Tosylcyanid ist eine organische Verbindung und ein Derivat der para-Toluolsulfonsäure, das statt der Hydroxygruppe eine Cyanogruppe trägt.

Strukturformel
Strukturformel von Tosylcyanid
Allgemeines
Name Tosylcyanid
Andere Namen

p-Tolylsulfonylcyanid

Summenformel C8H7NO2S
Kurzbeschreibung

beiger Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 19158-51-1
EG-Nummer 242-849-1
ECHA-InfoCard 100.038.938
PubChem 87946
ChemSpider 79343
Wikidata Q72509421
Eigenschaften
Molare Masse 181,21 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Schmelzpunkt

47–50 °C[1]

Siedepunkt

105–106 °C (1 mmHg)[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 312+332​‐​314
P: 260​‐​271​‐​280​‐​303+361+353​‐​304+340+310​‐​305+351+338[1]
Toxikologische Daten

1100 mg·kg−1 (LD50, ?transdermal)[1]

Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Herstellung

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Tosylcyanid kann durch Reaktion von Natriumtolylsulfinat mit Chlorcyan bei Raumtemperatur in Wasser hergestellt werden.[2]

Eigenschaften

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Tosylazid ist ein weißer, kristalliner Feststoff.[2]

Reaktionen

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Tosylcyanid enthält eine elektrophile Cyanogruppe, die durch die Sulfonatgruppe aktiviert ist. Nucleophile greifen also am Cyano-Kohlenstoff an.[3] Im Gegensatz zu anderen elektrophilen Cyanoverbindungen wie Bromcyan ist es sowohl länger haltbar als auch weniger giftig.[2] Mit dem Reagenz kann Lithiumphenolat zu Phenylcyanat umgesetzt werden, Phenylmagnesiumbromid zu Benzonitril, Thiophenol zu Phenylthiocyanat und Diethylamin zu Diethylcyanamid.[3] Tosylcyanid kann auch zur Herstellung anderer aromatischer Nitrile verwendet werden. Dazu wird ein bromierter Aromat (zum Beispiel 4-Bromtoluol oder Brommesitylen) zunächst in Tetrahydrofuran bei −94 °C (Kühlung mit flüssigem Stickstoff in Hexan) mit tert-Butyllithium lithiiert und die erhaltene Organolithiumverbindung dann mit Tosylcyanid umgesetzt. Andere Bedingungen wie Reaktionen bei −78 °C oder die Verwendung von Kupferorganylen ergeben weniger gute Ergebnisse.[4]

Es findet auch sonst breite Anwendung als Reagenz in der organischen Synthese, beispielsweise für radikalische Cyanierungen und Hydrocyanierungen.[2] Ein Beispiel für eine radikalische Cyanierung ist die Reaktion von Tosylcyanid und Benzophenon in Acetonitril unter einer Quecksilberlampe, um sp3-Kohlenstoffatome mit Cyanogruppen zu funktionalisieren. Dies ist mit diversen Alkanen, Aminen, Alkoholen und cyclischen Ethern möglich. Eine ähnliche Methode emölicht die Cyanierung von bromsubstituierten Aromaten mit Tosylcyanid, 2,4,5,6-Tetrakis(carbazol-9-yl)isopthalinitril und Tris(trimethylsilyl)silanol möglich, wobei die Reaktion in Aceton unter Einwirkung einer blauen LED erfolgt.[5] Daneben reagiert Tosylcyanid auch in [4+2]- und [3+2]-Cycloadditionen. Beispielsweise ergibt die 1,3-Dipolare Cycloaddition mit einem Azid ein Tetrazol.[2] Durch Reaktion mit Tosylcyanid und Wasser in Dimethylformamid können Alkene tosyliert werden, beispielsweise 1,1-Diphenylethen, 2-Vinylpyridin, 1-Penten, Vinylcyclohexan, Cyclopenten, Dihydropyran und Butylvinylether.[6]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Datenblatt p-Toluolsulfonylcyanid, 95% bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 17. Januar 2025 (PDF).
  2. a b c d e Xiang Fei: Toluenesulfonyl Cyanide (TsCN). In: Synlett. Band 24, Nr. 15, 21. August 2013, S. 2021–2022, doi:10.1055/s-0033-1339685.
  3. a b A.M. van Leusen, J.C. Jagt: Nucleophilic displacements on sulfonyl cyanides. In: Tetrahedron Letters. Band 11, Nr. 12, Januar 1970, S. 967–970, doi:10.1016/S0040-4039(01)97880-3.
  4. Kimberly J. Rutan, Frederick J. Heldrich, Lawrence F. Borges: On the Preparation of Aryl Nitriles Using Tosyl Cyanide. In: The Journal of Organic Chemistry. Band 60, Nr. 9, Mai 1995, S. 2948–2950, doi:10.1021/jo00114a060.
  5. Ya Liu, Rui Li, Bing Yu: Photo-induced radical transformations of tosyl cyanide. In: Organic & Biomolecular Chemistry. Band 22, Nr. 2, 2024, S. 196–201, doi:10.1039/D3OB01771K.
  6. Dongyan Hu, Yang Zhang, Jianwei Li, Kangjiang Liang, Chengfeng Xia: Water-mediated radical C–H tosylation of alkenes with tosyl cyanide. In: Chemical Communications. Band 59, Nr. 4, 2023, S. 462–465, doi:10.1039/D2CC06101E.