Eine Matrixfunktion ist in der Mathematik eine Funktion, welche als Funktionsargument eine quadratischeMatrix besitzt. Es gibt unterschiedliche Definitionen solcher Funktionen, deren Funktionswerte meistens Skalare oder wieder quadratische Matrizen sind. Generell versteht man in der Mathematik unter dem Begriff Matrixfunktion explizit den letzteren Fall, das bedeutet
Zum ersten Fall gehören klassische Funktionen wie die Determinante oder die Spur. Da dieser Fall selbsterklärend ist, wird im Artikel nur der letzte Fall behandelt. Im Artikel werden drei äquivalente Methoden zur Erzeugung einer Matrixfunktion erklärt.
Sei eine quadratische Matrix, der dazugehörige Matrizenraum und eine skalare Funktion. Das Ziel ist es nun, zu definieren. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, darunter:
Die elementweise Evaluation
Die skalarwertige Evaluation .
Die matrixwertige Evaluation .
Der erste Fall wird häufig von Programmiersprachen verwendet, spielt in der Mathematik aber eine untergeordnete Rolle, da er die Regeln der Matrizen-Algebra bricht.
Den zweiten Fall trifft man häufig an, klassische Beispiele sind die Determinante, die Spur und der Spektralradius.
Die ersten beiden Fälle sind selbsterklärend, deshalb werden wir nur den letzten Fall behandeln und werden solche Funktionen als Matrixfunktionen bezeichnen.
Es existieren noch weitere Fälle, die wir auch nicht behandeln werden, so fällt die Vektorisierung in keine der Kategorien.
Wir brauchen folgende wichtige Definition, welche uns später garantiert, dass wir die Funktion auf allen Jordan-Blöcken anwenden können:
Sei eine Matrix und ihre eindeutigen Eigenwerte, das heißt ist die Anzahl Eigenwerte ohne Berücksichtigung algebraischer Vielfachheiten. Sei die Größe des größten Jordan-Blockes zum Eigenwert . Wir nennen eine Funktion auf dem Spektrum von definiert, wenn die folgenden Werte existieren
Sei auf dem Spektrum von definiert. Weiter seien die Jordan-Normalform und die dazugehörigen Jordan-Blöcke mit ihren Größen , das heißt und . Seien die zu den dazugehörigen Eigenwerte.
Die Matrix in der Definition lässt sich wie folgt erklären, man bildet die Taylor-Reihe von und verwendet als Entwicklungspunkt den Eigenwert , das heißt
Nun substituiert man mit dem Jordan-Block und erhält
wobei die Identitätsmatrix der Dimension ist. Da eine nilpotente Matrix mit Nilpotenzindex ist, ist die Taylorreihe endlich und somit ein Polynom. Da Matrizen dieselben Operationen wie Polynome besitzen (Addition, Subtraktion, Multiplikation usw.), existiert auch das Matrixpolynom. Durch Ausschreiben der Taylorreihe erhält man die Matrix aus der Definition
wobei jeder Term eine der diagonalen Linien in der oberen Dreiecksmatrix bildet. Das macht man nun für jeden Jordan-Block.[1]
Wenn diagonalisierbar ist, dann ist die Jordan-Normalform gerade die Diagonalmatrix der Eigenwerte und die Spalten von sind die Eigenvektoren. Das bedeutet wiederum, dass
und somit hat die gleichen Eigenvektoren wie und die Eigenwerte von erhält man durch Anwendung von auf die Eigenwert von , das heißt .
Es spielt keine Rolle, welche Reihenfolge die Jordan-Blöcke haben, das resultierende wird dasselbe sein.
Sei auf dem Spektrum von definiert. Weiter sei das Minimalpolynom von , das heißt das monische Polynom mit dem kleinsten Grad, so dass . Seien die eindeutigen Eigenwerte und die Größe des größten Jordan-Blockes zum Eigenwert .
Nicholas Higham: Functions of Matrices: Theory and Computation. Hrsg.: SIAM, Philadelphia (= Other Titles in Applied Mathematics). 2008, ISBN 978-0-89871-646-7.
Gene H. Golub und Charles F. Van Loan: Matrix Computations. Hrsg.: Johns Hopkins University Press (= Johns Hopkins Studies in the Mathematical Sciences). 2013, ISBN 978-1-4214-0794-4.