Satz über den Einsetzungshomomorphismus

Der Satz vom Einsetzungshomomorphismus ist ein mathematischer Satz aus der Ringtheorie, der es erlaubt, in die Polynome im Sinne der abstrakten Algebra anstelle von andere Objekte (Elemente einer Ringerweiterung) einzusetzen.

Formulierung des Satzes

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Die Aussage des Satzes lautet

Sei   ein kommutativer, unitärer (d. h. mit Einselement 1) Ring,   der Polynomring über   und   eine Ringerweiterung. Dann ist für jedes Element   die Abbildung
 
 
ein Homomorphismus von Ringen. Man bezeichnet   als den Einsetzungshomomorphismus zu   .

Für   und   schreibt man anstelle von   auch kurz  . Mit dieser Notation lauten die Homomorphieeigenschaften   und   für alle  .

Die Homomorphieeigenschaften von   prüft man leicht nach. Der Ring   muss deswegen unitär sein, weil dann   ein Element von   ist und sich dadurch jedes Polynom   eindeutig in Form   mit   für fast alle   darstellen lässt.

Man kann auf die Forderung, dass   kommutativ ist, verzichten. Es genügt vorauszusetzen, dass   mit allen Elementen aus   vertauschbar ist.

Bedeutung

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Im Sinne der abstrakten Algebra sind Polynome keine Funktionen, wie in der Analysis, sondern (unendliche) Folgen von Ringelementen und   keine Unbekannte, sondern die konkrete Folge  . Der Satz vom Einsetzungshomomorphismus zeigt jedoch, wie man auch in Algebra anstelle von   verschiedene Objekte einsetzen kann. Dabei dient das Polynom   als "Muster" zur Bildung von  .

Dies soll am folgenden Beispiel veranschaulicht werden.

Sei   das Polynom   über dem Körper der reellen Zahlen und   sei eine (2x2)-Matrix mit reellen Einträgen  . Damit ist   ein Element des Matrizenringes  , der als eine Ringerweiterung des Körpers der reellen Zahlen aufgefasst werden kann (denn die reellen Zahlen sind isomorph zu dem Ring der Matrizen der Form   mit  , der ein Unterring des Matrizenringes   ist). Somit können wir   berechnen:

 

Historischer Ausblick

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Die ganze moderne Algebra ist hervorgegangen aus dem Studium algebraischer Gleichungen, zum Beispiel des Typs  , wobei   für die unbekannte Größe steht und die Koeffizienten   aus einem Körper   oder ganz allgemein aus einem Ring   stammen. Eine solche Gleichung heißt polynomial. Will man sie lösen, betrachtet man meist die zugehörige polynomiale Funktion  , welche einem Element   den Funktionswert   zuordnet, und bemüht sich darum, deren Nullstellen zu bestimmen. Streng genommen muss man dabei auch den Definitionsbereich festlegen, in dem   variieren darf. Dies kann   selbst sein, oder für   auch reelle oder komplexe Zahlen (allgemeiner eine Körper- bzw. Ringerweiterung des Koeffizientenbereichs).

Ein Problem ist dabei das Auffinden eines geeigneten Definitionsbereiches für  , der möglichst "alle" Nullstellen erhält. Ein anderes Problem ergibt sich, wenn man als   etwa einen endlichen Körper mit Elementen   betrachten möchte. Dann ist beispielsweise   eine polynomiale Funktion, die auf ganz   verschwindet, obwohl ihre Koeffizienten nicht alle Null sind. Hieraus folgt, dass man je nach betrachtetem Definitionsbereich der polynomialen Funktion  , die der algebraischen Gleichung zugeordnet ist, nicht unbedingt auf die Koeffizienten dieser Gleichung schließen kann.

Um solche Probleme zu vermeiden, betrachtet man Polynome nicht nur als polynomiale Funktionen mit einem bestimmten Definitionsbereich, sondern versucht die zwei Gesichtspunkte gleichzeitig zu realisieren. Zum einen charakterisiert man die Polynome in umkehrbar eindeutiger Weise durch ihre Koeffizienten, siehe dazu den Artikel über den Polynomring. Zum anderen soll auch der Funktionscharakter der Polynome erhalten bleiben, und zwar in der Weise, dass man in Polynome anstelle von   Elemente aus den Körpern oder Ringen, die den Koeffizientenbereich erweitern, einsetzen kann. Dies wird erreicht durch den Einsetzungshomomorphismus, wobei nach dem Muster des abstrakten Polynoms eine reale Polynomfunktion entsteht.

Literatur

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  • Albrecht Beutelspacher: Lineare Algebra. Eine Einführung in die Wissenschaft der Vektoren, Abbildungen und Matrizen. Mit liebevollen Erklärungen, einleuchtenden Beispielen und lohnenden Übungsaufgaben, nicht ohne lustige Sprüche, launigen Ton und leichte Ironie, dargestellt zu Nutzen der Studierenden der ersten Semester. 6. durchgesehene und ergänzte Auflage. Vieweg, Braunschweig u. a. 2003, ISBN 3-528-56508-X (Mathematik für Studienanfänger).
  • Siegfried Bosch: Algebra. 7. Auflage. Springer-Verlag, 2009, ISBN 3-540-40388-4, doi:10.1007/978-3-540-92812-6.
  • Rolf Busam, Thomas Epp: Prüfungstrainer der Linearen Algebra. Spektrum, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8274-1976-7.