Margarete Behm
Margarete Behm (* 3. Mai 1860 in Lehndorf, Kreis Liebenwerda; † 28. Juli 1929 in Berlin) war eine deutsche Gewerkschafterin und später Politikerin der DNVP. Sie war Mitbegründerin des Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen, der zu den christlichen Gewerkschaften zählte, und gab dessen Zeitung „Die Heimarbeiterin“ heraus. Behm gehörte 1919/20 der Weimarer Nationalversammlung an und war anschließend bis 1928 Mitglied des Reichstages.
Leben und Beruf
BearbeitenDer Vater der 1860 geborenen Margarete Behm war ein armer Gutspächter, ihre Mutter verlor sie frühzeitig. Nach dem Besuch der Dorfschule in Koßdorf in der Provinz Sachsen ging Behm, die evangelischen Glaubens war, bis 1876 auf die Heinemannsche Höhere Töchterschule in Stolp (Pommern). Anschließend absolvierte sie das Proßsche Lehrerinnenseminar in Berlin und war ab 1879 als Lehrerin an der Proßschen höheren Töchterschule tätig. Nachdem sie 1884 in den Staatsdienst gewechselt war, unterrichtete sie zunächst an der 22., später an der 143. Gemeindeschule in Berlin (bis 1905).
1897 begann Behm ihr Lebenswerk: Die Organisation der Heimarbeiterinnen, die bisher der Lohndrückerei schutzlos ausgeliefert waren. Durch viele Hausbesuche organisierte sie den Gewerkverein der Heimarbeiterinnen Deutschlands und gab ab 1900 die Zeitschrift Die Heimarbeiterin heraus. Sie sagte: „Die Arbeit miteinander gilt nach wie vor in erster Linie dem Aufwärtsstreben der Arbeiterschaft. Als Letztes, Tiefstes aber trägt uns alle die Liebe zum Vaterlande und das Vertrauen auf Gott.“ Der Gewerkverein gehörte zu den Christlichen Gewerkschaften.[1]
Ab 1905 war Behm Vorsitzende des Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen Deutschlands für Zehlendorf. Sie organisierte Rechtsschutz, Arbeitslosenunterstützung, Krankengeldzuschuss, Wöchnerinnenbeihilfe, Weiterbildungskurse, Versicherungen, Einkaufsgenossenschaften, Erholungsheime und führte vor allem Lohnverhandlungen mit den Arbeitgebern. Einfluss bekam sie auch durch ihre Wahl zur Reichstagsabgeordneten. So wurde sie die Führerin von Tausenden von Frauen. Sie sagte dazu: „Im Christentum liegen die starken Wurzeln unserer Kraft.“
Sie lebte gemeinsam mit ihrer engsten Mitarbeiterin Margarete Wolff von 1910 bis 1919 im „Haus Lehndorf“[2] in Berlin-Zehlendorf. Erholungsurlaube verbrachten sie gemeinsam im Schloss Labers bei Meran. Da das Haus in Zehlendorf etwas einsam gelegen war, zogen sie 1919 um in eine Stadtwohnung nach Berlin-Charlottenburg. Bei Veranstaltungen trat sie als warmherzige und mitreißende Rednerin auf. Nach ihrem Tod wurde ihr Sarg von einem großen Trauerzug begleitet.[1] 1925 bekam sie von der Universität Greifswald den Ehrendoktortitel in der Medizin.
Partei
BearbeitenBehm beteiligte sich 1918 an der Gründung der DNVP, deren Reichsfrauenausschuss sie bis 1923 leitete. Männlichen Fraktionsgenossen trat sie selbstbewusst entgegen und ließ sich nicht beeinflussen.[1]
Abgeordnete
BearbeitenBehm gehörte 1919/20 der Weimarer Nationalversammlung an. Anschließend war sie bis 1928 Reichstagsabgeordnete. Im Reichstag setzte sie 1922 die Einführung eines Versicherungsschutzes für Heimarbeiterinnen durch. Das entsprechende Gesetz wurde nach ihr „Lex Behm“ genannt.
Literatur
Bearbeiten- Eckhard Hansen, Florian Tennstedt (Hrsg.) u. a.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 2: Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945. Kassel University Press, Kassel 2018, ISBN 978-3-7376-0474-1, S. 13 f. (Online, PDF; 3,9 MB).
- Reinhard Mumm: Margarete Behm. Die Führerin der deutschen Heimarbeiterinnen. Ein Lebensbild. Berlin 1924.
- Anton Ritthaler: Behm, Charlotte Margarethe. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 8 (Digitalisat).
- Raffael Scheck: Women on the Weimar Right: The Role of Female Politicians in the Deutschnationale Volkspartei (DNVP), in: Journal of Contemporary History, 36.2001, Heft 4, S. 547 – 560. DOI: 10.1177/002200940103600410
- Andrea Süchting-Hänger: "Das Gewissen der Nation". Nationales Engagement und politisches Frauenhandeln konservativer Frauenorganisationen 1900–1937. Droste, Düsseldorf 2002 (Schriften des Bundesarchivs 59).
- Margarete Wolff: Muttel Behm : Aus einem reichen Leben. Potsdam : Stiftungsverlag, 1930
Weblinks
Bearbeiten- Margarete Behm in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Literatur von und über Margarete Behm im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachlass Bundesarchiv NY 4440
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. 1000 Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1963, S. 54.
- ↑ Haus Lehndorf benannt nach dem Herkunftsort Lehndorf (Mühlberg/Elbe) von Margarete Behm
Personendaten | |
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NAME | Behm, Margarete |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Politikerin (DNVP), MdR |
GEBURTSDATUM | 3. Mai 1860 |
GEBURTSORT | Lehndorf, Kreis Liebenwerda |
STERBEDATUM | 28. Juli 1929 |
STERBEORT | Berlin |