Michael von Brukenthal

siebenbürgischer Politiker, Königlicher Notar, Stuhl- und Königsrichter, Oberkapitän des Fogarascher Distrikts

Michael von Brukenthal (* 15. September 1716 in Leschkirch, Königreich Ungarn; † 13. Mai 1773 in Hermannstadt) war ein siebenbürgischer Politiker, Königlicher Notar, Stuhl- und Königsrichter, Oberkapitän des Fogarascher Distrikts.

Herkunft

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Die Familie Brekner von Brukenthal, deren bekanntester Vertreter Samuel von Brukenthal ist, gehörte zur politischen, geistigen und gesellschaftlichen Elite Siebenbürgens des 18. und 19. Jahrhunderts im damaligen Königreich Ungarn.

Michael Brekner von Brukenthal d. J. war ein Sohn des Leschkircher Königsrichters Michael Brekner (1676–1736), der am 8. Juni 1724 von Kaiser Karl VI., dem Landesherrn der Habsburgermonarchie, in den erblichen Adelsstand erhoben wurde. Seine Mutter, Susanna von Heydendorff (1685–1734), entstammte der siebenbürgischen Adelsfamilie Conrad von Heydendorff aus Mediasch (rum. Mediaș). Michael von Brukenthal jun. war ein Bruder des siebenbürgischen Gubernators Samuel von Brukenthal.

Von den sechs Kindern des Michael von Brukenthal d. Ä. (1676–1736) – vier Töchter und zwei Söhne – ist nur Michael von Brukenthal d. J. (1716–1773) der familiären Tradition folgend in Leschkirchs königlichem Stuhldienst gestanden – zuerst als Notar, dann als Stuhls- und danach als Königsrichter. So hat er auch den elterlichen Brukenthalschen Hofbesitz übernommen und verwaltet, auch nachdem er 1767 zum Oberkapitän des Fogarascher Distriktes ernannt worden war.

Die von der evangelischen Kirchengemeinde A.B. Leschkirch ausgestellten Sterbematrikeln belegen, dass Michael von Brukenthal jun. (1716–1773) und seine Ehegattin Agnetha, geborene Brenner, Tochter des ev. Pfarrers Petrus Brenner (1724–1783), in dieser damals sächsischen Großgemeinde und Sitz des Leschkircher Stuhls, gelebt haben. Außer dem Sohn Friedrich Samuel von Brukenthal (1749–1809) sind aber später alle Nachkommen aus Leschkirch fortgezogen: Michael Gottlieb von Brukenthal (1746–1813, der spätere Sachsenkomes) und Peter Carl von Brukenthal (1753–1807) gingen nach Hermannstadt sowie Georg Martin von Brukenthal (1757–1823) auf den landwirtschaftlichen Gutsbesitz in Bägendorf – ung. Bendorf, heute rum. Benești – zurück, einer Gemeinde im südsiebenbürgischen Harbachtal, die zur ehemals sächsischen Ortschaft Alzen (rum. Alțâna, ung. Alcina) gehört.

Friedrich Samuel von Brukenthal, der im Leschkircher Stuhlsdienst verblieb und seit 1776 mit Johanna Regina Conrad (1754–1830) verheiratet war, hatte nur eine Tochter, Sophia Regina von Brukenthal (1779–1854), die 1799 den aus Hermannstadt stammenden Michael Brandsch (1774–1837) heiratete, der ebenfalls in Leschkirchs Stuhlsdienst bis zum Königsrichter emporgestiegen war. Letzter Eigentümer des Brukenthalischen Besitzes in Leschkirch war danach Gustav Adolph Conrad (1841–1903), Sohn des Königsrichters Georg Friedrich Conrad (1795–1855). [1] Gustav Adolph Conrad, Natur- und Heimatkundler, Begründer der siebenbürgischen Forstwissenschaft, Leiter des k.k. Forstamtes in Hermannstadt, gestaltete dann den Brukenthalisch-Conradischen Familienbesitz – den Englischen Garten und den italienischen „Giardino“ an der Soldischbastei auf dem Anwesen der „Villa Conradi“ in Hermannstadt – weiterhin aus, wobei er architektonische Details vom Schloss Miramare bei Triest übernahm. Diese Anlagen mit der historischen „Villa Conradi“ wurden danach in der Erbfolge von seinem Sohn, Gustav Conrad (1875–1923), übernommen.

Tätigkeit

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Michael Brekner von Brukenthal d. J. absolvierte traditionsgemäß zuerst das ev. Deutsche Gymnasium in Hermannstadt (heute: Colegiul Național „Samuel von Brukenthal“) und studierte ab 1736 an der Universität Leipzig, der Alma Mater Lipsiensis (AML). Danach, wieder zurück in Siebenbürgen, begann seine aufsteigende politische Karriere. Schon 1738 wurde er königlicher Stuhlnotar, dann, vier Jahre später, 1742 Stuhlrichter und 1748 Königsrichter in Leschkirch. In dieser Stellung wurde er 1758 Beisitzer des Directorium Oeconomicum. Im Jahr 1762 folgte seine Ernennung zum „Komesstellvertreter“ (Stellvertreter des Sachsencomes) und schließlich 1776 seine Berufung zum Oberkapitän des Fogarascher Distriktes (ungarisch Fogaras vidék, auch Fogarascher Land, ungarisch Fogarasföld), einer Verwaltungseinheit, deren Hauptort damals Fogarasch (heute rum. Făgăraș) war. [2] Die wichtigsten Ortschaften des historischen Fogarascher Distrikts waren neben der Stadt Fogarasch, die Gemeinden Unterarpasch (Arpașu de Jos), Mikesdorf (Părău), Unter-Wenitze (Veneția de Jos), Schirkanyen (Șercaia), Unterkumanen (Comăna de Jos) und Zernen (Zărnești).

Literatur

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  • Georg Adolf Schuller: Die alten Kirchenmatrikeln als Quellen unserer Kulturgeschichte. In: Kirchliche Blätter (Hermannstadt / Nagyszeben), 1906/1907, S. 777–780, 791–796, 813–815.
  • Emil Sigerus: Chronik der Stadt Hermannstadt, 1100–1929. 2. Aufl. Honterus Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Hermannstadt, 1930.
  • Julius Bielz: Porträtkatalog der Siebenbürger Sachsen. Hermannstadt: Krafft & Drotleff, 1936, Nr. 126, Porträtbildnis (Öl), Michael Brekner von Brukenthal (1716–1773), Oberkapitän des Fogarascher Distrikts, Hermannstadt; Ölbildnis in der Gemäldegalerie Brukenthal-Museum.
  • Hermann Hienz: Quellen zur Volks- und Heimatkunde der Siebenbürger Sachsen. Bd. I. Leipzig: S. Hirzel Verlag, 1940.
  • Otto Czekelius: Stammtafel der direkten Linie Johann Conrad (1615–1682), Pfarrer in Rosch – Gustav Conrad (1875–1923), Waisenamtsleiter in Hermannstadt. Sonderdruck, Hermannstadt, 1953.
  • Erika Schneider: Von den Privatgärten zu den städtischen Parks. Zur Geschichte der Alt-Hermannstädter Grünanlagen [Michael v. Brukenthals englischer Park an der Soldisch-Bastei]. In: Die Woche (vormals Hermannstädter Zeitung, Sibiu/Hermannstadt), Nr. 616, 5. Oktober 1979, S. 5.
  • Friedrich Schuster: Der weiße Büffelstier. Ion Creangă Verlag, Bukarest, 1989, S. 104: Michael Brekner, Vater des Gubernators Baron Samuel von Brukenthal, war in der Zeit der siebenbürgischen Kriege gegen die Kuruzen (revoltierende Kreuzzugsteilnehmer, angeführt von György Dózsa) Leschkircher Königsrichter.
  • Michael Edling: Leschkircher Erbe der Brekner von Brukenthal lokalisiert. In: Siebenbürgische Zeitung (München), Folge 3, 28. Februar 2003, S. 3.
  • Balduin Herter: Die Familien Brekner von Brukenthal. Zur Geschichte und Genealogie siebenbürgisch-sächsischer Geschlechter, Folge 6, in: Siebenbürgische Familienforschung (Heidelberg), 20. Jg. 2003, S. 45–48.
  • Lupold von Lehsten: Ahnenliste Brekner von Brukenthal, in: Archiv für Familiengeschichtsforschung (AfF), 9. Jg., Heft 1/2005 C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn, S. 56–62: Vorfahren Conrad von Heydendorff.
  • Lisa Fischer: Eden hinter den Wäldern. Samuel von Brukenthal: Politiker, Sammler, Freimaurer in Hermannstadt/Sibiu, Böhlau Verlag, Wien 2007. ISBN 978-3-205-77634-5.
  • Frank Thomas Ziegler: Neue Biographie über Samuel von Brukenthal. „Eden hinter den Wäldern“. In: Siebenbürgische Zeitung (München), 29. Juli 2007.
  • Cornelia Feyer: Brukenthals Gärten. Pracht und Verfall im Süden Siebenbürgens. Schiller Verlag, Hermannstadt (Sibiu) u. Bonn 2008, ISBN 978-3-941271-02-9. Rumänische Ausgabe unter dem Titel: Grădinile lui Brukenthal, ISBN 978-3-941271-11-1.