Kreis Lublinitz
Der Kreis Lublinitz war von 1743 bis 1926 ein preußischer Landkreis in Oberschlesien. Seine Kreisstadt war die Stadt Lublinitz. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute zum größten Teil zur polnischen Woiwodschaft Schlesien.
Verwaltungsgeschichte
BearbeitenKönigreich Preußen
BearbeitenNach der Eroberung des größten Teils von Schlesien wurden von König Friedrich II. 1742 in Niederschlesien und 1743 auch in Oberschlesien preußische Verwaltungsstrukturen eingeführt.[1] Dazu gehörte die Einrichtung zweier Kriegs- und Domänenkammern in Breslau und Glogau sowie deren Gliederung in Kreise und die Einsetzung von Landräten. Die Ernennung der Landräte in den oberschlesischen Kreisen erfolgte auf einen Vorschlag des preußischen Ministers für Schlesien Ludwig Wilhelm von Münchow hin, dem Friedrich II. im Februar 1743 zustimmte.[2]
Im Fürstentum Oppeln, einem der schlesischen Teilfürstentümer, wurden aus den alten schlesischen Weichbildern preußische Kreise gebildet, darunter auch der Kreis Lublinitz.[3] Als erster Landrat des Kreises Lublinitz wurde Georg Friedrich von Rousitz und Helm eingesetzt.[4] Der Kreis unterstand zunächst der Kriegs- und Domänenkammer Breslau und wurde im Zuge der Stein-Hardenbergischen Reformen dem Regierungsbezirk Oppeln der Provinz Schlesien zugeordnet.[5] Bei der Kreisreform vom 1. Januar 1818 im Regierungsbezirk Oppeln blieb der Kreis unverändert.[6]
Norddeutscher Bund/Deutsches Reich
BearbeitenSeit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis Lublinitz zum Norddeutschen Bund und seit dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst und aus dem Regierungsbezirk Oppeln die neue Provinz Oberschlesien gebildet.
Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 votierten im Kreis Lublinitz 47 % der Wähler für den Verbleib bei Deutschland und 53 % für eine Abtretung an Polen. Durch die Beschlüsse der Pariser Botschafterkonferenz wurden die östlichen zwei Drittel des Kreises mit den Städten Lublinitz und Woischnik an Polen abgetreten. Das westliche Drittel des Kreises bestand zunächst als Kreis Lublinitz fort und ging am 1. Januar 1927 mit den Landgemeinden Heine und Mischline aus dem Kreis Groß Strehlitz sowie der Landgemeinde und dem Gutsbezirk Thursy aus dem Kreis Rosenberg im Kreis Guttentag auf.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | Einwohner | Quelle |
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1795 | 22.579 | [7] |
1819 | 25.416 | [8] |
1846 | 41.698 | [9] |
1871 | 45.326 | [10] |
1885 | 44.087 | [11] |
1900 | 47.213 | [12] |
1910 | 50.388 | [12] |
1925 | 17.169 | [13] |
Bei der Volkszählung von 1910 bezeichneten sich 79 % der Einwohner des Kreises Lublinitz als rein polnischsprachig und 15 % als rein deutschsprachig.[14] 95 % der Einwohner waren 1910 katholisch und 4 % evangelisch.[13]
Landräte
Bearbeiten- 1743 Georg Friedrich von Rousitz und Helm (* 1. März 1681), auf Schierokau, Jerowa und Mollna
- 1744–1760 Johann Ludwig von Goczalkowsky (auch Gottschalkowsky), auf Wiersbie
- 1760–1762 Adam Heinrich von Jordan (* 4. November 1691; † 1762), auf Dralin und Wendrin
- 1763–1768Inkolat Christoph Heinrich von Dziembowsky-Pomian, erhielt am 9. November 1763 das Schlesische
- 1768–1790 Johann Christoph Alexander von Stosch (* 4. April 1727 in Leschwitz; † 25. Juni 1806 in Ludwigsthal), auf Anteil Pawonkau
- 1790–1797Franz von Blacha († 17. März 1797), auf Thule, auch Justizrat der Kreise Lublinitz und Rosenberg[15]
- 1800– von Ziegler und Klipphausen, auf Pawonkau
- 1818–1831 Georg Wilhelm von Ziegler und Klipphausen
- 1832–1853 Christian Eduard von Kościelsky (* 1798; † 19. Dezember 1864 in Breslau), auf Ponoschau
- 1854–1873Carl zu Hohenlohe-Ingelfingen, wurde 1865–1867 durch Max Clairon d’Haussonville vertreten
- 1873–1886 Wilhelm von Klitzing (* 6. Juni 1828 in Karnzow; † 9. Oktober 1894 in Breslau), auf Schierokau
- 1886–1896Karl Prinz von Ratibor und Corvey, Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst
- 1896–1904 Eberhard von Lücken
- 1904–1917 Friedrich Wilhelm Georg von Thaer
- 1918–1921Roland Brauweiler
- 1922–1926 Otto Ulitzka
Kommunalverfassung
BearbeitenDer Kreis Lublinitz gliederte sich bis 1922 in die Städte Guttentag, Lublinitz und Woischnik, in Landgemeinden und in Gutsbezirke.
Gemeinden
BearbeitenDer Kreis Lublinitz umfasste 1910 drei Städte und 66 Landgemeinden.[12] Die mit D gekennzeichneten Gemeinden verblieben 1922 im Deutschen Reich und kamen 1927 zum Kreis Guttentag.
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Die Landgemeinde Stahlhammer hieß bis 1909 Kutschau-Zawodie.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Hans Heinrich Lammers, geb. in Lublinitz, Chef der Reichskanzlei von 1933 bis 1945
Literatur
Bearbeiten- Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft VI: Regierungsbezirk Oppeln, S. 38–45, Kreis Lublinitz.
- Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 424–467.
- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 173–174, Ziffer 7.
- Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der preussischen Monarchie, Band 3, Teil 1, Halle 1792, S. 30 ff.
- Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 318–325.
- Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe, Wilhelm Gottlob Korn, Breslau 1894, S. 387–394 (Online).
- Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Roland Gehrke: Landtag und Öffentlichkeit: Provinzialständischer Parlamentarismus in Schlesien 1825-1845. Böhlau Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20413-6, S. 45 (Teildigitalisat).
- ↑ Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Akten vom 31. Mai 1740 bis Ende 1745. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band 6,2. Paul Parey, Berlin 1901, Immediatbericht Münchows zu Bestellung von Landräthen in Oberschlesien, S. 540 (Digitalisat).
- ↑ W. F. C. Starke: Beiträge zur Kenntniß der bestehenden Gerichtsverfassung und der neusten Resultate der Justizverwaltung in dem Preussischen Staate. Carl Heymann, Berlin 1839, Kreiseinteilung des preußischen Herzogtums Schlesien im 18. Jahrhundert, S. 290 (Digitalisat).
- ↑ Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
- ↑ Verordnung zur Eintheilung des preußischen Staats nach seiner neuen Begrenzung. 1815 (Digitalisat).
- ↑ Amtsblatt Königlichen Oppelnschen Regierung 1817, Nr. XLI. Bekanntmachung der neuen Kreis-Eintheilung des Oppelnschen Regierungs-Bezirks vom 1. Oktober 1817. Oppeln, S. 523 ff. (Digitalisat).
- ↑ Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 38 (Digitalisat).
- ↑ Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821, Schlesien, S. 90 (Digitalisat).
- ↑ Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat).
- ↑ Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung 1871
- ↑ Gemeindelexikon für die Provinz Schlesien 1885
- ↑ a b c www.gemeindeverzeichnis.de
- ↑ a b Michael Rademacher: Sch_lublinitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Jakob Spett: Nationalitätenkarte der östlichen Provinzen des Deutschen Reiches nach dem Ergebnissen der amtlichen Volkszählung vom Jahre 1910 entworfen von Ing. Jakob Spett. Justus Perthes, 1. Januar 1910 (bibliotekacyfrowa.pl [abgerufen am 14. März 2017]). , siehe auch Schlesien#Die ethnolinguistische Struktur Oberschlesiens (1819–1910)
- ↑ Rolf Straubel: „Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740 bis 1806/15“, K.G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9, S. 89 Franz v. Blacha