Sumy
Sumy (ukrainisch Суми ; russisch Сумы) ist eine Stadt in der Oblast Sumy im Nordosten der Ukraine. Die Stadt hat 269.444 Einwohner (2012) und ist der Verwaltungssitz der Oblast sowie des sie umgebenden Rajon Sumy.
Sumy | ||
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Суми | ||
Basisdaten | ||
Oblast: | Oblast Sumy | |
Rajon: | Rajon Sumy | |
Höhe: | 166 m | |
Fläche: | 95,3858 km² | |
Einwohner: | 256.474 (1. Januar 2022) | |
Bevölkerungsdichte: | 2.689 Einwohner je km² | |
Postleitzahlen: | 40000–40489 | |
Vorwahl: | +380 542 | |
Geographische Lage: | 50° 55′ N, 34° 47′ O | |
KATOTTH: | UA59080270010036634 | |
KOATUU: | 5910100000 | |
Verwaltungsgliederung: | 1 Stadt mit 2 Stadtrajonen, 20 Dörfer | |
Verwaltung | ||
Bürgermeister: | Hennadij Minajew | |
Adresse: | пл. Незалежності 2 40030 м. Суми | |
Website: | http://www.sumy.net.ua/ | |
Statistische Informationen | ||
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Geschichte
BearbeitenDie Stadt wurde 1652 am Fluss Psel, einem linken Nebenfluss des Dnepr, als Festung gegründet. Sumy war oft das Ziel von Überfällen der Krimtataren. Ab Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Stadt zu einem wichtigen wirtschaftlichen Zentrum. Im 19. Jahrhundert war die Stadt das Verwaltungszentrum des Ujesd Sumy im Gouvernement Charkow des Russischen Kaiserreiches.
Während der deutschen Besetzung in den Jahren 1941 bis 1943 wurde Sumy stark in Mitleidenschaft gezogen,[1] die Wiederauferstehungskirche und die Kirche der Verklärung blieben aber unversehrt. Die zerstörten Stadtteile wurden nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut.
In Sumy lag das sowjetische Kriegsgefangenenlager 134 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[2]
In den ersten Tagen des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 erlebte die Stadt Gefechte zwischen russischen Angreifern und ukrainischen Verteidigern.[3] Die Stadt wurde von russischen Truppen eingekesselt. Die Stadt wurde fortan von Zivilisten verteidigt, wovon die meisten laut zwei Mitarbeitern der Städtischen Dienste ohne militärische Erfahrung erst bei Beginn der Invasion der Territorialverteidigung der Ukraine beigetreten waren. Die laut The Guardian rund 50 Berufssoldaten der ukrainischen Armee waren nach dem ersten Gefecht am Tag des Kriegsbeginns in ein anderes Gebiet abgezogen worden, die meisten Polizisten und viele lokale Behörden geflohen.[4] Am 9. März 2022 verließen 44.000 Menschen in 10.000 Privatautos und 85 Bussen Sumy.[5] Anfang April 2022 wurde die Stadt und umliegende Region nach dem Abzug der russischen Streitkräfte in den Südosten und Süden der Ukraine von ukrainischem Militär kontrolliert.[6]
Verwaltungsgliederung
BearbeitenAm 24. April 2019 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Sumy (Сумська міська громада/Sumska miska hromada). Zu dieser zählten auch die 2 Stadtrajone Saritschtschja und Kowpak und die 6 Dörfer Kyryjakiwschtschyna, Pischtschane, Sahirske, Schytejske, Trochymenkowe und Werchnje Pischtschane[7], bis dahin bildete sie in den gleichen Grenzen die gleichnamige Stadtratsgemeinde Sumy (Сумська міська рада/Sumska miska rada) unter Oblastverwaltung im Zentrum des ihn umgebenden Rajons Sumy. Am 12. Juni 2020 kamen noch die 14 in der untenstehenden Tabelle aufgelisteten Dörfer zum Gemeindegebiet.[8]
Am 17. Juli 2020 kam es im Zuge einer großen Rajonsreform zum Anschluss des Rajonsgebietes an den Rajon Sumy[9].
Folgende Orte sind neben dem Hauptort Sumy Teil der Gemeinde:
Name | ||
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ukrainisch transkribiert | ukrainisch | russisch |
Bytnyzja | Битиця | Битица (Bitiza) |
Chomyne | Хомине | Хомино (Chomino) |
Kardaschiwka | Кардашівка | Кардашовка (Kardaschowka) |
Kyryjakiwschtschyna | Кирияківщина | Кирияковщина (Kirijakowschtschina) |
Lypnjak | Липняк | Липняк (Lipnjak) |
Mykilske | Микільське | Никольское (Nikolskoje) |
Pischtschane | Піщане | Песчаное (Pestschanoje) |
Puschkariwka | Пушкарівка | Пушкаревка (Puschkarewka) |
Radkiwka | Радьківка | Радьковка (Radkowka) |
Rybzi | Рибці | Рыбцы (Rybzy) |
Sahirske | Загірське | Загорское (Sagorskoje) |
Schewtschenkowe | Шевченкове | Шевченково (Schewtschenkowo) |
Schytejske | Житейське | Житейское (Schiteiskoje) |
Selenyj Haj | Зелений Гай | Зелёный Гай (Seljony Gai) |
Stezkiwka | Стецьківка | Стецковка (Stezkowka) |
Trochymenkowe | Трохименкове | Трофименково (Trofimenkowo) |
Wakaliwschtschyna | Вакалівщина | Вакаловщина (Wakalowschtschina) |
Welyka Tschernetschtschyna | Велика Чернеччина | Великая Чернетчина (Welikaja Tschernettschina) |
Werchnje Pischtschane | Верхнє Піщане | Верхнее Песчаное (Werchneje Pestschanoje) |
Wilschanka | Вільшанка | Ольшанка (Olschanka) |
Bevölkerungsdaten
Bearbeiten- 1850 – 11.500 Einwohner
- 1897 – 27.564 Einwohner
- 1913 – 50.400 Einwohner
- 1926 – 44.000 Einwohner
- 1939 – 69.000 Einwohner
- 1959 – 98.000 Einwohner
- 1970 – 159.000 Einwohner
- 1979 – 231.558 Einwohner
- 1989 – 293.706 Einwohner
- 2001 – 295.847 Einwohner
- 2004 – 288.200 Einwohner
Nationale Zusammensetzung
- 1897 – 70,53 % Ukrainer, 24,1 % Russen
- 1926 – 80,7 % Ukrainer, 11,8 % Russen
- 1959 – 79,0 % Ukrainer, 20,0 % Russen
Wirtschaft und Verkehr
BearbeitenIn Sumy werden heute Produkte der Leichtindustrie (Schuhe) hergestellt, daneben gibt es Betriebe der Schwerindustrie und des Apparatebaus (Elektronenmikroskope). Das 1896 gegründete Sumy Machine-Building Science-and-Production Association – Engineering (ukrainisch Сумське машинобудівне науково-виробниче об’єднання – Інжиніринг) ist mit 5000 Beschäftigten und 200 Hektar Werksgelände eines der großen europäischen Maschinenbauunternehmen.[10]
Die Stadt liegt an der Regionalstraße P-01 (Kiew–Pryluky–Romny–Kursk) und ist Endpunkt der Regionalstraße P-17 (Oleksandrija–Krementschuk–Poltawa–Ochtyrka–Sumy). Die Stadt ist darüber hinaus ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Anschlüsse bestehen in Richtung Belgorod, Charkiw und Konotop/Kiew.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenIm Stadtgebiet von Sumy befinden sich mehrere denkmalwürdige Bauwerke. Eines davon ist die unter Denkmalschutz stehende Christi-Auferstehungs-Kirche (Woskresenska zerkwa). Sie verkörpert ein 1702 errichtetes, zweigeschossiges Bauwerk des ukrainischen Barocks. Das Untergeschoss besitzt ein dreiteiliges Tonnengewölbe, auf dem grundrisskonform ein quadratisches Schiff sowie der ebenso quadratischen Altarraum und der Babinez (Westteil) ruhen. Ihr Baumeister ist unbekannt, er soll jedoch aus dem Kreis der sloboschanischen Architekturschule stammen und mit dieser Kirche ein am besten erhaltenes Zeugnis dieser Ausprägung geschaffen haben.[11]
Im Viertel Luka steht in der Tschechow-Straße 79 ein Tschechow-Museum. Der Schriftsteller hielt sich in der Zeit vom Mai 1888 bis zum August 1894 gelegentlich in dem Haus auf.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Oleksij Altschewskyj (1835–1901), Bergbauingenieur, Industrieller, Bankier und Philanthrop
- Mykola Hrunskyj (1872–1951), Philologe und Universitätsrektor
- Jekaterina Peschkowa (1876–1965), russische Menschenrechtlerin und erste Frau Maxim Gorkis
- Pawlo Sajzew (1886–1965), Philologe, Literaturkritiker, Schewtschenko-Biograph und Politiker
- Lew Kerbel (1917–2003), sowjetischer Bildhauer
- Wolodymyr Holubnytschyj (1936–2021), sowjetischer Sportgeher und Olympiasieger
- Wolodymyr Dudka (* 1964), Reservekapitän 2. Ranges der ukrainischen Marine, politischer Gefangener
- Oleksandr Uschkalenko (* 1964), Skilangläufer
- Juri Iwanowitsch Podoljaka (* 1975), pro-russischer Blogger
- Ruslan Lyssenko (* 1976), Biathlet
- Wolodymyr Olschanskyj (* 1976), Skilangläufer
- Tetjana Rud (* 1977), Biathletin
- Oleksandr Bilanenko (* 1978), Biathlet
- Artjom Besrodny (1979–2016), Fußballspieler
- Kateryna Burmistrowa (* 1979), Weltmeisterin und Europameisterin im Ringen
- Dmytro Kuleba (* 1981), Diplomat und Minister
- Oleh Hussjew (* 1983), Fußballspieler
- Hanna Mischtschenko (* 1983), Mittelstreckenläuferin
- Oleh Bereschnyj (* 1984), Biathlet
- Hanna Plotizyna (* 1987), Hürdenläuferin
- Anton Schynder (* 1987), Fußballspieler
- Mychailo Serdjuk (* 1989), Biathlet
- Oleksandr Holowasch (* 1991), Radrennfahrer
- Inna Kaschyna (* 1991), Geherin
- Walerij Samodaj (* 1991), Beachvolleyballspieler
- Maryna Hladun (* 1992), Beachvolleyballspielerin
- Oksana Schkurat (* 1993), Hürdenläuferin
- Julija Schurawok (* 1994), Biathletin
- Anastassija Merkuschyna (* 1995), Biathletin
- Bohdan Zymbal (* 1997), Biathlet
- Julija Krol (* 1998), Skilangläuferin
Städtepartnerschaften
BearbeitenSumy weist folgende Partnerstädte auf:[12][13]
Stadt | Land | seit | Typ |
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Banská Bystrica | Slowakei | 2016 | Partnerstadt |
Belgorod | Russland | beendet 2014[14] | |
Celle | Deutschland | 1990 | Partnerstadt |
Gorzów Wielkopolski | Polen | 2005 | Partnerstadt |
Guiyang | Volksrepublik China | 2021 | Partnerstadt |
Harbin | Volksrepublik China | 2020 | Partnerstadt |
Kursk | Russland | 2007 | beendet 2014[14] |
Kutaissi | Georgien | 2018 | Partnerstadt |
Lublin | Polen | 2013 | Partnerstadt |
Mažeikiai | Litauen | 2020 | Partnerstadt |
Nitra | Slowakei | 1997 | Partnerschaft[15] |
Ostrava | Tschechien | Partnerschaft[15] | |
Sewerodwinsk | Russland | 2001 | beendet 2014[14] |
Wraza | Bulgarien | 1966 | Partnerstadt |
Xinxiang | Volksrepublik China | 2018 | Partnerstadt |
Zamość | Polen | verjährt[16] | |
Zhuji, Shaoxing | Volksrepublik China | 2018 | Partnerstadt |
Die Zusammenarbeit mit den russischen Städten Belgorod, Kursk und Sewerodwinsk wurde 2014 seitens Sumy abgebrochen.[14]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ zur militärischen Situation in der Ukraine im Jahr 1943 siehe hier und Unternehmen Zitadelle
- ↑ Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
- ↑ Ukraine's Sumy city says fighting under way on streets. In: National Post. 26. Februar 2022 (nationalpost.com [abgerufen am 26. Februar 2022]).
- ↑ Isobel Koshiw: How Sumy’s residents kept Russian forces out of their city. In: The Guardian. 2. Januar 2023, abgerufen am 3. Januar 2023 (englisch).
- ↑ Meldung von 4:42 Uhr
- ↑ n-tv.de: Ukraine meldet Befreiung der Region Sumy, 8. April 2022
- ↑ Відповідно до Закону України "Про добровільне об'єднання територіальних громад" у Сумській області на території Сумської міськради Піщанська сільська рада рішенням від 24 квітня 2019 року після надання згоди Сумською міською радою рішенням від 24 квітня 2019 року
- ↑ Кабінет Міністрів України Розпорядження від 12 червня 2020 р. № 723-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Сумської області"
- ↑ Верховна Рада України; Постанова від 17.07.2020 № 807-IX Про утворення та ліквідацію районів
- ↑ Company Today. In: frunze.com.ua. Abgerufen am 31. Mai 2021 (englisch).
- ↑ Grigori Nikonowitsch Logwin (Hryhorij Nykonovyč Lohvyn): Ukraine und Moldawien. Ein Bildhandbuch. (= Kunstdenkmäler in der Sowjetunion), Edition Leipzig, Leipzig 1984, S. 447–448.
- ↑ Міста-партнери ǀ Департамент фінансів, економіки та інвестицій Сумської міської ради (Partnerstädte). Abteilung für Finanzen, Wirtschaft und Investitionen des Stadtrats von Sumy, abgerufen am 21. August 2024 (ukrainisch).
- ↑ Города-побратимы. Abgerufen am 27. Februar 2015 (ukrainisch).
- ↑ a b c d Суми розірвали партнерські відносини з Російським містом Сєвєродвінськ. Abgerufen am 27. Dezember 2021 (ukrainisch).
- ↑ a b місто Суми - 19. Mai - Europatag. Abgerufen am 27. Februar 2015 (ukrainisch).
- ↑ Сумы пересмотрят свои отношения с городами-побратимами ǀ Новини (Sumy wird seine Beziehungen zu Partnerstädten überdenken). CitySites Franchise Website der Stadt Sumy, abgerufen am 21. August 2024 (ukrainisch).
Weblinks
Bearbeiten- Sumy. In: Filip Sulimierski, Władysław Walewski (Hrsg.): Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich. Band 11: Sochaczew–Szlubowska Wola. Walewskiego, Warschau 1890, S. 588 (polnisch, edu.pl).
- Universität Sumy