KGB-Zentrale Karlshorst
Die KGB-Zentrale Karlshorst (russisch Штаб-квартира КГБ Карлсхорст) war die Zentrale des sowjetischen Geheimdienstes KGB in Deutschland. Sie lag in der Zwieseler Straße 40 in Berlin-Karlshorst auf dem ehemaligen Gelände der Festungspionierschule der deutschen Wehrmacht. Der KGB zog 1953 mit seiner Zentrale in das Gebäude ein, das im Zentrum des sowjetischen Sperrgebiets in Karlshorst lag. Sie galt als größte Residentur des KGB außerhalb der Sowjetunion.[1]
Mit dem Abzug der Sowjetarmee aus der DDR im Jahr 1994 gab der sowjetische Geheimdienst seinen Sitz in Berlin-Karlshorst auf.[2]
Geschichte
BearbeitenBesetzung nach dem Krieg
BearbeitenAm 4. Mai 1945 fuhr ein Auto mit einem Lautsprecher durch zahlreiche Straßen von Karlshorst. Die Bewohner wurden aufgefordert, ihre Häuser und Wohnungen innerhalb von 24 Stunden zu räumen. Am 5. Mai wurde ein großer Teil des Ortsteils zur militärischen Sperrzone. An diesem Tag zog das Hauptquartier des Berliner Stadtkommandanten General Bersarin in das Gebäude der ehemaligen Festungspionierschule der Wehrmacht ein, und Teile seiner Armee wurden in der Nachbarschaft stationiert. Wenig später – ab Sommer 1945 – beherbergte es die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD), die zunächst unter der Leitung von Marschall Schukow bis zur Gründung der DDR im Jahr 1949 als Regierung der sowjetischen Besatzungszone diente.[3]
Agententätigkeit
BearbeitenVon der KGB-Zentrale aus wurde u. a. der Doppelagent Heinz Felfe geführt, der zahlreiche Informationen aus dem Bundesnachrichtendienst (BND) an den KGB übergab. Auch Schläferagenten wurden in Karlshorst ausgebildet, die nach ihrer Ausbildung in westliche Staaten gesandt wurden.[2] Zudem wurde vom KGB auf dem Gelände ein Gefängnis betrieben.[4]
Koordinierungsstelle Karlshorst des MfS
BearbeitenDas Ministerium für Staatssicherheit unterstützte die Arbeit der „Freunde“ in Karlshorst sowohl materiell, als auch in der geheimdienstlichen Arbeit. Eine eigene „Koordinierungsstelle Karlshorst“ in der Verwaltung Rückwärtige Dienste (F.Abteilung) war für die „materiell-technische“ und soziale Sicherstellung der Mitarbeiter des KGB verantwortlich. Eine eigene Arbeitsgruppe für die Wohnraumversorgung derselben.[5]
Für die Absicherung des Sperrgebiets war ein Teil der Abteilung 1 der Hauptabteilung II der Stasi verantwortlich. Die Beobachtung der Militärinspektionen der drei West-Berliner Besatzungsmächte oblag der Abteilung III der Hauptabteilung VIII, die eigens ein Referat "Wach- und Sicherungsdienst Karlshorst" einrichtete.[6]
Südlich des KGB-Standortes und des Museums des Sieges befanden sich zudem eine Anzahl von MfS-Dienstobjekten entlang der Köpenicker Allee und auf dem Gelände der ehemaligen Fliegerstation Berlin-Friedrichsfelde.
Bekannte Leiter
Bearbeiten- 1966–1974: Iwan Fadeikin, Leiter der KGB-Gruppe in der DDR mit Sitz in Berlin-Karlshorst.[7]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Geheime Tunnel, Agentenaustausch: Berlin, die Hauptstadt der Spione. In: Berliner Zeitung. 8. August 2017, abgerufen am 7. August 2024.
- ↑ a b Von Agenten und Geheimoperationen: die ehemalige KGB-Zentrale in Berlin-Karlshorst. In: deutsches-spionagemuseum.de. Abgerufen am 7. August 2024.
- ↑ Никита Жолквер: "Секретный Карлсхорст": берлинские тайны КГБ и ГРУ („Geheimes Karlshorst“: Berlins KGB- und GRU-Geheimnisse), in: Deutsche Welle vom 26. April 2019, eingesehen am 3. November 2024.
- ↑ Verbotene Zone: Auf den Spuren des sowjetischen Geheimdienstes KGB in Karlshorst: „Kreml Berlin“. In: Berliner Zeitung. 10. April 2004, abgerufen am 7. August 2024.
- ↑ Roland Wiedmann: Die Diensteinheiten des MfS 1950-1989, Eine organisatorische Übersicht (MfS-Handbuch „Anatomie der Staatssicherheit“). Hrsg.: BStU. Berlin 2012, ISBN 978-3-942130-28-8, S. 458.
- ↑ Angela Schmole: Hauptabteilung VIII; Beobachtung, Ermittlung, Durchsuchung, Festnahme (MfS-Handbuch "Anatomie der Staatssicherheit"). Hrsg.: BStU. Berlin 2011, ISBN 978-3-942130-09-7, S. 129.
- ↑ Vorkommnis mit sowjetischen Soldaten in Burg. 8. November 1971, abgerufen am 27. Oktober 2024 (BArch, MfS, ZAIG 1987, Bl. 1–3 (3. Expl.)).
Koordinaten: 52° 29′ 16,1″ N, 13° 32′ 24,7″ O