Jüdische Gemeinde Dortmund
Die Jüdische Gemeinde Dortmund ist eine jüdische Kultusgemeinde in Dortmund, deren Anfänge ins 11. Jahrhundert des Mittelalters zurückgehen. Die Jüdische Gemeinde Dortmund zählt derzeit 2.724 Mitglieder (Stand 2020).[1] Als Jüdische Kultusgemeinde Groß-Dortmund ist sie Mitglied im Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe.
Geschichte
BearbeitenMittelalter
BearbeitenDie ersten urkundlichen Erwähnungen von jüdischem Leben in Dortmund gehen zurück ins 11. Jahrhundert und zum Anfang des 13. Jahrhunderts. Im Bericht des Chronisten Schlomoh bar Schimon über die Ermordung der Juden im Rheinland im Jahre 1096 berichtet dieser, dass ein Mann namens Schemarjah seine Familie wieder heraus nach Dortmund geführt habe.[2]
Das Kölner Judenschreinsbuch berichtet von einem Nathan. Jutta, die Tochter des Mannis, erwarb in Köln zwischen 1235 und 1239 eine Haushälfte. Das Buch verzeichnet, dass sie aus Dortmund stammten.[3] 1351 wurden die jüdischen Bewohner der Stadt Dortmund vertrieben. Der Chronist Johannes Nederhoff berichtet davon, dass im Jahre 1351, die »Juden der Stadt nicht getötet, oder verbrannt wurden, sondern aus der Stadt vertrieben.«[4]
Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts durfen sich wieder Juden in Dortmund niederlassen. Aber auch in den umliegenden, heute zur Stadt gehörenden Ortschaften wie Dorstfeld, Hörde, Aplerbeck und anderen siedelten sich spätestens in der Neuzeit Juden an, bildeten Gemeinden und prägten ihr Umfeld.[5]
Zeit des Nationalsozialismus
BearbeitenNach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde die jüdische Gemeinde zum Verkauf des Grundstücks der im Jahr 1900 erbauten Dortmunder Synagoge gezwungen. Im Laufe des Jahres 1938 wurde die Synagoge schrittweise zerstört. Insgesamt wurden über 2.000 Dortmunder Juden in der Zeit des Nationalsozialismus getötet. Der Neuaufbau der jüdischen Gemeinde erfolgte 1945 mit 40 bis 50 Mitgliedern.[6]
Nachkriegszeit
BearbeitenDie Jüdische Gemeinde Groß-Dortmund versteht sich als Einheitsgemeinde. Sie hat ihr heutiges Gemeindezentrum seit 1956 an der Prinz-Friedrich-Karl-Straße in Dortmund-Mitte. Der Architekt war Helmut Goldschmidt[7]. Ende der 1990er Jahre wurde die Synagoge zu klein. Es entstand ein neues Gebäude mit einem Mehrzwecksaal hinter dem Verwaltungsgebäude. Er fasst 500 Menschen.[8] Die Jüdische Kultusgemeinde Groß-Dortmund unterhält verschiedene Einrichtungen, wie beispielsweise die erste jüdische Kindertagesstätte in Westfalen-Lippe.[9]
Rabbiner (nach der Shoa)
BearbeitenLandesrabbiner für Westfalen-Lippe
Bearbeiten- Paul Holzer 1951–1958
- Hans Chanoch Meyer 1958–1963
- Emil Davidovic 1963–1986
- Dov-Levy Barsilay 1987–1993
- Henry G. Brandt 1995–2004[10]
Gemeinderabbiner
Bearbeiten- Avichai Apel 2005–2016[10]
- Baruch Babaev 2016–2020[11]
- Shlomo Zelig Avrasin 2021–2022[12]
- Avigdor Moshe Nosikov seit 2022
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Günther Högl und Thomas Schilp: Ortsartikel Dortmund, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg, hg. von Frank Göttmann, Münster 2016, S. 260–287 Online-Fassung der Historischen Kommission für Westfalen.
Weblinks
Bearbeiten- Jüdische Kultusgemeinde Groß-Dortmund
- Katinka Netzer: 2. September 1956 - Einweihung der Dortmunder Synagoge, In: Internet-Portal „Westfälische Geschichte“
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. (zwst.org)
- ↑ Schlomoh bar Schimon, Chajm Guski: 1096 – Die Ermordung der Juden im Rheinland – Köln und Umgebung. In: talmud.de. 13. August 2020, abgerufen am 20. April 2021.
- ↑ Robert Hoeniger, Moritz Stern: Das Judenschreinsbuch der Laurenzpfarre zu Köln. Simion, Berlin 1888 (10-11).
- ↑ Johannes Nederhoff: Chronica Tremoniensia. Dortmund 1450, S. 52.
- ↑ Jüdisches Leben in Dortmund entdecken - Tipps für Rundgänge und Radtouren, Herausgeber: Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V. Dortmund 2023, S. 6
- ↑ Stadtarchiv Dortmund: Dortmund im Wiederaufbau. 1945–1960. Eine Dokumentation des Stadtarchivs Dortmund. Verlag Fr. Wilh. Ruhfus, Dortmund 1985, S. 248–249.
- ↑ Die Synagoge an der Prinz-Friedrich-Karl-Straße. In: Schalom Dortmund. Abgerufen am 4. Januar 2025.
- ↑ Geschichte. In: Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund. Abgerufen am 5. Januar 2025 (deutsch).
- ↑ Kindergarten – JKGD. In: Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund. Abgerufen am 27. März 2022 (deutsch).
- ↑ a b Frank Göttmann: Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. 2021, abgerufen am 5. Januar 2025.
- ↑ Alexander Völkel: Abschied nach Chanukka: „Der Wanderer des Glaubens“ zieht weiter und Dortmund sucht einen neuen Rabbiner. In: Nordstadtblogger.de. 14. Dezember 2020, abgerufen am 5. Januar 2025.
- ↑ Alexander Völkel: Dortmund hat nach sieben Monaten Vakanz einen neuen Rabbiner – und soll sogar einen zweiten bekommen. In: Nordstadtblogger.de. 3. August 2021, abgerufen am 5. Januar 2025.
Koordinaten: 51° 30′ 41,8″ N, 7° 28′ 34,3″ O