Johann Christian Ludwig Klauer

deutscher Bildhauer

Johann Christian Ludwig Klauer (* 1. September 1782 in Weimar; † nach 1813 verschollen) war ein deutscher Bildhauer.

Leben und Werk

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Er war Sohn des Weimarer Hofbildhauers Martin Gottlieb Klauer, dessen Werkstatt er nach dessen Ableben 1801 einige Zeit zusammen mit seiner Mutter weiterführte. Über neue Terrakotten, welche Ludwig Klauer unter seiner Leitung in die Produktpalette, aufgenommen hätte, ist bisher wenig (oder nichts) bekannt.[1] Dem Bestellkatalog seines Vaters[2] jedenfalls folgte keine Aktualisierung. Überhaupt ist über das Leben Ludwig Klauers kaum etwas bekannt, wenn man das Jahr 1805 einmal ausnimmt. Im Jahr 1805 nahm er die Totenmaske des Dichters Friedrich Schiller ab.[3] Die Werkstatt wurde bis 1805/06 betrieben, wie aus den Rechnungsbüchern des Landes-Industrie-Comptoire festgestellt werden konnte. Der Werkstattbetrieb hatte aber große wirtschaftliche Schwierigkeiten.[4] Nach den Freiheitskriegen lebte er noch kurze Zeit in Weimar und ist dann verschollen.[5] Ebenso wie sein Vater porträtierte er Dichter wie zum Beispiel Christoph Martin Wieland. Diese wiederum ist die einzige urkundlich bestätigte Porträtbüste dieses Dichters von seiner Hand, die er nach einer Lebendmaske abgenommen hatte. Es sind aber auch weitere Porträts ihm zuzuweisen wie u. a. von Johann Gottfried Herder. Die ranghöchste von ihm porträtierte Persönlichkeit war Herzogin Anna Amalia.[6] Seine Bedeutung als Bildhauer der Weimarer Klassik insgesamt betrachtet ist nicht gering zu veranschlagen, reicht allerdings nicht an die des Vaters heran. Er scheint (fast) ausschließlich als Porträtist gearbeitet zu haben, da großstatuarische Plastik von ihm nicht nachzuweisen ist. Weiterhin bekannt ist seine Büste von Schiller.[7] Zu einer von Christoph Martin Wieland, die sich einer Darstellung nach im Schillerhaus Weimar befand,[8] schrieb Eduard Scheidemantel[9][10] einen Aufsatz. Im Gebäude des Wielandgut (Oßmannstedt) befindet sich diese Wielandbüste.[11] Im Jahr 1805 kamen durch Ludwig Klauer und sicher nicht -wie angegeben ist- durch Martin Gottlieb Klauer, sowohl die Schillerbüste als auch die Wielandbüste im Journal des Luxus und der Moden zur Anzeige, da letzterer bereits 1801 verstorben war und die Anzeige vom kürzlich verstorbenen Schiller sprach. Die Vorlage lieferte die von Johann Gottfried Schadow gefertigte Wieland-Büste von 1802. Im Schlosspark Tiefurt befindet sich die und das Ensemble bildet diese mit dem Steintisch und den Steinbänken die Wieland-Ecke im Schlosspark Tiefurt. Auch für den „Gall’schen Organenschädel“ (siehe Franz Joseph Gall) in Gips dürfte das zutreffen.[12] Auch Johann Wolfgang von Goethe hatte einen solchen anatomischen Schädel nach Gall in seiner naturwissenschaftlichen Sammlung, der auch noch erhalten ist. Sein Schädel nach Gall konnte aber nicht aus der Klauer’schen Werkstatt stammen, die ihren Vertrieb über das Landes-Industrie-Comptoire des Friedrich Justin Bertuch organisierte, da er nicht aus Gips gefertigt, sondern echt war. Dieser Schädel wurde Goethe von dem Anatomen Justus Christian Loder zugesandt.[13] Klauer wiederum dürfte mit einiger Wahrscheinlichkeit allerdings die Anregung von Goethe erhalten haben, den Gall’schen Schädel in seine Produktpalette aufzunehmen. Die Gall’sche Schädellehre jedenfalls war in jener Zeit sehr angesehen, wenn sie auch bald zunehmend kritisiert wurde und schließlich in Vergessenheit geriet.[14]

Er war einer der wenigen Trauergäste bei Schillers Begräbnis und gehörte wohl auch zu den Sargträgern.[15] Als die Überreste Schillers 1826 auf Anweisung des Weimarer Bürgermeisters Carl Leberecht Schwabe aus dem Kassengewölbe geborgen werden sollten, orientierte man sich an Klauers Abguss der Totenmaske, um die Gebeine aufzufinden. Der bei einem Vergleich mit 22 anderen Exemplaren Schiller zugeordnete Schädel wurde später einige Zeit von Goethe verwahrt und veranlasste diesen zu seinem Gedicht Bei Betrachtung von Schillers Schädel. Dieser Schädel war jedoch nicht der von Schiller. Der Anatom Hermann Welcker stellte 1883 fest, dass die Totenmaske Schillers, die Klauer abgenommen hatte, nicht mit dem Schädel übereinstimmte, welchen Carl Leberecht Schwabe als den Schillers erklärt hatte. Hier begann der Streit der Anatomen über Schillers Schädel.[16] Seit 1813 ist Klauer verschollen. Über sein Schicksal, das möglicherweise mit den Folgen der Völkerschlacht zusammenhing, ist nichts bekannt.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Katharina Lippold: Klassizistische Terrakotten aus der »Kunstbacksteinfabrik« von Martin Gottlieb Klauer. In: Anna Amalia, Carl August und das Ereignis Weimar, hrsg. von Hellmut Seemann, Göttingen 2007, S. 292–302. Hier S. 301.
  2. Beschreibung und Verzeichniss der TOREVTICA-WAARE der Klauerschen Kunst-Fabrik zu Weimar, hrsg. von Martin Gottlieb Klauer. Mit Kupfern. (Erster-Zweyter Heft), Weimar 1800.
  3. Gabriele Oswald: Friedrich Schillers Totenmaske (Memento des Originals vom 16. Februar 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tlz.de, tlz.de, 13. November 2004.
  4. Charlotte Schreiter: Antike um jeden Preis. Gipsabgüsse und Kopien antiker Plastik am Ende des 18. Jahrhunderts. Berlin / Boston 2014, S. 349.
  5. http://www.goethezeitportal.de/wissen/illustrationen/friedrich-schiller/schiller-portraets.html
  6. https://www.klassik-stiftung.de/service/fotothek/fotothek-online/?q=Johann%20Christian%20Ludwig%20Klauer
  7. http://www.goethezeitportal.de/wissen/illustrationen/friedrich-schiller/schiller-portraets.html
  8. Eine leicht modifizierte Fassung davon befindet sich in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek.
  9. Eduard Scheidemantel: Eine wiederaufgefundene Wielandbüste Ludwig Klauers, in: Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft 11 (1925), S. 298–301. online
  10. Alois John: Eines Deutsch-Böhmen Besuch in Jena und Weimar. Aus Anton Dittrichs Tagebuch, Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft 11 (1925) S. 302–309. Zwischen S. 305 und S. 306 befinden sich zwei Abbildungen dieser Büste. online Thematisch hat der Aufsatz aber hiermit sonst nicht viel zu tun!
  11. https://www.akg-images.com/archive/-2UMDHU2AHQXN.html
  12. https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00117566/JLM_1805_H011_0016_a.tif Journal des Luxus und der Moden (1805), Kunst. 1. Büsten von [Friedrich] Schiller und [Christoph Martin] Wieland; von [Martin Gottlieb] Klauer. - [Mit Anzeige e. Gall'schen "Organen-Schädels" in Gips, ebenfalls von M. G. Klauer], S. 736–737. Da dieser auch 1805 erschienen war, kann er ebenfalls nur Ludwig Klauer und nicht Martin Gottlieb Klauer zugeschrieben werden.
  13. Kristin Knebel, Gisela Maul, Thomas Schmuck (Hrsg.): Abenteuer der Vernunft. Goethe und die Naturwissenschaften um 1800. Sandstein, Dresden 2019, ISBN 978-3-95498-486-2, S. 242–251. Hier S. 247 f. und Katalog Nr. 207. Es trägt die Inventarnummer: GNA 0383 und befindet sich im Bestand der Klassikstiftung Weimar.
  14. https://blog.klassik-stiftung.de/goethe-und-die-gallsche-schaedellehre/
  15. Carl Leberecht Schwabe, Julius Schwabe: Schiller’s Beerdigung und die Aufsuchung und Beisetzung seiner Gebeine. Brockhaus, Leipzig 1852, S. 16 (online).
  16. Hermann Welcker: Schiller's Schädel und Todtenmaske: nebst Mittheilungen über Schädel und Schädel und Todtenmaske Kant's, Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1883.