Sub-Wahrscheinlichkeitsmaß
Ein Sub-Wahrscheinlichkeitsmaß, auch Sub-Wahrscheinlichkeitsverteilung genannt, ist eine Mengenfunktion in der Stochastik, die eine Verallgemeinerung der Wahrscheinlichkeitsmaße darstellt. Im Gegensatz zu Wahrscheinlichkeitsmaßen wird bei Sub-Wahrscheinlichkeitsmaßen der Obermenge immer eine Zahl kleinergleich 1 und nicht exakt 1 zugeordnet.
Definition
BearbeitenEin Sub-Wahrscheinlichkeitsmaß ist eine Mengenfunktion
auf einem Messraum , also einer Grundmenge und einer σ-Algebra über dieser Grundmenge mit den folgenden Eigenschaften:
- σ-Additivität: Für jede abzählbare Folge von paarweise disjunkten Mengen aus gilt
- Es ist .
Elementare Eigenschaften
BearbeitenDie endlichen signierten Maße über einem gemeinsamen Messraum bilden einen reellen Vektorraum. In diesem Raum enthalten die Sub-Wahrscheinlichkeitsmaße die Menge der Wahrscheinlichkeitsmaße als konvexe Teilmenge, umgekehrt bilden die Sub-Wahrscheinlichkeitsmaße selbst eine konvexe Teilmenge der endlichen Maße und erben somit viele deren Eigenschaften. Exemplarisch sei hier genannt:
- Es ist
- Monotonie: Ein Sub-Wahrscheinlichkeitsmaß ist eine monotone Abbildung von nach , das heißt für gilt
- .
- σ-Subadditivität: Für eine beliebige Folge von Mengen aus gilt .
- σ-Stetigkeit von unten: Ist eine monoton gegen wachsende Mengenfolge in , also , so ist .
- σ-Stetigkeit von oben: Ist eine monoton gegen fallende Mengenfolge in , also , so ist .
Eigenschaften auf verschiedenen Grundräumen
BearbeitenDie Eigenschaften von Sub-Wahrscheinlichkeitsmaßen in Abhängigkeit von der Struktur der Grundräume (Topologischer Raum, metrischer Raum, Polnischer Raum o. ä.) entsprechen im Wesentlichen den Eigenschaften von endlichen Maßen auf ebendiesen Räumen und sind im dortigen Artikel ausgiebig erläutert.
Einer der wenigen Unterschiede von Sub-Wahrscheinlichkeitsmaßen zu endlichen Maßen ist, dass Folgen oder Mengen von Sub-Wahrscheinlichkeitsmaßen immer beschränkt sind. Dabei heißt eine Folge von Maßen beschränkt, wenn ist. Mit ist hierbei die Totalvariationsnorm bezeichnet. Dies ist aber für Sub-Wahrscheinlichkeitsmaße immer erfüllt, da per Definition
ist. Dies führt beispielsweise zu alternativen Formulierungen beim Satz von Prochorow, da dann auf die Beschränktheit verzichtet werden kann. Er lautet dann:
- Ist ein separabler metrischer Raum und ist eine Menge von Sub-Wahrscheinlichkeitsmaßen auf der Borelschen σ-Algebra straff, so ist die Menge relativ folgenkompakt bezüglich der schwachen Konvergenz.
- Ist ein polnischer Raum, so ist eine Menge von Sub-Wahrscheinlichkeitsmaßen genau dann relativ folgenkompakt bezüglich der schwachen Konvergenz, wenn die Menge straff ist.
Des Weiteren gibt es noch spezielle Formulierungen des Portmanteau-Theorems für Sub-Wahrscheinlichkeitsmaße.
Ein Subwahrscheinlichkeitsmaß auf dem Messraum , wobei die Borelsche σ-Algebra bezeichnet, kann durch eine Subverteilungsfunktion als Verteilungsfunktion im maßtheoretischen Sinn charakterisiert werden.
Literatur
Bearbeiten- Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-36017-6, doi:10.1007/978-3-642-36018-3.