Amt Stadtsteinach
Das Amt Stadtsteinach war ein Verwaltungsgebiet des Hochstiftes Bamberg, eines reichsunmittelbaren Territoriums im Heiligen Römischen Reich. Das dem Fränkischen Reichskreis zugeordnete Hochstift Bamberg war ein geistliches Fürstentum, das bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts existierte.
Geografie
BearbeitenDas im Nordosten des Bamberger Herrschaftsgebietes gelegene Amt war eines der mittelgroßen hochstiftischen Ämter.[1][2] Sein bambergischen Nachbarämter waren das Amt Wartenfels im Nordwesten und das Amt Kupferberg im Südosten. Im Südwesten lagen Gebiete, die zum brandenburg-bayreuthischen Oberland gehörten, und im Nordosten einige reichsunmittelbaren Adelsterritorien, die dem Kanton Gebirg des Fränkischen Ritterkreises angehörten.
Geschichte
BearbeitenDie erste Grundlage für die Etablierung der hochstiftischen Herrschaft auf dem Gebiet des späteren Amtes Stadtsteinach hatte bereits 1151 begonnen.[3] In diesem Jahr hatte der Bamberger Bischof Eberhard II. von Otelingen erste bedeutende Besitzungen in der Gegend erworben, darunter die Burg Nordeck.
Struktur
BearbeitenDie Verwaltung bestand am Ende des Hochstiftes aus einem Vogteiamt, einem Steueramt, einem Kastenamt und einem Centamt.[4][5]
Amtssitz
BearbeitenDer Sitz der Stadtsteinacher Amtsverwaltung befand sich im Amtshaus des Vogtes in Stadtsteinach, in dem später das Landratsamt des mittlerweile aufgelösten Landkreises Stadtsteinach untergebracht war.[6]
Amtspersonal
BearbeitenAn der Spitze der Amtsverwaltung stand ein Stadtvogt. Zum Amtspersonal gehörten noch ein Kastner, Steuereinnehmer und Zöllner. Außerdem waren ein Amtsbote sowie ein Stadt- und Amtsknecht in der Verwaltung des Amtes tätig.[7]
Vogteiamt
BearbeitenDas Vogteiamt Stadtsteinach war eines der 54 Vogteiämter des Hochstifts Bamberg.[8] Der Vogteibezirk des Wartenfels Amtes umfasste folgende Dorfmarkungen und Ortschaften:[4][9]
- Bergleshof,[10] Birken,[10] Braunersreuth,[10] Deckenreuth,[11] Eisenberg,[12] Forkel,[13] Frankenreuth,[13] Gössersdorf,[14] Gründlein,[15] Grünlinden,[15] Hochofen,[16] Horlachen,[17] Köstenberg,[18] Köstenhof,[18] Kunreuth,[19] Mostrach,[20] Oberrodach,[21] Oberzaubach,[22] Petschen,[23] Römersreuth,[24] Schöndorf,[25] Schwand,[26] Stadtsteinach,[6] Triebenreuth,[27] Unterzaubach,[28] Vogtendorf,[29] Vorderreuth,[30] Vorderstecken,[30] Wötzelsdorf,[31] Wüstbuch[31] und Zettlitz.[32]
Außerdem gehörten zum Vogteibezirk des Stadtsteinacher Amtes folgende Kondominate, d. h. Dorfmarkungen, in denen die Dorf- und Gemeindeherrschaft (DGH) entweder gemeinsam („cumulative“) oder abwechselnd („alternative“) ausgeübt wurde:
- Poppenholz (Kondominat mit dem Fürstentum Bayreuth)[23] und Triebenreuth (Kondominat mit dem Burggericht Guttenburg, einer dem Kanton Gebirg angehörenden reichsunmittelbaren Herrschaft).[27][33]
Centamt
BearbeitenDas Centamt Stadtsteinach war eines der 29 Centämter des Hochstiftes Bamberg.[8] Sein Hochgerichtsbezirk umfasste folgende Dorfmarkungen und Ortschaften:[4][1]
- Allern (mit Limitierter Cent durch das Rittergut Fischbach),[34], Bergleshof,[10] Birken,[10] Dobrach (mit Limitierter Cent durch das Rittergut Fischbach),[11] Eeg (mit Limitierter Cent im Südkomplex durch das Burggericht Guttenberg),[11] Eisenberg,[12] Forkel,[13] Frankenreuth,[13] Gössersdorf,[14] Gründlein,[15] Grünlinden,[15] Grundhaus (mit Limitierter Cent durch das Rittergut Fischbach),[15] Grundmühle (mit Limitierter Cent durch das Rittergut Fischbach),[35] Hinterbergmühle,[36] Hinterstöcken (mit Limitierter Cent durch das Rittergut Fischbach),[16] Hochofen,[16] Höfles,[16] Horlachen,[17] Hummendorf (Ausübung der Hochgerichtsbarkeit mit dem brandenburg-bayreuthischen Stadtvogteiamt Kulmbach strittig),[17] Köstenberg,[18] Köstenhof,[18] Kunreuth,[19] Oberzaubach,[22] Osenbaum,[22] Petschen,[23] Planersgut (mit Limitierter Cent durch das Rittergut Fischbach),[23] Poppenholz (mit dem Vogteiamt Seibelsdorf geteilte Ausübung der Hochgerichtsbarkeit),[24] Römersreuth,[24] Rugendorf (gemeinsame Ausübung der Hochgerichtsbarkeit mit dem Centamt Wartenfels, westlich des Kaulbaches mit dem brandenburg-bayreuthischen Vogteiamt Seibelsdorf strittig),[37] Stadtsteinach,[6] Staibra (mit Limitierter Cent durch das Rittergut Fischbach),[38] Stüben (mit Limitierter Cent durch das Rittergut Fischbach),[38] Triebenreuth,[27] Unterzaubach,[28] Vogtendorf,[29] Vorderreuth,[30] Vorderstecken,[30] Wözelsdorf,[31] Wüstbuch[31] und Zettlitz.[32]
Steueramt
BearbeitenDas Steueramt Stadtsteinach war eines der 46 Steuerämter des Hochstiftes Bamberg.[8] Der räumliche Wirkungsbereich des Steueramtes war deckungsgleich mit dem des Stadtsteinacher Vogteiamtes.[4]
Die wirtschaftliche Bedeutung des Amtes für das Hochstift Bamberg war relativ groß. Es gehörte zu den acht ertragsreichsten Ämtern und wurde daher zum Ende des 17. Jahrhunderts als Amt II. Klasse (von 5) geführt. Die Steuererträge des Steueramtes betrugen im Durchschnitt in der Amtszeit von Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683–1693) 3234 fränkische Gulden pro Jahr, bei einem Jahresdurchschnitt aller Ämter von 1943 Gulden.[39]
Kastenamt
BearbeitenDas Kastenamt Stadtsteinach war eines der 24 Kastenämter des Hochstiftes Bamberg.[8] Es übte nicht nur die grundherrschaftlichen Angelegenheiten im Stadtsteinacher Vogteibezirk aus, sondern auch in denen der Ämter Kupferberg und Marktschorgast.[40][41][42][4]
Bergamt
BearbeitenDas Bergrecht im Amt Stadtsteinach hatte eine wirtschaftliche Bedeutung. Zunächst war das Kastenamt hierfür zuständig. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde ein gesondertes Bergamt eingerichtet. Es war ab 1796 dem Oberbergwerkskollegium nachgeordnet.
Persönlichkeiten
BearbeitenAmtmänner
Bearbeiten- Ferdinand Christoph von Künsberg (1760–1765)[43][44]
Vögte
Bearbeiten- Franz Burkard (Vogt und Kastner bis 1804)[45]
Literatur
Bearbeiten- Hochstift Bamberg (Hrsg.): Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1796. Bamberg 1796.
- Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5.
- Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672–1693). Selbstverlag des Historischen Vereins Bamberg, Bamberg 1976, ISBN 3-87735-083-6.
- Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5.
- Claus Fackler: Stiftsadel und geistliche Territorien 1670–1803. Eos Verlag, 2007, ISBN 978-3-8306-7268-5.
- Erich Freiherr von Guttenberg, Hanns Hubert Hofmann: Stadtsteinach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 3). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 451738985 (Digitalisat).
- Herbert Popp, Klaus Bitzer, Halk Thomas Porada: Die Fränkische Schweiz. Hrsg.: Sebastian Lentz, Bernhard Müller (= Landschaften in Deutschland). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar 2019, ISBN 978-3-412-51535-5.
- Johann Georg Prändel: Die pfalzbairische Provinz in Schwaben, die beiden Fürstenthümer Bamberg und Würzburg, und das Herzogthum Berg enthaltend. In: Erdbeschreibung der gesammten pfalzbairischen Besitzungen: mit steter Hinsicht auf Topographie, Geschichte, physische Beschaffenheit, Land- und Staatswirthschaft. Uhlmannsche Buchhandlung, Amberg 1806.
Weblinks
Bearbeiten- Territorium und Struktur des Hochstiftes Bamberg im Historischen Lexikon Bayerns, abgerufen am 4. Juni 2020
- Die Verwaltung des Hochstiftes Bamberg im Historischen Lexikon Bayerns, abgerufen am 4. Juni 2020
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Hochgerichtskarte“ (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 32.
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 13 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c d e Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 51 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 46 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 93 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 49 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c d Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5, S. 712.
- ↑ Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1796. S. 164 (google.de [abgerufen am 4. Juni 2020]).
- ↑ a b c d e Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 64 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 66 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 67 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c d Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 69 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 70 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c d e Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 71 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c d Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 75 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 77 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c d Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 78 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 79 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 83 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 84 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 85 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c d Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 86 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 88 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 91 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 92 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 96 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 97 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 98 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c d Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 99 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b c d Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 102 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 103 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 55 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 63 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 72 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 74 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 89 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 94 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672 - 1693). S. 377.
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 32 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 48 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Stadtsteinach. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 50 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Claus Fackler: Stiftsadel und geistliche Territorien 1670–1803. S. 164–165.
- ↑ Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1796. S. 163 (google.de [abgerufen am 4. Juni 2020]).
- ↑ Regierungsblatt für die Churpfalzbaierischen Fürstenthümer in Franken, Band 2, 1804, S. 275 ff., Digitalisat
Koordinaten: 50° N, 12° O