -Higgs-Bündel   ist ein holomorphes  -Prinzipalbündel   mit einem holomorphen Schnitt   des Vektorbündels  .

Der Schnitt   wird als Higgs-Feld bezeichnet.

Zwei Higgs-Bündel   und   heißen isomorph, wenn es einen Isomorphismus von Prinzipalbündeln   gibt, so dass der induzierte Isomorphismus   den Schnitt   auf   abbildet.

Ein Higgs-Bündel heißt stabil, wenn für jedes  -invariante echte Unterbündel   gilt:

 .

Literatur

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  • Corlette, Kevin: Flat G-bundles with canonical metrics. J. Differential Geom. 28 (1988), no. 3, 361–382.
  • Donaldson, Simon: Twisted harmonic maps and the self-duality equations. Proc. London Math. Soc. (3) 55 (1987), no. 1, 127–131.
  • Hitchin, Nigel: The self-duality equations on a Riemann surface. Proc. London Math. Soc. (3) 55 (1987), no. 1, 59–126.
  • Simpson, Carlos: Constructing variations of Hodge structure using Yang-Mills theory and applications to uniformization. J. Amer. Math. Soc. 1 (1988), no. 4, 867–918.
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