Klein-Bieberau
Klein-Bieberau ist ein Ortsteil der Gemeinde Modautal im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg im vorderen Odenwald.
Klein-Bieberau Gemeinde Modautal
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Koordinaten: | 49° 46′ N, 8° 46′ O |
Höhe: | 226 (222–247) m ü. NHN |
Fläche: | 4,4 km²[1] |
Einwohner: | 355 (30. Juni 2023)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 81 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1977 |
Postleitzahl: | 64397 |
Vorwahl: | 06167 |
Klein-Bieberau von Nordwesten
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Geschichte
BearbeitenOrtsgeschichte
BearbeitenDas Dorf wird im Jahre 1362 erstmals als Wenigenbybera urkundlich genannt. Weitere Erwähnungen erfolgenden unten den Ortsnamen (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Kleynen Biberauwe (1403), Wenigen Byberau (1451), Wenigen Byberau (1453), Kleyn Beberau (1492), Bebra (1514), Clein Bibra (1545) und Kleynen Biebera (1559).
Im Jahr 1451 ist eine Mühle nachgewiesen und 1516 ist eine Wallfahrtskapelle mit zwei Altären genannt. 1481 besitzen die Herren von Wallbrunn das Dorf als hessisches Lehen, das jetzt einen Bestandteil der Herrschaft Ernsthofen ausmacht.[1]
Im Jahr 1722 verkauften die Brüder Johann Moritz Friedrich von Wallbrunn dem Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen Schloss und Gut zu Ernsthofen mit den dazugehörigen Dörfern, nämlich Ernsthofen, Asbach, Hoxhohl, Klein-Bieberau und Neutsch, nebst Gefällen in zwölf weiteren Orten, darunter Ober-Modau, Rodau, Waldhausen, Billings und Meßbach.[3]
Klein-Bieberau lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtieren und Fuhrknechten für Feldzüge bereitzustellen. Klein-Bieberau gehörte zum „Brandauer Reiswagen“, dem auch noch die Orte Brandau, Neunkirchen, Allertshofen, Hoxhohl, Herchenrod, Lützelbach, Ernsthofen, Neutsch und Webern angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[4]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Klein-Bieberau:
»Kleinbieberau (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt 2 St. von Reinheim, und hat 30 Häuser und 223 Einw., die bis auf 2 Kath. lutherisch sind. Unter diesen sind 12 Bauern. Unweit des Orts befindet sich das sogenannte Wildfrauhaus, ein sonderbares Felsengefüge, von welchem man eine schöne Aussicht hat. Schon vor 1578 war auf dem Steinforst ein Bergwerk im Betrieb, welches aber wieder eingegangen ist. Kleinbieberau gehörte den Herrn von Wallbrunn, und kam 1722 durch Kauf an Hessen, Der Ort hatte früher eine eigene Kapelle mit 2 Altären, welche von denen von Wallbrunn gestiftet worden war.«[5]
Am 1. April 1952 wurde Klein-Bieberau vom Landkreis Dieburg in den Landkreis Darmstadt umgegliedert und am 1. September 1959 erfolgte die Eingemeindung von Webern nach Klein-Bieberau.
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Zum 1. Januar 1977 wurden im Zuge der hessischen Gebietsreform die bis dahin selbstständigen Gemeinden, Klein-Bieberau, Neutsch, Asbach, Brandau, Ernsthofen und Modautal kraft Landesgesetz zur heutigen Gemeinde Modautal zusammengeschlossen.[6][7] Für Klein-Bieberau wurde zusammen mit Webern ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
BearbeitenDie folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Klein-Bieberau angehört(e):[1][9][10]
- vor 1722: Heiliges Römisches Reich, Herren von Wallbrunn
- nach 1722: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen (durch Kauf), Obergrafschaft Katzenelnbogen (1787: Amt Lichtenberg, Zent Oberramstadt, Brandauer Reiswagen)
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Starkenburg, Amt Lichtenberg
- ab 1806: Großherzogtum Hessen,[Anm. 2] Fürstentum Starkenburg, Amt Lichtenberg[11]
- ab 1815: Großherzogtum Hessen[Anm. 3], Provinz Starkenburg, Amt Lichtenberg
- ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Reinheim[Anm. 4]
- ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Dieburg
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1918: Deutsches Reich (Weimarer Republik), Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Dieburg[12][Anm. 5]
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone,[Anm. 6] Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Dieburg
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Dieburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Dieburg
- ab 1952: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Gemeinde Modautal[Anm. 7]
Gerichte
BearbeitenKlein-Bieberau gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Klein-Bieberau das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.
Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz, zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[1]
- ab 1848: Landgericht Reinheim (Verlegung von Lichtenberg nach Reinheim), zweite Instanz: Hofgericht Darmstadt
- ab 1879: Amtsgericht Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
- ab 1968: Amtsgericht Darmstadt mit der Auflösung des Amtsgerichts Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
Bevölkerung
BearbeitenEinwohnerentwicklung
Bearbeiten• 1629: | Hausgesesse[1] | 8
• 1806: | 180 Einwohner, 24 Häuser[11] |
• 1829: | 223 Einwohner, 30 Häuser[5] |
• 1867: | 242 Einwohner, 38 Häuser[13] |
Klein-Bieberau: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 128 | |||
1800 | 159 | |||
1806 | 180 | |||
1829 | 223 | |||
1834 | 318 | |||
1840 | 329 | |||
1846 | 345 | |||
1852 | 320 | |||
1858 | 334 | |||
1864 | 322 | |||
1871 | 296 | |||
1875 | 287 | |||
1885 | 317 | |||
1895 | 301 | |||
1905 | 280 | |||
1910 | 273 | |||
1925 | 271 | |||
1939 | 275 | |||
1946 | 435 | |||
1950 | 401 | |||
1956 | 350 | |||
1961 | 346 | |||
1967 | 373 | |||
1970 | 401 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2007 | 364 | |||
2010 | 369 | |||
2011 | 363 | |||
2015 | 363 | |||
2020 | 348 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; 1791[14]; 1800[15]; Gemeinde Modautal[16]; Zensus 2011[17] |
Historische Religionszugehörigkeit
Bearbeiten• 1829: | 221 lutheranische (= 99,10 %) und 2 katholische (= 0,90 %) Einwohner[5] |
• 1961: | 316 evangelische (= 91,33 %), 30 katholische (= 8,67 %) Einwohner[1] |
Politik
BearbeitenFür die Orte Klein-Bieberau und Webern besteht ein gemeinsamer Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinden Klein-Bieberau und Webern) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[8] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 ist Jürgen Schmidt Ortsvorsteher.[18]
Regelmäßige Veranstaltungen
BearbeitenNaturdenkmale
BearbeitenIn der Gemarkung von Klein-Bieberau liegt das geologische Naturdenkmal Wildfrauhausberg mit seinen markanten Granit-Felsgruppen.
Literatur
Bearbeiten- Literatur über Klein-Bieberau nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Klein-Bieberau. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
Bearbeiten- Klein-Bieberau. In: Webauftritt der Gemeinde Modautal.
- Klein-Bieberau, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
BearbeitenAnmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Infolge der Rheinbundakte.
- ↑ Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
- ↑ Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lichtenberg) und Verwaltung.
- ↑ Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.
- ↑ Am 1. Januar 1977 als Ortsbezirk zur Gemeinde Modautal.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Klein-Bieberau, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 24. August 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen im Juli 2019.
- ↑ Zahlen und Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im November 2023.
- ↑ Ernsthofen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 23. Juli 2012). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 1. Oktober 2012.
- ↑ Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S. 254 (online bei Google Books).
- ↑ a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 124 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318, § 9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
- ↑ Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 234.
- ↑ a b Hauptsatzung. (PDF; 36 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im Februar 2019.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
- ↑ Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- ↑ Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 48 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 122 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 124 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Haushaltspläne 2017 bis 2019 (Vorbericht: Einwohner – Statistik). (PDF) In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, S. 30 ff, abgerufen im Juli 2019.
- ↑ Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021 .
- ↑ Ortsvorsteher. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im November 2019.
- ↑ Darmstädter Echo, Samstag, 26. August 2017, S. 26.