Precht ist eine deutsche Philosophiesendung des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF). Gast- und Namensgeber der Sendung ist der Philosoph und Publizist Richard David Precht, der in jeder Folge mit einem Gast aus Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft oder Politik eine aktuelle Frage des gesellschaftlichen Lebens erörtert.
In der sehr filmisch ausgeleuchteten, nächtlichen Studioatmosphäre ohne Publikum konzentriert sich alles auf die beiden Gesprächspartner. Die Themen orientieren sich an aktuellen Entwicklungen in der Gesellschaft oder suchen nach anwendbaren Erkenntnissen zu grundlegenden Fragen des menschlichen Handelns.
Jede Sendung hat eine Länge von 45 Minuten und wird in einem Berliner Studio aufgezeichnet. Die Ausstrahlung erfolgt sonntagabends zwischen 23:30 Uhr und Mitternacht. Alle Folgen werden auf 3sat wiederholt. Regie führt Gero von Boehm, als Redakteur ist Werner von Bergen verantwortlich.
Für die Fernsehsendung erhielt Precht neben zwei anderen Preisträgern den Deutschen Fernsehpreis 2013 in der Kategorie „besondere Leistungen“.[1][2]
Der Journalist Maximilian Probst kritisierte in der Wochenzeitung Die Zeit in dem Artikel Precht macht dumm die erste Folge der Fernsehsendung (Thema: Bildungspolitik), welche Das Philosophische Quartett ablöste. Er sieht in dieser einen „performativen Selbstwiderspruch“. Precht fordere Kreativität ein, ohne sie „nur einen Augenblick im Medium des Fernsehens“ zu gestatten. An „keinem Punkt“ würde nachgedacht, an keinem Punkt „gezweifelt oder sich Zeit gelassen“, nicht einmal „wirklich gefragt oder auch nur einmal nachgefragt“. Die Folge habe „so gut wie nichts mehr mit Philosophie zu tun“.[3] Dem schließt sich der Spiegel-Autor Sebastian Hammelehle an. Die Folge sei eine „Talk-Satire: zwei Stühle, eine Meinung“. Mit Philosophie habe das Gespräch zwischen Precht und Gerald Hüther „etwa so viel zu tun“ wie die „durchschnittliche bundesdeutsche Unterhaltung über die Bundesliga – da hat auch jeder eine Meinung“.[4]
Die fünfte Folge wurde von Melanie Mühl positiver aufgenommen.[5] Die 14. Folge zum Thema „Big Data“ wurde vom Handelsblatt gelobt als ein Beleg, dass das ZDF „zumindest nach Mitternacht seinem Bildungsauftrag“ noch nachkomme. Allerdings sei es „nicht ungeheuer erhellend“, wenn „zwei relativ gleich gesinnte Google-Gegner in Abwesenheit von Vertretern anderer Meinungen ihre Ansichten austauschen“.[6]
Im Interview mit dem Tagesspiegel zehn Jahre und 60 Folgen nach dem Start der Sendereihe erklärte Precht, er habe in den beiden ersten Ausgaben mit dem Format noch üben müssen; seit der dritten Ausgabe sei aber keine Sendung mehr missglückt. Durch die Weiterverbreitung über Podcast, Youtube und Soziale Medien sei das Publikum über die Jahre deutlich jünger geworden und liege unter dem ZDF-Durchschnitt. Zumeist werde die Dreiviertelstunde „live on tape“ aufgenommen. Seltener komme es dazu, dass der Gast noch Ergänzungen einbringen wolle oder dass Precht selbst denke, der Gast habe „noch mehr Pfeile im Köcher“. Dann würden noch ein paar Minuten nachgearbeitet. Befragt zu dem Zitat aus der Pressemappe zur Sendung: „Wir irren vorwärts“ erläuterte Precht, dass es sich dabei um einen Satz von Robert Musil handelt, den er wie folgt interpretierte: „Das Leben kann nur vorwärts gelebt und nur rückwärts verstanden werden. Wir sind stets in einer Überforderungssituation, die wir nicht überschauen.“ Er selbst neige gleichwohl dazu, den Fortschritt der Menschheit wertzuschätzen.[7]
↑„Ich bin meinem Gewissen verantwortlich.“ Zehn Jahre „Precht“: Ein Gespräch über Originalität, ökologische Katastrophen und öffentliches Echo. In: Der Tagesspiegel (Joachim Huber), 11. September 2022, S. 26.