Johann Ernst Wilhelm Zocher
Johann Ernst Wilhelm Zocher (* 27. August 1812 in Dresden; † 6. Februar 1881 in Leipzig[1]), auch als Ernst Zocher, Ernst Wilhelm Zocher oder Johann Wilhelm Ernst Zocher[2] bekannt, war ein deutscher Architekt des Historismus mit Schwerpunkt im Kirchenbau, der als königlich sächsischer Baubeamter und Hochschullehrer in Leipzig wirkte.

Leben
BearbeitenZocher studierte ab 1828 an der Akademie der bildenden Künste Dresden. 1832 stellte er erstmals eigene Entwürfe vor, Gottfried Semper, Joseph Thürmer und Otto von Wolframsdorf zogen ihn für ihre Arbeiten heran. Bis 1840 war er als Assistent am staatlichen Landbauamt Leipzig tätig, anschließend wurde er Lehrer an der staatlichen Baugewerkenschule Leipzig. Nach dem Ausscheiden Albert Geutebrücks als Direktor der Baugewerkenschule übernahm er von 1863 bis 1876 dessen Nachfolge und trug den Titel eines (königlich sächsischen) Baurats.
Zocher unternahm zahlreiche und gut dokumentierte Studienreisen, unter anderem ins Rheinland, nach Süddeutschland, Belgien, Frankreich (alle 1842) und Italien (1847). Im Jahr 1858 übertrug ihm die Kreisdirektion Leipzig die Aufgabe als Gutachter ihrer Kirchen- und Schulsachen. Erbaute er bis dahin zahlreiche Wohngebäude in Leipzig, spezialisierte er sich nun auf evangelische Kirchen vor allem im neugotischen und neuromanischen Stil. In den letzten Schaffensjahren kamen noch Universitätsbauten in Leipzig hinzu, die er neu errichtete oder umbaute.
Zocher heiratete am 12. April 1849 Caroline Emilie Eipper, aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.
Bauten und Entwürfe (Auswahl)
Bearbeiten- 1845–1846: Hoffnungskirche in Knauthain, Seumestraße 129[3]
- 1852: Wohnhaus für Hermann Härtel in Leipzig, Salomonstraße 20[1]
- 1858–1859: Kirche in Sommerfeld, Arnoldplatz[3]
- 1859–1860: Kirche in Rossau-Greifendorf, Döbelner Straße 11[3]
- 1862–1863: Wohn- und Geschäftshaus für Konsul Hermann Beckmann und Konsul Paul Bernhard Limburger (Kaufleute in Seiden- und Garnhandlung J. B. Limburger jun.) in Leipzig, Schillerstraße 4 / Neumarkt 22b (heute 35) / Magazingasse 19 (unter Denkmalschutz)[1] (nach anderen Quellen von Arnold Zocher)[4]
- 1863–1864: Kirche in Zschirla, Zschirlaer Dorfstraße[3]
- 1864: Umbau der romanischen Kirche in Collm, Kirchberg[3]
- 1865–1867: Kirche in Portitz, Altes Dorf 5 (mit August Friedrich Viehweger)[3]
- 1866: Taborkirche in Heuersdorf (2010 abgerissen)[3]
- 1867–1868: Chemisches Laboratorium der Universität Leipzig in Leipzig, Liebigstraße 29 (1943 starke Kriegsschäden, Ruine 1948 abgerissen)[5]
- 1868–1869: Peterskirche in Püchau, Hauptstraße[3]
- 1868: Physiologische Anstalt der Universität Leipzig in Leipzig, Liebigstraße 16 (1943 und 1945 starke Kriegsschäden, 1946 bzw. 1951 durch Neubau ersetzt)[5]
- 1870–1871: Bornerianum der Universität Leipzig im Paulinerareal in Leipzig, Universitätsstraße 3–5 (1944 nach starken Kriegsschäden abgerissen)[6]
- 1870–1871: Altes Pathologisches Institut der Universität Leipzig in Leipzig, Liebigstraße 24 (1945 starke Kriegsschäden, 1953/1954 durch Neubau ersetzt)[7]
- 1880: Institut für Naturwissenschaft und Medizingeschichte der Universität Leipzig in Leipzig, Talstraße 38 (1943 zerstört)[8]
- Bauten (chronologisch nach Entstehungsjahr)
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Hoffnungskirche in Knauthain
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Kirche in Sommerfeld
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Kirche in Rossau-Greifendorf
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Wohn- und Geschäftshaus Schillerstraße 4 in Leipzig
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Kirche in Zschirla
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Kirche in Collm
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Kirche in Portitz
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Taborkirche in Heuersdorf
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Chemisches Laboratorium in Leipzig
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Peterskirche in Püchau
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Physiologische Anstalt in Leipzig
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Bornerianum in Leipzig
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Pathologisches Institut in Leipzig
Literatur
Bearbeiten- Friedrich Schulze: Baurat Ernst Zocher. (Nach Mitteilungen von Herrn Landgerichtsdirektor Dr. Kranichfeld). In: Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs (ZDB-ID 513516-3), 23. Jahrgang, 1939, S. 78 f.
- Hartmut Mai: Kirchen in Sachsen. Vom Klassizismus bis zum Jugendstil. Koehler & Amelang, Berlin / Leipzig 1992, ISBN 3-7338-0081-8, passim.
- Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Bearbeitet von Barbbara Bechter. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1998, ISBN 3-422-03048-4, passim.
- Heinrich Magirius: Kunsthistorische Bemerkungen zu den Reiseskizzenbüchern des Leipziger Architekten Johann Ernst Wilhelm Zocher (1812–1881). In: Christian Mai, Dirk Klingner, Jens Bulisch (Hrsg.): Sachsen im 19. Jahrhundert. Kirche, Kunst, Kultur. Sax-Verlag, Beucha / Markkleeberg 2012, ISBN 978-3-86729-107-1, S. 120–147.
- Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Fakultät Bauwesen (Hrsg.): 175 Jahre Baukunst aus Leipzig. Leipzig 2013, S. 32 f. (DNB 1043914544)
Weblinks
Bearbeiten- Einträge, vorwiegend Architekturzeichnungen, in der Deutschen Digitalen Bibliothek, abgerufen am 22. Oktober 2019.
Einzelnachweise und Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ a b c Friedrich Schulze: Baurat Ernst Zocher. (Nach Mitteilungen von Herrn Landgerichtsdirektor Dr. Kranichfeld). In: Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs (ZDB-ID 513516-3), 23. Jahrgang, 1939, S. 78 f.
- ↑ Reihenfolge der Vornamen laut zeitgenössischen Adressbüchern
- ↑ a b c d e f g h Dehio-Handbuch Sachsen II (vergleiche Literatur), S. 226 f., S. 391, S. 586, S. 601 f., S. 670 f., S. 870, S. 1029 und S. 1065.
- ↑ Vereinigung Leipziger Architekten und Ingenieure (Hrsg.): Leipzig und seine Bauten. Leipzig 1892, S. 442.
- ↑ a b Katalog der Universitätsbauten. In: Michaela Marek, Thomas Topfstedt (Hrsg.): Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009. Band 5, Geschichte der Leipziger Universitätsbauten im urbanen Kontext. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86583-305-1, S. 643 f.
- ↑ Michaela Marek, Thomas Topfstedt (Hrsg.): Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009. Band 5, Geschichte der Leipziger Universitätsbauten im urbanen Kontext. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86583-305-1, S. 615.
- ↑ Michaela Marek, Thomas Topfstedt (Hrsg.): Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009. Band 5, Geschichte der Leipziger Universitätsbauten im urbanen Kontext. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86583-305-1, S. 650.
- ↑ Michaela Marek, Thomas Topfstedt (Hrsg.): Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009. Band 5, Geschichte der Leipziger Universitätsbauten im urbanen Kontext. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86583-305-1, S. 676 f.
Personendaten | |
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NAME | Zocher, Johann Ernst Wilhelm |
ALTERNATIVNAMEN | Zocher, Ernst; Zocher, Ernst Wilhelm; Zocher, Johann Wilhelm Ernst |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt des Historismus mit Schwerpunkt Kirchenbau und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 27. August 1812 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 6. Februar 1881 |
STERBEORT | Leipzig |