Das Optional Stopping Theorem ist ein mathematischer Satz über Martingale, eine spezielle Klasse von stochastischen Prozessen, und damit der Wahrscheinlichkeitstheorie zuzuordnen. Der Satz geht auf Joseph L. Doob zurück und hat weitreichende Auswirkungen für die Existenz von für den Spieler vorteilhaften Spielstrategien, die auf einem Spielausstieg des Spielers beruhen.

Rahmenbedingungen

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Gegeben ist ein stochastischer Prozess  , der das Kapital des Spielers formalisiert. Dieser Prozess kann nun entweder

  • ein Martingal sein, was einem fairen Spiel entspricht,
  • ein Supermartingal sein, was einem Verlustspiel für den Spieler entspricht oder
  • ein Submartingal sein, was einem vorteilhaften Spiel für den Spieler entspricht.

Die Ausstiegsstrategie entspricht mathematisch einer Stoppzeit  , die angibt, wann das Spiel verlassen wird.

Das Spiel, kombiniert mit der Ausstiegsstrategie, ergibt den gestoppten Prozess  , der dann die langfristige Entwicklung bei Verwendung der Ausstiegsstrategie   abgibt.

Nun stellt sich die Frage, ob man durch die Wahl einer geeigneten Stoppzeit   die oben beschriebenen Prozessklassen ändern kann. Im Interesse des Spielers wäre eine Stoppzeit, die aus einem Martingal   nach Stoppen ein Submartingal   macht oder aus einem Supermartingal   ein (Sub-)Martingal   macht.

Der Satz beantwortet diese Frage negativ: Es gibt keine Stoppzeit, so dass der gestoppte Prozess in einer anderen Klasse liegt als der ursprüngliche Prozess.

Es sei abkürzend  . Gegeben sei eine Filtrierung   und eine Stoppzeit  . Bezeichne   die σ-Algebra der Vergangenheit der Stoppzeit   und definiere die Filtrierung

 .

Dann gilt:[1]

Ist   ein (Sub-/Super-)Martingal bezüglich  , so ist auch der gestoppte Prozess   ein (Sub-/Super-)Martingal sowohl bezüglich   als auch bezüglich  .

Des Weiteren gilt:[2]

Ist   ein Martingal, so ist
 .
Gilt zusätzlich, dass entweder
  • die Stoppzeit   beschränkt ist, d. h. es gibt ein   mit   fast sicher, oder
  • die Stoppzeit fast sicher endlich ist und   gleichgradig integrierbar ist,
so ist auch
 .

Die beiden obigen Aussagen gelten ebenso für Submartingale, wenn das Gleichheitszeichen durch ein   ersetzt wird. Genauso gelten sie auch für Supermartingale, wenn das Gleichheitszeichen durch ein   ersetzt wird.

Die Aussage wird in der Literatur nicht immer in demselben Umfang formuliert. Teils wird auch bloß die Stabilitätseigenschaft von (Sub/Super)Martingalen unter dem gestoppten Prozess als Optional Stopping Theorem bezeichnet.

Herleitung

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Die Herleitung der Hauptaussage erfolgt mittels der Martingaltransformation, man setzt dann  . Daraus folgt, dass  , und entsprechend der Martingaltransformation ist dies wieder ein (Sub-/Super-)Martingal. Die detaillierte Ausführung findet sich im Artikel zur Martingaltransformation als Beispiel.

Beziehung zum Optional Sampling Theorem

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Der wesentliche Unterschied zwischen dem Optional Stopping Theorem und dem Optional Sampling Theorem ist, dass bei dem Optional Stopping Theorem der gestoppte Prozess   untersucht wird, wohingegen bei dem Optional Sampling Theorem die gesampelten Zufallsvariablen

 

für verschiedene Stoppzeiten untersucht werden.

Eine Überschneidung zwischen gestopptem Prozess und   ergibt sich, da beispielsweise bei fast sicher endlichen Stoppzeiten

  fast sicher

gilt. Daher wird der zweite Teil der oben aufgeführten Aussage auch als Spezialfall des Optional Sampling Theorems bezeichnet. Dieses liefert für zwei Stoppzeiten   mit  , die σ-Algebra der σ-Vergangenheit   und einem Martingal   die Aussage

 

und damit nach Bildung des Erwartungswertes

 .

Setzt man hier aber die Stoppzeit  , so ist dies genau die obige Aussage.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 2013, S. 214.
  2. Meintrup, Schäffler: Stochastik. 2005, S. 317.