IAI Heron TP

Kampfdrohne des israelischen Herstellers Israel Aerospace Industries (IAI)

Die Heron TP, bei den israelischen Luftstreitkräften Eitan (hebräisch für stark, standhaft) genannt, ist eine militärische Drohne der MALE-Klasse, die von Israel Aerospace Industries (IAI) hergestellt wird. Neben der Aufklärung als Hauptrolle kann sie auch bewaffnet für Luft-Boden-Angriffe eingesetzt werden. Die Heron TP wurde aus der Aufklärungsdrohne Heron 1 entwickelt, ist aufgrund der größeren Abmessungen aber ein komplett eigenständiges Drohnenmodell.

IAI Heron TP
IAI Eitan
IAI Heron TP
IAI Eitan der israelischen Luftstreitkräfte
Typ bewaffnungsfähige Aufklärungsdrohne
Entwurfsland

Israel Israel

Hersteller Israel Aerospace Industries
Erstflug ca. 2006
Indienststellung Februar 2010

Entwicklung

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Im Juni 2007 gelangten erste Videos einer weiterentwickelten und vergrößerten Heron-Version mit dem Namen Heron TP an die Öffentlichkeit, die von den israelischen Streitkräften Eitan genannt wird. Der Erstflug soll am 15. Juli 2006 in Israel erfolgt sein. Am 21. Februar 2010 wurde die erste Maschine von den Israelischen Luftstreitkräften in Dienst gestellt.[1]

Konstruktion und Technik

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Wie die Heron 1 ist die Heron TP ein Schulterdecker mit langer Streckung und fehlender Pfeilung, mit Doppelleitwerksträger und Schubpropeller in Pusher-Konfiguration. Mit 26 m Spannweite, 14 m Länge, bis zu 5670 kg Abflugmasse und 2700 kg Nutzlast ist sie jedoch deutlich größer als die Heron 1 und wird auch nicht wie diese von einem Kolbenmotor, sondern von einem 883 kW (1200 PS) starken Turboprop-Triebwerk Pratt & Whitney Canada PT6 angetrieben. Daher stammt auch der Namenszusatz TP (für Turboprop). Die maximale Flugzeit wird vom Hersteller mit über 30 Stunden angegeben. Die Drohne ist allwetterflugfähig.[2]

Nutzlast

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In die Heron TP kann aufgrund der hohen möglichen Zuladung eine Vielzahl von Sensoren integriert werden. Dazu zählen elektro-optische Sensoreinheiten mit Kameras für das sichtbare Lichtspektrum und Wärmebild, Laserentfernungsmesser/Lasermarkierer, Synthetic Aperture Radar, Seeüberwachungsradar sowie Sensorik für Fernmelde- und Elektronische Aufklärung und Elektronischen Kampf.[2]

Die Möglichkeiten zur Bewaffnung der Heron TP werden grundsätzlich geheim gehalten.[3] Bekannt wurde die Bewaffnungsoption der Drohnen mit der Luft-Boden-Rakete Whip Shot des israelischen Herstellers IMI. Dabei handelt es sich um einen vergleichsweise günstigen Lenkflugkörper mit 15 Kilogramm Gewicht, bei dem nach dem Abschuss u. a. noch der Angriff abgebrochen sowie der Explosionsradius skaliert werden kann.[4][5] Auch andere Bewaffnungsmöglichkeiten sind jedoch denkbar.[6]

Im Februar 2010 stellten die Israelischen Luftstreitkräfte die erste Eitan in Dienst. Dort waren 2018 etwa 10 bis 15 Maschinen im Einsatz.[7] Am 29. Januar 2012 stürzte nahe einem Stützpunkt südlich von Tel Aviv eine Eitan ab. Grund hierfür war der Abbruch eines Flügels während des Fluges.[8]

Deutschland

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Beschaffungsentscheidung

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IAI Heron TP in der gemeinsam mit Airbus vertriebenen Version auf der ILA 2018

2016 wurde bekannt, dass die Bundeswehr bis zur Bereitstellung einer eigenen europäischen Drohne zur Überbrückung Heron-TP-Drohnen beschaffen will.[9] Zu dem Zeitpunkt war bereits das Vorgängermodell Heron 1 bei der deutschen Luftwaffe im Einsatz. Der amerikanische Konkurrent der israelischen Drohne, General Atomics, der unter anderem die Drohnen MQ-1 Predator und MQ-9 Reaper produziert, hatte gegen diese Entscheidung pro Heron TP Beschwerde eingelegt, deren aufschiebende Wirkung im September 2016 zunächst durch das Oberlandesgericht Düsseldorf bestätigt wurde, sodass der Vertrag zwischen der Bundeswehr und IAI/Airbus nicht in Kraft treten konnte.[10] Im Mai 2017 wies das Oberlandesgericht Düsseldorf die Beschwerde von General Atomics ab und erlaubte die Anschaffung der Heron-TP-Drohnen.[11] Die Bewaffnungsoptionen sollen dabei ausschlaggebend für die Entscheidung zur Beschaffung der Heron TP und gegen die Konkurrenzmodelle gewesen sein.[4][3] Zwischenzeitlich hatte die SPD gegen die vom Verteidigungsministerium geplante Anmietung neue Vorbehalte anmeldet; die Anschaffung sei nicht ausreichend diskutiert worden und die Kriegsführung durch Drohnen sei mit zu hohen zivilen Begleitschäden verbunden.[12][13]

Am 13. Juni 2018 beschloss der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die Anmietung von fünf IAI Heron TP, die von Airbus gewartet werden. Die Anmietung läuft bis 2027 und wird mindestens 900 Millionen Euro kosten. Die Maschinen werden zunächst als Aufklärungsdrohnen eingesetzt, sie haben aber die Option bewaffnet und als Kampfdrohnen eingesetzt zu werden.[14] Die Spezifikationen der deutschen Heron TP weichen von der Grundversion Eitan der israelischen Streitkräfte ab. Die deutsche Version beinhaltet u. a. verbesserte Sensorik und wird German Heron TP (Abk. G-Heron TP[15] bzw. GHTP[16]) genannt.[3]

Neben der Aufklärungs- und Kampfversion für Einsätze über Land wird die Heron TP in einer Version mit maritimem Überwachungsradar auch als Kandidat für die zeitnahe Beschaffung einer Seeaufklärungs- und U-Jagd-Drohne der Marineflieger gehandelt. Im Auswahlprozess tritt die Heron TP gegen die General Atomics MQ-9B SeaGuardian an, eine Marineversion der MQ-9 Reaper.[17]

Entwicklung seit 2019

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Verbandsabzeichen der israelisch-deutschen Heron-TP-Ausbildungsstaffel Red Baron

Anfang 2019 begann die Ausbildung deutscher Luftwaffenpiloten an der Heron TP. Dazu wurde eine gemeinsame Ausbildungsmission mit den israelischen Luftstreitkräften gegründet, die Ausbildung findet auf der Luftwaffenbasis Tel Nof statt.[18]

Anfang April 2022, sechs Wochen nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine, stimmte nach dem Verteidigungsausschuss auch der Haushaltsausschuss des Bundestags der Anschaffung von 140 Raketensätzen zur Bewaffnung von Heron-TP-Drohnen zu.[19][20] Bei den Luft-Boden-Raketen soll es sich um den oben genannten Lenkflugkörper Whip Shot handeln.[4][6] Die deutsche Musterzulassung für den Betrieb in einem spezifischen, separierten Luftraum erfolgte am 8. Dezember des gleichen Jahres.[21]

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 stellte Deutschland Israel zwei seiner fünf geleasten, in Tel Nof stationierten Heron TP für den Abwehrkampf zur Verfügung.[22] Die gemeinsame Ausbildungsmission wurde aufgrund der Kämpfe pausiert.[23] In einer Kleinen Anfrage im deutschen Bundestag fragte die Gruppe BSW die Bundesregierung im August 2024 unter anderem, welche Erkenntnisse sie darüber habe, ob die israelischen Streitkräfte die zur Verfügung gestellten Drohnen auch bewaffnet einsetzen können und ob in dem Zusammenhang das Risiko bestehe, dass sie ggf. gegen die Zivilbevölkerung in Gaza eingesetzt werden. Die Antwort darauf stufte die Bundesregierung unter Berufung auf das Staatswohl Deutschlands als Verschlusssache-Nur für den Dienstgebrauch (VS-NfD) ein.[24]

Laut Bundesministerium der Verteidigung wurde die Heron TP vor allem für Einsätze im Rahmen des Internationalen Krisenmagagements (IKM) beschafft.[25] Mit dem Wegfall des Afghanistan-Einsatzes 2021 bzw. von MINUSMA 2023 endeten zwei große Auslandseinsätze der Bundeswehr, auf die dieses Einsatzprofil zutraf. Stattdessen verschob sich der Fokus der Bundeswehr mit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 hin zur Landes- und Bündnisverteidigung. Deshalb sollen auch die Heron TP auf diesen Einsatzzweck ausgerichtet werden, obwohl sie dafür nur bedingt geeignet seien.[25] Im November 2023 genehmigte der Haushaltsausschuss des Bundestages die Finanzierung eines zunächst sechsmonatigen Demonstrationsbetriebs der Heron TP in Deutschland. Stationiert werden die weiterhin nur geleasten Drohnen beim Taktischen Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ auf dem Fliegerhorst Schleswig.[16]

Anfang Mai 2024 erhielt die Heron TP auch die Verkehrszulassung durch das Luftfahrtamt der Bundeswehr, womit die Drohne am internationalen Luftverkehr teilnehmen darf.[26] Der Erstflug einer in Einzelteilen aus Israel gelieferten Heron TP über Schleswig-Holstein fand am 8. Mai 2024 statt.[27] Der Flug trug das Rufzeichen Skynet.[28] Am 15. Mai wurde das Waffensystem offiziell bei der Luftwaffe in Dienst gestellt. Während des sechsmonatigen Demonstrationsbetriebs wird die Heron TP ausschließlich unbewaffnet geflogen.[29] Mit Stand Juni 2024 wurden von der Bundeswehr noch keine Einsatzgrundsätze für bewaffnete Drohneneinsätze aufgestellt.[25]

Die Streitkräfte Indiens nahmen 2022 die ersten beiden von vier bestellten Heron TP in Betrieb. Indien erwarb die Drohnen zum Einsatz in der Provinz Ladakh zur Sicherung der umstrittenen Grenze mit China.[30] Ursprüngliche Planungen zur Bewaffnung der Heron TPs wurden zugunsten der Beschaffung von Loitering Munition und Drohnen des Modells MQ-9B Reaper verworfen.[31]

Technische Daten

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Kenngröße Eitan / Heron TP[2]
Länge 14 m
Spannweite 26 m
maximale Startmasse 5670 kg
Zuladung 2700 kg
Höchstgeschwindigkeit 220 kn (407 km/h) TAS
Maximale Flughöhe > 45.000 ft (13.700 m)
Maximale Flugzeit > 30 h
Antriebsart 1 Turboprop mit 883 kW (1200 PS)
Antriebsmodell Pratt & Whitney Canada PT6
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Commons: IAI Eitan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Heron TP auf der Website des Herstellers IAI

Einzelnachweise

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  1. Heron TP geht in Dienst. In: Flug-Revue. April 2010, ISSN 0015-4547, S. 17.
  2. a b c Heron TP auf der Seite des Herstellers, abgerufen am 5. Mai 2024.
  3. a b c Thomas Wiegold: Dronewatch: Bisschen Erläuterung zum „German Heron TP“. In: Augen geradeaus! 13. Oktober 2023, abgerufen am 5. Mai 2024.
  4. a b c Matthias Monroy: Wunderwaffe für Drohnen der Bundeswehr kommt aus Israel. In: netzpolitik.org. 5. September 2017, abgerufen am 5. Mai 2024.
  5. Noam Eshel: WhipShot – Low Cost Guided Weapon from IMI. In: defense-update.com. 14. Februar 2012, abgerufen am 5. Mai 2024 (englisch).
  6. a b Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages: Tabellarische Gegenüberstellung der Unterschiedsmerkmale der unbemannten Luftfahrzeuge Heron 1 und Heron TP. (PDF; 90 kB) In: bundestag.de. 23. April 2018, abgerufen am 5. Mai 2024.
  7. Armed Drones in the Middle East, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  8. Israeli Heron TP Crashes in Flight Test. In: defensenews.com, 30. Januar 2012, abgerufen am 29. August 2015 (englisch).
  9. bundeswehr-journal.de Heron 1 für den Malieinsatz
  10. Christian Thiels: Gericht bremst von der Leyens Drohnen-Deal. In: Tagesschau. 16. September 2016, abgerufen am 16. September 2016.
  11. Bundeswehr darf laut Urteil israelische Kampfdrohne beschaffen. In: de.reuters.com. 31. Mai 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. August 2017; abgerufen am 24. August 2017.
  12. Martin Schulz: In den Frieden investieren – nicht in Waffen. In: spiegel.de. 25. Mai 2017, abgerufen am 24. August 2017.
  13. Bundestag billigt Umzug nach Jordanien. In: tagesschau.de. 9. Juli 2017, abgerufen am 24. August 2017.
  14. Reuters: Für eine Milliarde Euro: Bundeswehr bekommt Kampf-Drohnen. In: Berliner Morgenpost. 13. Juni 2018, abgerufen am 16. Juni 2018.
  15. Bewaffnung der Kampfdrohne G-HERON TP mit skalierbaren Raketen, dip.bundestag.de, abgerufen am 27. Mai 2024.
  16. a b Florian Manthey: Drohne Heron TP: Bundestag genehmigt Mittel für Flugbetrieb in Deutschland. In: Bundesministerium der Verteidigung. 8. November 2023, abgerufen am 6. Mai 2024.
  17. Lars Hoffmann: Marine soll schnellstmöglich neue U-Jagd-Drohne erhalten. In: hartpunkt.de. 5. Juli 2024, abgerufen am 8. Juli 2024.
  18. Sebastian Sprenger: Israeli Air Force starts training German Heron TP drone pilots. In: defensenews.com. 29. Januar 2019, abgerufen am 5. Mai 2024 (englisch).
  19. Björn Lenz: Weg frei zur Bewaffnung der Drohne Heron TP mit Präzisionsmunition. In: Bundesministerium der Verteidigung. 6. April 2022, abgerufen am 19. April 2022.
  20. zeit.de vom 6. April 2022 20:36 Uhr
  21. Heron TP erhält deutsche Zulassung. In: Flug Revue. 9. Dezember 2022, abgerufen am 12. Dezember 2022.
  22. Jörg Fleischer: Minister Pistorius sagt Heron TP, Personal und Sanitätsmaterial für Israel zu. In: Bundesministerium der Verteidigung. 12. Oktober 2023, abgerufen am 13. Oktober 2023.
  23. Bundeswehr gibt Israel Kampfdrohnen zurück. In: n-tv.de. 11. Oktober 2023, abgerufen am 13. Oktober 2023.
  24. BT-Drs. 20/12859, Seiten 9–10. Abgerufen am 17. Oktober 2024.
  25. a b c Navid Linnemann: Drohne darf nicht schießen – trotz Bewaffnung. In: defence-network.com. 27. Juni 2024, abgerufen am 29. Juni 2024.
  26. André Forkert: Verkehrszulassung für Drohne Heron TP erteilt. In: defence-network.com. 3. Mai 2024, abgerufen am 6. Mai 2024.
  27. Isabel Hofmann: Airbus testet neue Drohne Heron TP. In: NDR.de. 10. Mai 2024, abgerufen am 13. Mai 2024.
  28. Frank Behling: Premiere für Militärdrohne über Jagel. In: Lübecker Nachrichten vom 12. Mai 2024, Seite 7.
  29. Jan Christoph Reichmann: Drohne German Heron TP: Die Verstärkung aus der Luft startet in die Testphase. In: Bundeswehr. 15. Mai 2024, abgerufen am 15. Mai 2024.
  30. Army Gets Deliveries of 2 Israeli Heron TP Drones Bought in 2020, Deploys Them Along LAC in Ladakh. In: news18.com. 14. Oktober 2022, abgerufen am 5. Mai 2024 (englisch).
  31. Snehesh Alex Philip: India drops plan to arm Heron drones under Project Cheetah: Here’s why. In: theprint.in. 8. November 2023, abgerufen am 5. Mai 2024 (englisch).