Michael Kanhäuser

deutscher Orgelbauer

Michael Franz Kanhäuser, auch Michael Franziscus Kannhäuser; Kanheuser; Conheißer (getauft 26. September 1634 als Michäel Kanheuser[1] in Falkenau an der Eger, Böhmen; begraben 7. April 1701[2] in Falkenau an der Eger), war ein deutscher Orgelbauer.

Michael Kanhäuser war ein Sohn des gebürtigen Falkenauers Matthäus Kanhäuser (1596–1674), Bürger und Müllermeister auf der Schrottmühle, einer Wassermühle direkt am Lobsbach gelegen, und seiner am 22. November 1633 angetrauten Ehefrau Elisabeth Geyer (1612–1693) aus alteingesessener Falkenauer Bürgerfamilie.

Michael Franz Kanhäuser zog um 1650 hinauf ins Erzgebirge in das nahe der sächsischen Grenze gelegene St. Joachimsthal, um dort seine Lehre zu machen. Sein Lehrherr war Meister Jacob Schedlich (1591–1669), Orgelbauer, Organist, Schulmeister, Kantor und Bürgermeister. Schedlich hatte u. a. die Orgeln in Saaz, Komotau, Elbogen, Karlsbad, Eger, Graslitz, Oberwiesenthal, Wolkenstein, Plauen, Annaberg (St. Annen) geschaffen, war also ein angesehener Meister seines Fachs. Zur Lehre Kanhäusers gehörten nicht nur Orgelbau und Orgelspiel, sondern auch die Wartung der Kirchturmuhr.

Nach Abschluss der Lehr- und Wanderjahre wurde Kanhäuser als Organist nach Plan berufen, wo er bis Sommer 1662 nachweisbar ist. Ab 1664 ist er wieder in Falkenau an der Eger anzutreffen.

 
Unterschrift des Orgelmachers und Stadtschreibers Michael Kanhäuser von 1696

Dort war er nicht nur als ehrenwohlgeachteter ehrenvester und kunstreicher Herr, Organist und Orgelbauer tätig, sondern er führte in den 1690er Jahren auch als Stadtschreiber die Bücher des Rats der Stadt und der Stadtverwaltung. Er unterschrieb als Michael Fran. Kannhäuser, p.t. Stadtschreiber.[3] Am 3. Oktober 1693 kaufte er für 600 Gulden von seinen Geschwistern seines verstorbenen Vaters Matthes Kanhäusers Haus in Falkenau am Ring, wo er 1701 verstarb.

Kanhäuser pflegte auch Beziehungen zur Oberpfalz: Siehe besonders bei den Werksangaben zu Pfreimd, Püchersreuth und den Eixlberg.[4][5]

Michael Franz Kanhäuser heiratete am 24. Januar 1655 in Plan,[6] seine 19-jährige Braut Maria Salome Rabenstein (* 1635 in Plan) war eine Tochter des kunstreichen Herrn Hans Rabenstein, Münzschmiedemeister in Plan und Prag. Aus dieser Ehe gingen mindestens elf Kinder hervor, von denen die folgenden vier Söhne ebenfalls Orgelbauer wurden:

Von den vier Söhnen finden sich Orgeln, die u. a. in Bergreichenstein und Bischofteinitz erhalten sind. In der dritten Generation führte Johann Franz Kannhäuser, ein Sohn Johann Adam Kanhäusers und seiner 1717 in Plan angetrauten Gattin Maria Clara Glaß (Tochter des Arztes Johann G. in Plan), die Orgelbauer-Werkstatt in Plan bis zu seinem Tode 1767 fort.[8]

Werkliste

Bearbeiten
Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1663 Mitterteich St. Jakobus der Ältere I 5 Positiv, nicht erhalten
1665 Pressath St. Georg nicht erhalten, 1764 Neubau Funtsch, Gehäuse erhalten.
1666 Kloster Speinshart Klosterkirche nicht erhalten, 1716 Neubau Purrucker, Gehäuse erhalten, darin Steinmeyer op. 2395 von 1996 (26/II/P)
1666 Waldmünchen St. Stephan nicht erhalten, 1977 Neubau Weise
1676 Brüx Mariä Himmelfahrt
 
Umbau 1675 (?). Bei mehreren Bränden wurde die Orgel zerstört.
um 1690 Pfreimd Mariä Himmelfahrt
 
II 16 Gehäuse erhalten, darin 1969 Neubau Kloss (25/III/P). Pfreimd war Residenz der Grafen zu Leuchtenberg, die Besitzungen bei Elbogen (Eger) hatten. Dazu gehörte auch Falkenau, dort wirkte Kannhäuser.
1692 Püchersreuth St. Quirin
 
I 8 Eine Zuschreibung zu Kannhäuser konnte noch nicht durch Dokumente belegt werden. Püchersreuth gehörte zur Reichsgrafschaft Störnstein mit Sitz der von Lobkowitz in Neustadt an der Waldnaab. Eine Stiftung der Orgel durch Ferdinand August von Lobkowitz (enge Beziehungen nach Böhmen) wird vermutet.
1701 Eixlberg bei Pfreimd St. Barbara
 
Entwurf von 1701 (Kannhäusers Todesjahr), der Neubau von 1752 durch Andreas Weiß (10/I/P) ist erhalten.
1705 Thumsenreuth nicht erhalten, Johann Adam Kannhäuser (Kraus)
1718 Furth im Wald Mariä Himmelfahrt I 10 nicht erhalten, Johann Adam Kannhäuser. 1788 Neubau Andreas Weiß, Gehäuse erhalten

Literatur

Bearbeiten
  • Michael Bernhard: Orgeldatenbank Bayern, Version 5, 2009.
  • Eberhard Kraus: Historische Orgeln in der Oberpfalz. Schnell und Steiner, München 1990, ISBN 3-7954-0387-1.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Taufmatriken Falkenau (1628–1657), S. 55.
  2. Sterbeeintrag Falkenau (Beerdigungen 1658–1768), Anno 1701: Falckenau den 7 huius (April) ist der Ehrnveste undt wohlgeachte Herr Michael Frantz Kanhäußer, Bürger undt Orglmacher zur Erdten bestättigt wordten, deß Alters 66 Jahr
  3. Stadtbücher der Stadt Falkenau, Stadtarchiv Falkenau (heute im Schloss von Heinrichsgrün)
  4. Michael Kraus: Die Oberpfalz und Böhmen – Streiflichter einer musikalischen Nachbarschaft. Oberpfälzer Kulturbund.
  5. Redaktion Onetz: Königlicher Klang: Besuch bei den ältesten Orgeln der Oberpfalz | Onetz. In: onetz.de. 22. Januar 2016, abgerufen am 2. März 2024.
  6. Traubuch Plan 1655: 24. Januarius. Ist der Ehrngeachte Herr Michael Kanheiser, Organist, von Falckenaw, und die Ehrentugendsame Jungfrawen Maria Salome, deß Ehrnvesten Herrn Hanß Rabensteins, Bürgers und Müntzschmidtsmeisters alhier Eheleibliche Dochter durch den WolEhrnv. Herrn Pater Adalbertus Pelecius copulirt worden. Zeigen Hannß Fischer (? Tischer) und Georg Heroldt
  7. https://loci.gwi.uni-muenchen.de/Qp/Musikalische_T%c3%a4tigkeit=Musiker
  8. Jiri Kocourek: Orgelland Böhmen. In: Ars Organi, 57. Jg., Heft 1, März 2009.