Mahrersdorf (Gemeinde Altenburg)
Mahrersdorf ist ein Ort auf dem Gebiet der gleichnamigen Katastralgemeinde der Gemeinde Altenburg im Bezirk Horn in Niederösterreich.
Mahrersdorf (Dorf) Ortschaft Mahrersdorf Katastralgemeinde Mahrersdorf | ||
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Basisdaten | ||
Pol. Bezirk, Bundesland | Horn (HO), Niederösterreich | |
Gerichtsbezirk | Horn | |
Pol. Gemeinde | Altenburg | |
Koordinaten | 48° 39′ 38″ N, 15° 33′ 47″ O | |
Höhe | 421 m ü. A. | |
Einwohner der Ortschaft | 65 (1. Jän. 2024) | |
Fläche d. KG | 2,91 km² | |
Postleitzahl | 3591 | |
Vorwahl | +43/02989 | |
Statistische Kennzeichnung | ||
Ortschaftskennziffer | 03900 | |
Katastralgemeinde-Nummer | 10034 | |
Zählsprengel/ -bezirk | Mahrersdorf (31101 001) | |
Ortszentrum von Mahrersdorf. | ||
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS |
Geografie
BearbeitenDer Ort liegt am südlichen Rand des Horner Beckens über dem Tal der Kleinen Taffa. Die Seehöhe in der Ortsmitte beträgt 421 Meter. Die Fläche der Katastralgemeinde umfasst 2,91 km². Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 65 (Stand 1. Jänner 2024[1]).
Postleitzahl
BearbeitenMahrersdorf hat die Postleitzahl 3591.
Bevölkerungsentwicklung
BearbeitenJahr | 1830 | 1890 | 1923 | 1951 | 1961 | 1971 | 1991 | 2001 |
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Einwohner | 133 | 125 | 98 | 77 | 71 | 61 | 59 | 53 |
Geschichte
BearbeitenHinweise auf eine frühe Besiedelung (Lengyelkultur) lieferten Grabungen des NÖ Landesmuseums im Jahr 1933; zutage traten eine Brandgrube, Bruchstücke von dünnwandiger Keramik, mehrere Klingen aus Jaspis, Gefäßscherben, Schöpflöffelreste … beiderseits der Straße nach Fuglau.[3]
Erste urkundliche Erwähnung (1169) im Gründungsbuch des Stiftes Zwettl („[…] sicut quidam ad modum nobiles de Sitzendorf iuxta Egenburch, quidam de Marcharstorf iuxta Altenburch […], qui secundum generaciones suas diversa nomina sorciuntur“).[4]
In einer lateinischen Urkunde des Stifts Altenburg wird Mahrersdorf erstmals 1255 genannt, in der es um einen Streit zwischen dem Stift Altenburg und einem Reinhold de Marchartzdorf geht.[5] 1496 verkaufte ein Wolfgang Dachsner die damals schon zur Ruine verfallene Feste Mahrersdorf und den Ort an das Stift Altenburg.[6][7]
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war das Dorf weitgehend verödet („ödes dorff Marckerstorff“, div. Nachweise bei Seebauer 2002, S. 27f.). In den Jahren 1576–1579 – während der Reformationszeit – ließ sich der Prädikant Jacob Feuchtinger, ein apostatierter Mönch aus Krain hier nieder.[8] Auch Reingrabner[9] weist Mahrersdorf für das Jahr 1580 als evangelische Gemeinde aus. Die Gegenreformation erfolgte unter der Leitung von Joachim Baron Windhaag und Abt Bernhard Leiß von Altenburg.
In der Neuzeit hatte das Stift Altenburg die Ortsobrigkeit inne.
In seiner Topografie aus dem Jahr 1839 gibt Franz Xaver Schweickhardt in Mahrersdorf 26 Familien (68 männlich, 65 weiblich) und neun Schulkinder in 23 Häusern an. Im Hinblick auf Handwerk und Gewerbe erwähnt er einen Müller, einen Wirt, einen Baumwoll- und einen Leinweber sowie einen Zimmermann und einen Schneider. Den Viehstand betreffend führt er an: ein Pferd, 30 Ochsen, 24 Kühe, acht Ziegen, 52 Schafe und 28 Schweine.[10]
Auf Grund des provisorischen Reichsgemeindegesetzes vom 17. März 1849 wurde die im Franziszeischen Steuerkataster geschaffene Katastralgemeinde als unterste Verwaltungseinheit (mit eigenem Bürgermeister) anerkannt. Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Mahrersdorf ein Schuster und mehrere Landwirte ansässig.[11] Im selben Jahr wurde Mahrersdorf nach Altenburg eingemeindet.[12]
Ab 1945 war der Ort wieder eine selbstständige Gemeinde. Unter Franz Kühhaß, dem Nachkriegsbürgermeister, und einzigen Bürgermeister der Zweiten Republik, erfolgte im Jahr 1946 die Versorgung des Dorfes mit elektrischer Energie; die Errichtung einer öffentlichen Fernsprechstelle in der Gemeinde wurde in der Sitzung vom 15. Jänner 1961 beschlossen. Im selben Jahr stand auch die Staubfreimachung der Landesstraße 8021 zwischen Altenburg und Mahrersdorf auf der Tagesordnung (vgl. Seebauer 2002, S. 134ff.). Im Zuge der Gemeindezusammenlegungen wurde Mahrersdorf zum 1. Januar 1968 ein Teil der neu gebildeten Großgemeinde Altenburg.[13]
Generationen von Mahrersdorferinnen und Mahrersdorfern besuchten die Trivialschule (später: Volksschule) in Fuglau.[14] Mit Beginn des Schuljahres 1966/67 wurde diese einklassige Volksschule geschlossen (letzter Lehrer: Wilhelm Naber). Die Mahrersdorfer Kinder besuchen nunmehr die Volksschule in Altenburg; Neue Mittelschule und AHS sowie berufsbildende Schulen befinden sich in Horn.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Dach und Fassade der Ortskapelle Mahrersdorf wurden im Sommer 2012 renoviert. Die Renovierung der Floriani-Statue (gestiftet von Franz und Barbara Riel im Jahr 1856) erfolgte im Frühjahr 2013.
- Ruine Mahrersdorf:[6] Die Ruine der Feste Mahrersdorf befindet sich auf einer Anhöhe nördlich des Ortes am rechten Ufer der Kleinen Taffa.[15] Die Mahrersdorfer Burg wurde im Jahr 1474 von den Österreichern besetzt; die Truppen zogen allerdings nach Erlag einer Summe Geldes ab. Matthias Corvinus von Ungarn hatte im Jahr 1480 einige österreichische Burgen besetzt und ließ sich in Eggenburg huldigen. Die Herren einiger Kampburgen sowie die „Dachsner von Mahrersdorf“ fanden sich dort nicht ein. Aus diesem Grund unternahm Zeleny, der Hauptmann von Matthias Corvinus – von Eggenburg aus – mehrmals mit 100 Reitern einen Vorstoß bis in die Nähe von Mahrersdorf und besetzte am 11. November 1480 Mahrersdorf, das sich durch 60 Fußsoldaten mit Wagen und acht Reitern zu verteidigen suchte. Doch Mahrersdorf wurde dem Erdboden gleichgemacht: „ […] circa illa obsidionem habuimus populum nostrum ad sexaginta pedestres cum curribus et equestres octo. Item Saxendorf obsederunt et destruxerunt similimodo Marckastorf ad terram prostraverunt.“[16] Die Mauerreste der zerstörten Burg wurden erst 350 Jahre später – im Zuge sozialer Veränderungen im Dorf – in neu erbaute Häuser integriert und wieder besiedelt.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenVerkehr
BearbeitenZwei Gemeindestraßen führen von Altenburg und Fuglau nach Mahrersdorf. Der Ort ist nicht an den ÖPNV angeschlossen. Die nächstgelegenen Bahnhöfe der ÖBB sind Horn NÖ und Rosenburg an der Kamptalbahn.
Literatur
Bearbeiten- Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel Ober-Manhardsberg. 6 von 34 Bänden. 1. Band: Altenburg bis Krems. Wallishausser, Wien 1839, S. 44 (Mahrersdorf – Internet Archive).
- Renate Seebauer: Ortsgeschichte von Mahrersdorf (= Schriftenreihe des Waldviertler Heimatbundes 27). Krems 1986, ISBN 3-900708-01-0.
- Renate Seebauer: Vom „Zoacha-Läuten“ und „Ausläuten“. Ein Beitrag zur Ortsgeschichte von Mahrersdorf. In: Waldviertler Heimatbund (Hrsg.): Das Waldviertel. Band 39, Horn 1990, S. 343–346.
- Renate Seebauer: Kontinuität im Wandel. Beiträge zur Sozialgeschichte von Mahrersdorf. Gösing/Wagram 2002, ISBN 3-901616-52-7.
- Renate Seebauer: Historische Reise durch sieben Jahrhunderte. Altenburg – Burgerwiesen – Fuglau – Mahrersdorf – Steinegg. LIT, Wien 2016, ISBN 978-3-643-50722-8.
- Renate Seebauer: 850 Jahre Mahrersdorf (1169–2019). In: Waldviertler Heimatbund (Hrsg.): Das Waldviertel. Band 68, Horn 2019, S. 73–81.
- Renate Seebauer: Zum Heiratsverhalten der Mahrersdorfer Bevölkerung (1775–1938). In: Horner Kalender 2023, 152. Jahrgang, Horn 2022, S. 79–88.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
- ↑ Kurt Klein (Bearb.): Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Hrsg.: Vienna Institute of Demography [VID] d. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Niederösterreich Teil 2, Mahrersdorf, S. 35 (Onlinedokument, Erläuterungen. Suppl.; beide PDF – o.D. [aktual.]).
- ↑ Robert Josef Mayrhofer: Mineralogische Beobachtungen zum „Plateaulehmpaläolithikum“ auf den Hochflächen beiderseits der oberen Taffa (westl. Horn, NÖ). In: Archaeologia Austriaca XIV, 1954, 1-10, hier: S. 8.
- ↑ Johann von Frast (Hrsg.): Das „Stiftungen-Buch“ des Cistercienser-Kloster Zwetl. In: Fontes rerum Austriacarum – Österreichische Geschichts-Quellen. Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Zweite Abtheilung. Diplomata et acta. III. Band, Wien 1851, S. 437f. (PDF).
- ↑ Fontes Rerum Austriacarum. Quellen zur österreichischen Geschichte, hrsg. von der Historischen Kommission der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, 2. Abteilung, 21. Bd., Wien 1865, S. 11–12 (Online-Version).
- ↑ a b Burgruine Mahrersdorf. In: NÖ-Burgen online. Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Universität Salzburg
- ↑ Fontes Rerum Austriacarum. Quellen zur österreichischen Geschichte, hrsg. von der Historischen Kommission der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, 2. Abteilung, 21. Band, Wien 1865, S. 360–361 (Online-Version).
- ↑ Theodor Wiedemann: Reformation und Gegenreformation im Lande unter der Enns. 2. Band, Prag 1880, S. 548.
- ↑ Gustav Reingrabner: Als man um die Religion stritt. Berger, Horn 2000, S. 33.
- ↑ Franz Xavier Joseph Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogtums Österreich unter der Enns. 1. Band: Viertel Ober-Manhartsberg. Wallishausser, Wien 1839, S. 44–46 (archive.org).
- ↑ Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938, S. 345 (PDF).
- ↑ Michael Rademacher: Kreis Horn. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Thomas Hofmann, Erich Rabl, Wolfgang Stangl: Horner Mosaike – Ein anderes Heimatbuch. Texte und Bilder aus dem Bezirk Horn. Weitra 2005, ISBN 3-85252-683-3, S. 199–200.
- ↑ Renate Seebauer: Lehrer sein in Altenburg und Fuglau – Vor und nach dem Reichsvolksschulgesetz. In: Horner Kalender 2021, 150. Jahrgang, Horn 2020, S. 99–120.
- ↑ Mahrersdorf. In: ruine.at. Private Website von Kastellan Oliver (Fotografien der Ruine).
- ↑ Bernhard Link: Annales Austrio-Clara-Vallenses, seu fundationis monasterii Claræ-Vallis Austriæ, Vulgò Zwetl, Ordinis Cisterciensis. Initium et Progressus. … Schwendimann, Viennae, Band 2 (1400–1645), 1725, S. 259f.