Liste der Stolpersteine in Malsch (Landkreis Karlsruhe)

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Die Liste der Stolpersteine in Malsch führt die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig in Malsch im Landkreis Karlsruhe in Baden-Württemberg auf.

Stolperstein in der Leerstraße 2

Die ersten Verlegungen in dieser Gemeinde fanden am 11. Oktober 2010 statt.

Gedenkarbeit in Malsch

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Denkmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auf dem Friedhof von Malsch

In der ersten Verlegeaktion in Malsch am 11. Oktober 2010 setzte Gunter Demnig vor sechs Häusern im Kernort insgesamt fünfzehn Stolpersteine. Sie erinnern an die Malscher jüdischen Familien Kaufherr, Maier, Gabel, Löb, Lehmann und Herz, die in diesen Häusern wohnten und zwischen 1940 und 1942 Opfer der Judenvernichtung wurden. Bürgermeister Elmar Himmel erinnerte, dass nach dem Zweiten Weltkrieg die größte jüdische Landgemeinde in Baden ausgelöscht war. Die Stolpersteine mahnen daran, dass Vergleichbares nicht mehr geschehen dürfe. Das Ortsoberhaupt erwähnte weitere Aspekte der Gedenkarbeit, die von den Heimatfreunden verantwortete Ausstellung und das Buch zum jüdischen Leben in Malsch, die Mahnmale auf dem Kirchplatz und in Neckarzimmern, die Gedenktafel am Trafohäuschen in der Adlerstraße sowie die beiden Bücher des verstorbenen Louis Maier.

Frank Teske hat in seinem Buch Der Landkreis Karlsruhe in der NS-Zeit festgestellt, dass 79 Einwohner von Malsch wegen Verdachtes nach GzVeN angezeigt wurden, mindestens 17 Bürger wurden zwangsweise sterilisiert. Die Bürgermeisterämter der einzelnen Gemeinden mussten Berichte erstellen und Personen melden. In den meisten Fällen war der Bürgermeister bemüht, die Unfruchtbarmachung abzuwenden.[1]

Verlegte Stolpersteine

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In Malsch wurden 30 Stolpersteine an 18 Adressen verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
LUDWIG DREIFUSS
JG. 1894
DEPORTIERT 1940
GURS
ERMORDET 4.3.1943
MAJDANEK
Adlerstraße 50 Ludwig Dreifuss
(1894–1943)[1]
  HIER WOHNTE
ALFONS ERNST
JG. 1911
EINGEWIESEN 10.5.1938
HEILANSTALT EMMENDINGEN
'VERLEGT' 15.7.1940
GRAFENECK
ERMORDET 15.7.1940
AKTION T4
Blumenstraße 3 Alfons Ernst
(1911–1940)[1]
  HIER WOHNTE
AMALIE HERZ
JG. 1859
FLUCHT 1939 BELGIEN
TOT 1941 IN
BRÜSSEL
Kreuzstraße 10 Amalie Herz
(1859–1941)[1][2]
  HIER WOHNTE
FRIEDA KASTNER
JG. 1915
EINGEWIESEN 9.2.1938
HEILANSTALT KORK
'VERLEGT' 28.5.1940
GRAFENECK
ERMORDET 28.5.1940
AKTION T4
Leerstraße 2 Frieda Kastner
(1915–1940)[1]
HIER WOHNTE
BETTY KAUFHERR
GEB. WEIL
JG. 1897
FLUCHT 1939 BELGIEN
INTERNIERT MECHELEN
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Hauptstraße 26 Betty Kaufherr geb. Weil
(1897–1942/45)[1]
HIER WOHNTE
HANNELORE KAUFHERR
JG. 1926
FLUCHT 1939 BELGIEN
INTERNIERT MECHELEN
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Hauptstraße 26 Hannelore Kaufherr
(1926–1942/45)[1]
HIER WOHNTE
JOSEF KAUFHERR
JG. 1889
FLUCHT 1939 BELGIEN
DEPORTIERT 1940
GURS
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Hauptstraße 26 Josef Kaufherr
(1889–1942/45)[1]
HIER WOHNTE
ANTON KÜHN
JG. 1890
EINGEWIESEN 28.11.1928
HEILANSTALT EMMENDINGEN
'VERLEGT' 23.9.1940
GRAFENECK
ERMORDET 23.9.1940
AKTION T4
Waldprechtsstraße 19 Anton Kühn
(1890–1940)[1]
  HIER WOHNTE
MINA LEHMANN
GEB. LEON
JG. 1871
FLUCHT 1939 BELGIEN
TOT 26.8.1941 IN
BRÜSSEL
Kreuzstraße 10 Mina Lehmann geb. Leon
(1871–1941)[1]
  HIER WOHNTE
SALOMON LEHMANN
JG. 1868
FLUCHT 1939 BELGIEN
INTERNIERT MECHELEN
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Kreuzstraße 10 Salomon Lehmann
(1868–1942/45)[1]
HIER WOHNTE
ISIDOR LÖB
JG. 1866
FLUCHT 1939 BELGIEN
INTERNIERT MECHELEN
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Kreuzstraße 10 Isidor Löb
(1866–1942/45)[1]
HIER WOHNTE
KAROLINE LÖB
JG. 1872
FLUCHT 1939 BELGIEN
INTERNIERT MECHELEN
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Kreuzstraße 10 Karoline Löb
(1872–1942/45)[1]
  HIER WOHNTE
CLARA MAIER
GEB. WEIL
JG. 1890
DEPORTIERT 1940
GURS
ERMORDET 1942 IN
AUSCHWITZ
Neuwiesenstraße 6 Clara Maier geb. Weil (1890–1942) war verheiratet mit Sigmund Maier, Jg. 1888. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Ludwig, geb. 16. Juni 1924, und Agathe, geb. 13. April 1928. Die Kinder konnten noch 1940 über Umwege in die Vereinigten Staaten flüchten.[1]
HIER WOHNTE
ELLA MAIER
GEB. ISRAEL
JG. 1879
DEPORTIERT 1940
GURS
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Waldprechtstraße 1 Ella Maier geb. Israel
(1879–1942/45)[1]
  HIER WOHNTE
FRIEDA MAIER
JG. 1894
DEPORTIERT 1940
GURS
AUSCHWITZ
ERMORDET 12.8.1942
Hauptstraße 29 Frieda Maier
(1894–1942)[1]
  HIER WOHNTE
LÖB MAIER
JG. 1872
DEPORTIERT 1940
GURS
TOT 24.9.1941
Adlerstraße 72 Löb Maier, geb. 1877, war Frontkämpfer im 1. Weltkrieg. 1935 wurde ihm vom damaligen Bürgermeister das Ehrenkreuz für Frontkämpfer verliehen. Er wohnte gemeinsam mit seiner Ehefrau Berta Maier, geb. 1877, bis zur Deportation nach Gurs am 22. Oktober 1940 in ihrem Wohnhaus in der heutigen Adlerstraße 72. Löb Maier ist am 24. September 1941 in Gurs ums Leben gekommen.

Seine Frau konnte das Lager überleben. Berta Maier blieb nach Kriegsende vorerst in Frankreich und übersiedelte 1947 zu ihrem Bruder Fred in die USA.[1]

  HIER WOHNTE
MAX MAIER
JG. 1867
DEPORTIERT 1940
GURS
TOT 5.9.1941
Adlerstraße 8 Max Maier
(1867–1941)[1]
HIER WOHNTE
MAX MAIER
JG. 1872
DEPORTIERT 1940
GURS
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Waldprechtstraße 1 Max Maier
(1872–1942/45)[1]
  HIER WOHNTE
NANETTE MAIER
JG. 1871
DEPORTIERT 1940
GURS
TOT IM LAGER
5.9.1940
Hauptstraße 129 Nanette Maier
(1871–1940)[1]
  HIER WOHNTE
SAMUEL MAIER
JG. 1864
DEPORTIERT 1940
GURS
INTERNIERT RECEBEDOU
TOT IM LAGER
15.1.1942
Hauptstraße 29 Samuel Maier
(1864–1942)[1]
  HIER WOHNTE
SIGMUND MAIER
JG. 1888
DEPORTIERT 1940
GURS
ERMORDET 1942 IN
AUSCHWITZ
Neuwiesenstraße 6 Sigmund Maier
(1888–1942)[1]
  HIER WOHNTE
SOPHIE MAIER
JG. 1863
DEPORTIERT 1940
GURS
TOT 14.7.1941
Adlerstraße 8 Sophie Maier
(1863–1941)[1]
  HIER WOHNTE
JOSEF STEIN
JG. 1871
FLUCHT 1939
AN BORD DER 'ST. LOUIS'
BELGIEN
ENGLAND
TOT AN DEN FOLGEN
Friedrichstraße 59 Josef Stein
(1871-)[1]
  HIER WOHNTE
ANNA STERN
GEB. NEUSTÄDTER
JG. 1875
DEPORTIERT 1940
GURS
TOT 20.1.1941
Sézanner Straße 54 Anna Stern geb. Neustädter
(1875–1941)[1]
HIER WOHNTE
LEOPOLD STERN
JG. 1872
DEPORTIERT 1940
GURS
TOT 22.3.1941
Adlerstraße 50 Leopold Stern
(1872–1941)[1]
  HIER WOHNTE
SALOMON STERN
JG. 1864
DEPORTIERT 1940
ZIEL UNBEKANNT
TOT 7.10.1941
Adlerstraße 5 Salomon Stern
(1872–1941)[1]
  HIER WOHNTE
ALFRED WALZ
JG. 1896
EINGEWIESEN
IN EINE HEILANSTALT
'VERLEGT' 4.6.1940
GRAFENECK
ERMORDET 4.6.1940
AKTION T4
Hauptstraße 113 Alfred Walz
(1896–1940)[1]
  HIER WOHNTE
FRANZ KARL ZIMMER
JG. 1903
EINGEWIESEN
HEILANSTALT RASTATT
'VERLEGT' 4.4.1940
GRAFENECK
ERMORDET 4.4.1940
AKTION T4
Lindenstraße 1 Franz Karl Zimmer
(1903–1940)[1]

Derzeit nicht verlegte Stolpersteine

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Auf Wunsch der Familie wurden die bereits verlegten Stolpersteine wieder entfernt. Sie befinden sich im Archiv der Malscher Heimatfreunde e.V.

Stolperstein Inschrift vorm. Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
CHARLOTTE GABEL
GEB. WEISSBERG
JG. 1907
ABGESCHOBEN 1938
POLEN
1939 GHETTO WARSCHAU
ERMORDET
Waldprechtstraße 5 Charlotte Gabel geb. Weissberg
(1907–1939/43)[1]
HIER WOHNTE
LEO GABEL
JG. 1901
ABGESCHOBEN 1938
POLEN
1939 GHETTO WARSCHAU
ERMORDET
Waldprechtstraße 5 Leo Gabel
(1901–1939/43)[1]

Verlegedaten

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  • 11. Oktober 2010: Hauptstraße, Waldprechtstraße und Kreuzstraße 10 (15/6)
  • 13. September 2012: Leerstraße 2, Lindenstraße 1, Neuwiesenstraße 6, Sézanner Straße 54 etc. (15/12)

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae Heimatfreunde Malsch e.V.: Stolpersteine zur Erinnerung an ermordete Juden und Euthanasieopfer, abgerufen am 22. Juni 2024
  2. https://www.tracesofwar.com/sights/36384/Stumbling-Stones-Kreuzstraße-10.htm