Mondkrater

Senke im Boden des Erdmondes

Ein Mondkrater ist eine kreisförmige, am Boden meist flache Senke im Boden des Erdmondes, die von einem ringförmig erhöhten Wall (Kraterrand) eingeschlossen wird.

Mondkrater Daedalus

Fast alle Mondkrater sind durch den Impakt von Meteoriten entstandene Einschlagkrater. Vulkanische Krater sind selten und klein im Verhältnis.[1]

Krater mit konzentrischem Doppelwall

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Bei dieser seltenen Kraterform handelt es sich um kreisrunde Krater mit einem Doppelwall. Es sieht aus, als ob ein kleinerer Krater zentrisch in einem größeren läge. Ein Beispiel ist Hesiodus A am südlichen Rand des Mare Nubium. Laut Interstellarum Nr. 40 sind etwa 50 dieser Krater bekannt; etwa 35 davon liegen am Rande der Maria, der Rest im Inneren großer Krater. Die konzentrischen Doppelkrater sind auf der Mondoberfläche nicht gleichmäßig verteilt.[2]

Eine Theorie geht davon aus, dass es sich um normale Krater handelt, in denen Bruchzonen entstanden sind. Durch die Bruchzonen ist eine Lava mit hoher Viskosität ausgetreten und hat die Bruchgesteine mit nach oben gehoben. Diese Lava ist erheblich zähflüssiger als die, welche die Maria gebildet haben. Denkbar sind auch mehrere Ausbrüche dieser Lava aus der gleichen Bruchzone.

Klassifizierung

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Entsprechend einer von Charles A. Wood und Leif Andersson 1978 formulierten und angewandten Klassifizierung.[3] werden die nicht wesentlich erodierten oder (beispielsweise durch Überflutung mit eindringender Lava) umgeformten Mondkrater in fünf Typen unterschieden:

Typ (Typuskrater) Beschreibung Größe Bild
ALC (Albategnius C) Schalenförmige Krater mit scharfem, glattem Rand, ohne erkennbar abgesetzten Kraterboden. bis 20 km  
BIO (Biot) Krater mit scharfem, glatten Rand und einfacher Wallwölbung, aber mit flachem Boden, der vom Kraterrand deutlich abgesetzt ist. bis 20 km  
SOS (Sosigenes) Flache Krater mit ausgedehnter Bodenfläche, ohne erkennbare Terrassierung des Kraterwalls 5 bis 35 km  
TRI (Triesnecker) Kraterrand noch scharf, aber mit Auskehlungen. Oft mit ausgedehnten, konzentrischen Rutschungen am inneren Kraterwall. 15 bis 50 km  
TYC (Tycho) Mehrfach terrassierte Kraterwälle, ausgedehnte Kraterebenen. Kraterrand nicht mehr scharf, sondern in Zinnen und Gipfel gegliedert. 30 bis 175 km  

Entstehung

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Vor allem die Mehrzahl der großen Krater entstand in einer als Großes Bombardement bezeichneten Phase der Entstehung des Sonnensystems, in der zahlreiche Planetesimale und kleinere Körper auf die bereits entstandenen Planeten und Monde stürzten.

Wenn ein Meteorit aus dem Weltall herabstürzt, hat er eine Geschwindigkeit von 10 bis 70 Kilometer pro Sekunde (30- bis 200-fache irdische Schallgeschwindigkeit). Beim Aufprall dringt er bis 100 Meter ins Gestein ein, was nur einige Tausendstel Sekunden dauert. Während dieser kurzen Dauer eines „Wimpernschlags“ wird seine gesamte kinetische Energie in Wärme umgewandelt, und er explodiert. Das umliegende Material wird kegelförmig weggesprengt; am Rand des entstehenden Lochs bildet ein Teil davon einen Wall.

Wenn ein großes Objekt oder eines mit sehr hoher Geschwindigkeit einschlägt, federt die Mondoberfläche zurück und bildet einen Zentralberg. Beim Fall einer Kugel ins Wasser geschieht Ähnliches: Ein Tropfen springt in der Mitte hoch. Dieses Verhalten kann gut mit Grießbrei simuliert werden.

Im Allgemeinen schlägt ein Meteorit einen Krater, der wegen seines Verdampfens und Explodierens 10- bis 20-mal größer ist als er selbst. Das im Innern herausgeschleuderte Material bildet bei manchen Ringgebirgen – wohl durch eine Art Staubwolke – sternförmige Strahlensysteme. Man sieht sie bei Vollmond im Umkreis von 60 Kratern hunderte Kilometer weit ausstrahlen – besonders deutlich an den mit 800 Millionen Jahre vergleichsweise jungen Ringgebirgen Copernicus, Kepler und Tycho. Da sie an der Tag-Nacht-Grenze keine Schatten werfen, können diese Strahlen nur flache, helle Spuren auf dem dunklen Mond-Basalt sein.

Kartierung und Benennung

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Die Kartierung der Mondkrater begann schon bald nach der Erfindung des Fernrohrs (1610) und gab Anlass zur Herausgabe zahlreicher Mondkarten und ab etwa 1800 ganzer Mondatlanten. Die visuelle Messung der Astronomen wurde ab etwa 1870 durch fotografische Aufnahmen größerer Sternwarten (insbesondere der Pariser und der Lick-Sternwarte) ersetzt.

Heute wird die Kartierung vor allem durch Vermessung mittels Raum- bzw. Mondsonden durchgeführt. Das erste derartige Projekt (gesamte Aufnahme des Mondes incl. der Mondrückseite) begann 1966 mit dem Lunar-Orbiter-Programm der NASA.

Bei ihrer Generalversammlung 1928 in Leiden entschied die Internationale Astronomische Union (IAU) über die Benennung von 412 Mondkratern.[4] Nach der fotografischen Erfassung der Mondrückseite durch sowjetische und US-amerikanische Missionen fand 1970 eine weitere massenhafte Benennung von Mondkratern durch die IAU statt.[5]

Einschlagbecken

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Die größeren Einschlagkrater ab etwa 300 km im Durchmesser nennt man auch Einschlagbecken, engl. impact basins. Diese haben sich größtenteils zur Zeit des späten schweren Bombardements vor zirka vier Milliarden Jahren gebildet. Viele sind mit Magma gefüllt und bilden die sogenannten Maria, andere sind großflächige Vertiefungen.[6] In der Encyclopedia of Planetary Landforms wird als weiteres Merkmal eine mehrfache Ringstruktur genannt.[7] Sie sind auf Grund ihres Alters und daraus resultierender Überlagerung durch spätere Einschläge nicht immer deutlich zu erkennen, einige wurden erst durch die GRAIL-Mission entdeckt.[8] Handelt es sich nicht um Maria, so sind die Einschlagbecken häufig nach zwei späteren Kratern benannt, durch deren Lage das Gebiet des Einschlagbeckens abgesteckt wird. Es sind über 40 solcher Einschlagbecken beschrieben[6], die größten unter ihnen sind:[9]

Name älter als benannt nach
Südpol-Aitken-Becken alle anderen Mondsüdpol, Krater Aitken
Coulomb-Sarton Birkhoff Krater Coulomb, Sarton
Dirichlet-Jackson Korolev Krater Dirichlet, Jackson
Crüger-Sirsalis Krater Crüger, Sirsalis
Smythii Crisium Mare Smythii
Schiller-Zucchius Krater Schiller, Zucchius
Amundsen-Ganswindt-Becken Schrödinger Krater Amundsen, Ganswindt
Nubium Humorum Mare Nubium
Poincaré Krater Poincaré
Lorentz Krater Lorentz
Fitzgerald-Jackson Freundlich-Sharonov Krater Fitzgerald, Jackson
Birkhoff Krater Birkhoff
Ingenii Mare Ingenii
Serenitatis Nectaris Mare Serenitatis
Apollo Korolev und Hertzprung Krater Apollo
Freundlich-Sharonov Moscoviense Krater Freundlich, Sharonov
Nectaris Mare Nectaris
Korolev Hertzprung Krater Kololev
Mendeleev Krater Mendeleev
Hertzsprung Krater Hertzsprung
Grimaldi Mendel-Rydberg Krater Grimaldi
Planck Schrödinger Krater Planck
Moscoviense Mare Moscoviense
Crisium Humboldtianum Mare Crisium
Humorum Mare Humorum
Humboldtianum Mare Humboldtianum
Imbrium Mare Imbrium
Schrödinger Krater Schrödinger
Orientale Mare Orientale
Mendel-Rydberg Krater Mendel, Rydberg

Siehe auch

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Literatur

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  • Don Wilhelms: Geologic History of the Moon US Geological Survey Professional Paper 1348, 3. Crater Materials (online)
  • Charles J. Byrne: The Moon's Largest Craters and Basins. Springer, Cham 2016, ISBN 978-3-319-22031-4.
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Commons: Mondkrater – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Einschlagbecken auf dem Mond – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Mondkrater – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Kleine Kraterkunde. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, abgerufen am 23. Dezember 2024.
  2. is-Grundlagen: Konzentrische Krater. In: Interstellarum, Zeitschrift für Praktische Astronomie. Band 40, 2005, S. 43 (interstellarum.de [PDF]).
  3. Charles A. Wood, Leif Andersson: New morphometric data for fresh lunar craters. In: Lunar and Planetary Science Conference, 9th. Pergamon Press, Inc., New York März 1978, S. 3669–3689, bibcode:1978LPSC....9.3669W (englisch).
  4. Heinz Mielke: Der Weg zum Mond. Neues Leben, Berlin 1971.
  5. D. H. Menzel, M. Minnaert, B. Levin, A. Dollfus, B. Bell: Report on Lunar Nomenclature by The Working Group of Commission 17 of the IAU. In: Space Science Reviews. Band 12, Nr. 2, 1970, S. 136–186, Rowland auf Seite 167, doi:10.1007/BF00171763, bibcode:1971SSRv...12..136M (englisch).
  6. a b Tracy Vogel, Daniel P. Moriarty, Natalie M. Curran: Lunar Craters. NASA, abgerufen am 21. Dezember 2024 (englisch).
  7. Henrik Hargitai, Ákos Kereszturi (Hrsg.): Encyclopedia of Planetary Landforms. Springer, New York 2020, ISBN 978-1-4614-9213-9, Impact Basin, doi:10.1007/978-1-4614-9213-9 (englisch).
  8. Gregory A. Neumann, Maria T. Zuber, Mark A. Wieczorek , James W. Head, David M. H. Baker, Sean C. Solomon, David E. Smith, Frank G. Lemoine 1, Erwan Mazarico, Terence J. Sabaka, Sander J. Goossens, H. Jay Melosh, Roger J. Phillips, Sami W. Asmar, Alexander S. Konopliv, James G. Williams, Michael M. Sori, Jason M. Soderblom, Katarina Miljković, Jeffrey C. Andrews-Hanna, Francis Nimmo, Walter S. Kiefer: Lunar impact basins revealed by Gravity Recovery and Interior Laboratory measurements. In: Science Advances. Band 1, Nr. 9, 20. Oktober 2015, doi:10.1126/sciadv.1500852 (englisch).
  9. The Moon's major impact basins. The Planetary Society, abgerufen am 16. Dezember 2024 (englisch).