John Livingston Nevius

evangelischer Missionar in China

John Livingston Nevius (* 4. März 1829 in Ovid, Seneca County, New York, Vereinigte Staaten; † 19. Oktober 1893 in Chefoo, Yantai, Shandong, China) war ein US-amerikanischer presbyterianischer Missioniar in China und Korea. Er wurde international durch die Nevius-Methode bekannt, die er im Laufe seiner langjährigen Missionsarbeit für den Gemeindebau entwickelt, gelehrt und publiziert hatte.

Nevius war ein Sohn von Benjamin Nevius, der Sonntagsschullehrer in einer presbyterianischen Kirche war. Sein Vater starb, als John 18 Monate alt war, die Mutter heiratete später erneut in Neuengland. Er blieb in dieser Zeit ein Jahr bei seinen Großeltern. Mit seinem Bruder Reuben besuchte er 1845 das Union College in Schenectady in New York und ab 1850 das Princeton Theological Seminary, wo er 1853 einen Bachelor erhielt. Im Januar 1851, während seiner Zeit in Princeton, erhielt er den Ruf für die Außenmission, 1853 wurde er ordiniert und vom Presbyterian Board of Foreign Missions aufgenommen. Zusammen mit seiner Frau Helen Coan reisten sie im September 1853 von Boston nach Shanghai in China, wo sie sechs Monate später ankamen. Kurz darauf reisten sie nach Ningpo weiter. Sie lernten die chinesische Sprache gut ein Jahr lang, danach begann er zu lehren und zu predigen in der Provinz Shandong. 1857 musste seine Frau aus gesundheitlichen Gründen für 18 Monate in die USA zurückkehren, in gegenseitigem Einvernehmen blieb er und schrieb eine Serie von Artikeln über Religion und Aberglauben in China, die 1869 zu seinem Buch China and the Chinese führten. Nach ihrer Rückkehr lebten sie acht Monate in Japan und bis 1859 in Hangzhou. Zurück in Ningbo blieben sie wegen politischen Unruhen nur bis 1861 und gingen dann in die Provinz Shandong. Im August 1863 zerstöre eine Flut die Räumlichkeiten der Mädchenschule. Wegen einem Choleraausbruch mussten sie in den Süden ausweichen, und im Herbst 1864 gingen sie in die USA zurück, wo sie etwa vier Jahre blieben. Nevius hielt viele Vorträge in dieser Zeit. 1869 kehrten sie nach China zurück. 1871 zogen sie nach Chefoo bei Yantai, wo sie bis an ihr Lebensende blieben.[1] Hier betrieb er nicht nur Evangelisation und Gemeindebau, sondern er richtete ab 1872 auch einen großen Fruchtgarten namens South Garden ein, weil er erkannte, dass die Chinesen zu wenig vitaminreiche Nahrung hatten und das Klima für Apfelbäume geeignet war. Dies war ein Beitrag gegen die große Hungersnot von 1876 bis 1879, die China heimsuchte und etwa einer Million Menschen das Leben kostete.[2]

Der Chinese Zia wurde sein erster Nachfolger im christlichen Glauben, und durch ihn Nevius erkannte das Potenzial gut ausgebildeter einheimischer Evangelisten und Pastoren. Viel Zeit verbrachte er auf Reisen, um die entstandenen Kirchen an abgelegenen Orten seiner Provinz zu besuchen, um sie in der Jüngerschaft zu lehren und zu ermutigen. Im Sommer besuchten ihn jeweils 30 bis 40 Chinesen, um von ihm ein systematisches Bibelstudium zu lernen. Er setzte viel daran, die chinesischen Christen in eine gesunde Selbständigkeit zu führen, die später zur Drei-Selbst-Bewegung geführt hat (englisch: self-propagating, self-governing, and self-supporting churches). Daher waren ihm Bibelstudium, Selbstdisziplin und interdenominationelle Zusammenarbeit sehr wichtig. Er verfasste ein Handbuch, worin er wichtige Bibelverse, Bekenntnisse, Grundsätze, geistliche Regeln und Methoden aufnahm und ausführte. Wichtige Teile davon ließ er in den von ihm gegründeten Kirchen öffentlich aufhängen.

1890 wurde Nevius eingeladen, seine Methoden den neuen presbyterianischen Missionaren in Korea zu erklären. Seine Methoden und Prinzipien halfen wesentlich mit, die evangelische Missionsarbeit, Kirchengründung und Kirchenführung in Korea erfolgreich durchzuführen.[3]

Nevius lernte seine Frau Helen, genannt Nell, Coan (1833–1910) 1848 kennen, die Beziehung vertiefte sich 1852, und sie heirateten am 15. Juni 1853. Sie war ein wichtiges Gegenüber und unverzichtbarer Partner für seinen Dienst in China. Nachdem Nevius 1893 in China gestorben war, schrieb seine Frau eine 500 seitige Biographie über ihn und seinen außergewöhnlichen Missionsdienst. Sie starb auch in Yantai, wo sie im Chefoo Hill Temple Cemetery begraben wurde.[4]

Ehrungen

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  • 1869 Nevius erhielt einen Ehrendoktor des Union College, wo er studiert hatte.[5]

Siehe auch

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Schriften (Auswahl)

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  • San-Poh, 1869.
  • China and the Chinese, Harper and Row, New York 1869, 2018 und 2020.
  • Methods of Mission Work, 1886; 4. Auflage unter dem Titel: The Planting and Development of Missionary Churches, Grand Rapids 1958; Nabu Press, 2013, ISBN 978-1-294-08428-0 und Legare Street Press, 2021, ISBN 978-1-014-44693-0.
    • Die Gründung und Entwicklung missionarischer Gemeinden, edition afem, mission classics, Band 4, Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2001, ISBN 3-932829-23-9 (PDF; 10 MB).
  • Demon Possession and Allied Themes, Fleming H. Revell, New York 1894 und 1896; 1970; Forgotten Books, 2013 und 2023.

Literatur

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  • Clark Allen: History of the Church in Korea, The Christian Literature Society of Korea, Seoul 1971.
  • Clark Charles Allen: The Korean Church and the Nevius Method, Fleming H. Revell, New York; The Christian Literature Society, Seoul 1937.
  • William de Arteaga: The Rev John L Nevius: The Holy Spirit gives a lesson in Chinese, 2014.
  • Peter Beyerhaus und Henry Lefever: The Responsible Church and the Foreign Mission, William B. Eerdmans Publishing Company, Grand Rapids 1964.
  • Samuel H. Chao: Conversion Methods: Theory and Practices, in: Handbook of Christianity in China, Volume 2: 1800-Present, ed. R. G. Tiedemann, Brill, Leiden 2010, S. 417–427.
  • Charles Cole Creegan: Pioneer missionaries of the Church, American Tract Society, New York 1903.
  • Everett N. Hunt, Junior: Protestant Pioneers in Korea, Orbis Books, Maryknoll, New York 1980.
  • Everett N. Hunt, Junior: The Legacy of John Livingston Nevius, Band 15, Teil 3, 1991.[6]
  • Everett N. Hunt, Junior: Nevius, John Livingston, in: Mission Legacies: Biographical Studies of Leaders of the Modern Missionary Movement, Orbis Books, Maryknoll 1994; in: Biographical Dictionary of Christian Missions, ed. Gerald H. Anderson, Macmillan Reference, William B. Eerdmans Publishing Company, Grand Rapids und New York 1998, S. 490.
  • Martin: The Awakening of China, 1907.
  • Helen Sanford Coan Nevius: Our Life in China, Robert Carter & Brothers, New York 1869 und 1969.
  • Helen Sanford Coan Nevius: The Life of John Livingston Nevius: For Forty Years a Missionary in China, Fleming H. Revell Company, New York 1895; Reprint: HardPress Publishing, Miami und Franklin Classics, 2018, ISBN 978-0-343-54663-2.
  • Simmons: The foreign missionaries’ relation to the Chinese in The Chinese Recorder, Missionary Journal, Rozario Marcal & Co, 1885.
  • Scott W. Sunquist: The Importance of Shandong: A Missiological Evaluation of Place in Ching Feng, New Series, Band 8, N° 1–2, 2007.
  • Shearer Roy E. Wildfire: Church Growth in Korea, Wm. B. Eerdmans Publishing Co., Grand Rapids 1966.
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Einzelnachweise

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  1. G. Wright Doyle: 1829 — 1893, John Nevius, Evangelist. Author. Trainer of Chinese Christians leaders, Website bdcconline.net (englisch: Biographical Dictionary of Chinese Christianity, 2005–2024, abgerufen am 8. Dezember 2024)
  2. Bringing The Apple Home. Dr John Livingston Nevius was a pioneer American Presbyterian missionary who reintroduced the apple to China, Website Apples & People (4. September 2022, englisch, abgerufen am 11. Dezember 2024)
  3. Nevius, John Livingston (1829–1893), American Presbyterian missionary in China best known for the Nevius Method of church planting, Website bu.edu (englischer Artikel, 1998, abgerufen am 6. Dezember 2024)
  4. G. Wright Doyle: 1833 — 1910, Helen Nevius, The wife and indispensable partner of John Nevius; author of books in English and Chinese; music teacher, Website bdcconline.net (2005–2024, englisch, abgerufen am 8. Dezember 2024)
  5. G. Wright Doyle: 1829 — 1893, John Nevius, Evangelist. Author. Trainer of Chinese Christians leaders, Website bdcconline.net (englisch: Biographical Dictionary of Chinese Christianity, 2005–2024, abgerufen am 8. Dezember 2024)
  6. Everett N. Hunt: The Legacy of John Livingston Nevius. In: International Bulletin of Missionary Research. Band 15, Nr. 3, 1. Juli 1991, ISSN 0272-6122, S. 120–124, doi:10.1177/239693939101500309 (sagepub.com [abgerufen am 21. Dezember 2024]).