Theodor Christomannos

Fremdenverkehrspionier in Südtirol

Theodor Christomannos (* 31. Juli 1854 in Wien, Kaisertum Österreich; † 30. Jänner 1911 in Meran, Österreich-Ungarn) war ein österreichischer Richter und Rechtsanwalt. Er gilt als Pionier des Fremdenverkehrs in Südtirol.

Theodor Christomannos
Ferdinand Behrens: Theodor Christomannos (1911)

Als Sohn griechischstämmiger Kaufleute besuchte er das Franziskanergymnasium in Bozen. Dort gehörte dem pennalen Corps Amicicia an.[1]

Im Anschluss studierte Christomannos an der Universität Innsbruck. Es heißt vielfach, dass er 1873/74 zunächst Medizin studierte, tatsächlich war er aber an der philosophischen Fakultät inskribiert.[A 1] Von 1875 an absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften. Er war Mitglied des Corps Gothia Innsbruck (1873), des Akademischen Gesangsverein und des Corps Lusatia Leipzig (1875).[2][3] Auf dem ersten Congress der österreichischen Corps 1879 in Melk war er es vor allem, der die Trennung von akademischen (Kösener) und technischen (Weinheimer) Corps wie in Deutschland verhinderte. Bei einer Mensur in Straßburg wurde seine rechte Hand verstümmelt. Von da an arbeitete er als Linkshänder, was ihn bei späteren Bergtouren im Eis stark behinderte und das Klettern im Fels fast unmöglich machte.[4]

1882 schloss er sein Studium an der Universität Innsbruck ab. Nach der Promotion zum Dr. iur.[5] absolvierte er sein Gerichtspraktikum in Bozen. 1887 ließ er sich als Rechtsanwalt in der Kanzlei von Hans Stainer in Meran nieder.[5] Als begeisterter Bergsteiger war er ab 1891 Erster Vorsitzender der Sektion Meran des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Das Amt füllte er bis zu seinem Tode aus.[6]

Christomannos war ein einflussreicher Politiker der Deutschfreiheitlichen Partei, für die er ab 1905 im Tiroler Landtag saß. Als Lebensaufgabe betrachtete er die wirtschaftliche Erschließung des südlichen Tirol, insbesondere den Ausbau des Verkehrsnetzes und die Förderung des Tourismus. Er engagierte sich für den Bau der Fahrstraße nach Sulden, wo er zusammen mit Otto Schmid das Sulden-Hotel errichtete (Eröffnung 1893).[7] Als treibende Kraft des 1895 gegründeten Vereins für Alpenhotels in Tirol[8] stand er hinter dem im benachbarten Trafoi ebenfalls nach Plänen Schmids erbauten Hotel Trafoi (Eröffnung 1896),[9] dem von Musch & Lun am Karerpass verwirklichten Hotel Karersee (Eröffnung 1896),[10] der Großen Dolomitenstraße Bozen-Cortina-Toblach und der Vinschgaubahn.

Ende 1910 gab er bei dem Porträtmaler Ferdinand Behrens ein Porträt von sich in Auftrag. Aufgrund seines unerwarteten Todes wurde es jedoch erst 1911 fertiggestellt. Grundlage für Behrends Porträts waren Fotografien.

Christomannos war seit längerer Zeit herzkrank. Zu einer Grippe gesellte sich unter anderem eine Rippenfellentzündung, an der er starb.[11] Beerdigt wurde er am 1. Februar 1911 auf dem Stadtfriedhof von Meran in einem kommunalen Ehrengrab.[12][13]

Das von Willy Zügel gestaltete, oberhalb des Karerpasses in der Nähe von Vigo di Fassa errichtete, am 24. September 1912 enthüllte[14] und später teilweise zerstörte Christomannos-Denkmal – ein 2,70 m hoher, um 350 kg schwerer Bronzeadler – wurde 1959 saniert.[15]

Sein Onkel war der Chemiker Anastasios Christomanos, sein Cousin war Constantin Christomanos, der Griechischlehrer und zeitweise Vorleser von Kaiserin Elisabeth.[16]

Veröffentlichungen

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Franz Dantone (Fotograf): Christomannos (rechts) neben Ludwig Norman-Neruda mit dessen Frau May und einem Bergführer aus dem Fassatal

Literatur

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  • Bettina Schlorhaufer: Berghotels 1890–1930. Südtirol, Nordtirol und Trentino: Bauten und Projekte von Musch & Lun und Otto Schmid. Birkhäuser, Basel 2021, ISBN 978-3-0356-2269-0, Band 1, S. 102–110. In Band 1 ist die neueste Christomannos-Biografie enthalten. In den beiden Bänden wird das Wirken Theodor Christomannos' auf touristischem Gebiet insgesamt gewürdigt.
  • Vermischtes. (…) Neue-Alpen-Hotels. In: Der Alpenfreund. Illustrierte Touristen-Zeitschrift für das Alpengebiet, Jahrgang 1896, (VI. Jahrgang), S. 159–160 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/daf
  • Otto von Sölder: † Dr. Theodor Christomannos. In: Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, 37, 1911, S. 33 ff. (Online bei ALO).
  • Christomanos Theodor. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 147.
  • Karlheinz Pollner: Dr. Theodor Christomannos Gothiae Innsbruck, Lusatiae Leipzig (1854–1911), der Erschließer Südtirols. In: Einst und Jetzt, Bd. 8 (1963), S. 80–85.
  • Stefan Schwienbacher: Theodor Christomannos – die Alpenhotels Sulden, Trafoi und Karersee. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 1997, OBV.
  • Auf den Spuren von Theodor Christomannos (1854–1911). Athesia, Bozen 2011, OBV.
  • Jutta Heugl (geborene Christomannos): Theodor Christomannos. Meine persönliche Spurensuche. (Quelle: 1920). In: Der Schlern, Band 85, 2011, H. 6, Bozen 2011, OBV, S. 52–69.
  • Silvano Faggioni: Theodor Christomannos. Geniale pioniere del turismo nelle Dolomiti. (italienisch). Reverdito, Trento 2012. ISBN 978-88-7978-180-0.
  • Hans Heiss: Theodor Christomannos. Wegbereiter alpiner Erschließung im südlichen Tirol. In: Berg 2020. Alpenvereinsbuch 144, 2020, S. 180–185.
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Commons: Theodor Christomannos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Über den komplizierten Studienverlauf Theodor Christomannos', siehe: Schlorhaufer, Bettina: Berghotels 1890–1930. Südtirol, Nordtirol und Trentino: Bauten und Projekte von Musch & Lun und Otto Schmid. Birkhäuser, Basel 2021. Band 1, S. 104.
  2. Theodor Christomannos dürfte als Autor nur in Teil III (Schluss) der Monografie gewirkt haben. – Der Vollständigkeit des Themas halber wird auf die vorangegangenen Teile verwiesen:

Einzelnachweise

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  1. Oskar Waas: Die Pennalie – Ein Beitrag zu ihrer Geschichte, Graz 2011 (Neuauflage von 1967), S. 148.
  2. Kösener Korps-Listen 1910, 132/25, 149/556.
  3. Albin Kulhanek: Der AGV Innsbruck und seine Mitglieder von 1863-1906. Innsbruck 2003.
  4. Sölder: † Dr. Theodor Christomannos, S. 34.
  5. a b Schlorhaufer, Bettina: Berghotels 1890–1930. Südtirol, Nordtirol und Trentino: Bauten und Projekte von Musch & Lun und Otto Schmid. Birkhäuser, Basel 2021, Band 1, S. 104.
  6. Alpenverein Südtirol (Hrsg.): 150 Alpenverein in Südtirol: Jubiläumsausgabe 2019. Alpenverein Südtirol, Bozen 2018, ISBN 978-88-944018-0-6, S. 20.
  7. Schlorhaufer, Bettina: Berghotels 1890–1930. Südtirol, Nordtirol und Trentino: Bauten und Projekte von Musch & Lun und Otto Schmid. Birkhäuser, Basel 2021. Band 2, S. 10–23.
  8. vgl. Schlorhaufer 2021, Band 1, S. 147–165.
  9. vgl. Schlorhaufer 2021, Band 2, S. 48–59.
  10. vgl. Schlorhaufer 2021, Band 2, S. 60–127.
  11. Abg. Dr. Christomannos †. In: Innsbrucker Nachrichten, Nr. 24/1911, 30. Jänner 1911, S. 8, Mitte unten. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  12. Abg. Dr. Theodor Christomannos †. In: Innsbrucker Nachrichten, Nr. 25/1911, 31. Jänner 1911, S. 5, Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  13. Abg. Dr. Christomannos †. In: Innsbrucker Nachrichten, Nr. 27/1911, 3. Februar 1911, S. 6, Mitte links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  14. O. E.: Das Christomannos-Denkmal am Rosengarten. Die Feier seiner Enthüllung am 24. September. In: Meraner Zeitung, 25. September 1912 (Nr. 115/1912, 46. Jahrgang), ZDB-ID 2430311-2, S. 1–4.
  15. Schändung des Christomannos-Denkmals. In: Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1920 (Band XXXVI), S. 61, Mitte rechts. (Online bei ALO).
  16. Schlorhaufer, Bettina: Berghotels 1890–1930. Südtirol, Nordtirol und Trentino: Bauten und Projekte von Musch & Lun und Otto Schmid. Birkhäuser, Basel 2021, Band 1, S. 102f.