Auf dem Territorium der Russischen Föderation ist Russisch die dominierende Sprache und überall Amtssprache. Daneben erlaubt Artikel 68 der Verfassung weitere Amtssprachen auf regionaler Ebene, vor allem auf Ebene der ethnischen Republiken.[1]

Nach Schätzung des Ethnologue werden daneben über 100 Sprachen verschiedener Sprachfamilien gesprochen.[2]

Die zahlenmäßig bedeutendsten indigenen Minderheiten Russlands
Name Nationalität 1 Sprache Sprachfamilie Religion Bevölkerungsanteil in der eigenen Republik Historischer Bezug
Russ. Föderation Föderationskreis Eigene Republik
Wolga-Tataren 5,6 Mio. 4 Mio. (Wolga) 2 Mio. Tatarisch Turksprache Islam Tatarstan (52,9 %) Nachfahren der Kiptschaken, Wolgabulgaren, Tataren und Mongolen
Baschkiren 1,7 Mio. 1,4 Mio. (Wolga) 1,2 Mio. Baschkirisch Turksprache Islam Baschkortostan (30 %, zusammen mit Tataren 54 %) eng verwandt mit Wolgabulgaren
Tschuwaschen 1,6 Mio. 1,4 Mio. (Wolga) 890.000 Tschuwaschisch Turksprache Russisch-Orthodox Tschuwaschien (67,7 %) Nachkommen der Wolgabulgaren und anderer Gruppen
Tschetschenen 1,4 Mio. 1,3 Mio. (Süd) 1,0 Mio. Tschetschenisch nordostkaukasisch Islam Tschetschenien (93 %)  
Mordwinen 977.000 788.000 (Wolga) 410.000 Mordwinisch finnougrisch Russisch-Orthodox Mordwinien (36,2 %)
Awaren 814.000 785.000 (Süd) 758.000 Awarisch nordostkaukasisch Islam Dagestan (29,44 %)
Osseten 515.000 477.000 (Süd) 446.000 Ossetisch iranisch Russisch-Orthodox, Islam Nordossetien-Alanien (62,70 %) Alanen; dazu etwa 70.000 in Südossetien außerhalb Russlands
Tscherkessen, 700.000 einschl.
Kabardinern
und
Adyge
(61.000) 58.000 (Süd) 50.000 Kabardinisch nordwestkaukasisch Islam Karatschai-Tscherkessien (11 %, zusammen mit Karatschaiern 50 %) 1864 zur Mehrheit ins Osmanische Reich vertrieben, heute 1,5 Mio. in der Türkei
(512.000) 512.000 (Süd) 499.000 Kabardinisch Islam Kabardino-Balkarien (48 bis 55 %, zusammen mit Balkaren 67 %)
(128.000) 126.000 (Süd) 108.000 Adygeisch Islam Adygeja (24 %)
Mari 604.000 512.000 (Wolga) 312.000 Mari finnougrisch Russisch-Orthodox Mari El (43 %)  
Udmurten 637.000 273.000 (Wolga) 461.000 Udmurtisch finnougrisch Russisch-Orthodox Udmurtien (37 %)  
Burjaten 445.000 423.000 (Sibirien) 273.000 Burjatisch mongolisch Buddhismus Burjatien (28 %)  
Jakuten 443.000 441.000 (Sibirien) 432.000 Jakutisch Turksprache Russisch-Orthodox Jakutien (46 %)  
Komi (Syrjänen) 309.000 281.000 (Nordwest) 269.000 Komi finnougrisch Russisch-Orthodox Republik Komi (35 %)
Komi-Permjaken 125.000 107.000 (Wolga) 80.000 Russisch-Orthodox Kreis der Komi-Permjaken
Darginer 510.000 489.000 (Süd) 425.526 Darginisch nordostkaukasisch Islam Dagestan (16,52 %)
Inguschen 413.000 392.000 (Süd) 360.000 Inguschisch nordostkaukasisch Islam Inguschetien (79 %)
Lesgier 412.698 360.000 (Süd) 337.000 Lesgisch nordostkaukasisch Islam Dagestan (13,07 %) dazu etwa 300.000 außerhalb Russlands in Aserbaidschan
Kumyken 422.000 399.000 (Süd) 366.000 Kumykisch Turksprache Islam Dagestan (14,20 %)
Kalmücken 176.000 167.000 (Süd) 156.000 Kalmückisch mongolisch Buddhismus Kalmückien (53 %) nahe den Oiraten (Mongolei und China) verwandt

Anmerkung:

1 
Die unter „Nationalität“ genannten Zahlen stehen für die Identifikation, also wie viele Bürger Russlands und seiner autonomen Gliederungen sich bei der Volkszählung von 2002[3] zu der jeweiligen Nationalität bekannt haben. In der amtlichen Statistik sind bei den Mordwinen und Osseten jeweils zwei, bei den Komi eine Splittergruppe getrennt aufgeführt, die aber mehrheitlich in derselben Teilrepublik wohnen.

Rechtliche Situation

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Nach Artikel 68.1 der russischen Verfassung ist das Russische die Amtssprache der gesamten Russischen Föderation. Den Republiken ist es jedoch nach Artikel 68.2 gestattet, auf ihrem Territorium eigene Amtssprachen festzulegen, die neben dem Russischen gebraucht werden können. Russland garantiert darüber hinaus nach Artikel 68.3 allen Völkern das Recht, ihre Muttersprache erlernen und erhalten zu dürfen.[4]

Die 22 (einschließlich der international umstrittenen Einordnung der völkerrechtlich zur Ukraine gehörenden, auf der Halbinsel Krim gelegenen Republik Krim) Republiken der Russischen Föderation haben auf ihrem Territorium neben dem Russischen folgende 35 Amtssprachen festgelegt:

Republik Amtssprache Sprachfamilie
Adygeja Adygeisch Nordwestkaukasische Sprachen
Republik Altai Altaisch Turksprachen
Baschkortostan Baschkirisch Turksprachen
Burjatien Burjatisch Mongolische Sprachen
Chakassien Chakassisch Turksprachen
Dagestan Aghulisch, Aserbaidschanisch, Awarisch, Darginisch, Kumykisch, Lakisch, Lesgisch, Nogaiisch, Rutulisch, Tabassaranisch, Tatisch, Tsachurisch, Tschetschenisch[5] Nordostkaukasische Sprachen, Turksprachen, Iranische Sprachen
Inguschetien Inguschisch Nordostkaukasische Sprachen
Jakutien Jakutisch Turksprachen
Kabardino-Balkarien Kabardinisch, Balkarisch Nordwestkaukasische Sprachen, Turksprachen
Kalmückien Kalmückisch Mongolische Sprachen
Karatschai-Tscherkessien Karatschaiisch, Abasinisch, Kabardinisch, Nogaiisch Nordwestkaukasische Sprachen, Turksprachen
Karelien Karelien ist ein Einzelfall in Russland, denn es ist die einzige autonome Republik, die Russisch als einzige Amtssprache hat.[6] Grund dazu ist, dass gemäß dem russischen Sprachgesetz eine notwendige Bedingung damit eine Sprache Amtssprache in einer autonomen Republik sein darf ist, dass die Sprache mit dem kyrillischen Alphabet geschrieben werden muss.[7] Karelisch, Finnisch und Wepsisch sind als Minderheitensprache anerkannt.[8] Finno-ugrische Sprachen
Republik Komi Komi Finno-ugrische Sprachen
Krim (völkerrechtlicher Status strittig) Krimtatarisch, Ukrainisch Turksprachen, slawische Sprachen
Mari El Mari Finno-ugrische Sprachen
Mordwinien Ersjanisch, Mokschanisch Finno-ugrische Sprachen
Nordossetien-Alanien Ossetisch Iranische Sprachen
Tatarstan Tatarisch Turksprachen
Tschetschenien Tschetschenisch Nordostkaukasische Sprachen
Tschuwaschien Tschuwaschisch Turksprachen
Tuwa Tuwinisch Turksprachen
Udmurtien Udmurtisch Finno-ugrische Sprachen

Autonome Kreise

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In Russland gibt es daneben noch Autonome Kreise. Diese sind in der Regel einem Titularvolk gewidmet und obwohl diese nicht das Recht haben, eigene Amtssprachen festzulegen, so ist die Sprache des Volkes dort Unterrichtssprache zumindest in der Grundschule, wie es Artikel 68.3 der russischen Verfassung vorsieht.

Viele autonome Kreise wurden in der letzten Zeit aufgelöst. Von ursprünglich zehn autonomen Kreisen zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit Russlands existieren heute nur noch vier. Die aufgelösten Kreise sind mit einem Kreuz (†) markiert.

Autonomer Kreis Sprache Sprachfamilie
Autonomer Kreis der Aginer Burjaten Burjatisch Mongolische Sprachen
Autonomer Kreis der Chanten und Mansen Chantisch, Mansisch Finno-ugrische Sprachen
Autonomer Kreis der Ewenken Ewenkisch Tungusische Sprachen
Autonomer Kreis der Jamal-Nenzen Nenzisch Samojedische Sprachen
Autonomer Kreis der Komi-Permjaken Komi-permjakisch Finno-ugrische Sprachen
Autonomer Kreis der Korjaken Korjakisch Tschuktscho-kamtschadalische Sprachen
Autonomer Kreis der Nenzen Nenzisch Samojedische Sprachen
Autonomer Kreis Taimyr Dolganisch Turksprachen
Autonomer Kreis der Tschuktschen Tschuktschisch Tschuktscho-kamtschadalische Sprachen
Autonomer Kreis der Ust-Ordynsker Burjaten Burjatisch Mongolische Sprachen

Neben Russisch, diesen größeren Minderheitensprachen und Amtssprachen bzw. offiziellen Sprachen in den Republiken und autonomen Gebieten existieren weitere, zusammen über 100 Minderheitensprachen, ca. 80 sind im Staatsgebiet Russlands autochthon,[3] wie z. B. das Kildinsamische. Für viele existiert ein offizielles Unterrichts- und Mediensystem.

Einzelnachweise

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  1. Закон РФ от 25.10.1991 N 1807-I "О языках народов Российской Федерации" (с изменениями и дополнениями)
  2. Ethnologue Report for Russian Federation
  3. a b Nationalitätenstatistik der russischen Volkszählung von 2002 (englisch) (Memento des Originals vom 17. Februar 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.perepis2002.ru (MS Excel; 203 kB)
  4. Die Verfassung der Russischen Föderation
  5. Die Dagestanische Verfassung legt keine spezifische Sprache als Amtssprache fest, erhebt aber „alle Sprachen der Völker Dagestans“ zur Amtssprache (PDF (Memento des Originals vom 2. April 2014)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pcgn.org.uk), die aufgezählten haben aber eine offiziell anerkannte Schriftsprache, einige kleinere nicht.
  6. Verfassung der Republik Karelien
  7. Gesetz der Russischen Föderation über die Sprachen der Völker der Russischen Föderation
  8. Karelisches Gesetz über die Unterstützung der Karelischen, Finnischen und Wepsischen Sprachen