Liste deutscher Balladen

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Diese Liste deutscher Balladen soll dem Auffinden von Artikeln zu bekannten Balladen dienen. Aus diesem Grund sind – soweit auffindbar – die Gedichtanfänge oder teilweise Refrains beigefügt.


 
Tizian: Aktäon
Ein Mann mit einem Ordensband, / Der Ritter Hardiknut, / Verließ die Stadt, und kam aufs Land, / Wie oft der Städter tut.
Aktäon hat im dunklen Hain / Das edle Wild gefällt, / Da sah von einem milden Schein / Die Waldflut er erhellt.
Da plötzlich war der Bote unter ihnen, / hineingeworfen in das Überkochen / des Hochzeitsmahles wie ein neuer Zusatz.
Zwölf Richter trieben durch Sturmes Not. / Segel und Steuer verlor ihr Boot. / Sie spähten rings nach Land umher. / Ohn’ alle Antwort blieb das Meer.
Das Jahr geht um, / Der Faden rollt sich sausend ab. / Ein Stündchen noch, das letzte heut, / Und stäubend rieselt in sein Grab, / Was einstens war lebend'ge Zeit.
Ein holdes Veilchen blühtest du verborgen / In kindlicher Zurückgezogenheit, / An deines Lebens harmlos stillen Morgen, / Bewußtlos deiner Liebenswürdigkeit.
Als der Sandwirt von Passeier Innsbruck hat mit Sturm genommen, / Die Studenten, ihm zur Feier, Mit den Geigen mittags kommen,
Über Rußlands Leichenwüstenei / faltet hoch die Nacht die blassen Hände; / funkeläugig durch die weiße, weite, / kalte Stille starrt die Nacht und lauscht. / Schrill kommt ein Geläute.
Im Osten stand des Tags prophetisches Gestirn. / Des Dämons Schwingen rauschten um Apollons Stirn.
Ich hab' es getragen sieben Jahr, / und ich kann es nicht tragen mehr, / wo immer die Welt am schönsten war, / da war sie öd' und leer.
Mitten aus dem Schnee des Nordens, / Weit im Süden, aus der Nacht, / In des Annunciatenordens / Reicher Herrenmeistertracht:
Nun werden grün die Brombeerhecken; / Hier schon ein Veilchen – welch ein Fest! / Die Amsel sucht sich dürre Stecken, / Und auch der Buchfink baut sein Nest.
Aus Köllen war ein Edelknecht / Um Botschaft ausgegangen, / Den Vater hielt ihm Engelbrecht / Der Bischof hart gefangen.
Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen, / Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben, / Und alle Menschen gehen ihre Wege.
Liebe fragte Liebe: „Sag, weshalb du weinst?“ / Raunte Lieb zur Liebe: „Heut ist nicht mehr wie einst!“
Wie jeden Tag durch die zwanzig Jahr, / die er dient in seinem Büro, / steht er auf, streicht mit den Fingern durchs Haar, / wärmt Kaffee sich auf dem Rechaud
Das Kind mit fiebernden Wangen lag, / Rotgolden versank im Laub der Tag. / Das Fenster hing voller wildem Wein, / Da sah ein fremder Jüngling herein.
War einst ein Spielmann im lustigen Wien, / Augustin hieß er, und wo er erschien, / lachten die Leute und freuten sich sehr. / War doch kein andrer so lustig wie er.
Mit eigenem Strick verstrickt dem eigenen Pferde / Sie schnürten ihn Rücken an Rücken dem Roß / Das wild aufwiehernd über heimatliche Erde / Gehetzt in den dunkelnden Abend hinschoß.
Freilich dreht das Rad sich immer weiter / dass, was oben ist, nicht oben bleibt. / Aber für das Wasser unten heißt das leider / Nur: Dass es das Rad halt ewig treibt.
Von Sonne krank und ganz von Regen zerfressen / Geraubten Lorbeer im zerrauften Haar / Hat er seine ganze Jugend, nur nicht ihre Träume vergessen / Lange das Dach, nie den Himmel, der drüber war.
Von Branntwein toll und Finsternissen / Von unerhörten Güssen naß / Vom Frost eisweißer Nacht zerrissen / Im Mastkorb, von Gesichtern blaß
Mit dem Rock von Kattun und dem gelben Tuch / Und den Augen der schwarzen Seen / Ohne Geld und Talent und doch mit genug / Vom Schwarzhaar, das sie offen trug / Bis zu den schwärzeren Zeh’n:
Der alte Barbarossa, / Der Kaiser Friedrich, / Im unterird’schen Schlosse / Hält er verzaubert sich.
Die Mitternacht zog näher schon; / In stummer Ruh lag Babylon.
Droben auf dem schroffen Steine / Raucht in Trümmern Autafort, / Und der Burgherr steht gefesselt / Vor des Königs Zelte dort:
Prinz Bertarit bewirtet Veronas Bettlerschaft / Mit Weizenbrot und Kuchen und edlem Traubensaft. / Gebeten ist ein jeder, der sich mit Lumpen deckt, / Der, heischend auf den Brücken der Etsch, die Rechte reckt.
Der Kaiser sitzt auf goldnem Thron, / im Purpurkleid mit goldner Kron'. / Auf seidnen Kissen funkelnd ruht / des Golds und der Kleinodien Glut.
Blaubart war ein reicher Mann, / hatte Haus und Hof und Garten, / schmauste, zechte, spiele Karten, / lebte wie ein Tartarchan.
Die Heere blieben am Rheine stehn: / Soll man hinein nach Frankreich gehn? / Man dachte hin und wieder nach; / allein der alte Blücher sprach:
Es stob da um Brienne / gerad wie auf der Tenne! / Napoleon hielt uns Stange: / Das währt dem Vater Blücher allzulange.
Der Graf kehrt heim vom Festturnei, / Da wollt an ihm sein Knecht vorbei. / „Holla, woher des Wegs? Sag' an! / Wohin, mein Knecht, geht deine Bahn?“
Wie bebte Königin Marie, / Als durchs geheime Pförtlein spat / Mit ungebognem Haupt und Knie / In ihr Gemach Graf Bothwell trat!
Ein junges Mädchen kam nach Baden, / Brigitte B. war sie genannt, / fand Stellung dort in einem Laden, / wo sie gut angeschrieben stand.
Es knirschte Herr Werner von Schulenburg zu Gartz im Pommerlande: / „Will ihnen schon beugen den steifen Hals, der störrischen Bauernbande!“
Chidher, der ewig junge, sprach: / Ich fuhr an einer Stadt vorbei, / Ein Mann im Garten Früchte brach; / Ich fragte, seit wann die Stadt hier sei?
Die in Schleiern schwebend und geweiht, / Eine aschenblonde Kerze, glomm: / Ihre Augen blühten klar und fromm, / Ihre Hände griffen Dunkelheit
Wir Toten, wir Toten sind größere Heere / Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere!
Vom Alter blind, fuhr Beda dennoch fort / Zu predigen die neue frohe Botschaft.
Der Maurer schreitet frisch heraus, / er soll dich niederbrechen; / da ist es mir, du altes Haus, / als hörte ich dich sprechen:
Berlin-Cölln war die Stadt genannt / Und tat viel Lärm verbreiten, / Da lebte mal ein Musikant, / In sagenhaften Zeiten.
Über den Knüppeldamm durchs Knochenfeld / bei der wüsten Kirche fahren vorbei / sieben Bauern nachts mit trunkenem Geschrei, / klatschen mit Peitschen und klappern in der Tasche mit Geld,
Wo der selige Himmel, das wissen wir nicht, / Und nicht, wo der gräuliche Höllenschlund, / Ob auch die Wolke zittert im Licht, / Ob siedet und qualmet Vulkanes Mund;
Sind denn so schwül die Nächt’ im April? / Oder ist so siedend jungfräulich Blut? / Sie schließt die Wimper, sie liegt so still, / Und horcht des Herzens pochender Flut.
Es fuhr eine Schifferin über den See, / ihr werdet sie freilich nicht kennen; / doch, daß sie nicht namenlos vor euch steht': / so will ich Bionda sie nennen.
Er steht an ihrem Pfühl in herber Qual, / den jungen Busen muß er keuchen sehn – / er ist ein Arzt. Er weiß, sein traut Gemahl / erblaßt, sobald die Morgenschauer wehn.
Von Edenhall der junge Lord / Läßt schmettern Festtrommetenschall, / Er hebt sich an des Tisches Bord / Und ruft in trunkner Gäste Schwall: / »Nun her mit dem Glücke von Edenhall!«
Nächtlich am Busento lispeln / bei Cosenza dumpfe Lieder; / Aus den Wassern schallt es Antwort, / und in Wirbeln klingt es wieder!
Zur Zeit, da man die Ähren schnitt, / Ein Ritter auf das Weidwerk ritt / Mit einem Sperber und zwei Hunden. / Die hatten bald ein Wild gefunden
O! Douglas, Douglas, stolz und treu. / John Home "Graf Douglas, presse den Helm ins Haar, / Gürt’ um dein lichtblau Schwert,
Dunkel, Dunkel im Moor, / Über der Heide Nacht, / Nur das rieselnde Rohr / Neben der Mühle wacht,
Frau Amme, Frau Amme, das Kind ist erwacht! / Doch die liegt ruhig im Schlafe. / Die Vöglein zwitschern, die Sonne lacht, / Am Hügel weiden die Schafe.
Das Köhlerweib ist trunken / Und singt im Wald; / Hört, wie die Stimme gellend / Im Grünen hallt!
Es ging verirrt im Walde / Ein Königstöchterlein / Laut weint sie, daß es schallte / Tief in den Wald hinein.
„Hier über diesen Franken-Mann, den wir dir führen zu, / Herr König Thorstein, hör uns an und sprich das Urteil du. / …“
Ein Grobschmied hatte ein Töchterlein, / das konnte nicht schöner und feiner sein. / Da kam der Hans den einen Tag, / ein Bursche, wie’s viele geben mag:
Es war einmal ein armes Kind, / Das war auf beiden Augen blind, / Auf beiden Augen blind;
Hoch klingt das Lied vom braven Mann, / Wie Orgelton und Glockenklang. / Wer hohes Muts sich rühmen kann, / Den lohnt nicht Gold, den lohnt Gesang.
Fest gemauert in der Erden / Steht die Form, aus Lehm gebrannt. / Heute muß die Glocke werden. / Frisch Gesellen, seid zur Hand.
Stapft ein Maidlein auf die Lützelalp, / Flink und frei und sauber allenthalb. / Bar der Scheitel, Füß und Waden nackt / Und die Ärmchen mit der Post bepackt.
Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt, / die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand; / sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer, / du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.
Ein Schifflein ziehet leise / den Strom hin seine Gleise; / es schweigen, die drin wandern, / denn keiner kennt den andern.
Hast du das Schloß gesehen, / Das hohe Schloß am Meer? / Golden und rosig wehen / Die Wolken drüber her.
König Erich zog wohl auf und ab, / er traf an ein mächtiges Hünengrab.
Durch buntgemalte Scheiben dämmert ein grauer Tag. / Am Tische, in schwerem Grübeln, lehnt der Bürgermeister von Prag.
Mein lieber Bruder, wann bauen wir uns ein Floß / und fahren den Himmel hinunter? / Mein lieber Bruder; bald ist die Fracht zu groß / und wir gehen unter
Wir hören’s oft und glauben’s wohl am Ende, / Das Menschenherz sei ewig unergründlich, / Und wie man sich auch hin und wider wende, / So sei der Christe wie der Heide sündlich.
Es geht die trübe Sage / von einem verfluchten Dorfe: / die Häuser stehn verfallen; / gesprungen sind die Glocken;
Ein Jüngling, den des Wissens heißer Durst / Nach Saïs in Ägypten trieb, der Priester / Geheime Weisheit zu erlernen, hatte / Schon manchen Grad mit schnellem Geist durcheilt;
Alle Uhren wurden angehalten. / Nie mehr werde Tag! hieß die Parole
Bei Andernach am Rheine / Liegt eine tiefe See; / Stiller wie die ist keine / Unter des Himmels Höh'.
Der Knecht reitet hinten, der Ritter vorn, / Rings um sie woget das blühende Korn … / Und wie Herr Attich herniederschaut, / Da liegt im Weg ein lieblich Kind, / Von Blumen umwölbt, die sind betaut, / Und mit den Locken spielt der Wind.
Willst du nicht das Lämmlein hüten? / Lämmlein ist so fromm und sanft, / Nährt sich von des Grases Blüten / Spielend an des Baches Ranft.
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind, / mein Weib! / Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit, / und haben die Sonne und Regen und Wind.
Ich bin der arme Kunrad / und komm von nah und fern, / von Hartematt und Hungerrain / mit Spieß und Morgenstern.
Herr Valentin ging abends aus / zum Kartentisch im roten Drachen. / Schnell huscht ein guter Freund ins Haus, / um mit der jungen Frau ein andres Spiel zu machen;
Drei Taler erlegen für meinen Hund! / So schlage das Wetter mich gleich in den Grund! / Was denken die Herrn von der Polizei? / Was soll nun wieder die Schinderei?
Quer durch Europa von Westen nach Osten / rüttert und rattert die Bahnmelodie. / Gilt es die Seligkeit schneller zu kosten? / Kommt er zu spät an im Himmelslogis?
Es steht ein schwarzes Gespenst im Moor; / Das ragt über Büsche und Bäume empor. / Es steht da groß und steif und stumm; / Sieht lauernd sich im Kreise um.
In Kriebeln war vorzeiten gar viele Feuersnot, / doch einmal kommt ein Männlein mit einem Käpplein rot
Goldne Menschen, Silbermenschen! / Spricht ein Lump von einem Thoman, / Ist die Rede nur von Silber, / Ist gemeint ein Silberthoman.
Ich irrt allein in einem öden Tale, / Von Klippenkalk umstarrt, von dunklen Föhren; / Es war kein Laut im Hochgebirg zu hören, / Stumm rang die Nacht mit letztem Sonnenstrahle.
Graf Eulenfels war reich an Gold, / doch arm an Lebensfreuden, / so wie der Uhu einsam grollt, / sah man ihn Menschen meiden.
Zu Ebern hält man Hochgericht / Ueber Leben und Blut; / Zwölf Stühle sind zugericht / Für die zwölf Schöppen gut.
Sehet ihr am Fensterlein / Dort die rote Mütze wieder? / Nicht geheuer muß es sein, / Denn er geht schon auf und nieder.
Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, / Ein Fischer saß daran, / Sah nach dem Angel ruhevoll, / Kühl bis ans Herz hinan.
Was rennen die Straßen auf und ab / die Väter, die Mütter so bange? / „Schon sank hinunter der Sonnenschein, / schon grauet die Nacht von den Bergen herein; / wo bleiben die Kinder so lange?“
Im Westen schwimmt ein falber Strich, / Der Abendstern entzündet sich / Grad' überm Sankt Georg am Tore; / Schwer haucht der Dunst vom nahen Moore.
Ein frommer Knecht war Fridolin, / Und in der Furcht des Herrn / Ergeben der Gebieterin, / Der Gräfin von Savern.
Vater und Kind gestorben / ruhen im Grabe tief, / die Mutter hat erworben / seitdem ein andrer Lieb.
Nun still! – Du an den Dohnenschlag! / Du links an den gespaltnen Baum! / Und hier der faule Fetzer mag / Sich lagern an der Klippe Saum:
Einst ein Kirchlein sondergleichen, / Noch ein Stein von ihm steht da, / Baute Gmünd der sangesreichen / Heiligen Cäcilia.
„Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!“ / Schallt im Münsterchor der Psalm der Knaben. / Kaiser Otto lauscht der Mette / Diener hinter sich mit Spend und Gaben.
War einst ein Glockengießer / Zu Breslau in der Stadt, / Ein ehrenwerter Meister, / Gewandt in Rat und Tat.
Im Gestrüpp, wo dichtgeschart / Eriken und Farrenkräuter, / liegt der Gnom und streicht den Bart, / als ein Fürst der Bärenhäuter;
Mahadöh, der Herr der Erde, / Kommt herab zum sechsten Mal, / Daß er unsersgleichen werde, / Mitzufühlen Freud und Qual.
Unten endlos nichts als Wasser, / Droben Himmel still und weit, / Nur das Götterland, das blasse, / Lag in Meereseinsamkeit,
Zu Aachen, in seiner Kaiserpracht, / Im altertümlichen Saale, / Saß König Rudolfs heilige Macht / Beim festlichen Krönungsmahle.
Das war der Graf von Thal, / So ritt an der Felsenwand; / Das war sein ehlich Gemahl, / Die hinter dem Steine stand.
Seht, da steht der große Hecker, / eine Feder auf dem Hut, / seht, da steht der Volkserwecker, / lechzend nach Tyrannenblut!
Ich hatt einen Kameraden, / Einen bessern find'st du nicht. / Die Trommel schlug zum Streite, / Er ging an meiner Seite / In gleichem Schritt und Tritt.
Vor seinem Löwengarten, / Das Kampfspiel zu erwarten, / Saß König Franz, Grafen Zeitvertreib Und stündlicher Genoss'
Die Loreley, bekannt als Fee und Felsen, / ist jener Fleck am Rhein, nicht weit von Bingen, / wo früher Schiffer mit verdrehten Hälsen, / von blonden Haaren schwärmend, untergingen.
Der Knabe träumt, man schicke ihn fort / Mit dreißig Talern zum Heide-Ort, / Er ward drum erschlagen am Wege / Und war doch nicht langsam und träge.
Vor den Feinden floh der heil'ge Felix; / doch sie folgten seinen flücht'gen Schritten. / Nah bei ihm schon waren die Verfolger, / aber nirgends bot sich eine Zuflucht, / als des Felsen leicht entdeckte Höhle.
Es schlichen zwei schlimme Gesellen / sich in die Kapelle hinein: / in Kannen, in goldnen, geweihten, / stand dort der heilige Wein.
Tunkomar und Teutelinde, / Welch ein zärtlich junges Paar. / Er gemächlich, sie geschwinde; / Furie sie, er Dromedar.
Frei zieh ich durch Dörfer und Städte, / Frei zieh ich von Haus zu Haus, / Und um mein Amt zu vermelden: / Ich glaub, ich säe die Helden / Für künftige Schlachten aus.
Ich will euch erzählen ein Märchen, gar schnurrig: / Es war mal ein Kaiser; der Kaiser war kurrig; / Auch war mal ein Abt, ein gar stattlicher Herr; / Nur schade! sein Schäfer war klüger, als er.
Was rennt das Volk, was wälzt sich dort / Die langen Gassen brausend fort? / Stürzt Rhodus unter Feuers Flammen? / Es rottet sich im Sturm zusammen,
Oh schaurig ists übers Moor zu gehn, / Wenn es wimmelt vom Heiderauche, / Sich wie Phantome die Dünste drehn / Und die Ranke häkelt am Strauche,
Es war einst ein König in Thule, / Gar treu bis an das Grab, / Dem sterbend seine Buhle / einen goldnen Becher gab.
Der alte, graue König sitzt / Auf seiner Väter Throne; / Sein Mantel glänzt wie Abendrot, / Wie sinkende Sonn’ die Krone.
Des Alten Fritz Leibkutscher soll aus Stein / zu Potsdamm auf dem Stall zu sehen sein – / da fährt er so einher, / als ob er lebend wär:
Sie folgten furchtbar; ihren bunten Tod / von ferne nach ihm werfend, während er / verloren floh, nichts weiter als: bedroht. / Die Ferne seiner Väter schien nicht mehr
Gar eilig wandert in den Wald / Ein Fräulein, zierlich von Gestalt.
Ein junger Mönch des Klosters Heisterbach / Lustwandelt an des Gartens fernstem Ort. / Der Ewigkeit sinnt still und tief er nach, / Und forscht dabei in Gottes heilgem Wort.
Zu Pisa in dem Klostergarten geht / Ein finstrer Mönch, wo Blum' an Blume steht. / Sein Antlitz ist gebleicht von langem Gram, / Man weiß nicht, wer er war, woher er kam.
Zu Würzburg steht ein grauer Turm / weit ab vom lust'gen Maine, / in seinen Balken pickt der Wurm, / es nagt das Moos am Steine.
Die Wartburg ruht im Dunkel, / der Bergwald stöhnt im Sturm, / nur eines Lichts Gefunkel / glimmt matt im Frauenturm;
Was rollt so zierlich, klingt so lieb Trepp' auf und ab im Schloß? Das ist des Grafen Zeitvertreib Und stündlicher Genoss
Es tönt des Nöcken Harfenschall! / Da steht der wilde Wasserfall, / Umschwebt mit Schaum und Wogen / Den Nöck im Regenbogen.
Jüngst am Libanon in einem Kloster, / Drin ich eine kurze Reiserast hielt, / Langsam durch die kühlen Hallen wandelnd, / Blieb ich stehn vor einem alten Bilde, / Wohlbewahrt in eigener Kapelle.
Nacht ist’s und Stürme sausen für und für, / Hispanische Mönche, schließt mir auf die Tür!
Lieblich war die Maiennacht, / Silberwölklein flogen, / Ob der holden Frühlingspracht / Freudig hingezogen.
Preisend mit viel schönen Reden / Ihrer Länder Wert und Zahl, / Saßen viele deutsche Fürsten / Einst zu Worms im Kaisersaal.
Der Reiter reitet durchs helle Tal, / auf Schneefeld schimmert der Sonne Strahl.
Er stand auf seines Daches Zinnen, / Er schaute mit vergnügten Sinnen / Auf das beherrschte Samos hin.
„Was hör' ich draußen vor dem Tor, / Was auf der Brücke schallen? / Laß den Gesang vor unserm Ohr / Im Saale widerhallen!“
In der hohen Hall saß König Sifrid: / „Ihr Harfner, wer weiß mir das schönste Lied?“ / Und ein Jüngling trat aus der Schar behende, / die Harf' in der Hand, das Schwert an der Lende:
Tragt mich vors Zelt hinaus samt meiner Ottomane! / Ich will ihn selber sehn! – Heut’ kam die Karawane / Aus Afrika, sagt ihr, und mit ihr das Gerücht?
Arm am Beutel, krank am Herzen, / Schleppt’ ich meine langen Tage. / Armuth ist die größte Plage, / Reichthum ist das höchste Gut!
In monderhellten Weihers Glanz / Liegt brütend wie ein Wasserdrach’ / Das Schloß mit seinem Zackenkranz, / Mit Zinnenmoos und Schuppendach.
Meister Olaf, der Schmied auf Helgoland, / stand noch vor dem Amboß um Mitternacht; / laut heulte der Wind am Meeresstrand, / da pocht es an seiner Tür mit Macht.
In Krippstedt wies ein Schneiderjunge / Dem Bürgermeister einst die Zunge: / Es war im Jahr Eintausendsiebenhundert. / Der Bürgermeister sehr sich wundert
Pfingsten war, das Fest der Freude, / Das da feiern Wald und Heide. / Hub der König an zu sprechen: / „Auch aus den Hallen / Der alten Hofburg allen / Soll ein reicher Frühling brechen!“
Erzittre Welt, ich bin die Pest, / ich komm' in alle Lande / und richte mir ein großes Fest, / mein Blick ist Fieber, feuerfest / und schwarz ist mein Gewande.
Es geht bei gedämpfter Trommel Klang; / Wie weit noch die Stätte! der Weg wie lang! / O wär er zur Ruh und alles vorbei! / Ich glaub', es bricht mir das Herz entzwei!
Er lag im dicht verhängten Saal, / Wo grau der Sonnenstrahl sich brach, / Auf seinem Schmerzensbette lag / Der alte kranke General.
Als ich einst bei Salamanca / Früh in einem Garten saß / Und beim Schlag der Nachtigallen / Emsig im Homerus las:
Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, / Zu tauchen in diesen Schlund? / Einen goldnen Becher werf ich hinab, / verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund.
zwischen den zeilen / aus dem fenster des / fahrenden zuges zu sehn / wie der tag die nacht / den hang hoch scheucht und / sein frühlicht auf ’s flussbett wirft
Den Bognermeister Kasper quält eine böse Frau / Bald zwickt sie ihn voll Tücken, bald bläut sie ihm den Rücken / und tut das sehr genau.
Um Mitternacht, in Habsburgs alten Mauern / geht ein Verhüllter, rätselhaft zu sehn! / Man sieht ihn schreiten, weilen nun, und lauern – / dann heben seinen Fuß und weiter gehn.
Der Anger dampft, es kocht die Ruhr, / Im scharfen Ost die Halme pfeifen, / Da trabt es sachte durch die Flur, / Da taucht es auf wie Nebelstreifen,
Bei Kap Misenum winkt ein fürstlich Haus / aus Lorbeerwipfeln zu des Meeres Küsten, / mit Säulengängen, Mosaiken, Büsten, / und jedem Prunkgerät zu Fest und Schmaus.
Es war in Avignon am Karneval / Dass sich ein Mörder in den Reigen stahl / Und dass die Pest verlarvt sich schwang im Tanz / Mit einem schlotterichten Mummenschanz.
Herr Pastor, kommen Sie! Ihr Abendtisch / War ausgezeichnet, und das Bier ist frisch / Und reicht schon noch zu ein paar Zügen Rauch! – / Danke, ich brenne schon! Nach altem Brauch
Der Türmer, der schaut zu mitten der Nacht / Hinab auf die Gräber in Lage; / Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht: / Der Kirchhof, er liegt wie am Tage.
Zum Grabe der Trauten schleicht der Knabe: / ihm ist das Herz so bang und schwer. / Da sinkt die dunkle Nacht hernieder, / und bleiche Geister gehn umher.
Wenn dieser Siegesmarsch in das Ohr mir schallt, / Kaum halt’ ich da die Tränen mir zurück mit Gewalt.
In schönen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn, / Die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn, / Da ritt aus Stuttgart’s Toren ein Held von stolzer Art, / Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart.
Es war ein [Knabe]1 frech genung, / War erst aus Frankreich kommen, / Der hatt’ ein armes Maidel jung / Gar oft in Arm genommen;
Der Herr, als er auf Erden noch einherging, / kam mit Sankt Peter einst an einen Scheideweg, / und fragte, unbekannt des Landes, / das er durchstreifte, einen Bauersknecht, / der faul, da, wo der Rain sich spaltete, gestreckt / in eines Birnbaums Schatten lag:
Hat der alte Hexenmeister / Sich doch einmal wegbegeben! / Und nun sollen seine Geister / Auch nach meinem Willen leben.
Des Zauberers sein Mägdlein saß / in ihrem Saale rund von Glas; / sie spann beim hellen Kerzenschein / und sang so glockenhell darein.
Im Garten des Pfarrers von Taubenhain / Geht’s irre bei Nacht in der Laube. / Da flüstert und stöhnt’s so ängstiglich; / Da rasselt, da flattert und sträubst es sich, / Wie gegen den Falken die Taube.
Es stand in alten Zeiten ein Schloß, so hoch und hehr, / Weit glänzt es über die Lande bis an das blaue Meer, / Und rings von duft'gen Gärten ein blütenreicher Kranz, / Drin sprangen frische Brunnen in Regenbogenglanz.
Steh auf, steh auf! Es pocht ans Haus – / „Tipp, tipp!“ – Wer mag das sein? / Der alte Fährmann geht hinaus, / „Tipp, tipp!“ – Wer mag das sein?
Es steht im Wald, im tiefen Wald / Das Haus des Woiewoden; / Eiszapfen hangen am Dache kalt, / Und Schnee bedeckt den Boden.

Deu – Dez

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Wie Wintergewitter ein rollender Hall, / Zerschossen die Lehmwand von Bethlehems Stall.
Unerhört, / Auf Lombok hat man sich empört, / Auf der Insel Lombok die Balinesen / Sind mit Mynheer unzufrieden gewesen.
HOCHVEREHRTES PUBLIKUM / werft uns nicht die bude um / wenn wir albernes berichten / denn die albernsten geschichten / macht der liebe gott persönlich
Frühlingslüfte lispelten im Haine, / Und ein Wolf im Silbermondenscheine, / Aufgeregt von lyrischen Gefühlen, / Strich, in seinem Innersten zu wühlen,
Es ist schon wahr: nichts wirkt so rasch wie Gift! / Der Mensch, und sei er noch so minderjährig, / ist, was die Laster dieser Welt betrifft, / früh bei der Hand und unerhört gelehrig.
Ein Krämer hatte eine Frau, / Die war ihm schier zu sanft und milde, / Ihr Haar zu licht, ihr Aug' zu blau, / Zu gleich ihr Blick dem Mondenschilde;
Maien auf den Bäumen, Sträußchen in dem Hag. / Nach der Schmiede reitet Janko früh am Tag. / Blütenschneegestöber segnet seine Fahrt, / Lilien trägt des Rößleins Mähne, Schweif und Bart,
Nach Korinthus von Athen gezogen / Kam ein Jüngling, dort noch unbekannt. / Einen Bürger hofft’ er sich gewogen; / Beide Väter waren gastverwandt,
Glück, Glück, du Goldfrucht hinterm Gitter! / Die Schranke sinkt, und du verlockst nicht mehr.
„Wann treffen wir drei wieder zusamm?“ / „Um die siebente Stund‘, am Brückendamm.“ / „Am Mttelpfeiler.“ / „Ich lösche die Flamm.“
Zu Dionys dem Tirannen schlich / Möros, den Dolch im Gewande, / Ihn schlugen die Häscher in Bande.
Sie ritten dahin im Sonnenbrand, / den rostigen Spieß In der Arbeitshand, / und als sie ritten stumm und still, / schrie im Tal ein Glöcklein hell und schrill. / Da sprach der Hauptmann: „Domina, / deines Klosters letzte Stunde ist da!“ —
Drei Reiter nach verlor'ner Schlacht, / Wie reiten sie so sacht, so sacht! / Aus tiefen Wunden quillt das Blut, / Es spürt das Roß die warme Flut.
Bei strömendem Regen im Biwuak / Kampierten drei müde Rekruten. / Sie legten den Kopf auf den Mantelsack / Und zogen den Hals in die Kutten
Es sitzen drei alte Jungfern im Turm, / Sie singen und spinnen bei Nacht und Sturm. / Die Erste verwegen die Spindel dreht, / Daß die Bänder flattern, die Kunkel weht.
Drei Zigeuner fand ich einmal / Liegen an einer Weide, / Als mein Fuhrwerk mit müder Qual / Schlich durch sandige Heide.
An einem Fluß, der rauschend schoß, / ein armes Mädchen saß; / aus ihren blauen Äuglein floß / manch Tränchen in das Gras.
»Knapp', sattle mir mein Dänenroß, / Daß ich mir Ruh’ erreite! / Es wird mir hier zu eng' im Schloß; / Ich will und muß ins Weite!« – / So rief der Ritter Karl in Hast, / Voll Angst und Ahnung, sonder Rast.
»A loadis Erdbeer-Jahr, natürli, gel! / Am Benno-Tag, der Frost, der hats dawischt!« / Sprach sie mich an und lächelte dazu / mit welkem Mund und wasserblauen Augen, / so harmlos wie ein Kind, die dürre Alte.
Ein niedliches Mädel, ein junges Blut / erkor sich ein Landmann zur Frau, / doch war sie einem Soldaten gut / und bat ihren Alten einst schlau, / er sollte doch fahren ins Heu.
In König Sumblus Hallen erhub sich Freudenspiel, / es saßen da der Recken und edlen Degen viel, / der König in der Krone mit Edelstein geschmückt; / bei ihm die schöne Tochter in Brautschmuck man erblickt.
Die Frauen von Nidden standen am Strand / Über spähenden Augen die braune Hand, / Und die Boote nahten in wilder Hast, / Schwarze Wimpel flogen züngelnd am Mast.
Wild zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm / Der Donner rollt. Ein Reiter kämpft mit seinem Ross / Springt ab und pocht ans Tor und lärmt. Sein Mantel saust / Im Wind. Er hält den scheuen Fuchs am Zügel fest.
Ein Kanadier, der noch Europens / übertünchte Höflichkeit nicht kannte / und ein Herz, wie Gott es ihm gegeben, / von Kultur noch frei, im Busen fühlte, / brachte, was er mit des Bogens Sehne / fern in Quebeks übereisten Wäldern / auf der Jagd erbeutet, zum Verkaufe.
Vom Berge was kommt dort um Mitternacht spät / mit Fackeln so prächtig herunter? / Ob das wohl zum Tanze, zum Feste noch geht? / Mir klingen die Lieder so munter.
Geraubet war ihm das Fräulein sein / er sucht es in Morgen und Abend, / er sucht es in Sonn- und Mondenschein / auf glänzendem Rosse trabend.
Zu Speyer im letzten Häuselein, / Da liegt ein Greis in Todespein, / Sein Kleid ist schlecht, sein Lager hart, / Viel Tränen rinnen in seinen Bart.
Sie waren gezogen über das Meer, / Nach Glück und Gold stand ihr Begehr, / Drei wilde Gesellen, vom Wetter gebräunt, / Und kannten sich wohl und waren sich freund.
Da ihr noch die schöne Welt regieret, / An der Freude leichtem Gängelband / Selige Geschlechter noch geführet, / Schöne Wesen aus dem Fabelland!
Draus vor Schleswig an der Pforte / Wohnen armer Leute viel. / Ach! des Feindes wilder Horde / Werden sie das erste Ziel.
Nach Frankreich zogen zwei Grenadier, / Die waren in Rußland gefangen. / Und als sie kamen ins deutsche Quartier, / Sie ließen die Köpfe hangen.
Ich zog durch’s weite Ungerland: / Mein Herz fand seine Freude, / Als Dorf und Busch und Baum verschwand / Auf einer stillen Heide.
Wie war zu Köln es doch vordem / Mit Heinzelmännchen so bequem! / Denn, war man faul … man legte sich / hin auf die Bank und pflegte sich:
Nachts durch die stille Runde / Rauschte des Rheines Lauf / Ein Schifflein zog im Grunde, / Ein Ritter stand darauf.
Oft am Brunnen, wenn es dämmert, / Sieht man sie verzaubert stehen / Wasser schöpfen, wenn es dämmert. / Eimer auf und nieder gehen.
Im grün verhangnen duftigen Gemach, / Auf weißen Kissen liegt die junge Mutter; / Wie brennt die Stirn! sie hebt das Auge schwach / Zum Bauer, wo die Nachtigall das Futter
„König Erich, die Faust auf den Widerrist! / Laß tanzen den Hengst im Grase. / Vergiß den alten Bruderzwist, / Wir trinken aus einem Glase.“
Horch – die Glocken weinen dumpf zusammen, / Und der Zeiger hat vollbracht den Lauf, / Nun, so seys denn! – Nun, in Gottes Namen! / Grabgefährten brecht zum Richtplatz auf.
Der alte Jakob starb heut nacht / Da haben sie am frühen Morgen / Sechs Brettchen ihm zurechtgemacht / Und drin den Schatz geborgen.
Zum Kampf der Wagen und Gesänge, / Der auf Corinthus Landesenge / Der Griechen Stämme froh vereint, / Zog Ibycus, der Götterfreund.
Frau Magdalis weint’ auf ihr letztes Stück Brod; / Sie konnt’ es vor Kummer nicht essen. / Ach, Wittwen bekümmert oft größere Noth, / Als glückliche Menschen ermessen.
Als der Frühling kam und das Meer war blau/ Da fand sie nimmermehr Ruh -
Es wird vom Zobtenberge gar Seltsames erzählt; Als tausend und fünfhundert und siebzig man gezählt, Am Sonntag Quasimodo lustwandelte hinan Johannes Beer aus Schweidnitz, ein schlichter frommer Mann.
Das ist die Mär vom Ritter Manuel, / der auf des fremden Magiers Geheiß / sein Haupt in eine Zauberschale bog.
Wie hier an Affen, Papagein, / An Kakadu und Raben / Hofherrn und Damen insgemein / Ihr träges Müthchen laben:
Herr Irrwing reitet Nachts durch’s Tal der Mühle, / Ein Lichtstrahl folgt ihm und ein Windhauch kühle. / Herr Irrwing denkt: das ist des Mondes Licht; / Da haucht es hohl: „der Mondstrahl redet nicht!“ / Die Mühle steht stille.
Klingkling, bumbum und tschingdada, / Zieht im Triumph der Perserschah? / Und um die Ecke brausend brichts / Wie Tubaton des Weltgerichts, / Voran der Schellenträger.
Unter Wonnemelodien / Ist der junge Lenz erwacht. / Seht, wie froh den Phantasieen / Neuer Lust sein Auge lacht!
Es liebt’ in Welschland irgendswo / Ein schöner junger Ritter / Ein Mädchen, das der Welt entfloh, / Troz Klosterthor und Gitter;
Es harrt auf weichem Purpursamt / die jüngste Sklavin ihres Herrn, / und unter dunkler Braue flammt / ihr Auge, wie ein irrer Stern.
Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn, / Der Knecht wär selber ein Ritter gern.
Weinend kamen einst die Neune / Zu dem Liedergott. / „Hör, Papachen, rief die kleine, / Wie man uns bedroht!“
Sprengende Reiter und flatternde Blüten, / Einer voraus mit gescheitelten Locken – / Ist es der Lenz auf geflügeltem Renner?
Ein Winzer, der am Tode lag, / rief seine Kinder an und sprach: / „In unserm Weinberg liegt ein Schatz, / grabt nur danach!“-„An welchem Platz?“
Im düstern Auge keine Träne / Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne: / Deutschland, wir weben dein Leichentuch, / Wir weben hinein den dreifachen Fluch – / Wir weben, wir weben!
„Gott grüß dich, junge Müllerin! / Heut wehen die Lüfte wohl schön?“ / „Laßt sie wehen von Morgen und Abend, / Meine leere Mühle zu drehn!“
War einst ein Knecht, einer Witwe Sohn, / Der hatte sich schwer vergangen. / Da sprach sein Herr: „Du bekommst deinen Lohn, / Morgen musst du hangen.“
Irgendwo im Lauf hat sie gelacht, / und es glänzt von ihren blanken Augen! / Und der Jüngling lässt sein schönes Liebchen, / hat sich nach der Hexe aufgemacht.
Sacht pochet der Käfer im morschen Schrein, / Der Mond steht über den Fichten. / Jesus Maria, wo mag sie sein! / Hin will meine Angst mich richten.
Harun sprach zu seinen Kindern Assur, Assad, Scheherban: „Söhne, werdet ihr vollenden, was ich kühnen Muts begann? Seit ich Bagdads Thron bestiegen, bin von Feinden ich umgeben! Wie befestigt ihr die Herrschaft? Wie verteidigt ihr mein Leben?“
Gemächlich in der Werkstatt saß / Zum Frühtrunk Meister Nikolas, / Die junge Hausfrau schenkt’ ihm ein, / Es war im heitern Sonnenschein. – / Die Sonne bringt es an den Tag.
Der Mond ging unter – jetzt ist’s Zeit. – / Der Bräut'gam steigt vom Roß, / Er hat so lange schon gefreit – / Da tut sich auf das Schloß,
Hoffe! du erlebst es noch, / Daß der Frühling wiederkehrt. / Hoffen alle Bäume doch, / Die des Herbstes Wind verheert,
»Nehmt hin die Welt!« rief Zeus von seinen Höhen / Den Menschen zu. »Nehmt, sie soll euer sein! / Euch schenk ich sie zum Erb und ewgen Lehen – / Doch teilt euch brüderlich darein!«
Wasch dich, mein Schwesterchen, wasch dich! / Zu Robins Hochzeit gehn wir heut: / Er hat die stolze Ruth gefreit.
Zwölf Engel hielten am Himmelsthor: / »Ihr Türmer herunter, ihr Wächter hervor.«
Auf dunklen Bänken sitzen sie gedrängt / Und heben die erloschnen Blicke auf / Zum Kreuz. Die Lichter schimmern wie verhängt, / Und trüb und wie verhängt das Wundenhaupt.
Es war ein König Milesint, / Von dem will ich euch sagen: / Der meuchelte sein Bruderskind, / Wollte selbst die Krone tragen.
Sie haben Tod und Verderben gespien: / Wir haben es nicht gelitten. / Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien, / wir haben sie niedergeritten.
Es gehen so viele Straßen ins Land hinein, / Straßen wie weiße Bänder im Sonnenschein, / Straßen, darüber die Blitze des hohen Sommers stehn, / Straßen, darüber in Wolken Staub und Regen wehn.
Ich trage wo ich gehe, / stets eine Uhr bei mir; / Wieviel es geschlagen habe, / Genau seh’ ich an ihr.
Es schritt wohl über die Heide / Zur alten Kapell' empor / Ein Greis in Waffengeschmeide / Und trat in den dunkeln Chor.
Der Kapitän steht an der Spiere, / Das Fernrohr in gebräunter Hand, / Dem schwarzgelockten Passagiere / Hat er den Rücken zugewandt.
Vater und Kind gestorben / Ruhten im Grabe tief, / Die Mutter hatt erworben / Seitdem ein ander Lieb.
Es ragt, umkrönt von Türmen, empor aus dunklem Forst / Ein steiler luft'ger Felsen, das ist der Raubherrn Horst, / Und wie aus blauen Lüften der Aar auf seinen Fang, / So schießen sie auf Beute von dort das Thal entlang.
Wo kommst du her in dem roten Kleid / und färbst das Gras auf dem grünen Plan? / Ich komm aus blutigem Männerstreit, / ich komme rot von der Ehrenbahn.
Am Fenster stand die Mutter, / Im Bette lag der Sohn. / »Willst du nicht aufstehn, Wilhelm, / Zu schaun die Prozession?«
Du siehst geschäftig bei dem Linnen / die Alte dort in weißem Haar, / die rüstigste der Wäscherinnen / im sechsundsiebenzigsten Jahr.
Wer sagt mir an, wo Weinsberg liegt? / Soll sein ein wackres Städtchen, / Soll haben, fromm und klug gewiegt, / Viel Weiberchen und Mädchen.
Der erste Hohenstaufen, der König Konrad, lag / Mit Heeresmacht vor Winsperg seit manchem langem Tag; / Der Welfe war geschlagen, noch wehrte sich das Nest, / Die unverzagten Städter, die hielten es noch fest.
Da draußen an der Halde, / Da singt ein Vöglein frei: / Jung Blut, geh nicht zu Walde, / Im Walde wohnt die Fei.
Auf einem Berg ein Posthaus steht, das keinem andern gleicht, / Das nie ein Wandrer hat geschaut und nie ein Brief erreicht. / Die Riesensäle gähnen leer, kein Wort, kein Ruf erschallt. / Statt Menschengeist und Menschenhand wirkt eiserne Gewalt.
Rings im Kreise lauscht die Menge / Bärtiger Magyaren froh; / Aus dem Kreise rauschen Klänge / Was ergreifen die mich so? -
Vom Meere wirbelt’s auf wie Rauch, / und aus der Wolke senkt sich auch / der finstre Hang. / Die Wettersäule stürmt ums Riff / und faßt bereits des Helden Schiff:
Alter Vater, alter Vater, / Laß mich aus dem grauen Hause! / Winter ist ja längst vergangen, / Helle scheint die Sonne draußen.
Ich ging über’s Heidemoor allein, / Da hört ich zwei Raben kreischen und schrein; / Der eine rief dem andern zu: / »Wo machen wir Mittag, ich und du?«
Trümmer und Asche. Vereinzeltes Feuer / Zuckt noch am Himmel in Garben empor. / Tempel und Straßen und Villen und Scheuer, / Alles zertreten in Schmutz und Geschmor.

Diet – Dz

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Draus bei Schleswig vor der Pforte / Wohnen armer Leute viel, / Ach des Feindes wilder Horde / Werden sie das erste Ziel.
  • Dreimal, Marie Luise Kaschnitz<r>Manchmal stehen wir auf / Stehen wir zur Auferstehung auf / Mitten am Tage / Mit unserem lebendigen Haar / Mit unserer atmenden Haut.
Ein Mann mit einem Ordensband, / Der Ritter Hardiknut, / Verließ die Stadt, und kam aufs Land, / Wie oft der Städter tut.
„Ahoi! Klas Nielsen un Peter Jehann! / Kiekt nach, ob wi noch nich to Mus sind! / Ji hewt doch gesehn den Klabautermann? / Gottlob, dat wi wedder to Hus sind!“
„Die alte Frau hat ein hartes Gesicht, / Doch kluge sanfte Augen, / Die wenig mehr beim Pfenniglicht / Und nicht zum Weinen taugen.“
Ein Fischer saß im Kahne, / Ihm war das Herz so schwer, / Sein Liebchen war gestorben, / Das glaubt’ er nimmermehr.
Sie haben zwei Tote zur Ruhe gebracht; / Der Hauptmann fiel in rühmlicher Schlacht, / Mit Ehren ward er beigesetzt, / Und der, den jüngst er wacker gehetzt, / Der Räuber hängt am Galgen.
Da liegt ein Blatt, von meiner Hand beschrieben / In Tagen, die nun lang dahingeschwunden, / So lang, daß halb verblich die flücht'ge Schrift. / Doch wie ich lese, wird ein Unterfangen,
Es geht und wehet die Kunde durchs Land / es tragen die Heere am Moldaustrand, / sie haben ein Treffen geschlagen, / auf hölzerner Brücke, hoch über dem Fluß,
Einsam will ich untergehn, / Keiner soll mein Leiden wissen, / Wird der Stern, den ich gesehn / Von dem Himmel mir gerissen / Will ich einsam untergehn / Wie ein Pilger in der Wüste.
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? / Es ist der Vater mit seinem Kind. / Er hat den Knaben wohl in dem Arm, / Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.
Herr Oluf reitet spät und weit, / Zu bieten auf seine Hochzeitsleut;
Es steht ein goldnes Garbenfeld, / das geht bis an den Rand der Welt. / Mahle, Mühle, mahle!
Ich wurde geboren im Jahr / neunzehnhundertzweiundzwanzig. / Die Brise blies, und es schneite / in kargen, trockenen Flocken;
Liebe Kinder, wißt ihr, wo / Fingerhut zu Hause? / Tief im Tal von Acherloo / Hat er Herd und Klause;
Herr Peter und Bender saßen beim Wein, / Herr Bender sprach: „Ich wette, / Bezwänge dein Singen die ganze Welt, / Doch nimmer bezwingt es Frau Mette.“
Singe, wem Gesang gegeben, / In dem deutschen Dichterwald! / Das ist Freude, das ist Leben, / Wenn’s von allen Zweigen schallt.
Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte, / Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß dem Mann in seine Rechte,
Fridericus Rex, unser König und Herr, / der rief seine Soldaten allesamt ins Gewehr,
Tief im Schoße des Kyffhäusers / Bei der Ampel rotem Schein / Sitzt der alte Kaiser Friedrich / An dem Tisch von Marmorstein.
Ein Reiter jagt durchs Feld zu Nacht, / da wird sein Roß ihm scheu, / er treibt und spornt mit aller Macht, / das Roß will nicht vorbei,
Als Christus lag im Hain Gethsemane / auf seinem Antlitz mit geschloss'nen Augen, – / die Lüfte schienen Seufzer nur zu saugen, / und eine Quelle murmelte ihr Weh,
Das sind die Bänke von Goodwin-Sand, / sie sind nicht Meer, sie sind nicht Land,
König Gorm herrscht über Dänemark, / Er herrscht die dreißig Jahr, / Sein Sinn ist fest, seine Hand ist stark, / Weiß worden ist nur sein Haar,
Zu Speyer im Saale, da hebt sich ein Klingen, / Mit Fackeln und Kerzen ein Tanzen und Springen.
Nun werd' ich sehr alleine! / Die Fürsten liegen tot, / Wie glänzt im Mondenscheine / Der Estrich blutig rot!
Horch, Marthe, draußen pocht es; geh, lass’ den Mann herein, / Es wird ein armer Pilger, der sich verirrte, sein! -
Vor seinem Heergefolge ritt der kühne Held Harald; / Sie zogen in des Mondes Schein durch einen wilden Wald.
Schon war gesunken in den Staub der Sassaniden alter Thron, / Es plündert Mosleminenhand das schätzereiche Ktesiphon:
Dem Geier gleich, / Der auf schweren Morgenwolken / Mit sanftem Fittich ruhend / Nach Beute schaut, / Schwebe mein Lied.
Sah ein Knab' ein Röslein stehn, / Röslein auf der Heiden, / war so jung und morgenschön, / lief er schnell, es nah zu sehn,
Der Feind, ist da. Die Schlacht beginnt. / Wohlauf, zum Sieg herbei!
Herr Heinrich saß am Vogelherd, / Recht froh und wohlgemut;
Seht ihr dort die altergrauen / Schlösser sich entgegenschauen, / Leuchtend in der Sonne Gold,
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, / Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Die Schwalbe fliegt, / Der Frühling siegt / Und spendet uns Blumen zum Kranze;
Fürwahr, ihr Langobarden, das war ein schwerer Tritt, / den Friedrich Barbarossa durch Mailands Bresche ritt!
Der den Tod auf Hiroshima warf / Ging ins Kloster, läutet die Glocken.
Zu Mantua in Banden / Der treue Hofer war. / In Mantua zum Tode / Führt ihn der Feinde Schar.
Ich kenn ein Haus, ein Freudenhaus, / Es hat geschminkte Wangen, / Es hängt ein bunter Kranz heraus, / Drin liegt der Tod gefangen.
Der Nachtwind durch die Luken pfeift, / Und auf dem Dachstublager / Zwei arme Seelen gebettet sind; / Sie schauen so blaß und mager.
Jan Bart geht über den Vlissinger Damm. / „Hür', Katrin, wi trecken tosamm; / En Huus, en Boot, 'ne Zieg' un 'ne Kuh', / Wat mienst, Katrin? sy meine Fru.“
Der Damm zerreißt, das Feld erbraust, / Die Fluten spülen, die Fläche saust. / „Ich trage dich, Mutter, durch die Flut, / Noch reicht sie nicht hoch, ich wate gut.“ -
„Wer ist John Maynard?“ / „John Maynard war unser Steuermann, / Aushielt er bis er das Ufer gewann.“
»Ich sähe wohl gern (er sprach es stumm) / noch einmal die Plätze hier herum, / am liebsten auf Alt-Geltow zu, – / und ihr kommt mit, die Kinder und du.«
Ein junger König aus Norden war / in der Ukraine geschlagen. / Der haßte Frühling und Frauenhaar / und die Harfen und was sie sagen.
Freude war in Trojas Hallen, / Eh die hohe Feste fiel, / Jubelhymnen hoert man schallen / In der Seiten goldnes Spiel.
In Polen, im Jahr Neununddreißig / War eine blutige Schlacht / Die hatte viele Städte und Dörfer / Zu einer Wildnis gemacht.
Frau Berta saß in der Felsenkluft, / Sie klagt ihr bitt'res Los. / Klein Roland spielt in freier Luft, / Des Klage war nicht groß.
Der Kaiser spricht zu Ritter Hug: / „Du hast für mich dein Schwert verspellt, / Des Eisens ist bei mir genug, / Geh, wähl dir eins, das dir gefällt!“
"Was sitzest du, gelehnt ans Schwert, / mein König, hier auf dem Stein / und neigst das edle Haupt zur Erd' / und schaust so finster drein?
Der König Harald Harfagar / Sitzt unten in Meeresgründen / Bei seiner schönen Wasserfee; / Die Jahre kommen und schwinden.
Ich bin ein altes Krokodil / Und sah schon die Osirisfeier; / Bei Tage sonn ich mich im Nil, / Bei Nacht am Strande leg ich Eier.
„Herr König, ich bin Steffens Kind, / Der den Erobrer einst geführt! / Es ist ein Lehn, Dass mein Gesind / Mein Schiff allein den König führt!“
Als noch, verkannt und sehr gering, / Unser Herr auf der Erden ging / Und viele Jünger sich zu ihm fanden, / Die sehr selten sein Wort verstanden,
Und als der Krieg im vierten Lenz / Keinen Ausblick auf Frieden bot / Da zog der Soldat seine Konsequenz / Und starb den Heldentod.
Als er siebzig war und war gebrechlich / drängte es den Lehrer doch nach Ruh / denn die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich / und die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu / und er gürtete die Schuh.
Lenore fuhr ums Morgenrot / Empor aus schweren Träumen: / „Bist untreu, Wilhelm, oder tot? / Wie lange willst du säumen“ -
Jüngst im Traume sah ich auf den Fluten / Einen Nachen ohne Ruder ziehn, / Strom und Himmel stand in matten Gluten / Wie bei Tages Nahen oder Fliehn.
Der Wintermorgen glänzt so klar, / Ein Wandrer kommt von ferne, / Ihn schüttelt Frost, es starrt sein Haar, / Ihm log die schöne Ferne,
Es zieht sich eine blutige Spur / Durch unser Haus von alters, / Meine Mutter war seine Buhle nur, / Die schöne Lucy Walters.
Zu Bacharach am Rheine / Wohnt’ eine Zauberin, / Sie war so schön und feine / Und riß viel Herzen hin.
Der neue Herrscher wird in Reims gekrönt. / Die Glocken läuten. Ein Gefangner stöhnt.
„Welchen Hofstaat bringt unsre Königin mit?“ / „Sie bringt mit ihre vier Marien, / Ihre vier Marien von Frankreich her, / Die müssen mit ihr ziehn.“
Wie heiter im Tuilerienschloß / Blinken die Spiegelfenster, / Und dennoch dort am hellen Tag / Gehn um die alten Gespenster.
Am Gestade Palästinas, auf und nieder, Tag um Tag, / „London?“ frug die Sarazenin, wo ein Schiff vor Anker lag.
Möwen sah um einen Felsen kreisen / Ich in unermüdlich gleichen Gleisen, / Auf gespannter Schwinge schweben bleibend, / Eine schimmernd weiße Bahn beschreibend,
Er nickt mit seinem großen Haupt / Am Feuer eines fremden Herds: / Im Traum erblickt er einen Geist, / Der seines Purpurs Spange löst.
Krachen und Heulen und berstende Nacht, / Dunkel und Flammen in rasender Jagd – Ein Schrei durch die Brandung!
Ol Büsen liggt int wille Haff, / de Floth, de keem un wöhl en Graff.
Inmitten seiner Turbankrieger, / Die Stirne voll Gewitterschein, / Zog Omar, der Kalif, als Sieger / Ins Tor der Ptolemäer ein.
Als die greise Uhr die letzten Schläge keuchte, / Fühlt ich nah von mir ein heimliches Geleuchte.
„Muß ich“, sprach mein Pegasus, „meiner Freiheit denn entsagen: / Zieh ich lieber doch am Pflug als selbacht am großen Wagen.“
An dem Roten Meer mit bekümmerter Seel, / Mit der Stirn im Staube lag Israel,
Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch, / Schlägt mit der Faust auf den Eichentisch: / Heut fahr ich selbst hinüber nach Sylt / Und hol mir mit eigner Hand Zins und Gült.
Prinz Eugenius, der edle Ritter, / Wollt’ dem Kaiser wied'rum kriegen / Stadt und Festung Belgarad.
Ich kam von meinem Wege ab, weil es so nebeldunstig war. / Der Wald war feuchtkalt wie ein Grab und Finger griffen in mein Haar.
Morgenroth, Leuchtest mir zum frühen Tod? / Bald wird die Trompete blasen, / Dann muß ich mein Leben lassen, / Ich und mancher Kamerad!
Morgenroth, Leuchtest mir zum frühen Tod? / Gestern noch auf hohen Rossen / heute durch die Brust geschossen / Morgen schon im kühlen Grab
Als der König Rhampsenit / Eintrat in die goldne Halle / Seiner Tochter, lachte diese, / Lachten ihre Zofen alle.
Hinweg die Lanze, hinab vom Roß! / Bei Gott und unsrer Frau! / Ich nehme das stolze Rebellenschloß / Noch vor dem Abendgrau.
Mit des Bräutigams Behagen / Schwingt sich Ritter Kurt auf‘s Ross; / Zu der Trauung soll’s ihn tragen, / Auf der edlen Liebsten Schloss
Vor dem Dome stehn zwei Männer, / Tragen beide rote Röcke, / Und der Eine ist der König / Und der Henker ist der Andre.
"Ritter, treue Schwesterliebe / Widmet Euch dies Herz; / Fordert keine andre Liebe, / Denn es macht mir Schmerz.
Herr Darnley reitet in den Wald, Lord Ruthven ihm zur Seite; / Herr Darnley spricht: „was frommt es mir, daß in den Lenz ich reite?“
Roland, der Ries', am / Rathaus zu Bremen, / steht er ein Standbild / standhaft und wacht.
Der König Karl saß einst zu Tisch / Zu Aachen mit den Fürsten, / Man stellte Wildpret auf und Fisch / Und ließ auch keinen dürsten.
Horch, horch, was singen die Wellen am Strand? / Es waren drei Jäger im Oberland, / die wollten fischen und jagen / in ihren jungen Tagen.
Als sie einander acht Jahre kannten / (und man darf sagen: sie kannten sich gut), / kam ihre Liebe plötzlich abhanden. / Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
Salas y Gomez raget aus den Fluten / Des stillen Meers, ein Felsen kahl und bloß, / Verbrannt von scheitelrechter Sonne Gluten, / Ein Steingestell ohn’ alles Gras und Moos,
Sanct Stephan war ein Gottesmann, / Von Gottes Geist berathen, / Der durch den Glauben Kraft gewann / Zu hohen Wunderthaten;
Basilius, der fromme, starb; es schwebt zur Himmelstür sein Geist. / Entgegen tritt der Pförtner ihm, der barsch ihn von der Schwelle weist
St. Martin mit viel Rittersleut / wohl übers Feld zum Jagen reit't / und als sie kamen an einen Hag, / ein nackter Mann an der Straße lag.
Der König sitzt auf seinem Throne bang, / Er winkt, den Sohn des Isai zu rufen: / »Komm, Knabe, komm mit deinem Harfenklang!« / Und jener läßt sich nieder auf die Stufen.
Im Schloß zu Düsseldorf am Rhein / Wird Mummenschanz gehalten; / Da flimmern die Kerzen, da rauscht die Musik, / Da tanzen die bunten Gestalten.
Lärmend, im Schloß zu Eger / Ueber dem Ungarwein, / Sitzen die Würdenträger / Herzogs Wallenstein:
Wie heißt König Ringangs Töchterlein? / Rohtraut, Schön-Rohtraut. / Was tut sie denn den ganzen Tag, / Da sie wohl nicht spinnen und nähen mag?
Als Herrn Ulrichs Wittib in der Kirche gekniet, / da klang vom Kirchhof herüber ein Lied. / Die Orgel droben, die hörte auf zu gehn, / die Priester und die Knaben, alle blieben stehn,
Als Kaiser Rotbart lobesam / zum heil'gen Land gezogen kam, / da mußt’ er mit dem frommen Heer / durch ein Gebirge wüst und leer.
Es schienen so golden die Sterne, / Am Fenster ich einsam stand / Und hörte aus weiter Ferne / Ein Posthorn im stillen Land.
Jung Siegfried war ein stolzer Knab, / Ging von des Vaters Burg herab.
Die lichte zucken auf in der kapelle. / Der edelknecht hat drinnen einsam wacht / Nach dem gesetze vor altares schwelle
In jungen Jahren war’s. Ich brachte dich / Zurück ins Nachbarhaus, wo du zu Gast, / Durch das Gehölz. Der Nebel rieselte, / Du zogst des Reisekleids Kapuze vor / Und blicktest traulich mit verhüllter Stirn.
Normannenherzog Wilhelm sprach einmal: / „Wer singet in meinem Hof und in meinem Saal? / Wer singet vom Morgen bis in die späte Nacht / So lieblich, daß mir das Herz im Leibe lacht?“
„Korporal, was gibt’s? Was neues geschehn?“ / „Melde gehorsamst, Herr Kapitän, / Der Tambour Leroi von der Leibkompagnie / – Er soll durch die Ruten schlag Acht Uhr früh – / Der liegt im Fieber, seit gestern her, / Und nimmt nicht Trunk und nicht Bissen mehr.“
Nun will ich aber heben an, / Vom Tannhäuser wollen wir singen, / Und was er wunders hat gethan, / Mit Frau Venussinnen.
Ich ruhte aus vom Wandern, / Der Mond ging eben auf, / Da sah ich fern im Lande / Der alten Tibet Lauf,
In Wenningstedt bei Karten und Korn / erschlug einst ein Bauer in jähem Zorn / seinen Gast. Thies Thießen war stark / und der Hansen ein Stänker um jeden Quark.
Hei, was tönt so eigen? / Klarinett und Geigen / mitten in der Nacht, / wo die Toten ruhen / in den dunklen Truhen,
Wir sind nicht mehr am ersten Glas, / Drum denken wir gern an dies und das, / Was rauschet und was brauset.
Heute bin ich über Rungholt gefahren, / die Stadt ging unter vor sechshundert Jahren. / Noch schlagen die Wellen da wild und empört / wie damals, als sie die Marschen zerstört.
Die Mutter spricht: »Lieb Else mein, / Wozu dies Grämen und Härmen? / Man lebt sich ineinander ein, / Auch ohne viel zu schwärmen; / …«
»Wer hat die Kerze ins Dach gesteckt?« / Mein Sohn, dein Knabe tat’s! / »Sein Arm ist zu kurz, wie hoch er ihn reckt!« / Ich hob ihn empor, er erbat’s.
Blitze lauern hinter Wolken, / in den Eichen wühlt der Sturm; / dicker Wald, ein Notgeläute / hallt schon dumpf von manchem Turm.
Segelschiffe und Gelächter, / Das wie Gold im Barte steht, / Sind vergangen wie ein schlechter / Atem, der vom Munde weht, / …
Der treue Walther ritt vorbei / An Unsrer Frau Kapelle. / Da kniete gar in tiefer Reu' / Ein Mägdlein an der Schwelle.
Marie Farrar, geboren im April / Unmündig, merkmallos, rachitisch, Waise / Bislang angeblich unbescholten, will / Ein Kind ermordet haben in der Weise:
Am siebten Tage unter leichten Winden / Wurden die Wiesen heller. Da die Sonne gut war / Gedachten sie zu rasten. Rollten Branntwein / Von den Wägen, machten Ochsen los.
Geld gehört zum Ehestande, / Häßlichkeit ist keine Schande, / Liebe ist beinah absurd.
Um Allerseelen / In der dunklen Nacht, / Wenn vor uns stehen, / Die immer neu unserem Herzen fehlen, -
Bis sie einst: „Wir Zitronen, wir wollen groß sein wie Melonen! Auch finden wir das Gelb abscheulich, wir wollen rot sein oder bläulich!“
Es ist schon spät, es ist schon kalt, / Was reit'st du einsam durch den Wald? / Der Wald ist groß, du bist allein, / Du schöne Braut, ich führ' dich heim!
Am 27. Mai um drei Uhr hoben sich aus ihren Betten / die Flüsse der Erde, und sie breiteten sich aus
Wie schön leuchtet der Morgenstern! / Hab' doch kein andres Lied so gern! / Mit Tränen füllt sich jedes Mal / Mein Auge, spiel' ich den Choral.
Vor Mahmuds Thron kniet Nureddin: „O Padischah“ ich fordre Recht! / Ein Krieger deines Hofes hat ruchloser Unbill sich erfrecht!
Ein trüber Wintermorgen war’s, / Als wollt’ es gar nicht tagen, / Und eine dumpfe Glocke ward / Im Nebel angeschlagen.
Nicht in Dom oder Fürstengruft, / er ruh’ in Gottes freier Luft / draußen auf Berg und Halde, / noch besser tief, tief im Walde;
»Geht hinein, ihr Kleinen, wärmet euch am Feuer, / Am Abend ist’s im Zeitelmoose nicht geheuer!«
Die Lisa eine Hexe war, / das wußten alle Leute. / Als Kätzchen ging sie gestern um, / als Käuzchen flog sie heute.
Ein Schifflein auf der Donau schwamm, / Drin saßen Braut und Bräutigam, / Er hüben und sie drüben.

Siehe auch

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Literatur

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Einzelnachweise / Anmerkungen

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  1. Vgl.: Wulf Segebrecht (Hrsg.), Deutsche Balladen. Gedichte, die dramatische Geschichten erzählen, München 2012, ISBN 978-3-446-23995-1, S. 13. Vgl. hierzu Gerd Hergen Lübben, Fund zu Bacherach in: Ders. Verf., VERSIONEN III │»VOM ESSENER MARCUS«, »FUND ZU BACHERACH • NATÜRLICHE GRABLEGUNG«, »YDBY OPAK AHOI • JAHR UM JAHR« UND ANDERE TEXTE (ebook verlag dreikorb 2014, ISBN 978-3-95577-835-4)
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