Muršili II.

hethitischer Großkönig
(Weitergeleitet von Mursili II.)

Muršili II. (hurritischer Geburtsname: Tašmi-Šarruma) war ein hethitischer Großkönig. Während seiner Herrschaft weitete er das Reich nach Arzawa hin aus, unternahm Feldzüge nach Syrien und gegen die Kaškäer. Das so militärisch gefestigte Hethiterreich wurde weiterhin von einer Seuche gepeinigt, die im Laufe der Regentschaft Muršilis langsam abebbte. In Pestgebeten bat Mursili um das Ende dieser Seuche und zeigte immer weniger Verständnis für diese Plage.

Geschichte

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Ungefähre Ausdehnung des Hethiterreichs und anderer Reiche/Kulturen um 1300 v. Chr.

Muršili war der Sohn des Großkönigs Šuppiluliuma I. Sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt, man nimmt an, dass er bei seiner Thronbesteigung etwa 20 Jahre alt war. Als Šuppiluliuma I. um 1321 v. Chr. starb, wurde Muršilis Bruder Arnuwanda II. Herrscher. Seine älteren Brüder Šarri-Kušuḫ und Telipinu sorgten als Vizekönige in Karkemiš bzw. Ḫalpa für Stabilität im Reich, waren aber, wohl aufgrund ihres Amtes, von der Thronfolge ausgeschlossen. Während Arnuwandas Herrschaft blieben die Assyrer, wie bereits unter Šuppiluliuma I., vermutlich Feinde, da sie auch bei Regierungsantritt Muršili als feindlich angesehen wurden. Von Muršili ist während der Herrschaft Arnuwandas nur eine Aktion im Westen überliefert: Aus dem Land am Fluss Šeḫa war der Königssohn Manapa-Tarḫunta durch seine Brüder vertrieben worden und nach Karkiša geflohen, wo ihm sein Besitz abgenommen wurde. Arnuwanda und Muršili sandten nun Geschenke an die Stadt und erreichten damit, dass diese Manapa-Tarḫunta beschützte.

Zur Zeit des Regierungsantritts Mursilis wütete eine nicht näher bekannte Seuche im Land, an der schon Šuppiluliuma I. gestorben war, und der bald darauf auch Arnuwanda und dessen Sohn erlagen. Letzterer war ursprünglich als Thronfolger vorgesehen, starb jedoch noch vor seinem Vater. Muršili wurde nun um 1321 v. Chr. Großkönig.

1.–2. Regierungsjahr

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„Als ich mich noch nicht auf den Thron meines Vaters gesetzt hatte, da wurden mir die benachbarten Feindesländer alle feindlich. Als mein Vater Gott geworden war (d. h. starb), da setzte sich mein Bruder Arnuwanda auf den Thron, aber danach erkrankte er. [...] Als aber Arnuwanda, mein Bruder, Gott geworden war, da begannen auch alle Feindesländer, die noch nicht feindlich geworden waren ebenfalls feindlich zu werden [...] und [...] sprachen so: ´[...] Der sich jetzt aber auf den Thron seines Vaters setzte, der ist noch jung, und das Ḫatti-Land und die Grenzen des Ḫatti-Landes wird er nicht bewahren!“

Annalen des Muršili II.[1]

Die Kaškäer griffen im 1. Jahr von Muršilis Regierungszeit das Land Ḫatti an. Der gegen sie nach Išupitta geschickte Ḫannutti war auf dem Weg dorthin verstorben. Muršili feierte zu dieser Zeit Feste zu Ehren der Sonnengöttin von Arinna, die sein Vater versäumt hatte. Anschließend zog er nach Norden, zerstörte die Kaškäerstädte Ḫalila und Dudduška und kehrte nach Ḫattuša zurück. Nun verweigerten Kaškäer aus Išupitta Waffenhilfe, zu der sie verpflichtet waren. Während des 2. Jahres der Regierung Muršilis griff Assyrien Karkemiš an und drang ins Untere Land vor. Muršili kämpfte mit Šarri-Kušuḫ gegen Arzawa. Weiterhin attackierte Muršili die Kaškäer in Tipiya, welche obligatorische Truppensendungen unterlassen hatte. Die Stadt Katḫaidwa wurde durch ihn zerstört, worauf er wiederum nach Ḫattuša zog. Ehemalige Untertanen Muršilis, Pazzanna und Nunnuta, rebellierten nun in Išupitta. Der Großkönig unternahm einen weiteren Feldzug nach Norden und verfolgte die beiden Rebellen. Hierbei plünderte und brandschatzte er Palḫwišša und sandte erobertes Getreide in die Hauptstadt. Pazzanna und Nunnuta flohen nach Kammamma. Muršili verlangte ihre Auslieferung und bedrohte die Stadt mit Zerstörung. Daraufhin wurden Pazzanna und Nunnuta getötet und Kammamma unterwarf sich. Muršili überwinterte in Ankuwa.

3.–4. Regierungsjahr

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Muršili und Šarri-Kušuh eroberten Ḫuwaššanašša und eine andere Stadt, deren Name nicht überliefert ist. Allerdings flüchteten Bewohner dieser Städte nach Arzawa im Westen. Dieses hatte noch unter Muršilis Vater den Thronfolger Mašḫuiluwa vertrieben, der in Ḫattuša aufgenommen wurde. Šuppiluliuma hatte ihm seine Tochter Muwatti zur Frau und das Versprechen gegeben, dass er Arzawa für ihn zurückerobern werde. Muršili scheint beabsichtigt zu haben, dieses Versprechen einzulösen. Mašḫuiluwa beherrschte zu diesem Zeitpunkt lediglich etwa die Hälfte des Gebiets von MiraKuwaliya. Muršili forderte von dessen König Uḫḫaziti, einem Bruder Mašḫuiluwas, die Auslieferung der Flüchtigen, die dieser ablehnte. Er verbündete sich mit Millawanda, Ḫapalla, Wiluša, der anderen Hälfte von Mira und Kuwaliya und mit Manapa-Tarḫunta, der inzwischen im Land am Šeḫa herrschte. Gulla und Mallaziti führten ein hethitisches Heer gegen Milluwanda und besiegten es. Sie kehrten anschließend nach Ḫattuša zurück und Uḫḫaziti griff das von Mašḫuiluwa regierte Impaya an, eine Besetzung gelang jedoch nicht, worauf er Ḫapanuwa bekämpfte.

Währenddessen wurde Palḫwišša von Pišuru wiederaufgebaut und von Muršili erneut niedergebrannt. Ein Überfall der Kaškäer auf Kuzaštarina wurde durch die Rückeroberung desselben und Besetzung von Anziḫiša durch Muršili beantwortet.

Nachdem die Kaškäer auf diese Weise vorläufig besiegt waren, beteiligte sich Muršili am Krieg gegen Arzawa. Als er mit seiner Armee den Berg Lawaša erreichte, ereignete sich ein Omen:

"Der mächtige Wettergott, mein Herr, zeigte seine göttlich rechte Kraft und schleuderte einen Donnerbolzen. Alle meine Truppen sahen den Donnerbolzen. Das ganze Land von Arzawa sah den Donnerbolzen. Der Donnerbolzen passierte (uns) und schlug das Land von Arzawa. Er schlug Uḫḫazitis (Hauptstadt) Apaša. Er ließ sich in Uḫḫazitis Knien nieder und er wurde krank." (Annalen des Muršili §17)

In Šallapa vereinigte sich Muršili mit Šarri-Kušuḫ, der Unterstützung aus Karkemiš brachte, in Aura traf er Mašḫuiluwa. Uhḫḫzitis Sohn Piyama-Kurunta wurde nahe Walma am Fluss Aštarpa geschlagen und floh nach Apaša, wo sich auch Uḫḫaziti aufhielt. Von dort flohen die beiden nach Aḫḫiyawa. Uḫḫaziti starb im nächsten Jahr.

Andere Geflüchtete besiegte Muršili nach einer Belagerung im Arinnanda-Gebirge, da er dort seine Streitwagen nicht einsetzen konnte. Er soll von diesem Ort 15.500 Gefangene nach Hattuša gebracht haben. Nachdem die Stadt Puranda eine Übergabe verweigert hatte, verbrachte er den Winter am Aštarpa und feierte ein Fest. Im folgenden Jahr belagerte Muršili die Flüchtlinge in Puranda, dessen Wasserzufuhr abgeschnitten wurde. Im Frühling war Uḫḫazitis Sohn Tapalazunauli aus dem Exil in diese Stadt zurückgekehrt. Nachdem auch Purunda erobert worden war und Muršili 65.000 Gefangene (die Zahl ist nicht gesichert) gemacht hatte, floh Tapalazunauli mit seinen Kindern und anderen, woraufhin der Großkönig sie verfolgte. Den Hethitern gelang es, seine Kinder zu fangen, während Tapalazunauli nach Aḫḫiyawa entkam. Muršili verlangte vom König von Aḫḫiyawa seine Auslieferung und hatte Erfolg. Tapalazunauli wurde nach Ḫatti gebracht.

Muršili marschierte nun in das Land am Fluss Šeḫa, um Manapa-Tarḫunta zu bekriegen. Dieser bat in einem Brief um Schonung, doch Muršili ignorierte ihn. Erst als Manapa-Tarḫunta seine alte Mutter und andere alte Frauen zu ihm sandte, damit Muršili ihn als Vasall akzeptiere, gab dieser nach. Er gliederte die eroberten Länder ein. In Mira wurde Mašḫuiluwa, der eine Art Oberherrschaft über die anderen Vasallen ausübte, Herrscher. Ḫapalla ging an Targašnalli und Manapa-Tarḫunta bekam das Land am Šeḫa und Appawiya. Außerdem schloss er einen Vertrag mit Alakšandu von Wiluša. In Ḫapalla wurden Truppen stationiert.

Schätzungsweise siedelte Muršili in seinen ersten Regierungsjahren 100.000 Menschen um, die wohl in – infolge der Seuche – dünn bevölkerten Gebieten angesiedelt oder in die Armee integriert wurden. Insbesondere das hethitische Kernland benötigte Menschen, da die Seuche immer noch nicht abgeklungen war.

5.–6. Regierungsjahr

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Muršili zog erneut gegen die Kaškäer, die Ašharpaya besetzt hatten und dadurch den Weg nach Pala blockierten. Dieses Land wurde erobert und der Großkönig hielt sich zeitweilig in Šamuḫa auf. Das Land Arawanna, dem Muršili vorwarf, Kiššiya überfallen zu haben, wurde ebenfalls erobert. Wieder machte er viele Gefangene. Im darauf folgenden Jahr besiegte Muršili die Kaškäer in Ziḫarriya und Tarikarimu, die seit den Zeiten seines Vaters Überfälle durchführten, und verschleppte die Bevölkerung.

7. Regierungsjahr

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Muršili bekämpfte Piḫḫuniya, den ersten und letzten bekannten König der Kaškäer. Dieser hatte verschiedene kaškäische Stämme geeint und überfiel das Untere Land und die Stadt Ištitina. Muršili verlangte in einem Schreiben Pihhunijas Rückzug, den jener ablehnte. Daher vertrieb Muršili ihn aus dem Unteren Land und brannte Städte in Tipiya nieder, worauf sich Piḫḫuniya unterwarf. Muršili begab sich ins Untere Land und baute einige von den Kaškäern zerstörte Städte, darunter Ištitina, wieder auf.

Der Großkönig forderte hiernach vom Herrscher von Azzi-Ḫajaša, Anniya, die Auslieferung einiger unter seinem Vater zu diesem geflohener Menschen und griff nach Anniyas Absage das Land Azzi-Ḫajaša an.

Im Gebiet von Kinza (Kadesch) brach ein offenbar von Ägypten unterstützter Aufstand aus, dem sich wohl auch Tette von Nuḫašše anschloss (eventuell fand die Rebellion auch erst im 9. Jahr statt[2]). Diese Situation nutzten die Ägypter aus und zogen in das Krisengebiet. Muršili konnte den ägyptischen Angriff in einer Schlacht bei Karkemiš abwehren, so dass Nordsyrien weiter unter hethitischer Kontrolle blieb.[3]

Šarri-Kušuḫ besiegte in diesem Jahr einen Feind, der wahrscheinlich mit Nuḫašše in Verbindung stand. Während Muršili Feldzüge im Norden führte, versuchte Tette, ein König von Nuḫašše, die hethitische Oberhoheit abzuschütteln. Hilfe fand er bei EN-urta von Barga, während Abi-radda von Barga die Hethiter unterstützte. Möglicherweise intervenierten auch die Ägypter zugunsten Nuḫaššes, wurden aber besiegt. Aufgrund seiner militärischen Gebundenheit schlug Muršili dem Bruder Tettes, Šummittara, einen Staatsstreich gegen diesen vor, der mit seiner Anerkennung als König von Nuḫašše verbunden sein sollte. Summittara willigte ein und warf seinen Bruder ins Gefängnis. Die restlichen Aufständischen wurden besiegt. Da Tette jedoch nicht, wie es üblich gewesen wäre, nach Ḫattuša gebracht worden war, setzte er nach dem hethitischen Abzug Summittara ab und führte den Aufstand fort. Der General Kantuzzili wurde dem Vizekönig von Karkemiš, Muršilis Bruder Šarri-Kušuḫ, zu Hilfe gesandt, der den Aufstand niederwerfen sollte. Der König von Ugarit verweigerte ihm allerdings seine Unterstützung

8. Regierungsjahr

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Muršili zog gegen die Grenzstadt Ura, weswegen die Einwohner Azzis ihm die Herausgabe der gesuchten Menschen anboten. Wiederholt machte er Anniya daraufhin denselben Vorschlag. Dieser verweigerte sich jedoch erneut. Währenddessen führte Ḫutupiyama, der Statthalter von Pala, Krieg mit der Stadt Wašumana. Mursili schickte Nuwanza zu seiner Unterstützung und dieser brannte die Wašumana nieder. Muršili reiste nun nach Kizzuwatna und überließ Nuwanza die nördlichen Operationen, was Azzi veranlasste, die Stadt Ištitina zu zerstören und Kannuwara zu belagern.

9.–11. Regierungsjahr

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Im 9. Regierungsjahr folgte Niqmepa auf den Thron von Ugarit. Sein politisch markantestes Dokument stellt die Erneuerung des Friedensvertrages mit Muršili dar, der weiterhin die Oberherrschaft Ḫattis über Ugarit garantierte.[4] Im gleichen Jahr starb, trotz Anrufs der Unterweltgottheit Lelwani, seine erste Frau. Mursili beschuldigte seine Stiefmutter Tawananna, die dritte Frau Šuppiluliumas I. und auch nach dessen Tod weiterhin rechtmäßig Größkönigin (Tawananna), sie durch Hexerei getötet zu haben und befragte die Orakel. Diese bestätigten den Vorwurf und erklärten, dass die Götter es gutheißen würden, wenn er sie töten ließe. Die Tawananna wurde deswegen und wegen ihrer angeblichen Verschwendungssucht und anderer Beschuldigungen vor ein Gericht gestellt und für schuldig befunden, ihres Amts enthoben und verbannt. Muršili heiratete in jedem Fall noch die Danuḫepa. Zwar ist außer dieser nur Gaššulawiya als Ehefrau Muršilis bekannt, jedoch ist nach dem Fund eines Kreuzsiegels zweifelhaft, ob Gaššulawiya tatsächlich die im 9. Jahr verstorbene Ehefrau war, denn auf diesem Siegelabdruck trägt sie den Titel Großkönigin. Daher wird für wahrscheinlich gehalten, dass Muršilis insgesamt drei Mal heiratete und der Name seiner ersten Frau bisher nicht überliefert ist. In dem Fall hätte Muršili nach deren Tod zunächst Gaššulawiya und später Danuḫepa geheiratet.[5]

Zu Beginn seines 10. Regierungsjahrs erwähnt Muršili II. eine Sonnenfinsternis. In Erwägung gezogen wurden eine totale Sonnenfinsternis am 8. Januar 1340 v. Chr. oder eine ringförmige Sonnenfinsternis am 13. März 1334 v. Chr.[6] sowie am 14. Juni 1312 oder am 13. April 1308 v. Chr.[7] In der Forschung wird das Datum 14. Juni 1312 v. Chr. (totale Sonnenfinsternis, über dem nördlichen Anatolien am Nachmittag gut zu beobachten) bevorzugt,[8] teils auch das Datum 13. April 1308 v. Chr. (partiell, die allerdings in Anatolien bei Sonnenaufgang zu beobachten war).[9] Außerdem veranstaltete er ein Fest zu Ehren der Göttin Ḫebat von Kummanna in Kizzuwatna. Auf dem Weg nach Kizzuwatna erhielt Muršili II. die Nachricht, dass sein Bruder Šarri-Kušuḫ in Kummanna gestorben war. Šarri-Kušuḫs Nachkommen folgten ihm in Karkemiš als Vizekönige nach. Von Kummanna aus beauftragte Mursili Kurunta mit Verhandlungen mit Nuḫašše und der Vernichtung von dessen Getreide. Da entsagte Aitakama von Kadeš den Hethitern und Kurunta belagerte Kadeš. Während dieser Belagerung ermordete Niqmaddu seinen Vater Aitakama und unterwarf sich den Hethitern. Nuwanza, der Kannuwara entsetzen sollte, hatte unterdessen Bedenken wegen schlechter Omen und so wurden durch den Prinzen Nanaziti Botschaften zwischen ihm und dem Großkönig ausgetauscht, welcher gute Omen betreffs Kannuwaras hatte. Nachdem das Problem so gelöst war, besiegte Nuwanza die angreifenden Kaškäer.

Muršili selbst eroberte Karkemiš zurück, setzte Šarri-Kušuḫs Sohn Šaḫurunuwa als Statthalter ein und Sarruwa als Herrscher von Ḫalap. Außerdem zog er nach Aštata, erklärte die bronzezeitliche Stadt Emar zur Hauptstadt von Aštata, die die Wege von Syrien ins Zweistromland kontrollierte, und ließ dort eine Garnison zurück. Er zerstörte Yaḫrešša nach einem nächtlichen Überraschungsangriff und besiegte die Kaškäer im Land Piggainarešša. Danach begab er sich nach Ḫattuša und Ḫakpiš.

Im folgenden Jahr eroberte er die Städte Aripša und Tukkama in Azzi und beging ein Fest in Ḫattuša. Im 11. Regierungsjahr organisierte er Azzi.

12. Regierungsjahr

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Muršili schloss vielleicht einen Vertrag mit Haremhab und akzeptierte Azirus Enkel Duppi-Teššup als Vasallenkönig von Amurru.

Der kinderlose Mašḫuiluwa, der seinen Neffen Kubantakurunta adoptiert hatte, versuchte die Stadt Pitašša zu einem Anschluss zu bewegen, hatte jedoch keinen Erfolg. Von Šallapa aus machte ihm Muršili den Vorschlag einer gütlichen Einigung, doch Mašḫuiluwa floh stattdessen ins Land Maša. Muršili verwüstete dieses und erhielt von diesem, nach Antrag, Mašhuiluwa. Letzterer wurde Herrscher einer Stadt am Šiyanta-Fluss. An Kubantakurunta richtete Muršili Folgendes:

"Weißt du, Kubantakurunta, nicht, dass wenn jemand im Land Hatti ein Verbrechen des Aufstands begeht, der Sohn eines jeden Vaters, der ein Verbrechen begeht, auch ein Verbrecher ist? Und dass sie ihm das Haus seines Vaters nehmen und es entweder jemand anderem geben oder es für den Palast nehmen? Jetzt, weil dein Vater, Mašḫuiluwa, ein Verbrechen beging, und weil du, Kubantakurunta, Mašḫuiluwas Sohn bist, hätten sie nicht, obwohl du in keiner Weise ein Verbrecher warst, das Haus deines Vaters und dein Land von dir fortnehmen und es jemand anderem geben können? Ich hätte jemand anderen zum Herrn im Land machen können!"

(übersetzt aus dem Englischen)

Trotzdem wurde Kubantakurunta Vizekönig in Mira. Muršili zog wohl noch mehrere Male gegen die Kaškäer, konnte diese aber nicht endgültig unterwerfen.

Er setzte die Großkönigin Tawananna, eine Babylonische Prinzessin, ab, deren Name allerdings nicht ausreichend gesichert ist, da sie auf Siegeln nur mit ihrem Titel unterschrieb. Sie war Mitregentin von zwei Großkönigen gewesen und frönte nach Ansicht Muršilis, einem extravaganten Lebensstil. Muršili machte ihr zum Vorwurf, dass sie ihre Schwiegertochter schikaniert, die Bevölkerung terrorisiert und sich an Tempeleigentum vergriffen habe. Muršili betonte, dass er sich trotz dieser Vorwürfe nicht schlecht ihr gegenüber verhalten und ihre Befugnisse nicht beschnitten habe.

13.–19. Regierungsjahr

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Die Ereignisse während der Jahre 13 bis 18 der Regierungszeit Muršilis sind unbekannt. Im 19. Jahr berichten die Annalen, dass Muršili neue Truppen mobilisiert habe und in das Land Taggašta eingefallen sei, weil dieses die Länder Šadduppa, Karaḫna und Marišta überfallen hätte. Weiterhin sollen die Menschen von Taggašta Verstärkung erhalten haben und Muršili soll auf dem Weg nach Taggašta durch ein Omen vor einem Hinterhalt gewarnt worden sein. Der Text endet mit den Worten: "Als ich dies hörte, wartete ich."

Restliche Regierungszeit und Tod

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Die Annalen betreffs der letzten Regierungsjahre Muršilis sind noch nicht gefunden.

Muršili starb um 1290 v. Chr. Nachfolger wurden sein Sohn Muwattalli und später auch sein Jüngster Ḫattušili. Muršili hatte noch einen weiteren Sohn namens Ḫalpa-šulupi, der womöglich Befehlshaber der Streitwagen war.

Muršilis Sprachfehler

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Muršili besaß einen Sprachfehler, wahrscheinlich stotterte er. Muršili führte dies wohl auf ein Erschrecken zurück.

„Da brach ein Unwetter los, fern donnerte der Wettergott schrecklich. Und ich erschrak. Da wurde mir das Wort im Mund drin wenig und das Wort ging mir etwas stockend herauf...“ (zitiert nach Lehmann)

Muršilis Pestgebete

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Muršilis Regierungszeit war von der nicht nachlassenden Seuche geprägt. Es ist nicht gesichert, um welche Krankheit es sich handelte, da Seuchen damals allgemein mit demselben Begriff (in der modernen Übersetzung Pest genannt) bezeichnet wurden. Muršili versuchte über Orakelanfragen den Grund für den Ausbruch der Seuche festzustellen.

1. Orakelanfrage

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Und weil das Land dahinstirbt, fiel mir die Sache ein mit dem Tutḫalija, dem Jungen, dem Sohn des Tutḫalija, der von Šuppiluliuma ermordet wurde.....Da kamt ihr, ihr Götter, meine Herren und diese Sache mit Tuthalija dem Jüngeren rächt ihr jetzt nachträglich.[10]

Muršili brachte Opfergaben dar und hoffte auf ein Ende der Pest. Da die Gebete und Opfer keine Wirkung zeigten, folgte die nächste Orakelanfrage.

2. Orakelanfrage

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In das Hattiland habt ihr eine Pest eingelassen zu Zeiten meines Vaters und Bruders. Das ist nun das 20. Jahr, aber das Sterben ist vom Hattiland noch nicht genommen. Die Riten für den Euphrat machte ich im Hinblick auf die Pest zum Gegenstand dieser Orakelanfrage.[11]

Als möglichen Grund der Pest nannte Muršili nun den Racheangriff seines Vaters Šuppiluliuma I. auf den ägyptischen Vasallenstaat Amqa, der auf die Ermordung seines Sohnes Zannanza folgte.

Auswirkungen der Pestgebete

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Muršili fleht die Götter lange Jahre in seinen Gebeten an, scheint aber immer weniger zu verstehen, warum diese Strafe so heftig ausfallen muss, denn seiner Meinung nach muss eine Strafe gerecht sein.

Meine Götter, meine Herren, es ist so: Man sündigt. Und auch mein Vater sündigte und übertrat das Wort des Wettergottes, meines Herrn; ich aber habe in nichts gesündigt ... Und weil ich meines Vaters Sünde gestanden habe ... jagt die Pest wieder aus dem Land Hattuša hinaus.

Die Pestgebete Muršilis, vergleichbar mit dem Buch Ijob, zählen sicher zur Weltliteratur und weisen eine erstaunlich moderne Sicht auf das Verhältnis von Schuld und Strafe auf.


Wichtigste Quellen für die Regierung von Muršili sind die Annalen seiner Regierung (Zehnjahresannalen (CTH #61.I); erweiterte Annalen (CTH #61.II)), die natürlich die offizielle Sicht der Dinge darstellen. Die die Jahre 1–7, 9–12 sowie das Jahr 19 seiner Regentschaft betreffenden Texte sind überliefert, während die Jahre 7–9 lückenhaft überliefert und die Jahre 13–18 sowie das Ende seiner Regierungszeit nicht überliefert sind. Das sprachliche Niveau der Annalen ist mit Zitaten und wörtlicher Rede stellenweise umfassend, jedoch auch teilweise aus reinen Aneinanderreihungen von Ereignissen bestehend, im Vergleich zu Annalentexten anderer Großkönige hoch.[12]

Weitere Quellen sind:

  • Vertrag mit Duppi-Teššup von Amurru (CTH #62)
  • Vertrag bezüglich Barga (CTH #63.a)
  • Übereinstimmung mit Duppi-Tešub von Amurru (CTH #63.b: akkadische und hethitische Version)
  • Niqmaddu von Ugarit in seinen Grenzen bestätigende Edikte (CTH #64: akkadisch)
  • einen Konflikt zwischen Ugarit und Šiyannu regulierendes Edikt (CTH #65: akkadisch)
  • Vertrag mit Niqmaddu von Ugarit (CTH #66: akkadisch)
  • Vertrag mit Targašnalli von Ḫapalla (CTH #67)
  • Vertrag mit Kubanta-Kurunta von Mira und Kuwaliya (CTH #68)
  • Vertrag mit Manapa-Tarḫunta vom Land am Fluss Šeḫa (CTH #69)
  • Text über die Tawananna-Affäre (CTH #70)
  • Text über die "Mutter-des-Gottes"-Priesterin-Affäre (CTH #71)

(aus dem Englischen übersetzt)

Außerdem wurden während der Regierungszeit Muršilis Annalentexte betreffs der Regentschaft und Feldzüge seines Vaters (auch schon unter Tudḫaliya II.) verfasst.

Stammbaum

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Der folgende Stammbaum wurde nach Veröffentlichungen von Volkert Haas[13] und Jörg Klinger[14] erstellt.

 
 
 
 
 
Tudḫaliya I.
 
Nikkalmati
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Arnuwanda I.
 
Ašmunikal
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tudḫaliya II.
 
Daduḫepa
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tudḫaliya III.
 
 
 
Šuppiluliuma I.
 
1. Ḫinti
 
2. Tawananna
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zida
 
Telipinu
 
Piyaššili
 
Zannanza
 
Arnuwanda II.
 
Muršili II.
 
1./2. Gaššulawiya
 
2./3. Danuḫepa
 
Frau Šattiwazzas
 
Šattiwazza
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ḫalpa-šulupi
 
 
 
Muwattalli II.
 
 
 
Mašturi
 
Maššana-uzzi
 
 
 
1. Ehefrau
 
Ḫattušili III.
 
Puduḫepa
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Muršili III.
 
Kurunta
 
 
 
Bentešina
 
Gaššuliyawiya
 
Nerikkaili
 
Tudḫaliya IV.
 
Šauškanu
 
Ramses II.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Frau Ammistamrus II.
 
 
 
 
 
Arnuwanda III.
 
Šuppiluliuma II.
 
 
 
 
 
 

Quellensammlungen

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Literatur

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  • Horst Klengel: Geschichte des hethitischen Reiches (HdO I/XXXIV). Brill, Leiden/Boston/Köln 1998, ISBN 90-04-10201-9, S. 170ff. (mit Angabe der relevanten Quellenbelege)
  • Jörg Klinger: Die Hethiter. Beck, München 2007, ISBN 3-406-53625-5, S. 7, 37, 52–54, 64, 68, 77 f., 95–101, 105, 109
  • Johannes Lehmann: Die Hethiter. Volk der tausend Götter. Pawlak, Herrsching 1986, ISBN 3-88199-269-3.
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Anmerkungen

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  1. Jörg Klinger: Die Hethiter, S. 95.
  2. vgl. Elena Devecchi – Jared L. Miller: Hittite-Egyptian Synchronisms and their Consequences for Ancient Near Eastern Chronology. In: Jana Mynářová (Hrsg.): Egypt and the Near East – The Crossroad. Proceedings of an International Conference on the Relations of Egypt and the Near East in the Bronze Age. Prague, September 1-3, 2010. Prag 2011, S. 140, besonders auch Anm. 1.
  3. Die Erwähnung des 16. Regierungsjahr des Haremhab auf einer Steinschale, in der ein Feldzug nach Syrien erwähnt wird, verursachte kontroverse Diskussionen über die Datierung von Muršilis Regierungszeit. Redfort bezieht sich auf die Sonnenfinsternis 1335 v. Chr. im 10. Regierungsjahr Muršilis und setzt dessen Thronbesteigung auf 1344 v. Chr. sowie Haremhabs Beginn auf 1353 v. Chr.; Wente dagegen nennt 1332 v. Chr. als Haremhabs Akzessionsjahr und 1317 v. Chr. für den Feldzug im 16. Regierungsjahr; für Muršilis Beginn 1323 v. Chr.; TUAT 1 (Alte Folge) weist das Jahr 1338 v. Chr. für das 7. Regierungsjahr und ebenfalls 1344 v. Chr. für Muršilis Regierungsantritt zu. Mittlerweile wird die Sonnenfinsternis des Muršilis zumeist mit einer totalen Sonnenfinsternis am 24. Juni 1312 in Verbindung gebracht, was mit einer Synchronisation des 16. Regierungsjahres Haremhabs mit dem siebten Regierungsjahr Muršilis II. unvereinbar wäre. Siehe hierzu u. a. Gernot Wilhelm: Muršilis Konflikt mit Ägypten und Haremhabs Thronbesteigung. WdO 39, 2009, S. 108–116, besonders S. 114 ff. (mit weiteren Belegen) online bei Academia.edu-
  4. Dietz-Otto Edzard u. a.: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie, Bd. 9, de Gruyter, Berlin 2001, ISBN 3-11-017296-8, S. 568–569.
  5. siehe hierzu Metin Alparslan: Die Gattinnen Muršili II. Eine Betrachtung des heutigen Forschungsstandes. Studi Micenei ed Egeo-Anatoloici 69, 2007, S. 31–37. – online bei Academia.edu
  6. Peter J. Huber: The Solar Omen of Muršili II. Journal of the American Oriental Society 121/ 4, 2001, S. 640–644
  7. Volkert Haas: Geschichte der hethitischen Religion (=Handbuch der Orientalistik Band 15). Brill, Leiden, 1994, S. 27.
  8. z. B. Trevor R. Bryce: The Kingdom of the Hittites. Oxford University Press, überarbeitete Neuauflage 2005, u. a. S. XV Chronologietabelle
  9. So Frank Starke: Chronologische Übersicht zur Geschichte des hethitischen Reichs. In: Die Hethiter und ihr Reich. Das Volk der 1000 Götter. Ausstellungskatalog der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (2002), S. 314.
  10. Der vollständige Text ist nachzulesen in: A.Götze ANET, S. 394 ff., vgl. hierzu auch TUAT II S. 803 ff.
  11. Der vollständige Text ist nachzulesen in: TUAT II S. 808 ff.
  12. Diese Beurteilung findet sich bei Jörg Klinger: Die Hethiter. München 2007, S. 78
  13. Volkert Haas: Die hethitische Literatur. Walter de Gruyter, Berlin 2006, ISBN 978-3-11-018877-6, Seite 91.
  14. Jörg Klinger: Die Hethiter. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-53625-0
VorgängerAmtNachfolger
Arnuwanda II.Hethitischer Großkönig
1321 v. Chr. bis etwa 1294 v. Chr.
Muwattalli II.