Marie-Angélique Memmie LeBlanc

französisches Wolfskind ungeklärter Herkunft

Marie-Angélique Memmie LeBlanc (* 1712 im heutigen Wisconsin; † 15. Dezember 1775 in Paris) war ein 1731 in der Umgebung des Dorfs Songy bei Châlons-en-Champagne (Nordfrankreich) entdecktes und eingefangenes sogenanntes „Wolfskind“.

Marie-Angélique lernte Französisch zu sprechen; zahlreiche bekannte Gelehrte veröffentlichten in den folgenden Jahren Berichte über Gespräche mit ihr. Carl von Linné nahm das Mädchen als weitere Abweichung eines „Wilden Menschen“ (Homo ferus) in die 1768 erschienene 12. Auflage von Systema Naturae auf und bezeichnete es dort als Puella Campanica („Champagnisches Mädchen“).

Den Namen „Memmie“ erhielt Marie-Angélique, wie sie Madame Hecquet erzählte, nach dem ersten Bischof (3. Jahrhundert) des Bistums Châlons, in dem sie in die Zivilisation wiederaufgenommen wurde. Andererseits war Memmie le Moine der Name ihres Taufpaten, des Leiters der Pflegeeinrichtung in Châlons, in der sie 1732 untergebracht wurde.[1][2]

Marie-Angélique wurde zuerst in Gesellschaft einer weiteren jungen Frau (wohl schwarzafrikanischer Herkunft) gesehen, die sie im Streit schwer verletzte. Deren Verbleib danach blieb unklar.[3][4][5][6] Julien Offray de La Mettrie wiederholte 1748 in seinem Werk Die menschliche Maschine das Gerücht, Marie-Angélique habe ihre Gefährtin verspeist.[7] Marie-Angélique starb als Ruhegehaltsempfängerin der Königin von Frankreich.

Auf der Basis von umfangreichem Archivmaterial ermittelte der Chirurg Serge Aroles (siehe Sekundärliteratur), dass das Mädchen 1712 im heutigen Wisconsin als Fox-Indianerin geboren und in Begleitung einer französischen Familie – Madame de Courtemanche mit drei Töchtern – aus dem heutigen Kanada (Labrador) nach Südfrankreich gebracht wurde.[8] Diese vier Personen trafen offenbar 1720 während der dort herrschenden großen Pestepidemie[9] ein und blieben dort noch zusammen, bis Marie-Angélique sich 1721 auf eine zehnjährige Wanderschaft durch die Natur Frankreichs begab.[10]

Weiterführende Literatur

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Primärliteratur

  • Marie-Catherine Homassel Hecquet (Co-Autor: Charles-Marie de la Condamine): Histoire d'une jeune fille sauvage trouvée dans les bois à l'âge de dix ans. Paris 1755. – Volltext beim Projekt Gutenberg.
  • Merkwürdiges Leben und Begebenheiten eines in der Wildniß aufgewachsenen Maedgens von zehn Jahren, welches vor kurzem im Wald gefunden und hernach eine Nonne geworden, herausgegeben von der Frau H = = T. Frankfurt und Leipzig 1756. Volltext bei Google Books.
  • An Account of a savage girl, caught wild in the woods of champagne. Translated from the French of Madam H-T. With a preface, Containing several Particulars omitted in the Original Account. Edinburgh 1768. Volltext bei Google Books.
  • Marie-Catherine H. Hecquet, La niña salvaje. Marie-Angélique Memmie Le Blanc o Historia de una niña salvaje encontrada en los bosques a la edad de diez años, edición, traducción y estudio de Jesús García Rodríguez, Logroño, Pepitas de calabaza, 2021, 208 p. Herausgegeben und ins Spanisches übersetzt von Jesús García Rodríguez, mit weiteren Übersetzungen zeitgenössischer Texte und einer Studie versehen (ISBN 978-84-17386-68-9).

Sekundärliteratur

  • Serge Aroles: Marie-Angélique (Haut-Mississippi, 1712–Paris, 1775): Survie et résurection d’une enfant perdue dix années en forêt. Charenton-le-pont, Terre éditions 2004, ISBN 2-915587-01-9. – Eine Biografie Marie-Angéliques mit Faksimiles von 30 Archivdokumenten.
  • Serge Aroles: L’Énigme des enfants-loups. Une certitude biologique mais un déni des archives. Editions Publibook, Paris 2007, ISBN 2-7483-3909-6. – Über Wolfskinder im Allgemeinen, gestützt auf Archivmaterial.
  • Julia Douthwaite: Rewriting the Savage: The Extraordinary Fictions of the “Wild Girl of Champagne”. In: Eighteenth-Century Studies. Band 28, Nummer 2, 1994–1995, S. 163–192, JSTOR:2739199.
  • Marie-Angélique Leblanc: Monstrous Femininity. In: Julia V. Douthwaite: The wild girl, natural man, and the monster: dangerous experiments in the Age of Enlightenment. University of Chicago Press, 2002, ISBN 0-226-16056-4, S. 29–53.
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Commons: Marie-Angélique Memmie LeBlanc – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Histoire d'une jeune fille sauvage, S. 50. Textstelle bei Google Books.
  2. Merkwürdiges Leben und Begebenheiten eines in der Wildniß aufgewachsenen Maedgens, S. 26f. Textstelle bei Google Books.
  3. AM N…: Lettre écrite de Châlons en champagne, le 9 décembre 1731, par M. AM. N… au sujet de la Fille Sauvage, trouvée aux environs de cette ville. In: Mercure de France. Band II, 1731, S. 2983–2991 (Textstelle).
  4. Histoire d'une jeune fille sauvage, S. 12ff. Textstelle bei Google Books.
  5. Merkwürdiges Leben und Begebenheiten eines in der Wildniß aufgewachsenen Maedgens, S. 15ff. Textstelle bei Google Books.
  6. Foto (Memento des Originals vom 24. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.marie-angelique.com des Dokuments zur Einreise der Sklavin auf www.marie-angelique.com.
  7. Textstelle (Memento des Originals vom 15. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.marie-angelique.com auf www.marie-angelique.com.
  8. Foto (Memento des Originals vom 24. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.marie-angelique.com eines Dokuments auf www.marie-angelique.com neben weiteren (Memento des Originals vom 24. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.marie-angelique.com.
  9. Vgl. fr:Peste de 1720 in der französischen Wikipedia.
  10. Vgl. weitere Dokumente auf www.marie-angelique.com (Memento des Originals vom 24. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.marie-angelique.com