Dieter Noeske (* 8. März 1936 in Wriezen; † 23. November 2020 in Rotenburg an der Fulda) war ein deutscher Orgelbauer und Begründer der Orgelbauwerkstatt Rotenburg.

Orgelbauwerkstatt Rotenburg
Rechtsform Einzelunternehmen
Gründung 1964
Sitz Rotenburg an der Fulda
Leitung Dieter Noeske / Peter Kozeluh
Branche Musikinstrumentenbau
Website orgelbau-rotenburg.de
 
Firmenplakette von Heinrich Möller

Die Ursprünge der Rotenburger Werkstatt gehen auf Johannes Vogt (* 24. Januar 1774 in Brotterode; † 24. Februar 1833 in Rotenburg an der Fulda) zurück, der zwischen 1804 und 1832 als Orgelbauer nachweisbar ist. Als Vogt starb, war sein Sohn Jacob Vogt (* 18. November 1811 in Rotenburg; † 28. Juli 1891 in Korbach) noch recht jung, sodass Vogts Geselle Friedrich Bechstein (* 26. Mai 1801 in Hofgeismar; † 11. Januar 1855 in Rotenburg), der 1830 dessen Tochter geheiratet hatte, die Werkstatt übernahm.[1] Valentin Möller (* 16. August 1811 in Ziegenhain; † 7. April 1887 in Rotenburg) erlernte bei seinem Onkel Johannes Vogt den Orgelbau und war dann Geselle und Werkmeister von Bechstein. 1855 übernahm er das Unternehmen, das bis 1964, über vier Generationen lang (Heinrich, August und Heinrich II), in Familienhand blieb.

Dieter Noeske wurde als Sohn des Kaufmanns Berthold Noeske geboren und erhielt als Kind Klavier- und Geigenunterricht. Den Orgelbau erlernte er 1951–1954 bei Karl Gerbig in Eberswalde, wo er bis 1955 als Geselle blieb. Anschließend folgten Gesellenjahre bei Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt (1955–1960), in denen er sich auf die Intonation konzentrierte.[2] Mit 23 Jahren wurde er 1960 Geschäftsführer der Orgelwerkstatt von August Möller in Rotenburg, die ihrerseits auf eine lange Orgelbautradition zurückblickte.[3] Im Jahr 1964 legte Noeske die Meisterprüfung bei Paul Ott ab und übernahm die Rotenburger Firma.[4]

Seit 2008 ist der Werkstattmeister Peter Kozeluh (* 1961) Teilhaber und Geschäftsführer der Firma.[2] Seit 1986 in der Rotenburger Orgelbauwerkstatt tätig, schloss er 1990 das Orgelbauexamen und 1994 die Meisterprüfung erfolgreich ab.[5]

Die Orgelbauwerkstatt Rotenburg ist den klassischen Prinzipien des Orgelbaus verpflichtet, ohne sich auf eine bestimmte Stilperiode festzulegen. Seit 1964 entstanden etwa 120 Orgelneubauten, die vorwiegend in Hessen, Norddeutschland und Berlin errichtet wurden. Ab den 1990er Jahren setzten sich Noeske und Kozeluh für den Erhalt von Dorforgeln in Ostdeutschland ein.[2] Neben Neubauten wurden zahlreiche historische Instrumente restauriert.

Werkliste (Auswahl)

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Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
um 1960 Odenhausen (Lumda) Ev. Kirche   I/P 7 1978 als gebrauchte Orgel erworben[6]
1962 Rotenburg an der Fulda Jakobikirche
 
II/P 30 Erweiterungsumbau der Orgel von Jost Friedrich Schäffer (1682); 1989 von Noeske umgebaut
1964 Sontra Stadtkirche Sontra St. Marien
 
II/P 24 ursprünglich ohne selbstständiges Pedal; Neubau hinter historischem Prospekt von Johann Adam Gundermann (1711)
1969 Melsungen Stadtkirche Melsungen   II/P 27 Neubau durch Noeske; 2021–2024 Umbau und Erweiterung durch Hinzufügen eines eigenständigen Auxiliarwerkes mit 12 Registern als Schwellwerk durch die Nachfolgewerkstatt.
1970–1971 Berlin-Schmargendorf Dorfkirche Schmargendorf   I/P 14 Neubau
1971 Tann (Rhön) Stadtkirche   II/P 27 Neubau; 2001 Revision und Ergänzung vakanter Register durch Hoffmann Orgelbau
1973 Bad Arolsen Stadtkirche   III/P 37 Neubau hinter Rokoko-Prospekt von Johann Stephan Heeren/Marcus Christoph Krau (1779–1782)
1974 Berlin-Borsigwalde Gnade-Christi-Kirche   II/P 23 Neubau
1974 Oberkaufungen Stiftskirche
 
III/P 40 Neubau, 1980 und 2004 von Noeske umgebaut
1977 Altmorschen Klosterkirche
 
II/P 21 Neubau
1982 Feudingen Evangelische Kirche   II/P 21 Neubau hinter historischen Prospekt von 1715 unter Wiederverwendung von 3 Registern von 1893
1982 Korbach St. Nikolai
 
II/P 24 Neubau hinter historischem Prospekt von Johann Friedrich Schäffer (1742–1744)
1983 Cleverbrück St. Martin (Cleverbrück)
 
III/P 40 Neubau
1984 Schlüchtern Kirchenmusikakademie II/P 12 Hausorgel von 1984, 2017 in Schlüchtern aufgebaut

Orgel

1987 Niederzwehren Matthäuskirche II/P 24 Neubau
1988 Berlin-Gesundbrunnen Lazarus-Krankenhaus
 
II/P 15 Neubau
1989 Nentershausen Ev. Kirche II/P 14 Teilneubau und Rekonstruktion hinter Prospekt von Jost Friedrich Schäffer (1696)
1990 Schmillinghausen Ev. Kirche   I (II/P) 6 (16) Neubau hinter historischem Prospekt (um 1717) von Andreas Reinecke/Bernhard Reinecke (?); ausbaubar
1990–1991, 2002, 2008 Berlin-Wilmersdorf Auenkirche   IV/P 78 Erweiterungsumbau und Teilrekonstruktion der Orgel von P. Furtwängler & Hammer (1898/1922–1924)
1994 Anzhausen Ev. Kapelle
 
I/P 7 Meisterstück des Mitarbeiters Gerhard Richter → Orgel
1994 Ostenholz Kirche Ostenholz   I/P 8 Neubau hinter historischem Prospekt
1996 Freigericht-Bernbach St. Bartholomäus II/P 21 Grundlegende Überarbeitung der Orgel, ursprünglich Späth (1933, 1964) und Böhmer (1975)
1996 Hessisch Lichtenau Stadtkirche II/P 27 Neubau hinter neogotischem Gehäuse, das teilweise von Gebrüder Euler (1890) stammt
2001 Wellerode Evangelische Kirche
 
II/P 13 Neubau hinter historischem Prospekt und unter Einbeziehung einzelner Register der Vorgängerorgel
2004 Rotenburg an der Fulda St. Elisabeth und Marien
 
III/P 38
2007 Wingeshausen Evangelische Kirche II/P 15 Neubau inkl. Emporenbrüstung
2014 Kirchbracht Ev. Nikolauskirche
 
I/P 12 Neubau
2014 Besse Evangelische Kirche II/P 16 Neubau
2015 Ravolzhausen Evangelische Kirche   I/P 10 Teilneubau hinter historischem Gehäuse von Dreuth (1765)
2016 Leuderode Evangelische Kirche I/P 8 Neubau
2016 Raßdorf Evangelische Kirche II/P 11 Neubau
2019 Neumorschen Wehrkirche II/P 14 Neubau hinter historischem Prospekt
2019 Bischhausen Evangelische Kirche I/P 10 Neubau hinter historischem Prospekt

Literatur

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  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister: 1891–1991. Hrsg.: Bund Deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0, S. 262.
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Einzelnachweise

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  1. Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2009, ISBN 978-3-921140-86-4, S. 19, 286.
  2. a b c Orgelbau Rotenburg: Dieter Noeske, abgerufen am 1. Dezember 2022.
  3. Siegfried Neuber: Orgelbauer in Kurhessen-Waldeck. In: Quintett. Nr. 16, 2009, S. 26–28.
  4. Hermann Fischer: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister: 1891–1991. Hrsg.: Bund Deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0, S. 262.
  5. 200 Jahre Orgelbau in Rotenburg an der Fulda, abgerufen am 21. September 2020.
  6. Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 29,2). Band 3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 2: M–Z. Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1331-5, S. 759.