Jan Evangelista Purkyně

böhmischer Physiologe
(Weitergeleitet von Jan Evangelista Purkinje)

Jan Evangelista Purkyně, ab 1869 Ritter von Purkyně, auch Johann Evangelist Purkinje und Johannes Evangelista (Ritter von) Purkinje; (* 17.[1] oder 18. Dezember[2][3][4] 1787 in Libochowitz in Nordböhmen; † 28. Juli 1869 in Prag) war ein tschechischer Mediziner.[5] Er war böhmischer, k. k. österreichischer Physiologe, Histologe und Embryologe sowie Sprachwissenschaftler und der Naturphilosophie nahestehender Philosoph und Politiker, der als Vertreter einer experimentellen Naturforschung aber zur Überwindung des naturphilosophischen Denkens beitrug. Purkyně gilt als Begründer der experimentellen Physiologie und Mitbegründer der Histologie (Gewebelehre), mikroskopischen Anatomie und mikroskopischen Technik. Zudem war er ein Förderer des nationalen Bewusstseins seines tschechischen Heimatlandes.

Jan Evangelista Purkyně, 1856
Jan Evangelista Purkyně
Foto um 1860

Jan Purkyně wurde am 17. Dezember 1787 (weniger wahrscheinlich am 18. Dezember) geboren und am 19. Dezember 1787 getauft.[6] Er war der älteste Sohn des Verwaltungsbeamten und Gutsbesitzers Josef Purkyně im Dienst des Johann Baptist Karl Walther von Dietrichstein-Proskau-Leslie (1728–1808) aus dem reichsständischen Haus Dietrichstein zu Nikolsburg, auf Libochowitz und Budin an der Eger[7]. Die aus Nordböhmen stammenden Vorfahren Purkyněs waren Kalixtiner (eine Gruppierung der Hussiten).[8] Der Vater starb, als Jan sechs Jahre alt war. Seine Mutter Rosalia,[1] eine geborene Šafránek, stammte aus einer Bauernfamilie. Purkyně erwähnte sie später als seine erste Lehrerin für „hauswirtschaftliche Anatomie und Physiologie“. Sie starb 1834.[9] Sein Bruder:

  • Josef Heinrich Purkyne (Purkinje) (* 12. Juli 1793 in Libochovice, Bez. Raudnitz, gestorben nach 1833 in Wien (?)), war Student am Polytechnikum in Prag, 1814 im Dienst des Wiener Hofbaurats, 1823–1829 Amtsingenieur bei der küstenländischen Landesbaudirektion in Triest mit gleichzeitiger Lehrtätigkeit am Polytechnischen Institut in Wien, 1829–1833 bei der Baudirektion in Lemberg in Galizien tätig, 1833 krankheitshalber pensioniert. Fachmann für Land- und Wasserbau des zeitgenössischen Ingenieurwesens.
 
Ehefrau Julia Purkyně-Rudolphi

1827 heiratete Jan Evangelista Purkyně Julia Agnes Rudolphi (1800–1835), Tochter des Berliner Anatomen und Physiologen Karl Asmund Rudolphi. Zwei Töchter aus dieser Ehe starben 1832 während einer Choleraepidemie, kurz darauf seine Mutter. Zwei Söhne wurden während seiner Tätigkeit an der Universität in Breslau geboren:

  • Emanuel Ritter von Purkyně (* 17. Dezember 1831 in Breslau, † 23. Mai 1882 in Weißwasser, Bezirk Münchengrätz) wurde 1857 Dr. phil. durch die Karls-Universität in Prag und war Kustos der Botanischen Sammlung des Prager Landesmuseums. 1860 Lehrer und seit 1864 Professor der Naturwissenschaften an der Forstlehranstalt in Weißwasser; er errichtete als Meteorologe rund 700 Messstellen zur Niederschlagsbeobachtung.
  • Karel Purkyně (* 15. März 1834 in Breslau, † 5. April 1868 in Prag) wurde nach einem Studium an den Kunstakademien in Prag, München und Paris Maler und Kunstkritiker in Prag. 1864 Organisator des Prager William-Shakespeare-Festes.
    • Cyrill Purkyně (* 27. Juli 1862 in Prag, † 5. April 1937 ebenda) war Professor der Geologie und Mineralogie an der Technischen Hochschule Prag und Mitglied zahlreicher tschechischer und internationaler Fachgesellschaften.
      • Jiří Purkyně (* 7. Dezember 1898 in Laun, † 15. September 1942 in München), studierte Medizin und Philosophie an der Karls-Universität Prag, 1921 Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei und führender Mitgestalter ihrer Jugendorganisation, 1923 Supplent, später Professor der Geschichte an der Handelsakademie in Königgrätz, Förderer marxistisch-kultureller Vereinigungen und tschechisch-sowjetischer Beziehungen. Im März 1940 verhaftet und später hingerichtet.

Ausbildung und Lebensweg

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In den Jahren 1793 bis 1797 besuchte Jan Evangelista Purkyně die Volksschule in seinem Geburtsort und anschließend das Piaristengymnasium in Nikolsburg in Mähren, wo sich ein Ordenszentrum der Piaristen und die Zentralverwaltung der Reichsfürsten Dietrichstein zu Nikolsburg befanden. Da Purkyně ein talentierter Sänger und Geigenspieler war, erhielt er eine bezahlte Stelle als Chorsänger in der dortigen Kirche. Zunächst beherrschte er nur Tschechisch, erlernte aber bald auch die deutsche sowie die lateinische und altgriechische Sprache.

Nach Abschluss des Gymnasiums trat er dem Orden der Piaristen bei und erhielt den Ordensnamen Silverius a sancto Joanne Evangelista. Als bester Novize seiner Gruppe beendete er 1805 die Ausbildung zum Ordenslehrer und erhielt einen Lehrauftrag für die zweite Gymnasialklasse. Ein Jahr später bereitete er sich an einem Kolleg in Ostböhmen auf seine Ordination vor. Hier erlernte er die französische und italienische Sprache. In der Ordensbibliothek machte er sich mit der Philosophie des Immanuel Kant, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling sowie weiteren Wissensgebieten vertraut. Kurz vor dem Ordensgelübde und der Priesterweihe trat er aus dem Orden aus und suchte einen anderen Lebensweg.

Nach einjährigem Philosophiestudium an der Karls-Universität in Prag folgte von 1809 bis 1812 eine Hauslehrertätigkeit bei Franz Freiherr Hildtprandt von und zu Ottenhausen in Blatná. Danach studierte er von 1813 bis 1818 Medizin in Prag. Die Vorliebe für die Fächer Anatomie und Physiologie wurde durch Georg Ilg (~ 1771, verstorben 1836 in Prag), Professor der Anatomie in Prag, gefördert. 1818 promovierte Purkyně mit der auch von Goethe, seinem späteren Förderer, beachteten Arbeit Beiträge zur Kenntniss des Sehens in subjectiver Hinsicht (Fr. Vetterl Edler von Wildenbrunn, Prag 1819) zum Doktor der Medizin und arbeitete als Assistent am Institut für Anatomie und Physiologie als Prosektor. 1823 habilitierte er sich mit einer Abhandlung über die physiologische Untersuchung des Sehorgans und des Hautsystems[10] und wurde an die Universität Breslau berufen, wo er als am 11. Januar 1823 durch den König bestätigter Professor für Physiologie und Pathologie lehrte. Im gleichen Jahr, am 11. Dezember, besuchte Purkyně Johann Wolfgang von Goethe in Weimar, dessen Wohlwollen und Informationsaustausch er sehr schätzte. Auch Goethe war von Purkyněs Persönlichkeit und Forschungsanliegen beeindruckt.[11] Im Jahr 1829 wurde er zum Mitglied der Leopoldina (Academia Leopoldina Naturae Curiosorum) gewählt.

Er ist in Breslau in die Freimaurerei aufgenommen worden und war Mitglied der Berliner Freimaurerloge Zum Pilgrim. Unter der Gubernialherrschaft des Grafen Leo von Thun-Hohenstein in Böhmen wurde er später darum mehrfach in Untersuchung gezogen und blieb erst unbehelligt, als er versprach, an freimaurerischen Arbeiten nicht mehr teilzunehmen.

An der Universität Breslau beantragte er 1831 die Einrichtung eines ersten preußischen Physiologieinstituts. Es gelang ihm 1832 nach dem Ankauf eines Mikroskops und mehreren Umzügen am 8. November 1839[12] die Einrichtung eines experimentell-physiologischen Institutes und somit des ersten selbstständigen Breslauer Instituts für Physiologie in einem ehemaligen Karzerraum. Purkinje und Samuel Moritz Pappenheim bewiesen 1838[13] die unter Einfluss der Galle erfolgende Fettspaltung durch das Sekret der Bauchspeicheldrüse.[14] Die bahnbrechenden 14 Dissertationen seiner Studenten waren vor 1839 größtenteils in Purkyněs Wohnung entstanden. Diese bescheidene physiologische Forschungsinstitution genoss unter Fachkollegen Anerkennung und wurde als Wiege der Histologie in Mitteleuropa bezeichnet. Auch Johann Nepomuk Czermak wohnte und arbeitete von 1847 bis 1849 im Haus der Familie Purkyně.

Mit Hilfe der ihm ab 1832 (Firma Plössl, Wien) zur Verfügung stehenden zusammengesetzten achromatischen Mikroskope leistete Jan Evangelista Purkyně seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der anatomischen Gewebelehre.[15][16]

Im Oktober 1849 erhielt Purkyně einen Ruf an die Karls-Universität Prag, wo er die Leitung des neu gegründeten Physiologischen Institutes übernahm, welches über vier große und vier kleine Mikroskope verfügte. Johann Nepomuk Czermak begleitete ihn und war von 1850 bis 1855 sein Assistent, habilitierte sich bei ihm für das Lehrfach Physiologie, wurde Privatdozent und Professor für Physiologie in Graz, Krakau und Budapest.

Nach 1853 ließ Purkyněs wissenschaftliches Interesse nach. Die Organisation des Prager Instituts, die Herausgabe der Zeitschrift Živa (1853–1864) und sein Engagement in der National-tschechischen Bewegung des Panslawismus kosteten viel Zeit. Als gewählter Landtagsabgeordneter wurde er einer der Führer der Jungtschechen und vertrat die Gründung einer Universität in Prag mit Tschechisch als Lehr- und Studiensprache. 1882 wurde die Karls-Universität mit der Lehrsprache Latein in eine deutsch- und eine tschechischsprachige Universität geteilt.

Jan Evangelista Purkyně starb 1869 im Alter von 81 Jahren. Die Grabstätte befindet sich auf dem Vyšehrader Friedhof (Ehrenfriedhof Slavin) in Prag.[17]

Wissenschaftliche Forschungsgebiete

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In Breslau erforschte Purkyně zunächst die Physiologie des Sehens sowie den Tastsinn[18] und das Schwindelgefühl.[19][20] Er veröffentlichte 1823 eine Arbeit zur Analyse von Fingerabdrücken, entdeckte 1833 die Schweißdrüsen. Weniger bekannt als die wegweisenden Arbeiten von Purkyně in der Physiologie und Anatomie sind seine pharmakologischen Selbstversuche. Diese begannen bereits in seiner Studentenzeit und begleiteten ihn in seiner weiteren wissenschaftlichen Laufbahn. Das Spektrum der untersuchten Arzneimittel und pflanzlichen Extrakte reicht von Bilsenkraut, Alkohol, Äther, Fingerhutextrakt, Campher, Opium bis zur Schwarzen Tollkirsche. 1829 beschrieb er in Selbstversuchen mit geriebenen Muskatnüssen deren halluzinogene Wirkung. Erst mehr als 100 Jahre später wurde in der Muskatnuss der dem Mescalin verwandte psychotrope Wirkstoff Myristicin gefunden. Purkyně kann als ein Wegbereiter der Humanpharmakologie verstanden werden, welche Arzneimittel und Wirkstoffe am Menschen untersucht.[21][22]

Weiterhin beschäftigte er sich mit dem Vogelei, pflanzlichen Keimzellen und mikroskopisch-histologischen Untersuchungen von Pflanzen. 1837 beschrieb er den Zellen entsprechende „körnige Gebilde“ als Aufbauelemente des tierischen und pflanzlichen Organismus.[23] Experimentelle Pharmakologie und Psychologie, Phonetik, Embryologie und physikalische Anthropologie gehörten ebenfalls zu seinen Arbeitsgebieten. Er war Anhänger der Naturwissenschaft, deren Prinzipien auf Beobachtung und Experiment beruhten.

Purkyně gilt als Entdecker des Augenleuchtens, des Beleuchtungsprinzips des Helmholtz-Augenspiegels,[24][25] Er hatte bereits 1823 Lichterscheinungen (Reflexe) aus der Pupille beobachtet kann somit als Vorreiter bei der Entdeckung der Ophthalmoskopie gelten.[26] Die an den 4 optischen Grenzflächen des Auges (jeweils Vorder- und Rückseite von Hornhaut und Linse) entstehenden Reflexionen werden noch heute nach ihm Purkinje-Reflexe 1–4[27] benannt. Am Breslauer Institut kam erstmals ein von ihm und Adolph Friedrich Oschatz (1812–1857) entwickeltes (Teller-)Mikrotom[28] sowie das Drummond-Kalklicht zur Darstellung mikroskopischer Bilder auf weißem Grund zum Einsatz (Fixierung auf Daguerre-typischen Platten). Purkyně prägte 1837 den Begriff Axencylinder, 1839 den Begriff Enchym (Kennzeichen der Drüsenfunktion) und 1840 den Begriff Protoplasma.

Neben zahlreichen Deonymen der Sinnesphysiologie verdankt die anatomische Nomenklatur Purkyně zahlreiche Begriffe wie

Er entwarf unter anderem einen Apparat (Phorolyt bzw. Kineziskop; deutsch Kinesiskop), der eine Serie von Bildern nach dem Prinzip des Daumenkinos bewegt darstellen konnte (vgl. Phenakistiskop und Zoetrop).

Politik und kulturelle Bestrebungen

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Purkyně war Vorkämpfer der Idee des Panslawismus, einer kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Eigenständigkeit der Slawen. Diese hatte vor allem mit dem Schicksal Polens zu tun, das im Zentrum der Interessenkonflikte der damaligen Großmächte Preußen, Österreich-Ungarn und Russland lag und ständigen Teilungen unterworfen war. Er betrachtete Schlesien als slawisches Gebiet, da etwa ein Viertel der Bevölkerung dieses zu Preußen gehörenden Gebietes Sorbisch oder Polnisch sprach. Er soll die Annäherung der slawischen Völker, zu denen auch die Tschechen zählen, über die Schaffung einer gemeinsamen Sprache propagiert haben.

Purkyně wurde wegen seiner Beziehungen zu den Nationalbewegungen der Tschechen, Slowaken und Polen von der Geheimpolizei des österreichischen Kronlandes Böhmen in der Monarchie Österreich-Ungarn beobachtet; nur seine Prominenz soll ihn vor staatlichen Repressionen bewahrt haben. 1848 war er Teilnehmer des Slawenkongresses in Prag mit dem Prager Pfingstaufstand; 1861 Abgeordneter des böhmischen Landtags.

Wiederholt forderte er für tschechische Bürger die Einführung der tschechischen Sprache an Universitäten.

Purkinje-Fasern

Impulsendstrecke der kardialen Erregungsausbreitung. 1838 begann Purkinje eine Untersuchungsreihe, die sich mit der mikroskopischen Beobachtung von Nervenfasern beschäftigte. In der Originalarbeit von 1845 beschrieb er die mikroskopische Anatomie der Nerven (Hautnerven, Rückenmarksnerven, Hirnnerven, periostale Nerven, Gefäßnerven, Nerven des Auges, intestinale Nerven, urogenitale Nerven) sowie die Nerven der äußeren Oberfläche des Herzens und nervale Strukturen der Herzwand. Er beschrieb hier zwar in Fäden- bzw. Faserformation strukturierte Gebilde (die spezifischen Purkinje-Fasern, heute als primitive Herzmuskelfasern erkannt), hatte aber keineswegs eine Vorstellung von deren physiologischer Bedeutung.

Purkinje-(Ader-)Figur

Die entoptische Wahrnehmung der Netzhautgefäße (Synonyma: Purkinje-Schatten, -Gefäßschattenfigur), die sich dunkel auf gleichmäßig tieforangefarbenem Grund darstellen, kann durch bewegte seitliche Beleuchtung des Auges im verdunkelten Raum oder durch Druck auf den Augapfel (Phosphän) provoziert werden.

Purkinje-Bläschen

1825 bis 1832 studierte Purkyně die frühe Entwicklung des Vogeleies im Körper des Weibchens. Er entdeckte und isolierte 1825 das Keimbläschen[29] (Purkinje-Vesikel) an der Stelle des Eidotters, wo sich später der Embryo entwickelt.

Purkinje-Nachbild

Nach dem ersten positiven Nachbild und einer Dunkelpause tritt ein erstes negatives Nachbild auf, das die Komplementärfarben zum Primärbild enthält.

Purkinje-Effekt

1825 untersuchte er die Veränderung der relativen Wahrnehmung farblicher Leuchtkraft bei Dämmerlicht, ein Hinweis auf unterschiedliche visuelle Rezeptorensysteme (Stäbchen- und Zapfensystem, skotopisches (Nacht-)Sehen und photopisches (Tag-)Sehen). Der Begriff erweitertes Purkinje-Phänomen bezeichnet die Helligkeitsverschiebung in die Richtung des kurzwelligen spektralen Lichtanteils.

Purkinje-Sanson-Bilder

Es handelt sich um die Spiegelbilder der vorderen und hinteren Hornhaut sowie auf der vorderen und hinteren Linsenfläche. Die drei erstgenannten Flächen sind Konvexspiegel (es entstehen virtuelle aufrechte Bilder), die letztgenannte Fläche ein Konkavspiegel (es entsteht ein reelles umgekehrtes Bild). Diese Reflexbilder unterscheiden sich in Größe und Lichtstärke. Das leuchtendste Bild ist das Hornhautvorderflächenbild.

Purkinje-Schicht (Stratum gangliosum der Kleinhirnrinde)

Hier befinden sich die großen, birnenförmigen Nervenzellen, die mit zwei bis drei Dendriten senkrecht aufsteigen und sich in einer Ebene verzweigen.

Purkinje-Zelle

Große birnenförmige Nervenzellen im Stratum gangliosum der Kleinhirnrinde.

His-Purkinje-Tachykardie

Rhythmische ventrikuläre Tachykardie

His-Purkinje-Extrasystolie

Arrhythmische ventrikuläre Tachykardie

His-Purkinje-System

Erregungsleitungssystem

(3701) Purkyně

Asteroid des Hauptgürtels

Purkyně (Mondkrater)

Mondkrater

Ehrungen

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Jan Evangelista von Purkyně erhielt zahlreiche internationale Anerkennungen, so der Akademien in Wien (1860), Sankt Petersburg (1836), Paris (1861) und der Royal Society in London (1850)[30]. Er war (beginnend 1829 mit der Leopoldina) Mitglied von etwa 37 wissenschaftlichen Gesellschaften. Im April 1868 wurde ihm die Ritterwürde des Leopold-Ordens verliehen.[31] Er wurde 1869 in den erbländisch-österreichischen Adelstand mit dem Prädikat Ritter von Purkyně erhoben. Im Jahr 1862 erhielt er den russischen Orden des Heiligen Wladimir. Zu Purkyněs Ehren wurde die 1991 gegründete Jan-Evangelista-Purkyně-Universität Ústí nad Labem nach ihm benannt; zuvor trug seit 1960 die jetzige Masaryk-Universität in Brünn seinen Namen. Er war Mitglied der Königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften.

Auf dem Karlsplatz in der Prager Neustadt erinnert ein Denkmal an den bedeutenden Naturwissenschaftler.

Veröffentlichungen (Auswahl)

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Purkyně-Denkmal in Prag

Purkyně veröffentlichte mehr als 80 Beiträge in deutscher, lateinischer, tschechischer und polnischer Sprache, darunter auch Übersetzungen von Friedrich von Schiller (Lyrische Dichtungen) ins Tschechische.

  • Beiträge zur Kenntnis des Sehens in subjectiver Hinsicht. Prag 1818
  • Ueber die Wichtigkeit der Muttersprache. In: Hesperus. Band 25, Nr. 4, 1820, S. 26–28.
  • Commentatio de examine physiologico organi visus et systematis cutanei. Breslau 1823.
  • Beobachtungen und Versuche zur Psychologie der Sinne. 1823–26
  • Symbolae ad ovi avium historiam ante incubationem. Breslau 1825.
  • 41 Artikel in Encyclopädisches Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften von Dietrich W. Busch, Carl Ferdinand von Gräfe, Christoph Wilhelm von Hufeland, H.F. Link, K.A. Rudolphi, E. v. Siebold und J. Müller, Veit et Comp., Berlin 1829–1834. 1828–1834.
  • Beiträge zur Physiologie der menschlichen Sprache (1832–1865?). Auch in: Opera omnia. Band 12, 1973, S. 13–130.
  • De Galiciae populi cantionum polonicarum et rossicarum corpore. Bericht über polnische und russische Lieder des gallicischen Volkes, mit den dazu gehörigen Melodien, instrumentiert von Karl Lipinski, gesammelt und herausgegeben von Wenzel und Oleska. In: Jahrb. wiss. Kritik. Band 2, 1835, S. 103–108 und 113–119.
  • mit Samuel Moritz Pappenheim: Vorläufige Mitteilungen aus einer Untersuchung über künstliche Verdauung. In: Müllers Archiv für Anatomie und Physiologie. Band 1, 1838.
  • Nowe spostrzezenia i badainia w przedmiocie fizyologii i drobnowidzowéj anatomii. In: Rocznik lek. Band 2, (Krakau) 1939, S. 44–67.
  • Mikroskopisch-neurologische Beobachtungen. Arch Anat Physiol Wiss Med 12 (1845) 281
  • Gesammelte Schriften. Leipzig 1879
  • Opera omnia (Sebrané spisy). Hrsg. von der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften. 13 Bände, Prag 1918–1985.
  • Opera selecta. Prag 1948

Literatur

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  • Constantin von Wurzbach: Purkyně, Johann Evangelist Ritter von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 24. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1872, S. 94–102 (Digitalisat).
  • Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum (Institut) von Ferdinand Seibt, Hans Lemberg und Helmut Slapnicka, Band III, Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-55973-7, S. 358 f.
  • Eva Rozsivalová: Jan Evangelista Purkyně. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 339.
  • Eva Rozsívalová: Život a dílo J. E. Purkyně, ČSAV, 1956, OCLC 14684204.
  • Rudolf HeidenhainPurkinje, Johannes Evangelista. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 717–731.
  • Eberhard J. Wormer: Syndrome der Kardiologie und ihre Schöpfer. Medikon, München 1989, S. 201–210, ISBN 3-923866-28-3.
  • John R. Berg, Josef Sajner: J. E. Purkyne as a piarist monk. In: Bulletin of the history of medicine, Vol. 49, 197, S. 381.
  • Dictionary of Scientific Biography 11, S. 213
  • Zdeněk Frankenberger: Příspěvky k otázce Purkyňovy přírodní filozofie. (Beiträge zur Frage von Purkyněs Naturphilosophie) In: Bohumil Němec, Otakar Matoušek (Hrsg.): Jan Evangelista Purkyně. Badatel-Národní buditel, Prag 1955, S. 158–167.
  • Z. Frankenberger: J. E. Purkyně und die Zellenlehre. In: Nova Acta Leopoldina. Neue Folge. Band 24, Nr. 151, 1961, S. 47–56.
  • H. J. John: Jan Evangelista Purkyně. Czech Scientist and Patriot 1787–1869. In: The American Philosophical Society Independence Square. Philadelphia 1959.
  • Vladislav Kruta: J. E. Purkyně als Physiologe. In: Nova Acta Leopoldina. Band 24, Nr. 151, 1961, S. 57–76.
  • Vladislav Kruta: Jan Evangelista Purkyně (1787–1869), Physiologist. A short account of his contributions to the Progress of Physiology with a Bibliography of his Works. Academia Publishing Hous of the Czechoslovak Academy of Sciences, Prag 1969 OCLC 917071022.
  • Erna Lesky: Purkyněs Weg. Wissenschaft, Bildung und Nation. Sbb Wien phil-hist Kl 265 (1970), Böhlau, Wien 1970, ISBN 3-205-03628-X.
  • Manfred Vasold: Vermittler zwischen Slawen und Deutschen. Deutsches Ärzteblatt 84 (1987) A-3484
  • Johannes Urzidil: Goethe in Böhmen, Artemis, Zürich und Stuttgart 1962, S. 449–460, OCLC 3655031.
  • Walter Kirsche: Jan Evangelista Purkyně 1787–1868. Ein Beitrag zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages. Akademie-Verlag, Berlin 1989 (= Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR. Jahrgang 1988, Nr. 5/N), ISBN 3-05-500520-1.
  • Karl-Heinz Bannasch: Johann Evangelista Purkinje, Wissenschaftler und Freimaurer des 19. Jahrhunderts, in: Zirkelkorrespondenz – vereinigt mit dem Niedersächsischen Logenblatt, 134. Jg., Nr. März 2006, S. 164–168.
  • Barbara I. Tshisuaka: Purkinje, Johannes Evangelista Ritter von. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1203.
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Commons: Jan Evangelista Purkyně – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Geburtseintrag im Geburtsbuch der römisch-katholischen Pfarre Libochowitz Band VIII (1784–1811), folio 22.
  2. B. Matoušková: Purkynĕs Studentenjahre an der medizinischen Fakultät der Prager Universität. In: Nova Acta Leopoldina, Neue Folge. Band 24, Nr. 151, 1961, S. 15–30.
  3. O. Matoušek: J. E. Purkynĕs Leben und Tätigkeit im Lichte der Berliner und Prager Archive. In: Nova Acta Leopoldina, Neue Folge. Band 24, Nr. 151, 1961, S. 109–129.
  4. Walter Kirsche: Jan Evangelista Purkyně 1787–1868. Ein Beitrag zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages. 1989, S. 6 („[…] nicht 17. Dezember“).
  5. Medizin-Pionier und Goethe-Freund: J.E. Purkyně. 10. August 2019, abgerufen am 30. April 2024.
  6. Zdenka Frýdková: Johann E. Purkinje und sein Bild in der Forschung der achtziger Jahre in der Tschechoslowakei. In: Bohemia. Band 33, 1992, S. 371–380, hier: S. 376.
  7. vgl.: Roman von Procházka: Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandfamilien. Ergänzungsband, herausgegeben vom Vorstand des Collegium Carolinum (Institut), Forschungsstelle für die böhmischen Länder, München 1990, S. 31
  8. Walter Kirsche: Jan Evangelista Purkyně 1787–1868. Ein Beitrag zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages. 1989, S. 6.
  9. Walter Kirsche: Jan Evangelista Purkyně 1787–1868. Ein Beitrag zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages. 1989, S. 14.
  10. J. Ebert, Karel Žlabek: Deutsche Übersetzung der Habilitationsschrift von J. E. Purkyně 1823: Abhandlung über die physiologische Untersuchung des Sehorgans und des Hautsystems. In: Acta Historica Leopoldina. Nr. 11, 1979, S. 107–141.
  11. Darüber berichtet Johannes Urzidil ausführlich in seinem Buch Goethe in Böhmen, Darmstadt 1962
  12. Walter Kirsche (1988), S. 16.
  13. Vgl. E. Purkinje, S. M. Pappenheim: Vorläufige Mitteilungen aus einer Untersuchung über künstliche Verdauung. In: Müllers Archiv für Anatomie und Physiologie. Band 1, 1838.
  14. K. Zimmermann: Bauchspeicheldrüse. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 89–106, hier: S. 90.
  15. Walter Kirsche: Jan Evangelista Purkyně 1787–1868. Ein Beitrag zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages. Akademie-Verlag, Berlin 1989 (= Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR. Jahrgang 1988, Nr. 5/N), ISBN 3-05-500520-1, S. 20–23.
  16. J. E. Purkinje: Ueber ein für die hiesige Universität gebautes grosses Plössel’sches Mikroskop. In: Uebersicht d. Arbeiten und Veränderungen der schles. Gesellsch. f. Vaterländischee Kultur im Jahre 1832. Breslau 1833, S. 39–42.
  17. knerger.de: Das Grab von Jan Evangelista Purkyně
  18. J. E. Purkinje: Beobachtungen über die Tastlinien beim Menschen und einigen Thiergattungen. In: Schlesische Provinzialblätter. Sechstes Bulletin der naturwissenschaftlichen Section der schlesischen Gesellschaft. Sechstes Stück, 1824, S. 585.
  19. J. E. Purkinje: Beyträge zur näheren Kenntnis des Schwindels aus heautognostischen Daten. In: Medicinische Jahrbücher des k. k. österreichischen Staates. Wien 1820 a, VI. II. Stück, S. 79–125.
  20. derselbe: Über die physiologische Bedeutung des Schwindels und die Beziehungen desselben zu den neuesten Versuchen über die Hirnfunktionen. In: Magazin für die ges. Heilkunde mit besonderer Berücksichtigung auf das allgemeine Sanitätswesen im königl. preussischen Staate. Band 23, (Berlin) 1827, S. 284–310.
  21. J. E. Purkinje: Einige Beiträge zur physiologischen Pharmacologie. In: Neue Breslauer Sammlungen aus dem Gebiete der Heilkunde. Band 1, 1829, S. 423–444 (Verlag A. Goschorsky, Breslau).
  22. Peter Oehme: J. E. Purkinje – Wegbereiter der klinischen Pharmakologie. In: Dtsch. Apothekerzeitung 135, 1414–1423, 1995.
  23. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 35.
  24. Vgl. Armin Tschermak-Seysenegg: Erprobung der Methode des Augenspiegels nach J. E. Purkinje (1823). In: Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. Band 107, 1941, S. 85–91.
  25. Vgl. auch D. M. Albert, W. H. Miller: Jan Purkinje and the Opthalmoscope. In: American Journal of ophthalmology. Band 76, 1973, S. 494–496.
  26. Wolfgang Jaeger: Die Erfindung der Ophthalmoskopie, dargestellt in den Originalbeschreibungen der Augenspiegel von Helmholtz, Ruete und Giraud-Teulon. Eingeleitet und erläutert von Wolfgang Jaeger. Hrsg. von Dr. Winzer. Chemisch-pharmazeutische Fabrik Konstanz. Brausdruck GmbH, Heidelberg 1977, S. 9.
  27. M.-M. Gellrich: Purkinje-Bilder in der Spaltlampenvideographie. In: Der Ophthalmologe. Band 113, Nr. 9. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2016, S. 789–793.
  28. Walter Kirsche (1988), S. 21 und 23.
  29. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 31.
  30. R.Keeler 2011
  31. Walter Kirsche: Jan Evangelista Purkyně 1787–1868. Ein Beitrag zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages. 1989, S. 6.