Das Kabinett Viviani war eine Regierung der Dritten Französischen Republik unter der Führung von Premierminister René Viviani. Es wurde am 13. Juni 1914 von Präsidenten Raymond Poincaré ernannt. Die Regierung löste das Kabinett Ribot IV ab und befand sich bis zum 26. August 1914 im Amt.

René Viviani

Nach dem Eintritt Frankreichs in den Ersten Weltkrieg am 3. August 1914 folgten am 3. August sowie am 26. August 1914 zwei umfangreiche Regierungsumbildungen, so dass die Regierung ab dem 26. August 1914 auch als Kabinett Viviani II angesehen werden kann.

Das Kabinett wurde von folgenden Parteien getragen: Parti républicain-socialiste (PRS), Parti républicain, radical et radical-socialiste (PRRRS), Radical indépendant (RI) und Parti républicain démocratique (PRD).

Kabinett

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Dem Kabinett gehörten folgende Minister an:

Amt Name Parteri Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Premierminister René Viviani PRS 13. Juni 1914 26. August 1914
Außenminister René Viviani
Gaston Doumergue

PRRRS
13. Juni 1914
3. August 1914
3. August 1914
26. August 1914
Kriegsminister Adolphe Messimy PRRRS 13. Juni 1914 26. August 1914
Innenminister Louis Malvy PRRRS 13. Juni 1914 26. August 1914
Finanzminister Joseph Noulens PRRRS 13. Juni 1914 26. August 1914
Minister für Arbeit und Sozialversicherung Maurice Couyba PRRRS 13. Juni 1914 26. August 1914
Justizminister Jean-Baptiste Bienvenu-Martin PRRRS 13. Juni 1914 26. August 1914
Marineminister Armand Gauthier de l’Aude[1]
Victor Augagneur
PRRRS
PRS
13. Juni 1914
3. August 1914
3. August 1914
26. August 1914
Minister für öffentlichen Unterricht und schöne Künste Victor Augagneur
Albert Sarraut

PRRRS
13. Juni 1914
3. August 1914
3. August 1914
26. August 1914
Landwirtschaftsminister Fernand David[2] RI 13. Juni 1914 26. August 1914
Kolonialminister Maurice Raynaud[3] PRRRS 13. Juni 1914 26. August 1914
Minister für öffentliche Arbeiten René Renoult PRRRS 13. Juni 1914 26. August 1914
Minister für Post, Telegrafie, Handel und Industrie Gaston Thomson PRD 13. Juni 1914 26. August 1914

Unterstaatssekretäre

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Dem Kabinett gehörten folgende Sous-secrétaires d’État an:

  • Außenministerium und Premierminister: Abel Ferry[4] (RI)
  • Kriegsministerium: Jean-Octave Lauraine[5] (RI)
  • Innenministerium: Paul Jacquier[6] (PRRRS)
  • Marineministerium: Maurice Ajam[7] (PRRRS)
  • Ministerium für öffentlichen Unterricht und schöne Künste: Albert Dalimier (PRRRS)

Kabinettsumbildungen

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Am 3. August 1914 wurde Gaston Doumergue als Nachfolger von René Viviani Außenminister und behielt dieses Amt bis zum 26. August 1914. Ferner wurde der bisherige Minister für öffentlichen Unterricht und schöne Künste Victor Augagneur Nachfolger von Armand Gauthier de l’Aude als Marineminister und bekleidete diesen Ministerposten bis zum 29. Oktober 1915. Nachfolger von Augagneur als Minister für öffentlichen Unterricht und schöne Künste wurde wiederum Albert Sarraut, der dieses Ministeramt bis zum 29. Oktober 1915 ausübte.

Historische Einordnung

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Bekanntgabe der Generalmobilmachung
 
Ermordung von Jaurès (Krankenwagen und Menschenmenge vor dem Café du Croisssant)

Erster Weltkrieg

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Am 28. Juni 1914 wurden in Sarajevo der österreichische Thronfolger und seine Ehefrau bei einem Attentat getötet.

Von 20. bis 23. Juli 1914 reisten Staatspräsident Poincaré und Viviani nach Moskau, um Zar Nikolaus II. und die russische Regierung davon zu überzeugen, sich im Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien zurückzuhalten. Die Reise war ein Fehlschlag.[8]

In Paris fanden am 27. Juli Demonstrationen gegen den Krieg statt; mit Jean Jaurès wurde einer der Anführer der Antikriegsbewegung am 31. Juli 1914 von dem Nationalisten Raoul Villain ermordet.[9]

Am 1. August erklärte Deutschland Russland den Krieg und das Kabinett Viviani ordnete die allgemeine Mobilmachung an.

Am 3. August 1914 erklärte Deutschland Frankreich den Krieg und René Viviani bildete sein Kabinett um. Am 4. August stimmten Abgeordnetenkammer und Senat einstimmig für die Kriegskredite. Viviani hatte zuvor erklärt:

« Frankreich, das ungerechterweise provoziert wurde, hat den Krieg nicht gewollt. Es hat alles getan, um ihn zu verhindern. Da er ihm aufgezwungen wird, wird es sich gegen Deutschland und gegen jede Macht verteidigen, die, da sie ihre Meinung noch nicht kundgetan hat, an der Seite Deutschlands am Konflikt zwischen den beiden teilnimmt »

René Viviani[10]

Ebenfalls am 4. August marschierte die deutsche Wehrmacht im Rahmen des Schlieffen-Plans in Belgien ein, was zum Kriegseintritt Großbritanniens führte. Am 5. August wurde mit dem „Gesetz über Indiskretionen der Presse in Kriegszeiten“ eine Form der Zensur eingeführt.[11]

Am 11. August 1914 erklärte Frankreich Österreich-Ungarn den Krieg. Die Regierung Viviani I trat am 26. August zurück, um den Weg für eine umfangreiche Kabinettsumbildung freizumachen.[8]

Sonstiges

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Am 2. Juli 1914 wurde die Einkommensteuerreform Joseph Caillaux’ verabschiedet. Caillaux selbst war wegen der Affäre Calmette nicht Minister in der Regierung Viviani I.[12][13] Caillaux’ Ehefrau Henriette wurde am 28. Juli 1914 vom Vorwurf des Mordes freigesprochen.[14]

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Einzelnachweise

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  1. GAUTHIER Armand Ancien sénateur de l’Aude. In: Sénat. Abgerufen am 21. November 2023 (französisch).
  2. Fernand David. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 21. November 2023 (französisch).
  3. Maurice, Etienne Raynaud. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 21. November 2023 (französisch).
  4. Abel Ferry. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 21. November 2023 (französisch).
  5. Octave Lauraine. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 21. November 2023 (französisch).
  6. Paul-Maurice Jacquier. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 21. November 2023 (französisch).
  7. Maurice, Pierre, Louis Ajam. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 21. November 2023 (französisch).
  8. a b René Viviani 1863 - 1925. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 1. April 2023 (französisch).
  9. Jean Jaurès. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 26. Juni 2023 (französisch).
  10. « La France, injustement provoquée, n’a pas voulu la guerre. Elle a tout fait pour la conjurer. Puisqu’on la lui impose, elle se défendra contre l’Allemagne et contre toute puissance qui, n’ayant pas encore fait connaître son sentiment, prendrait part au côté de cette dernière au conflit entre les deux.  »
  11. Jean-Michel Guieu: Gagner la paix. 1914–1929. Le Seuil, 2018, ISBN 978-2-02-130364-3 (google.de).
  12. Joseph Caillaux 1863 - 1944. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 27. März 2023 (französisch).
  13. Hélène und René Bourreau: Les députés parlent aux électeurs : les professions de foi en Loire Inférieure, 1881–1936 : monarchie et république. Publications de la Sorbonne, 1999, ISBN 978-2-85944-368-9 (google.de).
  14. Jean Garrigues: Histoire du Parlement : De 1789 à nos jours. Armand Colin, 2007, ISBN 978-2-200-25685-2 (google.de).