Der im März 2011 vorgestellte Lancia Thema war eine viertürige Limousine der oberen Mittelklasse. Das Fahrzeug wurde vom amerikanischen Automobilhersteller Chrysler hergestellt und in Europa als Lancia vermarktet. Er ist nahezu baugleich mit dem Chrysler 300 der zweiten Serie.

Lancia
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Lancia Thema
Thema
Produktionszeitraum: 09/2011–10/2014
Klasse: Obere Mittelklasse
Karosserieversionen: Limousine
Motoren: Ottomotor:
3,6 Liter (210 kW)
Dieselmotoren:
3,0 Liter
(140–176 kW)
Länge: 5066 mm
Breite: 1902 mm
Höhe: 1488 mm
Radstand: 3052 mm
Leergewicht: 1876–2038 kg

Vorgängermodell Lancia Thesis
Sterne im Euro-NCAP-Crashtest[1]
Die Frontpartie trägt den neuen gemeinsamen Kühlergrill von Chrysler und Lancia sowie das Lancia-Logo
Heckpartie
Interieur

Er ersetzte auf dem kontinentaleuropäischen Markt sowohl den bisherigen Chrysler 300 als auch den Lancia Thesis, die eigenständige Modelle waren und nebeneinander angeboten wurden. Die Markteinführung erfolgte am 12. November 2011.

Im Oktober 2014 wurde die Produktion des Thema nach nur drei Jahren eingestellt. Gründe dafür sind die geringen Verkaufszahlen und der Rückzug der Marke Lancia von diversen europäischen Märkten.

Modellgeschichte

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Nachdem Lancias Mutterkonzern Fiat im Juni 2009 insgesamt 20 Prozent der Anteile an Chrysler übernommen hatte, entwickelte Fiats Vorstandsvorsitzender Sergio Marchionne ein Konzept zur Vereinheitlichung der Produktionslinien beider Unternehmen. Dazu gehörte die Entscheidung, die Marken Chrysler und Lancia zusammenzulegen. Seitdem arbeiteten beide Marken zusammen und entwickelten ein gemeinsames Portfolio, das bisherige Entwicklungen berücksichtigte.

Der Vertrieb der gemeinsamen Fahrzeuge war geografisch aufgeteilt: Chrysler übernahm den Vertrieb in den englischsprachigen Ländern einschließlich Großbritannien und Irland, während die Modelle des Unternehmens in den restlichen Ländern, vor allem in Europa, unter der Marke Lancia vertrieben wurden.

Zu Lancias Modellpalette gehörten seitdem nicht nur die in Italien entwickelten und gebauten Kleinwagen wie der Ypsilon und Musa sowie der Kompaktwagen Delta, sondern auch erneut große Limousinen und Vans, die von Chrysler beigesteuert werden. Der Lancia Thema war dementsprechend eine Europaversion des aktuellen Chrysler 300, der auf dem kontinentaleuropäischen Markt nicht mehr unter dieser Bezeichnung angeboten wird.

Marchionnes Konzept der Zusammenlegung von Lancia und Chrysler wurde in der Presse vielfach verrissen. Zahlreiche Berichte wiesen auf die sehr unterschiedlichen Traditionen beider Marken und die ebenso unterschiedlichen sozialen Milieus der bisherigen Käufer der beiden Marken hin,[2] bis hin zur Bezeichnung als „Pizza mit Ketchup“.[2] Die FAZ hingegen bezeichnete den Thema als „Geheimtipp für Genießer“ und lobte die „präsidiale Präsenz und würdevolle Arroganz“.[3]

Die Scuderia Ferrari nutzte die Dieselversion des Thema als Dienstwagen, darunter auch Fernando Alonso.[4]

Beim Badge-Engineering wird das Aussehen eines Produkts verfremdet, um es unter verschiedenen Marken anzubieten. Daher sehen sich die Chrysler- und die Lanciamodelle sehr ähnlich. Das Design des Lancia Thema steht in der Tradition der ersten von 2004 bis 2011 produzierten Generation des Chrysler 300. Wie dieser hat auch der Thema eine hohe Gürtellinie mit einem vergleichsweise niedrig wirkenden Dachaufbau. Der Dachaufbau und die Gesamtproportionen des Wagens entsprechen im Wesentlichen dem bisherigen Chrysler 300. Auch die Frontpartie mit dem großen Kühlergrill greift etabliertes Chrysler-Design auf. Der Kühlergrill trägt das Lancia-Logo, aber nicht die bislang übliche senkrechte Trennstrebe. Stattdessen verlaufen die Zierstreben hier wie auch bei der USA-Version waagerecht. Die zu den Heckleuchten gezogenen leicht angedeuteten Heckflossen können dagegen als Zitat des Lancia Kappa Coupé bzw. des klassischen Flaminia Coupé Pininfarina verstanden werden.

Die Motorisierungen des Lancia Thema wichen von denen der für den nordamerikanischen Markt bestimmten Chrysler 300 ab. Lancia bot zwei 3,0 Liter große Dieselmotoren mit 140 kW (190 PS) oder 176 kW (239 PS) an. Sie wurden bei VM Motori in Italien konstruiert. Die Spitzenmotorisierung war ein 3,6 Liter großer Sechszylinder-Ottomotor, der 210 kW (286 PS) leistete. Die bis zu 6,4 Liter großen Achtzylindermotoren, mit denen Fahrzeuge für den nordamerikanischen Markt ausgestattet wurden, waren im Lancia Thema nicht erhältlich.

Die Kraft übertrug im Fall der Dieselmotoren eine Fünfstufenautomatik, beim Ottomotor wurde dagegen eine Achtstufenautomatik verwendet. Den Thema mit Dieselmotoren gab es ausschließlich mit Hinterradantrieb, mit Ottomotoren auch mit Allradantrieb.

Ausstattung

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Lancia bot beim Modellstart im November 2011 die Ausstattungsstufen Gold, Platinum und Executive an. Die Serienausstattung umfasste Lederausstattung, ein Infotainmentsystem mit Touchscreen, Xenon-Scheinwerfer, ein schlüsselloses Fahrberechtigungssystem und eine Rückfahrkamera.

Das amerikanische Schwestermodell wies in den Basisversionen eine deutlich schlichtere Serienausstattung auf.

Technische Daten

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Technische Daten Lancia Thema
Thema 3.0 V6 MultiJet 24v Thema 3.0 V6 MultiJet 24v Thema 3.6 V6 Pentastar 24v
Motor: Diesel Otto
Motorbauart: Sechszylinder-V-Motor, vorn längs eingebaut
Hubraum: 2987 cm³ 3604 cm³
Bohrung × Hub: 83,0 mm × 92 mm 96,0 mm × 83,0 mm
Leistung bei 1/min: 140 kW (190 PS) bei 4000 176 kW (239 PS) bei 4000 210 kW (286 PS) bei 6350
Max. Drehmoment bei 1/min: 440 Nm bei 1600 550 Nm bei 1800 340 Nm bei 4650
Verdichtung: 16,5:1 10,2:1
Gemischaufbereitung: Direkteinspritzung
Common Rail
sequenzielle Multiport-Einspritzung
Getriebe: automatisches Fünfstufengetriebe automatisches Achtstufengetriebe
Radaufhängung vorn und hinten:  Einzelradaufhängung mit Doppelquerlenker, Querstabilisator
Bremsen: innenbelüftete Scheibenbremsen rundum
Spurweite vorn/hinten: 1623/1640 mm
Radstand: 3052 mm
Abmessungen: 5066 mm × 1902 mm × 1488 mm
Leergewicht: 2038 kg 1876 kg
Höchstgeschwindigkeit: 232 km/h 240 km/h
Beschleunigung, 0–100 km/h: 10,1 s 7,8 s 7,7 s
Verbrauch (l/100 km): 7,1 9,4
Tankvolumen 72 l

Zulassungszahlen

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In der Bundesrepublik Deutschland wurden zwischen 2011 und 2014 insgesamt 462 Lancia Thema neu zugelassen. Die meisten davon hatten einen Dieselmotor.

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Commons: Lancia Thema – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Lancia Thema. In: Euro NCAP, 2011 (englisch).
  2. a b Tom Grünweg: Italienischer Etikettenschwindel. In: Spiegel Online, 24. Oktober 2011.
  3. Wolfgang Peters: Schon heute ein Klassiker der Moderne. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Februar 2012.
  4. Christian Brinkmann: Fernando Alonsos neuer Dienstwagen – ein Lancia Thema. In: Speed Heads, 11. Dezember 2012.
  5. Neuzulassungen von Personenkraftwagen nach Marken und Modellreihen. In: Kraftfahrt-Bundesamt. Abgerufen am 5. Februar 2023. Jahr 2011, Jahr 2012, Jahr 2013, Jahr 2014
Zeitleiste der Lancia- und Autobianchi-Modelle seit 1945
Typ Lancia, bis 1969 unabhängig 1969 von Fiat gekauft, seitdem Typennummernkreis von Fiat
Autobianchi, JV zwischen Bianchi, Fiat und Pirelli ab 1967 100 % Teil des Fiat-Konzerns im Ausland als Lancia, in Italien als Autobianchi
1940er 1950er 1960er 1970er 1980er 1990er 2000er 2010er 2020er
5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4
Kleinstwagen Bianchina Giardiniera
Kleinwagen A112 Y10 (156) Y (840) Ypsilon (843) Ypsilon (846) Ypsilon (L21)
Kompaktklasse A111 Delta I[2] (831) Delta II (836) Delta III (844)
Mittelklasse Primula Prisma (831) Dedra (835) Lybra (839)
Ardea Appia Fulvia Beta / Trevi (828) Flavia
Obere Mittelklasse Flavia 2000 Gamma (830) Thema (834 / Y9) Kappa (838) Thesis (841) Thema
Coupé / Cabrio Stellina
Fulvia Coupé/Sport Beta Coupé[1] / Spider / Montecarlo (828)
Aurelia Flaminia Gamma Coupé/GT (830) Kappa Coupé
(838)
Sportwagen Stratos
Minivan Musa (350)
Van Zeta (220) Phedra (179) Voyager

[1] auch bei Seat in Spanien gebaut
[2] auch als Saab Lancia 600 in Skandinavien verkauft

  • Unter der Marke „Autobianchi“ vertrieben
  • In Italien unter der Marke „Autobianchi“, im Ausland als „Lancia“ vertrieben
  • Lancia-Modelle, gemeinsam mit PSA entwickelt und bei SEVEL auch als Peugeot, Citroën und Fiat gebaut
  • Lancia-Modelle, aus der Kooperation mit Chrysler, als Lancia in Europa vertrieben