Oberweier (Ettlingen)

Ortsteil von Ettlingen in Baden-Württemberg

Oberweier ist ein Dorf am Rande des Schwarzwaldes. Es erstreckt sich zwischen der Rheinebene und der Vorbergzone des Oberrheinischen Tieflands. Aufgrund seiner fruchtbaren Böden und seiner günstigen Wasserverhältnisse ist es stark landwirtschaftlich geprägt. Frühe Siedlungsspuren reichen bis in die Römerzeit zurück, da es als ein Knotenpunkt an der römischen Rheintalstraße lag – einer wichtigen Verkehrs- und Handelsroute. Seit der Eingemeindung 1974 gehört Oberweier zur Stadt Ettlingen im Landkreis Karlsruhe in Baden-Württemberg.

Oberweier
Stadt Ettlingen
Koordinaten: 48° 55′ N, 8° 23′ OKoordinaten: 48° 54′ 50″ N, 8° 22′ 54″ O
Höhe: 140 m ü. NN
Einwohner: 1468 (30. Juni 2022)[1]
Eingemeindung: 1. Oktober 1974
Postleitzahl: 76275
Vorwahl: 07243
Luftaufnahme

Geschichte

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Erstmals urkundlich erwähnt wurde Oberweier im Jahre 1115 als "Babinwilare", was aufgrund der Endsilbe -weier auf eine Ausbausiedlung des nächstgelegenen Ettlingenweier hindeutet.

Im Jahre 1307 fiel Oberweier an die Markgrafschaft Baden. Aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung wurde Oberweier zusammen mit Ettlingenweier und Bruchhausen zum Stab Weier zusammengefasst, wobei Ettlingenweier als damals offiziell älteste Siedlung den Vorsitz innehatte.[2]

1490 entstand die erste, St. Wendelin geweihte Kapelle in Oberweier, die aber im Dreißigjährigen Krieg verwüstet wurde. 1683 wurde auf den alten Mauerresten eine neue, größere Kapelle im gotischen Stil errichtet.[3]

Wie in der gesamten Region, hinterließ der Pfälzische Erbfolgekrieg im Jahre 1689 auch seine Spuren in Oberweier. Zu dieser Zeit hatte das Dorf gerade einmal etwa 100 Einwohner.[4]

Am 7. Dezember 1819 wurde die Auflösung des Stabes Weier in die Wege geleitet. Auf Grundlage Großherzoglicher Verordnungen wurde Oberweier als Teilgemeinde wieder administrativ selbständig.[5]

Erst im Jahre 1885 entdeckte der Heimatforscher Julius Naeher südwestlich des Ortes Mauerreste, die auf eine römische Besiedlung des Gebiets bereits im 2. Jahrhundert schließen lassen.[6]

1945 wurde die gotische Kapelle neben anderen Gebäuden wie Häusern und Scheunen durch alliierte Luftangriffe vollständig zerstört. Im Juni 1949 erfolgte die Grundsteinlegung für die neue Kirche.[7]

Am 1. Oktober 1974 trat Oberweier freiwillig der neuen Stadt Ettlingen bei.[8]

Frühere Schreibweisen

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Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[9]

  • 1123 „Babinwilare“
  • 1295 „Bebenwilre“
  • 1308 „Obernwilre“
  • 1362 „Obirwilr“
  • 1427 „Obirwir“
  • 1513 „Oberweyer“

Oberweier verfügt wie alle Ortsteile in Ettlingen über einen Ortschaftsrat, der bei der Kommunalwahlen in Baden-Württemberg 2024 neu gewählt wurde.

Ortsvorsteher ist Wolfgang Matzka, der zudem auch in den Ettlinger Gemeinderat gewählt wurde und dort der aktuell einzige Vertreter aus dem Ortsteil Oberweier ist.[10]

Bis zur Eingemeindung 1974 war das Amt des Bürgermeisters das höchste politische Amt im Ort. Seit 1974 ist das Amt des Ortsvorstehers das höchste politische Amt.

Gemeindeoberhäupter:[11]

Bürgermeister:

  • 1872–1874: Leopold Kühn
  • 1874–1885: Florian Martin
  • 1885–1919: Franz Weber
  • 1919–1930: Josef Dürr
  • 1930–1933: Otto Günter
  • 1933–1945: Albert Speck
  • 1945–1952: Otto Günter
  • 1952–1964: Hermann Maier
  • 1964–1974: Albert Heinzler

Ortsvorsteher:

  • 1974–1984: Albert Heinzler
  • 1984–1994: Helmut Hartmann
  • 1994–2009: Robert Seemann
  • Januar – Juni 2009: Klaus Peter Gück
  • seit 2009: Wolfgang Matzka

Ein bekanntes ehemaliges Mitglied des Ortschaftsrats in Oberweier ist der Journalist Mirko Drotschmann.

Städtepartnerschaften

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Seit 1973 unterhält Oberweier eine sehr rege Partnerschaft mit der französischen Ortschaft Étoges in der Champagne. Diese Partnerschaft wurde 1994 auf die benachbarten Ortschaften Fèrebrianges und Beaunay erweitert. Initiator dieser Partnerschaft auf deutscher Seite war der ehemalige Ortsvorsteher und letzte Bürgermeister der unabhängigen Gemeinde Albert Heinzler.

Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) betreibt das Busnetz im Kreis Karlsruhe. Dieser bietet die Buslinie 104 an, welche Oberweier mit Ettlingen und Malsch verbindet. Diese verkehrt wochentags ein bis zwei Mal pro Stunde, samstags stündlich und sonntags alle 2 Stunden in beide Richtungen.

Das Vereinsleben in Oberweier spielt eine sehr große Rolle, viele Einwohner sind in den verschiedensten Vereinen aktiv. Der Verein in Oberweier mit den meisten Mitgliedern ist der TSV Oberweier. Der Verein bietet verschiedene Sportarten wie Fußball für Jungen und Mädchen, Volleyball und Turnen an.

Einzelnachweise

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  1. Eva Streng: Ortsteile. Abgerufen am 23. Oktober 2022.
  2. Kurt Hochstuhl: Ettlingenweier: Aus der Geschichte des Stabes und der Gemeinde Ettlingenweier, Seite 38
  3. https://www.kath-ettlingen-land.de/seelsorgeeinheit/pfarrgemeinden/st-wendelin-oberweier/
  4. Kurt Hochstuhl: Ettlingenweier: Aus der Geschichte des Stabes und der Gemeinde Ettlingenweier, Seite 76
  5. Kurt Hochstuhl: Ettlingenweier: Aus der Geschichte des Stabes und der Gemeinde Ettlingenweier, Seite 84
  6. Der römische Gutshof von Ettlingen-Oberweier, Kreis Karlsruhe
  7. https://www.kath-ettlingen-land.de/seelsorgeeinheit/pfarrgemeinden/st-wendelin-oberweier/
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 482 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  9. Dorothee Le Maire: Oberweier aus der Ortsgeschichte von ihren Anfängen bis heute. Verl. Regionalkultur, 1998, ISBN 3-929366-95-9. Seite 21–22.
  10. Ergebnis. Abgerufen am 13. Juni 2024.
  11. Dorothee Le Maire: Oberweier aus der Ortsgeschichte von ihren Anfängen bis heute. Verl. Regionalkultur, 1998, ISBN 3-929366-95-9.

Literatur

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  • Dorothee Le Maire: Oberweier. Aus der Ortsgeschichte von ihren Anfängen bis heute. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1998. ISBN 978-3-929366-95-2.
  • Rolf Görtz: Oberweier – Wandlungen eines Dorfes. Maschinenschriftliche Zulassungsarbeit, Karlsruhe 1968.
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