Opernbesetzungen der Salzburger Festspiele 1938 bis 1944

Die Opern­besetzungen der Salz­burger Fest­spiele 1938 bis 1944 um­fassen alle Opern­auf­füh­rungen der Salz­burger Fest­spiele während der Herrschaft der Nationalsozialisten in Österreich. Während das NS-Regime in den Jahren 1938 und 1939 versuchte, an die höchst erfolgreiche Periode Arturo Toscaninis und Bruno Walters anzuknüpfen, gab es 1940 kriegsbedingt keine Opernaufführungen und von 1941 bis 1943 nur bescheidene Kriegsfestspiele für Soldaten. 1944 durfte die Uraufführung der Liebe der Danae von Joseph Gregor und Richard Strauss auf Befehl aus Berlin nicht stattfinden, es gab nur eine öffentliche Generalprobe.

Teile der Bevölkerung bejubeln die Annexion Österreichs an das Deutsche Reich, Salzburg 1938

Die bedeutenden Dirigenten dieser Jahre waren Karl Böhm, Wilhelm Furtwängler, Hans Knappertsbusch und Tullio Serafin sowie ab 1942 erneut Clemens Krauss, dem im September 1941 die Leitung der Festspiele übertragen worden war.

Die Salzburger Festspiele waren sowohl den illegalen Nationalsozialisten in Österreich, als auch dem NS-Regime in Deutschland auf mehrfachen Ebenen verhasst: als Kulminationspunkt der Österreichischen Identität, als Botschaft des Humanismus und des Friedens, als weltoffene und internationale Veranstaltung, die das deutsche Festspiel in Bayreuth klar in den Schatten gestellt hatte. Salzburg hatte Reinhardt, Toscanini, Lotte Lehmann als Opernheroine und Marlene Dietrich als Festspielgast, Stars, mit denen sich das sogenannte Dritte Reich gerne geschmückt hätte.[1]

Die Nazis waren nicht zimperlich in ihren Mitteln, nutzen nicht nur propagandistische Mittel der Diffamierung oder des Ignorierens, sondern erfanden auch die Tausend-Mark-Sperre zur Schädigung des österreichischen Fremdenverkehrs, verhängten Auftrittsverbote für deutsche Künstler,[2] warfen mit Flugzeugen Flugblätter ab und deponierten im Schloss Leopoldskron, dem Wohnsitz von Max Reinhardt, gar eine Bombe. Abwechselnd diffamierten sie die Festspiele als „jüdischen Hexensabbath“ oder als „bolschewistisch“ oder als beides. Langjährige Zielscheibe der antisemitischen Hetze der Nazis war Max Reinhardt, der 1933 gewagt hatte, den Titel Ehrenarier abzulehnen und sich standhaft weigerte, sich in den NS-Kulturbetrieb zu integrieren. Der Nationalsozialist und Sänger und Wilhelm Rode sagte 1933 seine Teilnahme am Fidelio erst zwei Tage vor der Vorstellung aus „politischen Gründen“ ab, wohl um die Vorstellung zu gefährden. 1935 versuchten die Nationalsozialisten britische und amerikanische Journalisten zu bestechen, in ihren Medien „Artikel über ein Salzburg, in dem es „vor Päderasten nur so wimmle“,“ zu lancieren.[3]

Als die Nationalsozialisten nach der Annexion Österreichs auch die Gestaltungsmacht in Salzburg übernahmen, wussten sie nicht so recht, was sie mit den Festspielen anfangen sollten. Sie wussten nur, was sie nicht wollten. Die zentralen Gegner waren schon weg: Hofmannsthal war verstorben, Reinhardt bereits 1937 nach Amerika gegangen und Toscanini hatte erneut – unmittelbar nach der Machtübernahme Hitlers in Österreich – abgesagt. Der Dirigent Bruno Walter, die Regisseure Herbert Graf und Lothar Wallerstein, die Lehmann sowie weitere jüdische bzw. dem NS-Regime kritisch gegenüber eingestellte Künstler sahen sich zur Emigration gezwungen. Doch ihr Zerstörungswerk in der Kultur setzten die Nationalsozialisten auch in Salzburg fort: Schloss Leopoldskron wurde enteignet, am 30. April fand eine Bücherverbrennung am Residenzplatz statt, das Anton Faistauer Foyer zum Festspielhaus wurde zerstört, der Jedermann abgesetzt, die Faust-Stadt in der Felsenreitschule abgebaut und die diffamatorische Ausstellung Entartete Kunst nach Salzburg geschickt. Der Festspielpräsident Heinrich Puthon wurde seines Amtes enthoben, doch am Opernprogramm ändert sich kaum etwas. Statt Josef Krips, Arturo Toscanini, Bruno Walter und Felix Weingartner dirigierten jetzt die systemkonformen Musiker Karl Böhm, Hans Knappertsbusch, Clemens Krauss und Wilhelm Furtwängler. Aus dem faschistischen Italien holte man Vittorio Gui und Tullio Serafin.

Die NS-Kulturpolitik war gespickt mit Widersprüchen, die in Salzburg besonders plastisch zur Geltung kamen: Reinhardt wurde zuerst hofiert, dann zerstörten die Nazis sein Salzburger Schaffen (und versuchten es zugleich zu kopieren: Anstelle der Faust-Stadt baute man eine Egmont-Stadt auf). Hofmannsthals Jedermann wurde, weil der katholische Autor über jüdische Vorfahren verfügte, verboten, seine Opern hingegen wurden weiterhin gespielt, weil sie vom Mitläufer Richard Strauss vertont wurden, dem Präsidenten der Reichsmusikkammer von 1933 bis 1935. Die Regisseure Herbert Graf und Lothar Wallerstein mussten als Juden emigrieren, ihre Inszenierungen wurden weitergespielt. Die Taktik des Tarnens und Täuschens trat auch hier zu Tage: Die Namen Hofmannsthal, Graf und Wallerstein verschwanden von den Programmzetteln, als Spielleiter gab man den Mitläufer Erich von Wymetal an.

Im Opernbereich beschränkte sich die NS-Kulturpolitik auf Symbolik: Das Festspielhaus wurde von „Reichsbühnenbildner“ Benno von Arent dem NS-Geschmack angepasst. Er ersetzte die Holzverkleidung durch eine goldverzierte Gipsdecke, brachte Reichsadler, Hakenkreuz und Führerbüste an, kreierte sogar eine eigene Führerloge, die freilich nur einmal, bei einer Vorstellung des Don Giovanni im Jahr 1939, genutzt wurde. Hitler war weiterhin Bayreuth verbunden, entzog Salzburg ab 1939 das Recht, Wagner-Opern zu spielen, und degradierte die Festspiele ab 1943 zum Salzburger Musik- und Theatersommer. Festspiele gab es für Hitler nur in Bayreuth. Das Programm der ersten beiden NS-Jahre zeichnete sich durch ein hohes Mass an Kontinuität zu den erfolgreichen Toscanini/Walter-Jahren aus, allerdings mussten die Festspiele auf alle jüdischen Gesangsstars verzichten. Doch hatte Salzburg erneut Glück im Unglück, fanden sich doch in den Besetzungen die Ausnahmetalente Maria Cebotari, Anton Dermota und Helge Rosvaenge. Und, mutmaßlich mit Hilfe Mussolinis, konnte man 1938 und 1939 nahezu das gesamte Falstaff-Sängerensemble der Toscanini-Neuproduktion erneut nach Salzburg verpflichten.

1940 wurden, erneut ein Widerspruch, die Salzburger Festspiele kriegsbedingt abgesagt, die Bayreuther Festspiele hingegen durchgeführt. Danach sank das Sängerniveau, griff Provinzialität um sich, blieb das internationale Publikum aus. Erwähnenswert in den Folgejahren sind nur zwei Projekte: 1942 eine Hochzeit-des-Figaro-Neuinszenierung von Walter Felsenstein, die einen neuen Mozart-Stil ankündigte, den nach Ende des NS-Regimes das Wiener und Salzburger Mozart-Ensemble umsetzten sollte – psychologisch durchdachte Personenführung, schlank und eher herb im Stil, ohne die üblichen Süßlichkeiten und den klassischen Kitsch. Und 1944 den Versuch der Uraufführung einer neuen Oper von Richard Strauss, der nach dem Tod von Hofmannsthal kein einziges Werk mehr schuf, welches sich im Repertoire etablieren konnte. Die Liebe der Danae ist freilich relevant als Kunstwerk des Scheiterns eines großen Komponisten und symptomatisch für den Eskapismus der verheerenden NS-Jahre, die von der Flucht in Walzerseligkeit, derbe Komödien und antike Stoffe dominiert waren. Bemerkenswert auch das Eingeständnis des Komponisten, der sich am Ende der Generalprobe an die vielgeliebten Wiener Philharmoniker wandte – mit dem Satz: „Vielleicht sehen wir uns in einer besseren Welt wieder.“

Orchester, Chor, Dirigent Regisseur, Ausstattung Sängerinnen Sänger
Die Meistersinger von Nürnberg von Richard Wagner, Festspielhaus, 23. Juli bis 22. August 1938 (vier Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Wilhelm Furtwängler
Erich von Wymetal
Robert Kautsky, Willi Bahner
Maria Reining Eva
Piroska Tutsek Magdalena
Walter Großmann Hans Sachs
Herbert Alsen Veit Pogner
Georg Maikl Kunz Vogelsang
Georg Monthy Konrad Nachtigall
Alfred Jerger Sixtus Beckmesser
Fritz Krenn Fritz Kothner
Anton Arnold Balthasar Zorn
Eduard Fritsch Ulrich Eißlinger
Hermann Gallos Augustin Moser
Alfred Muzzarelli Hermann Ortel
Carl Bissuti Hans Schwarz | Ein Nachtwächter
Karl Ettl Hans Foltz
Set Svanholm Walther von Stolzing
Erich Zimmermann David
Don Juan von Lorenzo Da Ponte und Wolfgang Amadeus Mozart, Festspielhaus, 25. Juli bis 27. August 1938 (vier Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Karl Böhm
Wolf Völker
Robert Kautsky
Elisabeth Rethberg Donna Anna
Luise Helletsgruber Donna Elvira
Maria Cebotari Zerlina
Ezio Pinza Don Juan
Virgilio Lazzari Leporello
Herbert Alsen Der Komtur
Anton Dermota Don Ottavio
Karl Ettl Masetto
Der Rosenkavalier von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, Festspielhaus, 26. Juli bis 22. August 1938 (vier Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Karl Böhm
Erich von Wymetal
Alfred Roller
Hilde Konetzni Feldmarschallin
Martha Rohs Octavian
Esther Réthy Sophie
Aenne Michalsky Leitmetzerin
Dora With Annina
Fritz Krenn Baron Ochs
Walter Großmann Faninal
Hermann Gallos Valzacchi
Viktor Madin Haushofmeister bei der Marschallin | Polizeikommissär
William Wernigk Haushofmeister bei Faninal | Wirt
Alfred Muzzarelli Notar
Helge Roswaenge Sänger
Tannhäuser von Richard Wagner, Festspielhaus, 29. Juli bis 26. August 1938 (vier Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Hans Knappertsbusch
Max Hofmüller
Robert Kautsky
Willy Fränzl Choreographie
Maria Reining Elisabeth
Piroska Tutsek Venus
Esther Réthy Hirtenknabe
Herbert Alsen Landgraf
Set Svanholm Tannhäuser
Alexander Svéd Wolfram von Eschenbach
Anton Dermota Walter von der Vogelweide
Carl Bissuti Biterolf
William Wernigk Heinrich
Karl Ettl Reinmar
Fidelio von Joseph Sonnleithner, Stephan von Breuning, Georg Friedrich Treitschke und Ludwig van Beethoven, Festspielhaus, 30. Juli bis 31. August 1938 (vier Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Hans Knappertsbusch
Erich von Wymetal Hilde Konetzni Fidelio
Luise Helletsgruber Marzelline
Helge Roswaenge Florestan
Josef von Manowarda Rocco
Carl Bissuti Don Fernando
Paul Schöffler Don Pizzaro
Richard Sallaba Jaquino
Anton Dermota, Karl Ettl Gefangene
Die Hochzeit des Figaro von Lorenzo Da Ponte und Wolfgang Amadeus Mozart, Festspielhaus, 1. bis 25. August 1938 (drei Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Hans Knappertsbusch
Guido Salvini
Alfred Roller
Maria Cebotari Gräfin Almaviva
Esther Réthy Susanna
Angelica Cravcenco Marcellina
Martha Rohs Cherubino
Dora Komarek Barbarina
Mariano Stabile Graf Almaviva
Ezio Pinza Figaro
Gino del Signore Basilio
Virgilio Lazzari Bartolo
Viktor Madin Antonio
Giuseppe Nessi Don Curzio
Falstaff und Arrigo Boito und Giuseppe Verdi, Festspielhaus, 6. und 23. August 1938 (vier Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Vittorio Gui
Guido Salvini
Robert Kautsky
Willy Fränzl Choreographie
Augusta Oltrabella Mrs. Alice Ford
Gianna Perea-Labia Nannetta
Angelica Cravcenco Mrs. Quickly
Mita Vasari Mrs. Meg Page
Mariano Stabile Sir John Falstaff
Piero Biasini Ford
Gino del Signore Fenton
Alfredo Tedeschi Dr. Cajus
Giuseppe Nessi Bardòlfo
Virgilio Lazzari Pistòla

Besetzungswechsel in den Folgevorstellungen:

  • Die Meistersinger von Nürnberg. Hans Sachs: Karl Kamann (ab 10. August), Stolzing: August Seider (19. August)
  • Der Rosenkavalier. Faninal: Viktor Madin (22.), Sophie: Maria Cebotari (22.), Annina: Olga Levko-Antosch (12. und 22.), Haushofmeister bei der Marschallin: Viktor Maiwald (22.), Polizeikommissär: Karl Ettl (22.), Sänger: Emmerich von Godin (2. und 12.)
  • Tannhäuser. Elisabeth: Hilde Konetzni (16. und 26.)
  • Fidelio. Leonore: Gertrud Rünger (8.), Don Pizarro: Fritz Krenn (31.)
Orchester, Chor, Dirigent Regisseur, Ausstattung Sängerinnen Sänger
Der Rosenkavalier von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, Festspielhaus, 1. bis 29. August 1939 (fünf Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Karl Böhm
Erich von Wymetal
Alfred Roller
Hilde Konetzni Feldmarschallin
Martha Rohs Octavian
Esther Réthy Sophie
Aenne Michalsky Leitmetzerin
Dora With Annina
Fritz Krenn Baron Ochs
Hermann Wiedemann Faninal
Hermann Gallos Valzacchi
Viktor Madin Haushofmeister bei der Marschallin | Polizeikommissär
William Wernigk Haushofmeister bei Faninal | Wirt
Alfred Muzzarelli Notar
Anton Dermota Sänger
Der Freischütz von Johann Friedrich Kind und Carl Maria von Weber, Festspielhaus, 3. bis 30. August 1939 (fünf Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Hans Knappertsbusch
Heinrich Karl Strohm
Benno von Arent
Tiana Lemnitz Agathe
Elisabeth Rutgers Ännchen
Paul Schöffler Ottokar
Carl Bissuti Kuno
Michael Bohnen Kaspar
Franz Völker Max
Volker Soetber Samiel
Herbert Alsen Eremit
Wilhelm Franter Kilian
Falstaff und Arrigo Boito und Giuseppe Verdi, Festspielhaus, 5. und 23. August 1939 (zwei Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Tullio Serafin
Guido Salvini
Robert Kautsky
Willy Fränzl Choreographie
Franca Somigli Mrs. Alice Ford
Augusta Oltrabella Nannetta
Angelica Cravcenco Mrs. Quickly
Mita Vasari Mrs. Meg Page
Mariano Stabile Sir John Falstaff
Piero Biasini Ford
Gino del Signore Fenton
Alfredo Tedeschi Dr. Cajus
Giuseppe Nessi Bardòlfo
Virgilio Lazzari Pistòla
Die Entführung aus dem Serail von Johann Gottlieb Stephanie und Wolfgang Amadeus Mozart, Salzburger Stadttheater, 7. bis 22. August 1939 (zwei Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Karl Böhm
Wolf Völker
Robert Kautsky, Ulrich Roller
Maria Cebotari Konstanze
Irma Beilke Blondchen
Albin Skoda Bassa Selim
Helge Roswaenge Belmonte
Richard Sallaba Pedrillo
Salvatore Baccaloni Osmin
Karl Ettl Anführer der Wachen
Don Giovanni von Lorenzo Da Ponte und Wolfgang Amadeus Mozart, Festspielhaus, 9. bis 27. August 1939 (drei Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Clemens Krauss
Wolf Völker
Robert Kautsky, Ulrich Roller
Elisabeth Rethberg Donna Anna
Hilde Konetzni Donna Elvira
Maria Cebotari Zerlina
Ezio Pinza Don Juan
Virgilio Lazzari Leporello
Ludwig Weber Der Komtur
Anton Dermota Don Ottavio
Karl Ettl Masetto
Die Hochzeit des Figaro von Lorenzo Da Ponte und Wolfgang Amadeus Mozart, Festspielhaus, 13. bis 31. August 1939 (drei Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Hans Knappertsbusch
Guido Salvini
Alfred Roller
Willy Fränzl Choreographie
Maria Reining Gräfin Almaviva
Esther Réthy Susanna
Angelica Cravcenco Marcellina
Martha Rohs Cherubino
Maria Schober Barbarina
Mariano Stabile Graf Almaviva
Ezio Pinza Figaro
Gino del Signore Basilio
Virgilio Lazzari Bartolo
Viktor Madin Antonio
Giuseppe Nessi Don Curzio
Il barbiere di Siviglia von Cesare Sterbini und Gioachino Rossini, Festspielhaus, 16. und 25. August 1939 (zwei Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Coro del Teatro alla Scala
Tullio Serafin
Guido Salvini
Guido Salvini, A. Calvo
Margherita Carosio Rosina
Mita Vasari Berta
Luigi Fort Graf Almaviva
Salvatore Baccaloni Dr. Bartolo
Mariano Stabile Figaro
Ezio Pinza Basilio
Alfio Tedesco Fiorello
Giuseppe Nessi Offizier
Ferry Klos Notar

Besetzungswechsel in den Folgevorstellungen:

Aufgrund des Zweiten Weltkriegs wurden die Salzburger Festspiele 1940 auf Geheiß aus Berlin abgesagt, nicht jedoch die Bayreuther Festspiele, bei denen Winifred Wagner zwei Ring-Zyklen und vier Vorstellungen des Fliegenden Holländers ansetzte. Hitler besuchte ein letztes Mal die Bayreuther Festspiele.

Die Wiener Philharmoniker setzten aus Eigeninitiative einen Konzertzyklus in Salzburg an und retteten somit die Kontinuität des Festivals. Es fanden neun Orchesterkonzerte statt und zwei Serenaden, an denen die Bläservereinigung der Philharmoniker beteiligt war. Es dirigierten Karl Böhm, Wilhelm Furtwängler, Hans Knappertsbusch und – eine Novität für Salzburg – Franz Lehár. Solisten waren der Geiger Wolfgang Schneiderhan, der Pianist Emil von Sauer sowie die Sänger Esther Réthy, Gertrud Rünger und Marcel Wittrisch. Neben klassischen Konzertstücken von Mozart, Beethoven, Brahms, Bruckner und Tschaikowski erstellte das Programm einen starken Bezug zum Musiktheater. Das reguläre Programm begann mit Beethovens Dritten Leonoren-Ouvertüre und endete mit Wagners Tannhäuser-Ouvertüre. Insgesamt wurden acht Ouvertüren und Vorspiele angesetzt, quasi als virtueller Ersatz für die ausgefallenen Opern- und Schauspielaufführungen. Drei Konzerte waren dem Wiener Walzer und der Operette gewidmet, Eskapismus in musikalischer Form, darunter das von Lehár dirigierte Konzert. Ein zweiter Schwerpunkt galt den Werken Wagners und beinhaltete Isoldes Liebestod sowie Siegfrieds Tod und Trauermusik aus der Götterdämmerung, Vorahnung des schrecklichen Endes, eingebettet zwischen Beethoven und Brahms.[4]

Orchester, Chor, Dirigent Regisseur, Ausstattung Sängerinnen Sänger
Die Zauberflöte, Textbuch von Emanuel Schikaneder, Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Festspielhaus, 2. bis 19. August 1941 (vier Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Karl Böhm
Heinz Arnold
Ludwig Sievert
Lea Piltti Königin der Nacht
Maria Reining Pamina
Hilde Konetzni 1. Dame
Dora With 2. Dame
Elena Nikolaidi 3. Dame
Dora Komarek Papagena
Erika Pirschl 1. Knabe
Elfride Trötschel 2. Knabe
Anny Schneller 3. Knabe
Ludwig Weber Sarastro
Peter Anders Tamino
Kurt Böhme Sprecher
Alfred Poell Papageno
Karl Wessely Monostatos
William Wernigk Priester
Wilhelm Franter 1. Geharnischter
Franz Normann 2. Geharnischter
Der Rosenkavalier von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, Festspielhaus, 4. bis 21. August 1941 (vier Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Hans Knappertsbusch
Erich von Wymetal
Alfred Roller
Anny Konetzni Feldmarschallin
Martha Rohs Octavian
Elisabeth Rutgers Sophie
Aenne Michalsky Leitmetzerin
Olga Levko-Antosch Annina
Fritz Krenn Baron Ochs
Hermann Wiedemann Faninal
Hermann Gallos Valzacchi
Hermann Baier Haushofmeister bei der Marschallin
Wilhelm Franter Haushofmeister bei Faninal
Karl Ettl Polizeikommissär
Alfred Muzzarelli Notar
Anton Dermota Sänger
William Wernigk Wirt
Die Hochzeit des Figaro von Lorenzo Da Ponte und Wolfgang Amadeus Mozart, Festspielhaus, 6. bis 24. August 1941 (vier Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Karl Böhm
Rudolf Zindler
Alfred Roller
Margarete Teschemacher Gräfin Almaviva
Elfriede Weidlich Susanna
Dora With Marcellina
Martha Rohs Cherubino
Elfride Trötschel Barbarina
Mathieu Ahlersmeyer Graf Almaviva
Paul Schöffler Figaro
Karl Wessely Basilio
Kurt Böhme Bartolo
Franz Normann Antonio
Hermann Gallos Don Curzio
Don Juan von Lorenzo Da Ponte und Wolfgang Amadeus Mozart, Festspielhaus, 8. bis 22. August 1941 (vier Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Hans Knappertsbusch
Wolf Völker
Robert Kautsky
Helena Braun Donna Anna
Hilde Konetzni Donna Elvira
Dora Komarek Zerlina
Paul Schöffler Don Juan
Fritz Krenn Leporello
Herbert Alsen Der Komtur
Anton Dermota Don Ottavio
Erich Kunz Masetto

Besetzungswechsel in den Folgevorstellungen:

Orchester, Chor, Dirigent Regisseur, Bühne, Kostüme Sängerinnen Sänger
Die Hochzeit des Figaro von Lorenzo Da Ponte und Wolfgang Amadeus Mozart, Festspielhaus, 5. bis 30. August 1942 (sechs Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Clemens Krauss
Walter Felsenstein
Stefan Hlawa
Stefan Hlawa
Helena Braun Gräfin Almaviva
Irma Beilke Susanna
Res Fischer Marcellina
Gerda Sommerschuh Cherubino
Liane Timm Barbarina
Hans Hotter Graf Almaviva
Erich Kunz Figaro
Josef Witt Basilio
Gustav Neidlinger Bartolo
Franz Normann Antonio
William Wernigk Don Curzio
Arabella von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, Festspielhaus, 9. bis 28. August 1942 (sechs Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Clemens Krauss
Rudolf Hartmann
Robert Kautsky
Erni Kniepert
Luise Willer Adelaide
Viorica Ursuleac Arabella
Trude Eipperle Zdenka
Else Böttcher Fiakermilli
Ruth Michaelis Kartenaufschlägerin
Theo Herrmann Graf Waldner
Hans Reinmar Mandryka
Horst Taubmann Matteo
Franz Klarwein Graf Elemer
Odo Ruepp Graf Dominik
Alfred Poell Graf Lamoral
William Wernigk Welko
Orchester, Chor, Dirigent Regisseur, Bühne, Kostüme Sängerinnen Sänger
Die Zauberflöte, Textbuch von Emanuel Schikaneder, Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Festspielhaus, 4. bis 29. August 1943 (sechs Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Clemens Krauss
Clemens Krauss
Stefan Hlawa
Erni Kniepert
Hildegard Kapferer Königin der Nacht
Irma Beilke Pamina
Maud Cunitz 1. Dame
Coba Wackers 2. Dame
Maria Cornelius 3. Dame
Gusti Huber Papagena
Käthe Nentwig 1. Knabe
Gertrud Friedrich 2. Knabe
Anny Schneller 3. Knabe
Georg Hann Sarastro
Julius Patzak Tamino
Hans Hotter Sprecher
Paul Hörbiger Papageno
Josef Witt Monostatos
Horst Taubmann Priester
Karl Ostertag 1. Geharnischter
Theo Herrmann 2. Geharnischter
Arabella von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, Festspielhaus, 8. bis 27. August 1943 (sechs Aufführungen)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Clemens Krauss
Rudolf Hartmann
Robert Kautsky
Erni Kniepert
Luise Willer Adelaide
Viorica Ursuleac Arabella
Maud Cunitz Zdenka
Irma Handler Fiakermilli
Ruth Michaelis Kartenaufschlägerin
Theo Herrmann Graf Waldner
Hans Reinmar Mandryka
Horst Taubmann Matteo
Franz Klarwein Graf Elemer
Josef Witt Graf Dominik
Alfred Poell Graf Lamoral
Franz Szkokan Welko
Orchester, Chor, Dirigent Regisseur, Ausstattung Sängerinnen Sänger
Die Liebe der Danae von Joseph Gregor und Richard Strauss, Festspielhaus, 16. August 1944 (öffentliche Generalprobe)
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Clemens Krauss
Rudolf Hartmann
Emil Preetorius
Emil Preetorius, Erni Kniepert
Viorica Ursuleac Danae
Irma Handler Xanthe
Maud Cunitz Semele
Stefania Fratnikova Europa
Maria Cornelius Alkmene
Anka Jelacic Leda
Horst Taubmann Midas
Hans Hotter Jupiter
Franz Klarwein Merkur
Karl Ostertag Pollux
Walter Carnuth 1. König
Joszi Trojan-Regar 2. König
Theo Reuter 3. König
Georg Wieter 4. König
  • Josef Kaut: Die Salzburger Festspiele 1920-1981, mit einem Verzeichnis der aufgeführten Werke und der Künstler des Theaters und der Musik von Hans Jaklitsch. Residenz Verlag, Salzburg 1982, ISBN 3-7017-0308-6, S. 244–249.
  • Czernin Verlag: Im Schatten der Mozartkugel, Reiseführer durch die braune Topographie von Salzburg, Kapitel 8. Festspielhaus, Schloss Leopoldskron: Krieg der Kultur(en), abgerufen am 12. Dezember 2016

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Goebbels hatte im Sommer 1933 versucht, Max Reinhardt als Ehrenarier in den NS-Kulturbetrieb zu integrieren, hatte jedoch eine deutliche Absage erhalten. Siehe: Dieter E. Zimmer: Max Reinhardts Nachlaß, Die Zeit (Hamburg), 15. Juli 1994, abgerufen am 12. Dezember 2016. Der Antifaschist Toscanini hatte unmittelbar nach Hitlers Machtübernahme seine weitere Mitwirkung an den Bayreuther Festspielen abgesagt. Lotte Lehmann hatte sich 1933 nicht der Forderung Hermann Görings gebeugt, sich als weltberühmte Sängerin in den NS-Kunstbetrieb einzureihen. In der Folge wurden ihr Auftritte während im nationalsozialistischen Deutschland unmöglich gemacht. Goebbels wollte auch die Dietrich nach Deutschland zurückholen, vergeblich.
  2. Nachgewiesen ist das Verbot Goebbels beispielsweise für Wilhelm Furtwängler und Richard Strauss vom Mai 1934, dem beide Dirigenten unmittelbar nachkamen. Sie entschuldigten sich jedoch offiziell mit „Überarbeitung“ bzw. „Krankheit“. Siehe Stephen Gallup: Die Geschichte der Salzburger Festspiele. Orac, Wien 1989, ISBN 978-3-7015-0164-9, S. 125.
  3. Angelika Hager: Salzburger Festspiele: Jüdisch geprägt, von Goebbels missbraucht, Profil (Wien), 27. Juli 2013, abgerufen am 12. Dezember 2016.
  4. Josef Kaut: Die Salzburger Festspiele 1920-1981, mit einem Verzeichnis der aufgeführten Werke und der Künstler des Theaters und der Musik von Hans Jaklitsch, Salzburg: Residenz Verlag, ISBN 3-7017-0308-6, S. 290f.