Reichstag zu Worms (973)
Der Reichstag zu Worms 973 war die erste und einzige Reichsversammlung[Anm. 1], die Kaiser Otto (II.) als selbständig regierender Herrscher in Worms abhielt.
Kontext
BearbeitenKaiser Otto I. war am 7. Mai 973 gestorben. Der Herrschaftsübergang an seinen bereits sowohl als deutschen König eingesetzten und zum Kaiser gekrönten Sohn, Otto II., lief völlig reibungslos ab, zum ersten Mal seit 814, da er keine Brüder oder Onkel aus der väterlichen Linie hatte, die Ansprüche hätten stellen können. Allerdings erbte Otto II. auch die politischen Probleme, die vor allem in Italien, Bayern und Sachsen bestanden. Verwandte und Berater mussten sich, wie bei jedem Herrscherwechsel, neu positionieren, was potentiell Streit bedeutete.[1] Auch der Konflikt zwischen Kaiserinmutter Adelheid und Kaiserin Theophanu zeichnete sich schnell ab.[2] Eine wichtige Maßnahme des neuen Herrschers, mit den Konflikten umzugehen, war der Umritt, eine Reise des neuen Herrschers durch die Landesteile, in denen sein persönliches Erscheinen zur Beruhigung der Lage beitragen konnte. Im Zuge seines Umritts lud er auch zu einer ersten Reichsversammlung nach Worms ein.[3]
Der Wahl von Worms beruhte nicht nur in dessen zentraler, gut erreichbarer Lage, sondern Otto II. knüpfte damit auch historisch an seine Wahl zum deutschen König auf dem Reichstag zu Worms 961 an. Die Reichsversammlung fand Ende Juni 973 statt.[Anm. 2] Nach dem Begräbnis Otto I. in Magdeburg war es das erste Großereignis in der eigenständigen Herrschaft Otto II.
Dies sollte dann aber auch die letzte Reichsversammlung in Worms unter den Ottonen gewesen sein. Der Schwerpunkt ihrer Herrschaft lag weit ab von Worms im Nordosten des Reichs. Erst mit dem Salier Heinrich III. wurde Worms 75 Jahre später erneut Tagungsort einer Reichsversammlung.
Inhalt
BearbeitenSo war die Reichsversammlung 973 vor allem ein Akt der Herrschaftsabsicherung durch das Zusammentreffen des Kaisers mit dem süddeutschen Hochadel und den süddeutschen Bischöfen.[4] Weiterer Inhalt des Treffens ist nicht bekannt.[5]
Teilnehmer
BearbeitenAn der Reichsversammlung in Worms nahmen Teil[6]:
- Herzogin Judith von Bayern,
- Heinrich II. von Herzogtum Bayern (Sohn von Judith),
- Herzogin Hadwig von Schwaben, Tochter von Judith und verheiratet mit
- Burchard III. Herzog von Schwaben,
- Erzbischof Theoderich von Trier,
- Erzbischof Adalbert von Magdeburg,
- Erzbischof Friedrich von Salzburg,
- Bischof Dietrich von Metz,
- Bischof Wolfgang von Regensburg,
- Bischof Abraham von Freising,
- Bischof Pilgrim von Passau und
- Graf Richwin von Dillingen, Neffe des Bischofs Ulrich von Augsburg[Anm. 3] in Vertretung seines Onkels.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Johann Friedrich Böhmer / Hanns Leo Mikoletzky: Die Regesten des Kaiserreiches unter Otto II. 955 (973)–983 = Regesta Imperii 2, Sächsisches Haus, 2. Abteilung. Hermann Böhlaus Nachfolger, Graz 1950.
- Hagen Keller und Gerd Althoff: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen. Krisen und Konsolidierungen 888–1024 = Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte Bd. 3. 10. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-608-60003-2
Weblinks
BearbeitenAnmerkungen
Bearbeiten- ↑ Die begriffliche Unterscheidung zwischen Hof- und Reichstagen sowie Reichsversammlungen war im Mittelalter noch nicht ausgeprägt. Diese Versammlungen waren alle Treffen der Herrscher mit führenden Trägern politischer Macht im Reich.
- ↑ Der König urkundet ab dem 17. Juni 973 in Worms (vgl. von Sickel / Hausmann, S. 48, Nr. 38), die letzte in Worms während dieses Aufenthaltes ausgestellte Urkunde datiert vom 1. Juli 973 (ebd., S. 55, Nr. 46). Allerdings sollten diese Ausstellungsorte nicht unbedingt taggenau mit dem Aufenthaltsort des Kaisers gleichgesetzt werden. Einen Tag vor der ersten Urkunde aus Worms datiert eine aus dem von Worms damals kaum in einer Tagesreise zu erreichenden Fritzlar (ebd., S. 47, Nr. 37) und bereits vom 30. Juni 973 gibt es eine in Trebur ausgestellte Urkunde (ebd., S. 56, Nr. 47).
- ↑ Bischof Ulrich von Augsburg war zum Zeitpunkt der Reichsversammlung 83 Jahre alt und wohl nicht mehr reisefähig. Er verstarb einen Monat später.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Keller / Althoff, S. 240f; Gerd Althoff: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. 3., durchgesehene Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-17-022443-8, S. 137.
- ↑ Johannes Fried: Der Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis 1024. Ullstein, Frankfurt/M. 1998. ISBN 3-548-26517-0, S. 672f.
- ↑ Keller / Althoff, S. 240f.
- ↑ Keller / Althoff, S. 240.
- ↑ Böhmer / Mikoletzky, S. 280.
- ↑ Böhmer / Mikoletzky, S. 280, 973 Juni 16, Worms.