Nationale Versorgungsleitlinie

deutsches Programm für medizinische Disease Management-Leitlinien
(Weitergeleitet von NVL-Programm)

Das Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien (NVL-Programm) ist ein 2002 gegründetes Programm zur Qualitätsförderung in der Gesundheitsversorgung in Deutschland mit Hilfe von multiprofessionellen medizinischen Leitlinien und Patientenleitlinien und Patienteninformationen.[1][2]

Träger und Koordination

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Träger des Programms waren die Bundesärztekammer (BÄK) seit 2002, sowie – seit 2003 – die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Die Initiative ist Teil des ÄZQ-Leitlinienprogramms: Redaktion und Koordination lagen seit Programmstart beim Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ). Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung finanzierten das NVL-Programm.[3][4]

Am 13. April 2024 ließen BÄK und KBV mitteilen, dass das ÄZQ als operatives Zentrum des NVL-Programms zum 31. Dezember 2024 aufgelöst werde.[5][6] Am 16. August 2024 kündigte das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi) an, dass es die Pflege und Weiterentwicklung der Nationalen Versorgungsleitlinien wahrnehmen werde.[7]

Das NVL-Programm zielt auf die Entwicklung, Pflege und Implementierung versorgungsbereichsübergreifender Leitlinien zu ausgesuchten häufigen Erkrankungen unter Berücksichtigung der Methoden der Evidenzbasierten Medizin (EbM). Insbesondere sollen NVL inhaltliche Grundlage für Organisation medizinische Versorgung bei Disease Management, Fallmanagement und Integrierte Patientenversorgung sein.[8][9]

Ein weiteres Ziel ist in diesem Zusammenhang die Stärkung von Gesundheitskompetenz und gemeinsamer Entscheidungsfindung von Patient und Arzt. Aus diesem Grund existiert zu jeder nationalen Versorgungsleitlinie eine Patientenleitlinie. Sie vermittelt in verständlicher Form die Inhalte der Versorgungsleitlinie, informiert über Hintergründe und Ursachen der Erkrankung und verweist auf weiterführende Informationsquellen.

Die inhaltliche Verantwortung für die einzelnen NVL liegt bei den Teilnehmern der multidisziplinär zusammengesetzten Leitliniengruppen. Primär werden die Mitgliedsgesellschaften der AWMF, die in den jeweiligen Themenbereichen aktiv sind, sowie die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und Patientenvertreter zur Mitarbeit eingeladen. In Abhängigkeit vom jeweiligen Thema werden auch Organisationen nichtärztlicher Fachgruppen beteiligt.[10]

Patientenbeteiligung

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Patienten sind im NVL-Programm regelhaft beteiligt an der Leitlinienerstellung, am Begutachtungsverfahren und an der Erstellung von Patientenleitlinien zur entsprechenden NVL. Die Benennung von Patientenvertretern erfolgt über die Dachverbände der Selbsthilfeorganisationen, z. B. die BAG Selbsthilfe und die DAG SHG.[11]

Zwischen 2002 und 2024 wurden im NVL-Programm medizinische Handlungsempfehlungen und Patientenleitlinien zu folgenden Erkrankungen erarbeitet und wiederholt aktualisiert:

Internetauftritte des NVL-Programms

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Leitlinien, Informationen über Methodik der Leitlinienerstellung und Leitlinienimplementierung sowie Aktualisierungen werden über das Leitlinienportal des AWMF-Leitlinienregisters verbreitet. Das ursprüngliche NVL-Portal des ÄZQ (leitlinie.de) und das ÄZQ-Patientenportal (Patienten-Information.de) werden seit Herbst 2024 nicht mehr aktualisiert.

Anwendung in der Patientenversorgung

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Ärztliche Organisationen und Experten, die sich am NVL-Programm beteiligen, weisen immer wieder auf die Bedeutung der Initiative für die Qualität der Patientenversorgung hin.[13][14][15][16] In welchem Ausmaß die Nationalen Versorgungsleitlinien in der Patientenversorgung bekannt sind oder genutzt werden, ist bisher nur punktuell untersucht worden.[4][17][18][19][20]

Als Probleme für die breite Berücksichtigung werden unter anderem mangelnde Bekanntheit, ungenügende Praxistauglichkeit im Arzt-Patientenkontakt und unzureichende Verständlichkeit für medizinische Laien angegeben.[4]

Siehe auch

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Günter Ollenschläger, Christine Berenbeck, Andreas Löw, Franz Stobrawa, Friedrich-Wilhelm Kolkmann: Nationales Programm für Versorgungs-Leitlinien bei der Bundesärztekammer – Methoden-Report. In: Zeitschrift für Ärztliche Fortbildung und Qualitatssicherung (ZEFQ). Band 96, Nr. 8, August 2002, ISSN 1431-7621, S. 545–548 (evimed-institut.de [PDF; abgerufen am 3. Juni 2022]).
  2. Nationale Versorgungsleitlinien. ÄZQ, 2022, abgerufen am 13. Juni 2022.
  3. Nationale Versorgungsleitlinien, Methodik - Stand 2017. ÄZQ, 4. Mai 2021, abgerufen am 3. Juni 2022.
  4. a b c Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin [ÄZQ] (Hrsg.): Evaluation der Nationalen VersorgungsLeitlinien: Abschlussbericht. 2021, doi:10.6101/azq/000473 (aezq.de [PDF; abgerufen am 3. Juni 2022]).
  5. Iris Hinneburg auf LinkedIn: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben es… Abgerufen am 13. April 2024.
  6. Veröffentlichungen ÄZQ - Ollenschlaeger.net. 14. August 2024, abgerufen am 16. August 2024 (deutsch).
  7. Operative Leitung für das NVL-Programm gesucht. Abgerufen am 16. August 2024.
  8. Günter Ollenschläger, Ina Kopp, Monika Lelgemann, Sylvia Sänger, Regina Klakow-Franck: Das Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien von BÄK, AWMF und KBV: Ziele, Inhalte, Patientenbeteiligung. In: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. Band 50, Nr. 3, März 2007, ISSN 1436-9990, S. 368–376, doi:10.1007/s00103-007-0163-4.
  9. Günter Ollenschläger, Hanna Kirchner, Christine Berenbeck, Henning Thole, Olaf Weingart, Dietrich Sonntag, Michael Fiene, Christian Thomeczek: Aktuelle Initiativen zur Realisierung nationaler Leitlinien in Deutschland – eine Übersicht. In: Das Gesundheitswesen. Band 64, 2002, S. 513–520 (evimed-institut.de [PDF; abgerufen am 3. Juni 2022]).
  10. Programm für Nationale Versorgungsleitlinien: Zusammensetzung der Leitliniengruppen. ÄZQ, abgerufen am 3. Juni 2022.
  11. Programm für Nationale Versorgungsleitlinien: Patientenbeteiligung. ÄZQ, abgerufen am 3. Juni 2022.
  12. Nicht-spezifischer Kreuzschmerz — Leitlinien.de. 20. Mai 2024, abgerufen am 6. Oktober 2024.
  13. Martin Härter, C. Klesse, I. Bermejo, M. Lelgemann, S. Weinbrenner, G. Ollenschläger, I. Kopp, M. Berger: Entwicklung der S3- und Nationalen Versorgungs-Leitlinie Depression. In: Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. Band 51, Nr. 4, April 2008, ISSN 1436-9990, S. 451–457, doi:10.1007/s00103-008-0514-9, PMID 18345469.
  14. Tom Bschor, Andrea Pfennig, Christopher Baethge, Michael Bauer, et al: S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen – Pharmakotherapie. In: Arzneimitteltherapie 31(03). 2013, abgerufen am 5. Juni 2022.
  15. G. Rümenapf: Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) „Nierenerkrankungen bei Diabetes im Erwachsenenalter“. In: Gefässchirurgie. Band 16, Nr. 5, 6. August 2011, S. 317, doi:10.1007/s00772-011-0913-3.
  16. Orthopäden betonen Bedeutung der Nationalen VersorgungsLeitlinie Nichtspezifischer Kreuzschmerz - Der medizinische Sachverständige. 11. Juni 2017, abgerufen am 5. Juni 2022.
  17. Carolin Bahns, Lisa Happe, Christian Thiel, Christian Kopkow: Physical therapy for patients with low back pain in Germany: a survey of current practice. In: BMC musculoskeletal disorders. Band 22, Nr. 1, 19. Juni 2021, ISSN 1471-2474, S. 563, doi:10.1186/s12891-021-04422-2, PMID 34147077, PMC 8214788 (freier Volltext).
  18. Simone Kiel, Christina Raus, Elizabeth Sierocinski, Peggy Knauthe, Jean-François Chenot: Concordance of patient beliefs and expectations regarding the management of low back pain with guideline recommendations - a cross-sectional study in Germany. In: BMC family practice. Band 21, Nr. 1, 21. Dezember 2020, ISSN 1471-2296, S. 275, doi:10.1186/s12875-020-01352-1, PMID 33342429, PMC 7751122 (freier Volltext).
  19. Lydia Marahrens, Daniel Röck, Tjalf Ziemssen, Raimar Kern, Focke Ziemssen: Umsetzung der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) zur Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 in diabetologischen Schwerpunktpraxen. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift (1946). Band 142, Nr. 18, September 2017, ISSN 1439-4413, S. e131–e139, doi:10.1055/s-0043-111388, PMID 28902377.
  20. S. Neubauer, J. Zeidler, T. Schilling, S. Engel, R. Linder: Eignung und Anwendung von GKV-Routinedaten zur Überprüfung von Versorgungsleitlinien am Beispiel der Indikation Linksherzinsuffizienz. In: Das Gesundheitswesen. Band 78, S 01, September 2016, ISSN 0941-3790, S. e135–e144, doi:10.1055/s-0042-100727.