Rhinow [ˈʁiːnoː] ist eine Stadt im Landkreis Havelland in Brandenburg. Rhinow ist Verwaltungssitz des Amtes Rhinow.

Wappen Deutschlandkarte
Rhinow
Deutschlandkarte, Position der Stadt Rhinow hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 45′ N, 12° 21′ OKoordinaten: 52° 45′ N, 12° 21′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Havelland
Amt: Rhinow
Höhe: 30 m ü. NHN
Fläche: 31,66 km2
Einwohner: 1584 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 50 Einwohner je km2
Postleitzahl: 14728
Vorwahl: 033875
Kfz-Kennzeichen: HVL, NAU, RN
Gemeindeschlüssel: 12 0 63 260
Adresse der Amtsverwaltung: Lilienthalstraße 3
14728 Rhinow
Website: www.rhinow.de
Bürgermeister: Stefan Schneider (SPD)
Lage der Stadt Rhinow im Landkreis Havelland
KarteBrieselangDallgow-DöberitzFalkenseeFriesackGollenberg (Havelland)GroßderschauHavelaueKetzin/HavelKleßen-GörneKotzen (Havelland)Märkisch LuchMilower LandMühlenbergeNauenNennhausenPaulinenauePessinPremnitzRathenowRetzowRhinowSchönwalde-GlienSeeblickStechow-FerchesarWiesenaueWustermarkBrandenburg
Karte

Geografie

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Der Ort liegt am südlichen Rand des Rhinluches und am Fuße der bis zu 110 Meter hohen Rhinower Berge. Das Stadtgebiet wird vom Rhin in westlicher Richtung durchflossen. An der südwestlichen Stadtgrenze befindet sich der Gülper See.

Stadtgliederung

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Zur Stadt Rhinow gehört der Ortsteil Kietz, eine frühere slawische Siedlung. Hinzu kommen die Wohnplätze Buchhorst, Glewe, Horst, Mühlenburg.[2]

Geschichte

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Im Zuge der feudalen Ostexpansion wurde um 1200 eine slawische Burg übernommen und zur Sicherung des Übergangs über den Rhin weiter ausgebaut (spätere Mühlenburg). Unterhalb der Burg entwickelte sich daraufhin eine deutsche Ansiedlung. Eine slawische Siedlung bestand daneben im benachbarten Dorf Kietz. Die erste urkundliche Erwähnung als „Rinowe“ datiert auf den 28. Dezember 1216, als der Brandenburger Bischof Siegfried II. bei seiner Amtsübernahme dem Brandenburger Domkapitel seine Archidiakonatsrechte bestätigte. 1333 wurde Rhinow das erste Mal als Stadt bezeichnet. Bis 1376 gehörten die Stadt und das Ländchen Rhinow den Grafen von Lindow-Ruppin, die sie 1377 an Kaiser Karl IV. herausgeben mussten. 1386 gelangte Rhinow als Pfand in den Besitz des Bischofs von Brandenburg, der es weiter verpfändete. 1441[3] kam mit fast dem gesamten Ländchen Rhinow auch die Mühlenburg für die nächsten 500 Jahre in den Besitz der Familie von der Hagen. Ihre Vertreter sind unter anderem Christian von der Hagen (1591–1665), verheiratet mit Sophie von der Schulenburg, dann deren Sohn Arnd Heinrich von der Hagen-Rhinow, Major in sächsischen Diensten. Dessen Enkel Friedrich Karl Leopold von der Hagen (1752–1810) auf Rhinow diente als Rittmeister wieder bei den preußischen Fahnen.[4] Die einzelnen Familienlinien derer von Hagen heirateten teilweise untereinander und vererbten somit ihre Besitzungen in die eigene Hand. Enge familiäre Verbindungen bestanden unter anderem zur Familie von Bredow.[5]

Während des Dreißigjährigen Krieges zogen die Schweden unter Gustav Adolf 1631 durch die Stadt. 1636 wurde Rhinow durch schwedische Truppen geplündert und in Brand gesteckt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg übernahm die Familie von der Hagen weitere wüst gewordene Höfe (Alter Hof, Neuer Hof). Eine auf dem Gelände der inzwischen aufgegebenen Mühlenburg errichtete Wassermühle wurde 1773 abgerissen. Um 1788 hält die Gutsbesitzerfamilie fast sämtliche Rechte in dem damals mit 36 Bürgerstellen kleinen Städtchen, lässt die höhere und niedere Gerichtsbarkeit durch einen Richter verwalten und bestätigt den Rat und den Bürgermeister.[6] Etwa einhundert Jahre später weist das erstmals amtlich publizierte General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer für Brandenburg für das Rittergut Rhinow gesamt 774,59 ha aus. Der Waldbesitz betrug anteilig 107,56 ha. Die Familie von der Hagen verpachtete jener Zeit an Ober-Amtmann Thiele.[7] Letzte Grundbesitzer waren der Hauptmann Joachim von der Hagen (1874–1914) und dann seine Witwe Eva, geborene von Hase (1879–1950),[8] Tochter[9] des Mediziners Paul von Hase und ältere Schwester des späteren Generals und Widerstandskämpfers Paul von Hase.[10] Schon vor der großen Wirtschaftskrise 1929/1930 lebte Eva von der Hagen-Rhinow,[11] und dauerhaft bis über 1939 hinaus, in Berlin, ihr Gutsbesitz betrug noch 776 ha, verpachtet an den Landwirt Emil Hinze.[12]

Im Gedenken an Otto Lilienthal wurde 1936 am Flugplatz Stölln/Rhinow eine bekannte Segelflugschule gegründet. 1945 wurde die Bodenreform in Rhinow durchgeführt. Frau von der Hagen wurde Siedlerin in Rhinow und erhielt, als eine der wenigen Ausnahmen von ehemaligen Gutsbesitzern in der Provinz Brandenburg, Ende 1945 auch ein Landstück im Ort zugewiesen.[13] Sie lebte zuletzt in Friesack.

Rhinow gehörte seit 1817 zum Kreis Westhavelland in der preußischen Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Rathenow im DDR-Bezirk Potsdam. Seit 1993 liegt die Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Havelland.

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr Einwohner
1875 1 180
1890 1 300
1910 1 359
1925 1 351
1933 1 373
1939 1 563
Jahr Einwohner
1946 2 451
1950 2 315
1964 1 875
1971 1 887
1981 2 198
1985 2 213
Jahr Einwohner
1990 2 146
1995 2 103
2000 2 101
2005 1 933
2010 1 716
2015 1 625
Jahr Einwohner
2020 1 596
2021 1 593
2022 1 597
2023 1 584

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[14][15][16], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Stadtverordnetenversammlung

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Die Stadtverordnetenversammlung von Rhinow besteht aus zwölf Mitgliedern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[17]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
SPD 38,7 % 5
FDP 19,6 % 2
Einzelbewerber Ringo Wegner 09,4 % 1
Einzelbewerber Marco Piske 08,2 % 1
Die Linke 07,2 % 1
Einzelbewerber Henry Klare 05,9 % 1
CDU 05,6 % 1
Einzelbewerber Axel Klare 05,3 %

Bürgermeister

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  • 1998–2014: Sybille Heling (FDP)[18]
  • seit 2014: Stefan Schneider (SPD)[19]

Schneider wurde in der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 ohne Gegenkandidaten mit 76 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren gewählt.[20]

 
Wappen von Rhinow
Blasonierung: „In Silber über blauem Wasser eine rote Ziegelmauer, dahinter zwei rote Turmbauten von unterschiedlicher Gestalt: vorn ein Rundturm mit blauem Spitzdach und goldenem Knauf, hinten ein viereckiger Turm mit blauem Spitzdach und Erkertürmchen; Mauer und Wasser belegt mit einem silbernen Schild, darin ein goldbewehrter roter Adler; darüber, aus dem Rand des Schildes wachsend, ein blaugekleideter weißbärtiger Alter mit blauer Kappe, in der Rechten einen goldenen Stab haltend; zu beiden Seiten des Schildes auf dem Wasser schwimmend je zwei silberne Schwäne.“[21]
Wappenbegründung: Das älteste Wappen von 1580 zeigt bereits das beschriebene Bild. Das Wasser deutet auf den Fluss Rhin hin, die im mittelalterlichen Baustil gehaltenen Türme, Tore und Mauern kennzeichnen den Ort als Stadt. Der Silberschild enthält den brandenburgischen Adler. Das Männerbildnis stellt aller Wahrscheinlichkeit nach den Domherrn Kunikin, den Begründer der Stadt, dar.

Sehenswürdigkeiten

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Stadtkirche Rhinow
 
Fernmeldeturm Rhinow

In der Liste der Baudenkmale in Rhinow stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale.

Durch den Ort führen die B 102 von Neustadt (Dosse) nach Rathenow und die Landesstraße L 17 von Havelberg in Sachsen-Anhalt nach Friesack.

Der Bahnhof Rhinow lag an der 2003 stillgelegten Bahnstrecke Neustadt (Dosse)–Rathenow.

Persönlichkeiten

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  • Otto Lilienthal (1848–1896), Luftfahrtpionier, ließ sich 1893 in Rhinow nieder, um hier die Werkstatt für seine Gleiter einzurichten. Anfangs flog er auch in den Rhinower Bergen, wechselte dann aber auf den Gollenberg.
  • Otto Schulze (1869–1930), Landschaftsarchitekt, in Kietz geboren
  • Jens Schöne (* 1970), Zeithistoriker und Autor, ging in Rhinow zur Schule

Siehe auch

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Literatur

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  • Köhler, Emil: Chronik der Stadt Rhinow. Rathenow 1891.
  • Historischer Führer-Stätten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Potsdam, Frankfurt (Oder), Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1987, ISBN 3-332-00089-6.
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Commons: Rhinow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Stadt Rhinow
  3. Almut Andreae, Udo Geiseler (Hrsg.): Die Herrenhäuser des Havellandes. Eine Dokumentation ihrer Geschichte bis in die Gegenwart. 2. Online-Ressource Auflage. Stölln. Lukas Verlag für Kunst- u. Geistesgeschichte, Berlin 2010, ISBN 978-3-86732-998-9, S. 292 ((Ausschnitt) Online).
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel) . 1904. In: "Der Gotha". Fünfter Jahrgang. Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. H, von der Hagen. Stamm C. I. Linie. 1. Ast. Justus Perthes, Gotha 2. November 1903, S. 297–301 (Online).
  5. Johann Gottfried Dienemann: Ahnen-Tafel Herrn Thomas Philipp von der Hagen. In: Johann Erdmann Hasse (Hrsg.): Nachrichten vom Johanniterorden, insbesondere von dessen Herrenmeisterthum in der Mark, Sachsen, Pommern und Wendland, wie auch von der Wahl und Investitur des jetzigen Herrenmeisters, Prinzen August Ferdinands in Preussen Königl. Hoheit, nebst einer Beschreibung der in den Jahren 1736, 1737, 1762 und 1764 gehaltenen Ritterschläge. No. XLV. George Ludewig Winter, Berlin 1767, S. 309 (Online).
  6. Geographische Schriften. 1788. In: Neue Sammlung geographisch-historisch-statistischer Schriften. Siebenter Tehil. I. Mark Brandenburg. Die Mittelmark, (1) Rhinow. Joh. Gottlieb Mizler, Weissenburg, Schwabach 1788, S. 149–150 (Online).
  7. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 94–95, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  8. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Elsa von Bethmann geb. von Werner, Wilhelm von Blaschek, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser 1953 / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert). 1953. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014; Nachfolge im GGH. Band I, Nr. 5. C. A. Starke, 1953, ISSN 0435-2408, S. 106–107 (d-nb.info).
  9. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1909. 3. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha Ende Oktober 1908, S. 295.
  10. Sie ist die Enkeltochter des Karl August von Hase.
  11. Als Witwe von der Hagen neu verheiratet 25. Juli 1924 mit dem Kaufmann Werner Engelhardt, Scheidung 31. März 1925. Führte wieder den Witwennamen von der Hagen.
  12. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. Band VII: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg, Letzte Ausgabe-Paul Niekammer-Reihe. Verlag Niekammer’s Adreßbücher, Leipzig 1929, S. 141 (Online – Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts).
  13. BLHA (Brandenburgisches Landeshauptarchiv) (Hrsg.): Rep. 37 Rhinow 10; Urkunden über die Verleihung von Land aus der Bodenreform an Eva von der Hagen, 29. Dez. 1945; 1945 (Akte). (Online)
  14. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Havelland, S. 22–25.
  15. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  16. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  17. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  18. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Havelland (Memento vom 5. April 2018 im Internet Archive)
  19. Ergebnis der Bürgermeisterwahl vom 25. Mai 2014
  20. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 9.6.24
  21. Karlheinz Blaschke, Gerhard Kehrer, Heinz Machatscheck: Lexikon – Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik. Hrsg.: Heinz Göschel. 1. Auflage. VEB Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1979, S. 366.
  22. Quelle: MfS der Hauptabteilung III in Rhinow