3. Panzerarmee (Wehrmacht)

Großverband des Heeres der Wehrmacht
(Weitergeleitet von Panzergruppe 3)

Die 3. Panzerarmee / Panzerarmeeoberkommando 3 (PzAOK 3) war eine Kommandobehörde des Heeres der Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges. Sie war Oberkommando jeweils wechselnder Armeekorps sowie zahlreicher Spezialtruppen.

Geschichte

Bearbeiten

Die Panzergruppe 3 wurde am 16. November 1940 durch die Beförderung des Generalkommandos XV. Armeekorps (mot.) gebildet, das zuvor im Polen- und Westfeldzug eingesetzt worden war. Führer des Verbands blieb der nach dem Westfeldzug zum Generaloberst beförderte Hermann Hoth. Anfangs in Frankreich der 1. Armee unterstellt, wechselte der Stab im Winter 1940/41 zur Heeresgruppe C in die Heimat.

In Vorbereitung auf das Unternehmen Barbarossa wurde die Panzergruppe nach Polen verlegt, um im Verband der Heeresgruppe Mitte am Angriff auf die Sowjetunion teilzunehmen. Die Panzergruppe 3 griff am 22. Juni 1941 aus dem Frontvorsprung von Suwałki in Richtung auf Olita und Grodno an, neben vier Panzer- und drei motorisierten Divisionen waren ihr zusätzlich 4 Infanteriedivisionen zugeteilt worden:

Die deutsche 9. Armee und Hoths Truppen bildeten während der Kesselschlacht bei Białystok und Minsk den nördlichen Zangenarm, der im Zusammenwirken mit dem südlichen Panzerkeil der Panzergruppe 2 zur Einkesselung der sowjetischen Westfront führte. Im direkten Anschluss trat die Panzergruppe 3 im Juli zur Kesselschlacht bei Smolensk an, in deren Verlauf der deutsche Vormarsch an der Dnepr-Düna-Linie zeitweise gestoppt wurde. Im September erfolgte eine Umgliederung in Vorbereitung auf die Wiederaufnahme der Offensivhandlungen mit dem Ziel, über Wjasma und Rschew auf Moskau vorzustoßen. Dabei wurde die Panzergruppe durch Abgaben anderer Armeen zeitweilig auf vier Korps verstärkt. In der Kesselschlacht von Wjasma (2.–16. Oktober) gelang der Durchbruch durch die sowjetischen Linien, worauf die Panzergruppe den Auftrag erhielt, auf Kalinin vorzugehen. Hoth war während dieses Angriffs zur 17. Armee abberufen und durch den General der Panzertruppe Georg-Hans Reinhardt abgelöst worden. Der deutsche Vormarsch blieb nun aufgrund des Beginns der Schlammperiode (Rasputiza) bis zum Einsetzen des Frostes Mitte November 1941 stecken. In der Schlacht um Moskau gelang der Vorstoß zum Iwankowoer Stausee und zum Moskau-Wolga-Kanal, bis die Anfang Dezember einsetzende Gegenoffensive der West- und Kalininer Front die Panzergruppe zum Rückzug zur Lama zwang.

Am 1. Januar 1942 wurde die Panzergruppe in 3. Panzerarmee umbenannt. Zusammen mit der 9. Armee und der 4. Panzerarmee geriet die Armee Anfang 1942 in Gefahr, im Raum Rschew bis Juchnow eingekesselt zu werden (→ Schlacht von Rschew). Das Armeeoberkommando wurde Mitte Januar aus der Front gezogen, um im Hinterland der 4. Panzerarmee an der bedrohten Nahtstelle zur Heeresgruppe Nord gegen die beidseitig der westlichen Düna durchgebrochenen Einheiten der sowjetischen 4. Stoßarmee eingesetzt zu werden. Hierfür wurden neben Alarm- und Reserve-Einheiten frische Divisionen (Generalkommando LIX.) aus dem Westen in den Befehlsbereich herangeführt. Im Mai und Juni wurde das unterstellte XXXXVI. A.K. (mot.) aus den Raum Wjasma gegen die noch im Hinterland haltenden sowjetischen Luftlande- und Kavallerie-Verbände angesetzt und im Zusammenwirken mit der 4. Armee aufgerieben. Im Juni 1942 wurde das Oberkommando der 4. Panzerarmee an die südliche Ostfront verlegt, die 3. Panzerarmee übernahm in Ablöse deren Frontabschnitt zwischen Gschatsk bis in den Raum nordwestlich von Juchnow, unterstellt waren jetzt neben dem XXXXVI., auch das XX. und IX. Armeekorps.

Im Zuge der Frontverkürzung infolge des im März 1943 vollzogenen Unternehmen Büffelbewegung wurde auch die 9. Armee aus der Front gezogen, die 3. Panzerarmee übernahm darauf im Anschluss an die Heeresgruppe Nord den neuen Frontabschnitt zwischen Gorodok-Newel-Welisch-Demidow. Ende September 1943 musste sich die 3. Panzerarmee infolge der sowjetischen Smolensker Operation in die Panther-Stellung und den Raum beidseitig von Witebsk zurückziehen.

Armeegliederung am 26. Dezember 1943

VI. Armeekorps

LIII. Armeekorps

IX. Armeekorps

  • Kampfgruppe 20. Panzerdivision
  • Kampfgruppe 87. I.D., Sperrverband Eckhardt
  • Polizei-Gren.Div. von Gottberg
  • 201. Sicherungs-Division

Im Frühjahr 1944 beteiligte die 3. Panzerarmee sich mit der Kampfgruppe von Gottberg, der 201. Sicherungs-Division und der 95. Infanterie-Division an den Unternehmen „Frühlingsfest“ (16. April bis 10. Mai 1944) und „Regenschauer“, die sich gegen Partisanen und Zivilbevölkerung im Raum Polazk richteten. Über 7.000 Menschen wurden getötet, knapp 7.000 gefangen genommen und gut 11.000 als Zwangsarbeiter verschleppt.[1] Im Sommer wurde die Armee während der sowjetischen Operation Bagration eingekesselt, konnte sich jedoch teilweise wieder befreien. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt keine Kampfpanzer mehr, jedoch 60.000 Pferde.[2] Ihre Schwerpunkteinsätze waren die Gefechte bei Tekino[3], Witebsk und an der Düna.

Armeegliederung am 19. Juli 1944

Im Unternehmen Doppelkopf im August gelang es, zeitweilig den Kontakt zur Heeresgruppe Nord wiederherzustellen. Nach Vordringen der Roten Armee zog sie sich nach Litauen und Kurland zurück und geriet während der Baltischen Operation, als der Kontakt zur Heeresgruppe Nord endgültig abriss, ab Oktober 1944 in die Nähe des Flusses Memel in Ostpreußen.

Am 20. Januar 1945 gelang sowjetischen Truppen die Eroberung von Tilsit. Nach dem Rückzug des IX. Armeekorps musste auch das Gen. Kdo. XXVIII. aus dem Brückenkopf von Memel zurückgezogen werden. Die 3. Panzerarmee wurde während der Schlacht um Ostpreußen zusammen mit der 4. Armee vom Rest der Heeresgruppe Mitte abgeschnitten. Das Armeeoberkommando wurde daraufhin über die Ostsee evakuiert und in Pommern der Heeresgruppe Weichsel unterstellt, wobei es die Truppen der 11. SS-Panzerarmee übernahm. Die Armee war an der Schlacht um Ostpommern beteiligt und verteidigte bis Ende April die Oder-Linie mit der „Festung Stettin“.

Während der Stettin-Rostocker Operation (April 1945) waren der Armee vier Korpsgruppen unterstellt:

Nach dem sowjetischen Durchbruch an der Oder zog sich der größte Teil der Armee nach Mecklenburg zurück, um in westalliierte Gefangenschaft zu gehen, während Teile (III. SS-Panzerkorps) an der Schlacht um Berlin teilnahmen und in Brandenburg kämpften.

Kriegsverbrechen

Bearbeiten

Die 3. Panzerarmee war an zahlreichen Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung in Weißrussland beteiligt. Dazu gehörte die Übergabe von Behinderten, Juden und ‚Zigeunern‘ an den SD zur ‚Sonderbehandlung‘.[5][6] Ab März 1944 ließ die 3. Panzerarmee in großem Umfang Zivilisten aus Witebsk als Arbeitskräfte in das Lager Borissow deportieren. Der Verband führte zusammen mit SS, Polizei und Zivilverwaltung sogenannte „Großaktionen“ gegen Partisanen wie „Unternehmen Regenschauer“ und „Frühlingsfest“ durch. Dabei wurden Dörfer durchsucht und niedergebrannt. Die Zivilbevölkerung wurde entweder für den Arbeitsdienst zwangsrekrutiert oder wegen Partisanenverdacht erschossen.[7][8] Im Gebiet der 3. Panzerarmee wurden geschätzte 20.000 Menschen, weit überwiegend Zivilisten, getötet.[9]

Personen

Bearbeiten
Oberbefehlshaber der Panzergruppe 3/3. Panzerarmee
Dienstzeit Dienstgrad Name
16. November 1940 bis 5. Oktober 1941 Generaloberst Hermann Hoth
5. Oktober 1941 bis 15. August 1944 Generaloberst Georg-Hans Reinhardt
15. August 1944 bis 9. März 1945 Generaloberst Erhard Raus
9. März bis 8. Mai 1945 General der Panzertruppe Hasso von Manteuffel
Chefs des Generalstabs der Panzergruppe 3/3. Panzerarmee
Dienstzeit Dienstgrad Name
16. November 1940 bis 13. Mai 1942 Oberst Walther von Hünersdorff
13. Mai 1942 bis 5. Mai 1943 Generalleutnant Walter Schilling
5. Mai 1943 bis 1. September 1944 Generalmajor Otto Heidkämper
1. September 1944 bis 8. Mai 1945 Generalmajor Burkhart Müller-Hillebrand
Generalstabsoffiziere (Ia) der Panzergruppe 3/3. Panzerarmee
Dienstzeit Dienstgrad Name
16. November 1940 bis 31. Januar 1941 Oberstleutnant Harald Freiherr von Elverfeldt
1. Februar 1941 bis 1. Juni 1942 Oberstleutnant Carl Wagener
2. Juni 1942 bis 5. November 1943 Oberst Dietrich Beelitz
5. November 1943 bis 25. September 1944 Oberst Hans-Joachim Ludendorff
25. September 1944 bis 8. Mai 1945 Major Hans Krohn

Gliederung

Bearbeiten

Armeetruppen

Bearbeiten

Unterstellte Großverbände

Bearbeiten
Juli 1941
Oktober 1941
Februar 1942
Juli 1942
Februar 1943
Dezember 1943
Juli 1944
Oktober 1944
März 1945

Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • James Lucas: Die Wehrmacht 1939–1945. Zahlen, Daten, Fakten. Tosa Verlagsgesellschaft, Wien 2004, ISBN 3-85492-880-7.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 2: Die Landstreitkräfte 1–5. Biblio-Verlag, Bissendorf 1973, ISBN 3-7648-0871-3.
Bearbeiten

Anmerkungen und Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrußland 1941–1944. 2. Auflage Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 3-506-71787-1, hier S. 743.
  2. Sven Felix Kellerhoff: Warum Stalin den Krieg 1944 nicht beendete. welt.de, 25. Juni 2014, abgerufen am 25. Juni 2014.
  3. möglicherweise Tekino in der Oblast Twer.
  4. Tony Le Tissier: Kampf um Berlin, Bechtermünz Verlag, Augsburg 1997, Anhang S. 227
  5. Felix Römer: Der Kommissarbefehl. Wehrmacht und NS-Verbrechen an der Ostfront 1941/42. Schöningh, Paderborn 2008, hier S. 328
  6. Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrußland 1941–1944. 2. Auflage Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 3-506-71787-1, hier S. 424.
  7. Verbrechen der Wehrmacht: 3. Panzerarmee (Memento des Originals vom 28. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.verbrechen-der-wehrmacht.de (PDF; 1,6 MB)
  8. Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrußland 1941–1944. 2. Auflage Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 3-506-71787-1, hier S. 741–743.
  9. Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrußland 1941–1944. 2. Auflage Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 3-506-71787-1, hier S. 741–743.