Petrus van Oeckelen (* 15. August 1792 in Breda; † 13. August 1878 in Glimmen) war ein niederländischer Orgelbauer und Carilloneur.

Petrus van Oeckelen wurde als Sohn des Uhrmachers, Orgel- und Klavierbauers Cornelis van Oeckelen und Elisabeth Coenen geboren. Er erlernte sein Handwerk bei seinem Vater. Um 1808 wurde er als städtischer Carillonspieler nach Breda berufen. Im Jahr 1810 übersiedelte er nach Groningen, wo er den Ruf erhielt, das Carillon der Martinikerk zu bespielen. 1837 ließ er sich als Orgelbauer in Harendermolen bei Glimmen nieder. Dort übernahm er die Werkstatt des verstorbenen Orgelbauers Johannes Wilhelmus Timpe. Vermutlich hat er sich bei Timpe oder bei Heinrich Hermann Freytag im Orgelbau vertieft.[1]

Er heiratete am 30. Juni 1825 in Groningen die sieben Jahre jüngere Joanna Maria Theresia Auwerda, Tochter von Christianus Auwerda und Margarita Elizabetha Paping. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, von denen drei den väterlichen Beruf erlernten: Cornelis Allegondus (Aldegundis) (1829–1905), Henricus (1835–1894) und Antonius (1839–1918). Van Oeckelen starb zwei Tage vor Vollendung seines 86. Lebensjahres und wurde in Noordlaren begraben.[2] Cornelis Aldegundis und Antonius führten den Betrieb ihres Vaters fort.[1] Die letzte Orgel aus der van Ockelen-Werkstatt entstand im Jahr 1915 für die Hervormde kerk in Leek. Mit dem Tod des Enkels Antonius van Oeckelen endete das Familienunternehmen im Jahr 1918 in dritter Generation. Der Meistergeselle Harmannus Thijs (1862–1943) führte bis etwa 1933 und dessen Lehrling Lukas Rinkema bis in die 1960er Jahre nur noch Unterhaltsarbeiten durch.

Petrus van Oeckelen war der bedeutendste Vertreter der Orgelbauerfamilie van Oeckelen.[3] Er war zwar römisch-katholisch, lieferte aber überwiegend Orgeln für die protestantischen Kirchen in der nördlichen Niederlande. Eine Orgel schuf er für die katholische Broerkerk in Groningen, die in einer Anzeige im Algemeen Handelsblad ihre Zufriedenheit über das Instrument zum Ausdruck brachte.[4]

Im 19. Jahrhundert gehörte der Familienbetrieb neben der Firma van Dam aus Leeuwarden zu den produktivsten Erbauern von Kirchenorgeln in der nördlichen Region der Niederlande. Dies ist auf seine Geschäftstüchtigkeit, seine Freundschaften mit einflussreichen Persönlichkeiten, sein diplomatisches Geschick und auf Standardisierungsverfahren in der Produktion (beim Prospekt und bei Orgelteilen) zurückzuführen. Dennoch bewahrte van Oeckelen ein hohes handwerkliches Niveau.[1] Von besonderer Qualität sind seine Streichregister, insbesondere die Viola da gamba. Er führte verschiedene Neuerungen in den Orgelbau ein, verwendete aber ausschließlich die mechanische Traktur. Van Oeckelens Werke stehen noch in der Groninger Klangtradition des 18. Jahrhunderts und sind mit ihren gemischten Stimmen und den Zungenregistern konservativ geprägt. Zungen und der Bourdun 16′ sind häufig aufgeteilt in Bass und Diskant. In späteren Werken hielten auch romantische Register Einzug in die Dispositionen. Das Pedal ist in der Regel nur angehängt, auch bei zweimanualigen Werken.

Die Prospektgestaltung ist recht einheitlich, in der Regel fünfachsig, mit erhöhtem Mittelturm und flankierenden Türmen, dazwischen doppelgeschossige Flachfelder. Während van Oeckelen in seiner Frühzeit vereinzelt polygonale oder Spitztürme baute, verwendet er später immer drei Rundtürme. In den 1850er Jahren baute er einige Werke mit Rückpositiv, danach mit Oberwerk. Das seitliche Schnitzwerk verbreitert sich nach unten. Oben wird das Orgelgehäuse mit Musikinstrumenten bekrönt, vielfach eine Leier auf dem Mittelturm, gelegentlich mit großen Adlern, Figuren, Vasen oder einem Strahlenkranz. Die unteren viereckigen Flachfelder werden mit einer Schräge abgeschlossen, die oberen haben einen geschwungenen Abschluss, der sich an den Mittelturm anschmiegt.

Neben Neubauten führte van Oeckelen auch Umbauten oder Überführungen von Orgeln in andere Kirchen durch. So baute er im Jahr 1857 die Orgel der Groninger Aa-kerk um. Diese Maßnahmen werden heute teils kritisiert, weil Orgeln mit historischer Substanz ganz oder teilweise dem Zeitgeschmack angepasst wurden. Auf der anderen Seite ging van Oeckelen verhältnismäßig respektvoll mit den erhaltenen Orgeln um, erneuerte abgängige Bälge und Trakturen und bewahrte die Instrumente auf diese Weise.[3] Auch seine Söhne konzentrierten sich auf Provinzen Groningen, Friesland und Drenthe, schufen vereinzelt aber auch Werke außerhalb der Nordniederlande.

Werkliste (Neubauten)

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Die römische Zahl bezeichnet die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal und die arabische Zahl die Anzahl der klingenden Register.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Anmerkungen
1819 Assen Kloosterkerk
 
II/p 17 Neubau unter Verwendung von Registern und vielleicht auch der Front von Heinrich Hermann Freytag; 1848 in die dortige Jozefkerk überführt und 1897 in die Clemenskerk in Havelte (Foto)[5]
1839 Strijen St. Lambert
 
II/p 21 Vollendung der Orgel nach dem Tod des Vaters; 1948 erweitert auf II/P/33[6]
1839 Smilde Koepelkerk
 
II/p 20 [7]
1841 Groningen Academie- of Broerkerk II/p 21 später in die Rehobothkerk in Tholen überführt; heute erweitert auf II/P/29[8]
1841 Hijkersmilde Hervormde kerk   II/p 20
1845 Tjamsweer Hervormde kerk
 
I/p 8
1847 Kloosterburen Hervormde kerk
 
I/p 8
1848 Kloosterburen Katholische Kirche I/p 8 nicht erhalten
1849 Breede Breeder Kirche
 
II/p 11 1840 von van Oeckelen als Hausorgel gebaut, 1849 erweitert[9]
1851 Garmerwolde Hervormde kerk   II/p 20 weitgehend erhalten[10]
1851 Saaxumhuizen Hervormde kerk
 
II/p 14
1852 Usquert Hervormde kerk
 
II/p 16
1852 Veendam Katholische Kirche II/p 14
1854 Zwolle Sint Michaëlskerk II/P 25 mit freiem Pedal; 1927 Umsetzung in die Noorderkerk/Alphen aan den Rijn und 1961 in die dortige Salvatorikerk (dort bis 2020)
1856 Akkrum Terptsjerke
 
II/p 16 einziger Neubau des Orgelbauers mit einem Rückpositiv; nahezu vollständig erhalten[11]
1857 Harlingen Westerkerk
 
II/p 18
1860 Steenwijk Grote of Sint-Clemenskerk
 
II/P 26 mit freiem Pedal[12]
1861 Odoorn Hervormde kerk
 
I/p 1897 verbrannt[13]
1861 Beerta Hervormde kerk
 
II/p 17
1861 Beetgum Hervormde kerk
 
II/p 17
1862 Groningen Pepergasthuiskerk II/p 20
1863 Middelstum Hervormde kerk
 
II/p 20
1864 Muntendam Hervormde kerk
 
II/p 15
1864 Noorddijk Hervormde kerk   II/p 15
1865 Oude Pekela Hervormde kerk
 
II/P 19 mit freiem Pedal[14]
1866 Tolbert Hervormde kerk
 
I/p 8
1867 Maurik Hervormde kerk
 
I/p 9
1868 Nieuwe Pekela Lutherische Kirche
 
I/p 8
1869 Blijham Hervormde kerk
 
I/p 8
1869 Slochteren Hervormde kerk
 
I/p 9
1870 Visvliet Hervormde kerk
 
I/p 9
1870 Kolderveen Hervormde kerk
 
I/p 9
1871 Noordwijk Noordwijker Kirche
 
I/p 9 [15]
1871 Amsterdam Oosterkerk   II/P 24 mit freiem Pedal
1872 Oenkerk Mariakerk
 
I/p 9 [16]
1872 Ruinerwold Ruinerwolder Kirche I/p 12 Unverändert erhalten[17]
1873 Westeremden Andreaskerk
 
I/p 9 neogotisches Gehäuse
1873 Westerlee Hervormde kerk
 
I/p 10
1873 Westervoort Hervormde kerk II/p 14
1873 Arnheim Kruiskerk II/ 13 Zum großen Teil erhalten[18]
1874 Oosteinde Nijkerkje
 
II/p 14
1874 Leermens Hervormde kerk   I/p 9 1957 verbrannt
1875 Sappemeer Koepelkerk
 
II/p 16 nahezu vollständig erhalten[19]
1876 Burum Hervormde kerk I/p 8 [20]
1876 Veessen Hervormde kerk
 
I/p 11 mit Forte-/Piano-Tritt; unverändert erhalten[21]
1876 Stadskanaal Oosterkadekerk II/p 15 [22]
1876 Groningen Waalse kerk I/p 8
1876 Noordlaren Bartholomeüskerk   I/p 9
1877 Nieuw Helvoet Hervormde kerk I/p 1977 ersetzt, 4 Register erhalten
1878 Houten Pleinkerk
 
I/p 9 weitgehend erhalten[23]
1879 Hardegarijp Hofkerk   I/p 10 nahezu vollständig erhalten[24]

Literatur

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  • Peter van Dijk: De betekenis van de orgelmakerij Van Oeckelen. In: Het Orgel, Jg. 100, Nr. 4, 2004, S. 27–46.
  • M.A.W. Gerding (Hrsg.): Orgelbouwers. In: Encyclopedie van Drenthe. Koninklijke Van Gorcum, Assen 2003, ISBN 90-232-3932-6, S. 696 f (online).
  • J. Holthuis: Petrus van Oeckelen. Orgelmaker te Harenermolen bij Groningen. Stichting Groningen Orgelland, Groningen 1985.
  • Lex Gunnink: Repertorium van de orgels gebouwd door Petrus van Oeckelen, orgelmaker te Harendermolen (Groningen). Gunnink, Zwolle 1990.
  • Jan Jongepier u. a.: Het orgel in de kerk van Tolbert - Andere activiteiten van de orgelmakers Van Oeckelen in het Zuidelijk Westerkwartier. Stichting tot behoud van het Nederlandse Orgel, Elburg 2001.
  • Peter Karstkarel: Alle middeleeuwse kerken. Van Harlingen tot Wilhelmshaven. Uitgeverij Noordboek, Groningen 2007, ISBN 90-330-0558-1.
  • Richard Kassel: Ockelen, van. In: Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.): The Organ. An Encyclopedia. Routledge, New York, London 2006, ISBN 0-415-94174-1, S. 378 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Henk Kwakernaat: De orgelmakers van Oeckelen. In: De Orgelvriend. 1995.
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Commons: Van-Oeckelen-Orgeln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c www.arpschnitger.nl: De orgelmakers van Oekelen (ca. 1790–1918), abgerufen am 7. Mai 2019.
  2. Stichting Dodenakkers: Noordlaren - Grabplatz (Memento des Originals vom 8. November 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dodenakkers.nl, abgerufen am 7. Mai 2019.
  3. a b Richard Kassel: Ockelen, van. In: Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.): The Organ. An Encyclopedia. Routledge, New York, London 2006, ISBN 0-415-94174-1, S. 378 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Algemeen Handelsblad vom 24. Mai 1842, abgerufen am 7. Mai 2019.
  5. Orgel in Havelte, abgerufen am 7. Mai 2019.
  6. Orgel in Strijen, abgerufen am 7. Mai 2019.
  7. Orgel in Smilde, abgerufen am 7. Mai 2019.
  8. Orgel in Tholen, abgerufen am 7. Mai 2019.
  9. Orgel in Breede, abgerufen am 7. Mai 2019.
  10. Orgel in Garmerwolde (PDF-Datei; 1 MB), abgerufen am 7. Mai 2019.
  11. Orgel in Akkrum, abgerufen am 7. Mai 2019.
  12. Orgel in Steenwijk (Memento des Originals vom 14. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.flentrop.nl, abgerufen am 7. Mai 2019.
  13. Orgel in Odoorn, abgerufen am 7. Mai 2019.
  14. Orgel in Oude Pekela, abgerufen am 7. Mai 2019.
  15. Orgel in Noordwijk, abgerufen am 7. Mai 2019.
  16. Orgel in Oenkerk, abgerufen am 7. Mai 2019.
  17. Orgel in Ruinerwold, abgerufen am 7. Mai 2019.
  18. Orgel in Arnheim, abgerufen am 7. Mai 2019.
  19. Orgel in Sappemeer, abgerufen am 7. Mai 2019.
  20. Orgel in Burum (Memento des Originals vom 18. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.orgelsite.nl, abgerufen am 7. Mai 2019.
  21. Orgel in Veessen, abgerufen am 7. Mai 2019.
  22. Orgel in Stadskanaal, abgerufen am 7. Mai 2019.
  23. Orgel in Houten, abgerufen am 7. Mai 2019.
  24. Orgel in Hardegarijp (PDF-Datei; 115 kB), abgerufen am 7. Mai 2019.