Karl Friedrich von Vincke
Karl Friedrich Ludwig Freiherr von Vincke (* 17. April 1800 in Minden; † 18. Mai 1869 in Berlin)[1] war ein preußischer Offizier – bekannt geworden durch eine Mission nach Konstantinopel. Später war er Gutsbesitzer, rechtsliberaler Politiker und Vertrauter von Wilhelm I.
Militärlaufbahn
BearbeitenKarl von Vincke besuchte das Gymnasium in Minden und trat 1817 in die Gardeartillerie der Preußischen Armee ein. Zwischen 1822 und 1824 besuchte er die Kriegsschule in Berlin. Dabei wurde er mit dem Prinzen Wilhelm bekannt. Nach Abschluss der Schule war er als Mitglied der trigonometrischen Abteilung der Armee mit Vermessungsarbeiten beschäftigt. Im Jahr 1829 wurde er zum Generalstab versetzt. Als Hauptmann diente er ab 1832 beim Generalkommando des VI. Armee-Korps. Zusammen mit anderen Offizieren, unter ihnen Helmuth von Moltke, wurde Vincke 1837 zur Reorganisation der Streitkräfte des Osmanischen Reiches abkommandiert. Seine Frau folgte ihm später nach. Vincke hatte als Dienstältester die Gesamtleitung der Mission inne. In dieser Zeit nahm er am Krieg in Ägypten teil. Im Jahr 1839 kehrte die Gruppe nach Preußen zurück. Im Jahr 1840 wurde Vincke zum Major ernannt und wurde dem Generalstab des Gardekorps zugeteilt.
Anfänge des politischen Wirkens
BearbeitenIm Jahr 1841 kaufte Vincke die Herrschaft Olbendorf im Landkreis Strehlen. Um sich der Bewirtschaftung des Gutes zu widmen, schied er 1843 aus dem aktiven Dienst aus. In einer kleinen Denkschrift von 1844 über die Kommunal- und Polizeiverwaltung in Niederschlesien machte er seine liberale Haltung deutlich. Dem Vereinigten Landtag von 1847 gehörte Vincke nicht an, dennoch reiste er nach Berlin und wurde mit den führenden liberalen Politikern bekannt. Diesen überreichte er eine später gedruckte Denkschrift zur Patrimonial- und Polizeigerichtsbarkeit in den östlichen Provinzen. In dieser kritisierte er zahlreiche Mängel, ging aber nicht soweit die Aufhebung der gutsherrlichen Gerichtsbarkeit zu fordern.
Trotz seiner liberalen Ansichten blieb Vincke in engem Kontakt mit dem Prinzen Wilhelm. Als dieser nach dem Beginn der Revolution von 1848 ins Exil fliehen musste, hat Vincke maßgeblich zur Flucht des Prinzen beigetragen. Vincke wurde zwar als Ersatzabgeordneter in die Deutsche Nationalversammlung gewählt, kam aber nicht zum Einsatz. Im Juni 1848 war er daran beteiligt, Wilhelm die Rückkehr zu ermöglichen. In dieser Zeit kritisierte er auch die Arbeit der Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung. Von Karl August Varnhagen von Ense wurde er daraufhin als Reaktionär bezeichnet.
Parlamentarier
BearbeitenIn den folgenden Jahren wurden seine liberalen Ansichten wieder deutlicher. Im Jahr 1849 wurde Vincke Mitglied der ersten Kammer des preußischen Landtages. Diesem gehörte er bis zur Bildung des preußischen Herrenhauses im Jahr 1854 an. Im Jahr 1850 war er zudem Mitglied des Erfurter Unionsparlaments. Seinen endgültigen Abschied vom Militär nahm er 1850 im Range eines Oberstleutnants. 1852 war er am Duell Vincke–Bismarck als Zeuge beteiligt.
Seinen Plan sich in das preußische Abgeordnetenhaus wählen zu lassen, gab Vincke zunächst auf. Im engen Kontakt mit Theodor von Bernhardi war er 1857 auch finanziell an der Gründung der konstitutionell ausgerichteten preußischen Jahrbücher beteiligt.
Nach dem Wilhelm die Regentschaft für Friedrich Wilhelm IV. übernommen hatte und die sogenannte Neue Ära begann, wurde der Kontakt zu Vincke wieder enger. Im Jahr 1858 sprach sich Vincke gegen ein Bündnis der Liberalen mit den Demokraten aus und bewarb sich erfolgreich um ein Mandat im Abgeordnetenhaus. Diesem gehörte er bis zu seinem Tod an.
Vincke war ein Befürworter der kleindeutschen Lösung und propagierte die Ideen des deutschen Nationalvereins in Schlesien. Im Zusammenhang mit dem beginnenden Heereskonflikt befürwortete Vincke zunächst auch eine zweijährige Dienstzeit. Obwohl sich das Verhältnis zu Wilhelm I. abschwächte, hat Vincke erheblich dazu beigetragen, dass der König nicht zurücktrat. Im Jahr 1860 schwenkte er in der Heeresfrage auf den Kurs Wilhelms ein.
Den Beginn der Regierung Otto von Bismarcks jedoch sah Vincke mit Sorge. Später trat er aber mit einer Schrift ganz auf die Seite der Befürworter der Militärreform. Im preußischen Abgeordnetenhaus schloss sich Vincke 1862 der Fraktion Georg von Vinckes an. Dieser Richtung gehörte er auch im Reichstag des norddeutschen Bundes an, wo er als Abgeordneter des Wahlkreises Breslau 4 von August 1867 bis zu seinem Tode 1869 der Fraktion des Altliberalen Zentrums angehörte.[2]
Familie
BearbeitenEr heiratete am 30. Oktober 1826 Emma Rosalie von Schulze (* 18. Oktober 1809; † 22. November 1865), eine Tochter des Besitzers des Gutes Jakymisken bei Narwa. Die Ehe blieb kinderlos. Das Paar adoptierte am 31. Januar 1863 die Kinder seines jüngeren Bruders Johann Wilhelm Philipp (* 25. August 1802; † 19. Januar 1861) und dessen Ehefrau Sophie Frederike Amalie Schürmann († 27. März 1840).
- Hermine Johanna Luise (* 24. September 1834) ⚭ 1871 Gustav von Stiehle (1823–1899), General der Infanterie
- Franz Adalbert Maximilian (* 29. Dezember 1836) ⚭ Emma von Scheel-Plessen (* 8. April 1847), Tochter von Carl von Scheel-Plessen
Literatur
Bearbeiten- Herman von Petersdorff: Vincke-Olbendorf, Karl Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 756–760.
- Bernhard Mann (Bearb.) unter Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh, Thomas Kühne: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, S. 395.
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, 1879, Neun und zwanzigster Jahrgang, S. 901
Weblinks
Bearbeiten- Karl Friedrich von Vincke in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1869. Neunzehnter Jahrgang. S. 950
- ↑ Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 67.
Personendaten | |
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NAME | Vincke, Karl Friedrich von |
ALTERNATIVNAMEN | Vincke, Karl Friedrich Ludwig Freiherr von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | preußischer Offizier und Politiker |
GEBURTSDATUM | 17. April 1800 |
GEBURTSORT | Minden |
STERBEDATUM | 18. Mai 1869 |
STERBEORT | Berlin |