Kröpelin
Kröpelin ist eine amtsfreie Kleinstadt und ein Grundzentrum[2] im Landkreis Rostock in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland).
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 54° 4′ N, 11° 48′ O | |
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Rostock | |
Höhe: | 60 m ü. NHN | |
Fläche: | 67,55 km2 | |
Einwohner: | 4816 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 71 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 18236 | |
Vorwahlen: | 038292, 038294 | |
Kfz-Kennzeichen: | LRO, BÜZ, DBR, GÜ, ROS, TET | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 72 058 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1 18236 Kröpelin | |
Website: | www.kroepelin.de | |
Bürgermeister: | Thomas Gutteck | |
Lage der Stadt Kröpelin im Landkreis Rostock | ||
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenDie Stadt liegt zwischen den Hansestädten Wismar und Rostock und mit bis zu 80 m ü. NHN für die Nähe zur ca. 12 km entfernten Ostsee ungewöhnlich hoch. Grund dafür ist der sich zwischen Kühlungsborn an der Küste und Kröpelin erstreckende waldreiche Höhenzug der Kühlung, der im Diedrichshagener Berg eine Höhe von 129,7 m ü. NHN erreicht.
Stadtgliederung
BearbeitenZu Kröpelin gehören folgende Ortsteile:[3]
Nachbargemeinden
BearbeitenUmgeben wird Kröpelin von den Nachbargemeinden Kühlungsborn und Wittenbeck im Norden, Steffenshagen und Reddelich im Nordosten, Retschow im Osten, Satow im Süden, Carinerland im Südwesten, Biendorf im Westen sowie Bastorf im Nordwesten.
Geschichte
BearbeitenName und Wappen
BearbeitenDer Ortsname ist slawischen Ursprungs („crepelita“ – Wachtelfeld oder „crepelice“ – Wachtelort). Die Namensherleitung über den Begriff Krüppel ist Volksetymologie. Das Wappen ist ein redendes Wappen, dem nicht die Sprachwurzel zugrunde liegt, sondern die bildhafte Umsetzung des Stadtnamens.
Mittelalter
BearbeitenDie erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1177 als Crapelin. Das Kirchdorf wurde als Doberaner Klosterbesitz 1186 ausgewiesen. Aus einem deutschen Dorf bei der alten slawischen Siedlung entstand eine in Ost-West-Richtung ausgerichtete regelmäßige Stadtanlage. In einer Schenkungsurkunde des Fürsten Heinrich Borwin III. wurde Kröpelin erstmals am 25. August 1250 als Stadt (oppidum) bezeichnet. Die Verleihung des lübischen Stadtrechts wird für das Jahr davor, also 1249, angenommen. Daher entschied man sich, die runden Stadtjubiläen jeweils ein Jahr zuvor zu feiern, so 1999 die 750-Jahr-Feier.
Kröpelin wurde eine Landstadt in Mecklenburg und war bis 1918 als Teil der Städte des Mecklenburgischen Kreises auf Landtagen vertreten. Die Stadtkirche stammt mit dem Chor aus dem 13., dem Langhaus aus dem 14. und dem Turm aus dem 15. Jahrhundert. Das Turm-Obergeschoss und der Turmhelm wurden 1883 errichtet.
Seit dem 19. Jahrhundert
BearbeitenZu Beginn des 19. Jahrhunderts siedelten sich Juden in Kröpelin an, die sich 1821 in den Kahlwiesen einen eigenen Friedhof anlegten. Beim Novemberpogrom 1938 wurde dieser von den Nazis geschändet und verfiel danach, bis seine Reste später als Gedenkort mit einem Gedenkstein versehen wurden, der an die jüdischen Opfer des Faschismus in der Shoa erinnert.
Von 1952 bis 2011 gehörte Kröpelin zum Kreis Bad Doberan (bis 1990 im DDR-Bezirk Rostock, 1990–2011 im Land Mecklenburg-Vorpommern). Seit 2011 liegt die Stadt im Landkreis Rostock.
Innenstadt und Rathaus wurden im Rahmen der Städtebauförderung seit 1991 gründlich saniert.
Bis zum 13. Juni 2004 war die Stadt Mitglied und Sitz des Amtes Kröpelin.
Eingemeindungen
BearbeitenAm 1. Juli 1950 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Brusow und Detershagen eingegliedert. Altenhagen, Jennewitz und Schmadebeck kamen am 13. Juni 2004 hinzu.[4]
Bevölkerung
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Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres[5]
Der starke Anstieg der Einwohnerzahl 2005 ist auf die Eingemeindung von drei Orten im Jahr 2004 zurückzuführen.
Politik
BearbeitenStadtvertretung
BearbeitenDie Stadtvertretung von Kröpelin besteht aus 17 Mitgliedern. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte bei einer Wahlbeteiligung von 62,0 % zu folgendem Ergebnis:[6]
Partei / Wählergruppe | Stimmenanteil 2019[7] |
Sitze 2019 |
Stimmenanteil 2024 |
Sitze 2024 | |
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Freie Wählergemeinschaft Kröpelin (FWG) | 28,0 % | 5 | 40,0 % | 7 | |
CDU | 38,4 % | 6 | 34,8 % | 6 | |
SPD | 15,1 % | 3 | 9,8 % | 2 | |
Einzelbewerber Roman Briesemeister | – | – | 5,3 % | 1 | |
Die Linke | 12,2 % | 2 | 5,1 % | 1 | |
Bündnis 90/Die Grünen | 6,3 % | 1 | 2,5 % | – | |
Einzelbewerberin Susanne Pfennig | – | – | 1,5 % | – | |
Einzelbewerber Paul Kutzbach | – | – | 1,1 % | – | |
Insgesamt | 100 % | 17 | 100 % | 17 |
Bürgermeister
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Gutteck wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Februar 2017 ohne Gegenkandidat mit 90,6 % der gültigen Stimmen gewählt.[9] Am 9. Juni 2024 wurde er mit 81,9 % der gültigen Stimmen (wieder ohne Gegenkandidat) für weitere sieben Jahre[10] in seinem Amt bestätigt.[11]
Wappen
BearbeitenDas Wappen wurde am 10. April 1858 von Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin festgelegt und unter der Nr. 66 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert. Am 24. März 1997 beschloss die Stadtvertretung, das heutige Wappen einzuführen, das am 8. Juni 1999 durch das Innenministerium genehmigt wurde.
Blasonierung: „In Blau einen nach links kriechenden Krüppel mit silbernen Gewand, natürlicher Fleischfarbe (Ausnahmefarbe), mit goldenem Kegelhut, silbernem Haar und goldenen Klötzen an den Unterschenkeln und in den Händen; über dem Krüppel ein links gelehnter goldener Schild mit einem hersehenden schwarzen Stierkopf mit silbernen Hörnern und einer goldenen Fürstenkrone, von der fünf Zinken sichtbar sind.“ | |
Wappenbegründung: Der kriechende Behinderte ist mit dem Stierkopf bereits 1306 im Siegel von Kröpelin vertreten. Der schwarze Stierkopf im Wappen stellt die Zugehörigkeit zum Lande Mecklenburg durch den Verweis auf die Rostocker Nebenlinie des mecklenburgischen Fürstenhauses dar. |
Das Wappen wurde von dem Weimarer Michael Zapfe neu gezeichnet und in Details farblich geändert.
Flagge
BearbeitenDie Flagge der Stadt Kröpelin ist quer zur Längsachse des Flaggentuchs gestreift von Blau, Weiß und Blau. Die blauen Streifen nehmen je ein Fünftel, der weiße Streifen nimmt drei Fünftel der Länge des Flaggentuchs ein. In der Mitte des weißen Streifens – fünf Neuntel der Länge desselben einnehmend – liegt das Stadtwappen. Die Länge des Flaggenstücks verhält sich zur Höhe wie 5 zu 3.[12]
Städtepartnerschaften
BearbeitenSeit 1990 besteht eine Partnerschaft mit den niedersächsischen Gemeinden Hude und Schwarmstedt sowie mit der französischen Stadt Arnage, einem südlichen Vorort von Le Mans im Département Sarthe. 2003 wurde eine Städtepartnerschaft mit der polnischen Stadt Włoszakowice im Powiat Leszczyński geschlossen.
Sehenswürdigkeiten und Kultur
BearbeitenBauwerke
Bearbeiten- Stadtkirche Kröpelin, gotische Backsteinkirche mit zweijochigem Chor aus dem 13. Jahrhundert und einschiffigem dreijochigen Langhaus aus dem 14. Jahrhundert. Der Turm aus dem 15. Jahrhundert erhielt 1883 ein neues Obergeschoss und einen Turmhelm. Das Bronze-Taufbecken wird auf das Jahr 1508 datiert, die barocke Kanzel auf 1786, die neugotische Altarwand auf 1857 und die Orgel auf 1845.
- „Versenkbare“ Windmühle von 1904 in Kröpelin. Wenn man mit dem Auto vom Markt in Kröpelin in Richtung Bad Doberan fährt, entsteht der Eindruck, die Galerieholländer-Windmühle verschwinde in den Boden und tauche dann wegen des Wechsels von Hügel und Senke wieder auf.
- Erdholländermühle von 1876 (nördlich davon) ohne Flügel und Windrose, als Wohnung genutzt
- Herrenhaus Wichmannsdorf, bis 2007 saniert (Architekt: Paul Korff).
Kultur
Bearbeiten- Stadtbibliothek, Stadtmuseum, im Juli 2015 eröffnetes Ostrockmuseum, Hauptstraße 5
- Dorfrock in Schmadebeck (seit 1996 jährlich), bei dem vor allem bekannte Ostrock-Bands auftreten
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenWirtschaft
BearbeitenIm am westlichen Ortseingang der Stadt Kröpelin gelegenen Gewerbegebiet sind mehrere Betriebe der Bereiche Dienstleistungen (Tourismus) und Produktion (metallverarbeitendes Gewerbe) tätig. Für Menschen mit Behinderungen wurden ca. 170 Arbeitsplätze in den Kröpeliner Werkstätten geschaffen. Weiterhin spielt die Landwirtschaft traditionell eine gewichtige Rolle. So existiert unter anderem eine Milchviehanlage in Ortsrandlage. Die Betriebe in Kröpelin sind ausschließlich mittelständische und Einzelunternehmen.
Sendeanlage
Nördlich des Ortsteils Diedrichshagen bei 54°6'23" nördlicher Breite und 11°45'58" östlicher Länge befindet sich eine Sendeanlage der Deutschen Telekom AG. Als Antennenträger kommt ein 97 Meter hoher, abgespannter Stahlfachwerkmast zum Einsatz. Es werden die folgenden Programme abgestrahlt:
Sendername | Frequenz | ERP |
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NDR 1 MV | 94,3 MHz | 0,2 kW |
N-Joy | 103,7 MHz | 5 kW |
Verkehr
BearbeitenKröpelin liegt an der Bundesstraße 105 (Rostock–Wismar), an den Landesstraßen L 11 (Kühlungsborn–Kröpelin–Bützow) und L 122 nach Rerik. 15 Kilometer südlich der Stadt befindet sich die gleichnamige Anschlussstelle Kröpelin an der Ostseeautobahn A 20.
Der Ort verfügt über einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Wismar–Rostock. Er wird von der Regionalbahnlinie RB 11 (Wismar–Rostock–Tessin) bedient.
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Stadt
Bearbeiten- Johann Heinrich Reinecke (1755–1839), Jurist
- Conrad August Ackermann (1791–1861), 1827 bis 1833 Bürgermeister; Jurist, Schriftsteller und Freimaurer
- Johann Gottfried Tiedemann (1803–1850), Buchdrucker
- Christoph Hävernick (1810–1845), Theologe
- Johann Gustav Gildemeister (1812–1890), Orientalist, geboren in Klein-Siemen
- Carl August Ackermann (1829–1913), Polizeirat und Herausgeber
- Carl Malchin (1838–1923), Maler
- Heinrich Klenz (1860–1925), Literaturwissenschaftler
- Helmuth Borck (1863–1933), Mediziner
- Wilhelm Lesenberg (1885–1914), Kunsthistoriker
- Wilhelm Selke (1893–1945), Gewerkschafter
- Manfred Oeming (* 1955), Theologe
Mit Kröpelin verbundene Persönlichkeiten
Bearbeiten- Walter Schmidt (1858–1925), Jurist, Gerichtsassessor in Kröpelin
- Friedrich Pfenningsdorf (1870–1945), Bürgermeister von Kröpelin
- Christofer Hameister (* 1994), Rundfunk- und Fernsehmoderator
Literatur
Bearbeiten- Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich, Handbuch zur Stadtentwicklung im Nationalsozialismus, Edition Temmen, Hrsg. Institut für Zeitgeschichte München, Bremen 2011, S. 240ff.
- Stadt Kröpelin (Hrsg.): Die Geschichte der Stadt Kröpelin : Chronik. Keuer, Neubukow 1999, DNB 987792563 (uni-rostock.de [PDF] (2 Bände, Band 1 mit Druckbögen von 1932)).
- Schreiber, Heinrich: Die Hexe von Kröpelin. Michaels, Kröpelin und Arendsee 1911 (unter Benutzung der Aufz. des weil. cand. theol. Rönnberg).
- Schreiber, Heinrich: Die Hexe von Kröpelin und andere Episoden über Hexerei und Aberglaube. Ostsee-Bote, Kröpelin 1998, DNB 953573168.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2023 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Regionales Raumentwicklungsprogramm Mittleres Mecklenburg/Rostock 2011 - Zentralorte und perspektivische Entwicklung, Planungsregion MMR, abgerufen am 12. Juli 2015
- ↑ Hauptsatzung der Stadt Kröpelin
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2004
- ↑ Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern: Statistischer Bericht. Bevölkerungsstand. Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden
- ↑ Ergebnis der Kommunalwahl am 9. Juni 2024
- ↑ Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
- ↑ Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 86
- ↑ Thomas Gutteck ist neuer Bürgermeister. In: Ostsee-Zeitung, 27. Februar 2017.
- ↑ Hauptsatzung der Stadt Kröpelin. § 8. In: stadt-kroepelin.de. Abgerufen am 9. August 2024.
- ↑ Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024
- ↑ Stadt Kröpelin: Hauptsatzung der Stadt Kröpelin. Stadt Kröpelin, abgerufen am 12. Juli 2021.